Verschönerungsverein Fürth: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 15. Dezember 2020, 18:18 Uhr
Der Verschönerungsverein Fürth war ein 1879 gegründeter Verein zur Anregung, Förderung und Durchführung von Einrichtungen und Unternehmungen zur Verschönerung der Stadt und ihrer Umgebung, zur Erholung der Einwohner und zur Hebung des Fremdenverkehrs. Der Verein bestand bis 1937.
Geschichte
Gründung
Am 3. Juni 1879 wurde auf der Mitgliederversammlung des Gartenbauvereins von 1855 beschlossen, diesen aufzulösen und stattdessen einen Verschönerungsverein zu gründen. Am 3. Juli erfolgte die offizielle Gründung, als Beginn des Geschäftsjahres wurde der 1. Juli festgesetzt. 270 Mitglieder schlossen sich sofort dem neuen Verein an, das Geschäftsvermögen von 690 Mark ging an diesen über. Eine Minderheit war mit dem Beschluss nicht einverstanden und so gründeten 25 Personen 1885 einen neuen Gartenbauverein, der bis heute besteht (Gartenbauverein 1885 Fürth e. V. am Espan).[1] Die Gründung eines derartigen Verschönerungsvereins war keine originäre Fürther Idee, auch in verschiedenen anderen Städten entstanden damals derartige Vereine. Die Aufbruchstimmung nach dem erfolgreichen Krieg gegen Frankreich und der Gründung des Deutschen Reiches 1871 war groß. Der Begriff „Gründerzeit“ drückt dies passend aus. Auch die Städte sollten schöner werden, deshalb diese Vereinsgründungen. In Fürth hatte bereits Jahrzehnte zuvor der erste Fürther Bürgermeister Franz Joseph von Bäumen die Verschönerung der Stadt und deren Plätze und Straßen als höheres Ziel ausgerufen, und allen Bürgern nahegelegt, sich daran aktiv zu beteiligen.[2][3]
Erste Jahre
Die Anfangseuphorie war groß, als erstes wollte man eine Anlage auf dem Bahnhofsplatz und eine Rundpromenade um die ganze Stadt schaffen („damit genussreiche Spaziergänge rings um die Stadt … entstehen“). Allein die Kosten für die Bahnhofsanlage hätten 23.000 Mark betragen, für den neu gegründeten Verein eine utopische Summe! Beide Projekte wurden vom Verein niemals verwirklicht. Stattdessen wandte man sich zunächst weniger aufwändigen Projekten zu, vor allem der Pflege bzw. Neuanlage einiger Alleen. Man übernahm von der Vestner-Turm-Geschäftsleitung die Pflege von 300 Akazienbäumen entlang der Vestner Allee. Außerdem gestaltete man neue Alleen (heute ist davon nichts mehr erhalten):
- vom Staatsbahnhof (heute Hbf) zum Höfener und Leyer Wald (heutige Höfener- und Leyher Straße)
- von der Brauerei Humbser (Schwabacher Str., heute: Humbser und Freunde) zur Gastwirtschaft Jägersruh (Kaiserstr. 5) und weiter zur Dambacher Brücke
- von der Maxbrücke um den jüdischen Friedhof herum zur Schreiber`schen Badeanstalt (heute Uferpromenade)
- vom Staatsbahnhof zur Engelhardtsanlage (im heutigen Stadtpark)
Am Schießanger wurde auf Bitten der dortigen Anwohner eine Anlage mit 12 Bänken geschaffen. Von den Gesamtkosten von 800 M übernahmen die Anwohner die Hälfte. Im Jahr 1896 gab der Verein einen Zuschuss von 3000 M zum weiteren Ausbau der Engelhardtsanlage (im heutigen Stadtpark). Nach Abschluss der Arbeiten entledigte sich der Verein eventueller Erhaltungs- und Pflegekosten, indem er alles der Stadt zur weiteren Fürsorge übergab.[4]
Projekte
Auf Initiative (und häufig auch auf Kosten) des Vereins entstanden folgende Bauwerke, Maßnahmen und Pflanzungen zur Verschönerung der Stadt Fürth:
Stege
Die Idee einer Rundpromenade um die ganze Stadt verfolgte man weiter und beabsichtigte, zunächst einige Übergänge über die drei Fürther Flüsse zu schaffen.
