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[[Datei:A2695 US Regierung.jpg|mini|right|Rathaus mit US-Flagge und Schild "Military Government Area Nuernberg Office Fuerth"]]'''Military Government''' war die von der [[US Army]] eingerichtete Militärregierung. Sie nahm in Fürth am [[23. April]] [[1945]] unter Captain [[John D. Cofer]] ihre Arbeit auf. Hierzu wurden im Rathaus Räume durch die US | [[Datei:A2695 US Regierung.jpg|mini|right|Rathaus mit US-Flagge und Schild "Military Government Area Nuernberg Office Fuerth"]]'''Military Government''' war die von der [[US Army]] eingerichtete Militärregierung. Sie nahm in Fürth am [[23. April]] [[1945]] unter Captain [[John D. Cofer]] ihre Arbeit auf. Hierzu wurden im [[Rathaus]] Räume durch die US Army beschlagnahmt, womit Cofer seinen Amtsitz als Stadtkommandant und Chef der zivilen amerikanischen Militärregierung und Stadtoberhaupt von Fürth wahrnehmen konnte. | ||
Ziele waren die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung und des zivilen Lebens in der Stadt und die Wahrung der Interessen der Siegermächte nach dem Zweiten Weltkrieg. Cofers Nachfolger wurde [[1946]] Major A. C. Abbot. Dann folgte als erster Zivilist bis [[1949]] Stewart Hillard. Letzter Vertreter des Military Government in Fürth war Charles M. Emerick, der am [[19. Dezember]] [[1951]] die Verwaltung der Stadt Fürth endgültig in die Hände von Oberbürgermeister [[Hans Bornkessel]] übergab. | Ziele waren die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung und des zivilen Lebens in der Stadt und die Wahrung der Interessen der Siegermächte nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]. Cofers Nachfolger wurde [[1946]] Major A. C. Abbot. Dann folgte als erster Zivilist bis [[1949]] Stewart Hillard. Letzter Vertreter des Military Government in Fürth war Charles M. Emerick, der am [[19. Dezember]] [[1951]] die Verwaltung der Stadt Fürth endgültig in die Hände von Oberbürgermeister [[Hans Bornkessel]] übergab. | ||
== Weg nach Fürth == | == Weg nach Fürth == | ||
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Das Team um Captain [[John D. Cofer]] bestand im April [[1945]] zunächst aus zwei Unteroffizieren und sechs einfachen Soldaten. Von der in England und Frankreich ausgebildeten achtköpfigen Mannschaften schafften es nur Cofer und ein Soldat an den Zielort. Das Detachment B-229 quartierte sich zunächst in den Amtsräumen im [[Rathaus]] ein und ließ an der Fassade ein Holzschild „[[Military Government]]“ anbringen. Die Aufgaben waren vielfältig. Es galt, trotz der Kriegszerstörungen, des Mangels an Lebens- und Transportmitteln und an Brennstoffen die Verwaltung und die Sicherheit der Stadt aufrecht zu erhalten. An höhere Dienststellen waren teilweise tägliche Berichte zu schreiben und die Verbindung zu den hier stationierten - aber organisatorisch völlig getrennten - Militäreinheiten aufrecht zu erhalten. „Stadtkommandanten“ in Fürth waren immer die höchsten Offiziere der in den Fürther Kasernen stationierten Truppen der US Army. Cofer war kein Bestandteil dieser Einheiten, sondern auf deren Unterstützung angewiesen, wenn er etwa Transportmittel benötigte. Zusätzlich wurde ein [[Mitteilungsblatt der Amerikanischen Militärregierung Fürth]] herausgegeben, das erstmals am [[16. Mai]] [[1945]] erschien. Zu den ersten Publikationen der Stadt Fürth in der Nachkriegszeit gehört u.a. der Druck eines Amerikanischen Wörterbuches, dem [[American Textbook (Buch)|American Textbook]] am [[1. Juli]] [[1945]], zur Verbesserung der Kommunikation zwischen den Alliierten und der deutschen Bevölkerung. | Das Team um Captain [[John D. Cofer]] bestand im April [[1945]] zunächst aus zwei Unteroffizieren und sechs einfachen Soldaten. Von der in England und Frankreich ausgebildeten achtköpfigen Mannschaften schafften es nur Cofer und ein Soldat an den Zielort. Das Detachment B-229 quartierte sich zunächst in den Amtsräumen im [[Rathaus]] ein und ließ an der Fassade ein Holzschild „[[Military Government]]“ anbringen. Die Aufgaben waren vielfältig. Es galt, trotz der Kriegszerstörungen, des Mangels an Lebens- und Transportmitteln und an Brennstoffen die Verwaltung und die Sicherheit der Stadt aufrecht zu erhalten. An höhere Dienststellen waren teilweise tägliche Berichte zu schreiben und die Verbindung zu den hier stationierten - aber organisatorisch völlig getrennten - Militäreinheiten aufrecht zu erhalten. „Stadtkommandanten“ in Fürth waren immer die höchsten Offiziere der in den Fürther Kasernen stationierten Truppen der US Army. Cofer war kein Bestandteil dieser Einheiten, sondern auf deren Unterstützung angewiesen, wenn er etwa Transportmittel benötigte. Zusätzlich wurde ein [[Mitteilungsblatt der Amerikanischen Militärregierung Fürth]] herausgegeben, das erstmals am [[16. Mai]] [[1945]] erschien. Zu den ersten Publikationen der Stadt Fürth in der Nachkriegszeit gehört u.a. der Druck eines Amerikanischen Wörterbuches, dem [[American Textbook (Buch)|American Textbook]] am [[1. Juli]] [[1945]], zur Verbesserung der Kommunikation zwischen den Alliierten und der deutschen Bevölkerung. | ||
Captain Cofer selbst „''genoss den Ruf eines korrekten, ruhigen Mannes mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn''“ und galt als „''ausgesprochen deutschfreundlich''“.<ref name="Woller"/> Er musste den Widerspruch zwischen der Schaffung einer funktionierenden Verwaltung und der Ausschaltung der nationalsozialistisch belasteten, aber dabei erforderlichen, Fachleute lösen. Zuerst versuchte er das Problem pragmatisch anzugehen. Dabei ließ er sich bei den Stellenbesetzungen von deutschen NS-Gegnern beraten. Vor allem der militärische Abschirmdienst (CIC) und eine Direktive zur Entnazifizierung aus dem US-Hauptquartier vom Juli [[1945]] zwangen Cofer aber dazu, alle ehemaligen [[NSDAP]]-Parteimitglieder, ob wichtig oder unwichtig, ob überzeugt oder mitlaufend, zu entlassen. So sah er sich u.a. heftiger Kritik ausgesetzt, als er den damaligen Stadtkämmerer [[Adolf Schwiening]], ehemals Mitglied der | Captain Cofer selbst „''genoss den Ruf eines korrekten, ruhigen Mannes mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn''“ und galt als „''ausgesprochen deutschfreundlich''“.<ref name="Woller"/> Er musste den Widerspruch zwischen der Schaffung einer funktionierenden Verwaltung und der Ausschaltung der nationalsozialistisch belasteten, aber dabei erforderlichen, Fachleute lösen. Zuerst versuchte er das