Karlsteg
Zunächst erwarb der Verein das benötigte Wiesenland und ließ den Steg errichten (Januar bis Juni 1882). Bauleiter Schwemmer und Vorstand Jordan wurden wegen ihrer Verdienste anschließend zu Ehrenmitgliedern ernannt. Die Inschrift am Geländer lautete: „Erbaut und eröffnet im Juni 1882 vom Verschönerungsverein Fürth.“ Gleichzeitig wurde vom Verein auf ca. 600 m Länge der Heuweg angelegt als Verbindung vom Karlsteg zur Heubrücke (heute Ludwigbrücke). Ein Teil dieses Weges wurde an die Heringsbrater verpachtet, die dort während der Kirchweih ihre Stände hatten (Heringsbraterdorf). Beide Bauvorhaben (Steg und Heuweg) kosteten den Verein 3500 Mark und wurden nach Fertigstellung der Stadt geschenkt, damit diese die Pflege übernimmt.[5]
Fronmüllersteg
Als nächstes realisierte und finanzierte man einen Übergang über die Rednitz unterhalb der Siebenbogenbrücke. Wegen Geldmangel wurde im Jahr 1883 zunächst nur ein hölzerner Notsteg mit zwei Eisbrechern errichtet. Der 3 Jahre später errichtete eiserne Steg kostete den Verein 4081 M. Anlässlich der feierlichen Eröffnung am 20. Mai 1886 wurde eine eiserne Tafel angebracht: „Errichtet vom Verschönerungsverein Fürth 1886.“
Zusätzlich pflanzte der Verein entlang des Dammweges 100 Birkenbäumchen, auch wurden im Jahr 1913 zahlreiche Nisthöhlen angebracht.[6]
Engelhardtsteg
Friedhofsteg
Käppnersteg
Pflanzungen
- Eichenhain auf der Hardhöhe
- Humbserlinde
- über 100 Bäume im gesamten Stadtgebiet (als Solitärpflanzen und Alleen)
Anlagen
- Jubiläumsanlage
- Dorotheen-Ruh
- Sophien-Ruh
- Musikpavillon in der Englischen Anlage. Die Anregung zum Bau des Musikpavillons in der Englischen Anlage im Jahr 1901/02 kam von Kassier Paul Käppner. Der Verein vergab den Auftrag an die Firma Schwickert in Pforzheim. Die Kosten betrugen 7700 M, auf der angebrachten Inschrift stand: „Der Verschönerungsverein Fürth und Umgebung der Stadt Fürth 1902.“ Nach Fertigstellung wurde er der Stadt zum Geschenk gemacht.
Brunnen
Sonstiges
- Öffnung des Marktplatzes zur Angerstraße 1899. Die im Artikel Angerstraße beschriebene Öffnung der Straße zur Gustavstraße bzw. zum Marktplatz im Jahr 1899 geschah auf Initiative des Verschönerungsvereins und wurde von diesem mit 1000 M bezuschusst.
- Mitwirkung an der Kinderrodelbahn im Strengspark
- diverse Ruhebänke und Wegweiser im Stadtgebiet
Bekannte Mitglieder
Folgende bekannte Mitglieder haben sich u. a. in dem Verein engagiert:
- Oberlehrer Konrad Schlegel
- Stadtoberbaurat Hermann Herrenberger
- Stadtgartendirektor Alfred Babée
- Stadtgartendirektor Rupert Dietlmeier
- Apotheker Friedrich Fleischauer
- Paul Käppner
- Kaufmann Roßteuscher
Auflösung
Der Verein löste sich laut Fürth von A bis Z im Jahr 1937 auf, wegen "Vermögensverlust und Interessenlosigkeit".
Veröffentlichungen
Dies ist eine Liste von Medien rund um die Stadt Fürth, die von "Verschönerungsverein Fürth" erstellt wurden.
Untertitel | Erscheinungsjahr | Autor | Verlag | Genre | Ausführung | Seitenzahl | ISBN-Nr | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Fürth in Bayern (Buch) | Führer durch die Stadt und ihre Umgebung | 1928 1911 | Verschönerungsverein Fürth Johann Georg Heinrich Lotter | Albrecht Schröder's Buchdruckerei | Touristica | 68 72 |
Literatur
- Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth)
- Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968
- Bernd Jesussek: Brückenstadt Fürth, Städtebilder Verlag, Fürth, 1993
- Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern V.61- Stadt Fürth, Verlag Karl Lipp, München, 1994
- Barbara Ohm: Fürth Geschichte der Stadt, 1. Auflage, Jungkunz der Verlag, Fürth, 2007
Einzelnachweise
- ↑ Chronik des Gartenbauvereins Fürth 1885 Fürth e. V. (GBV 1885)
- ↑ Barbara Ohm: Fürth - Geschichte der Stadt. 2. überarbeitete Auflage, Hrsg. Stadt Fürth, Fürth, 2018, S. 167 ff.
- ↑ Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth), S. 3
- ↑ Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth), S. 3 u. 6
- ↑ Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth), S. 4
- ↑ Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth), S. 4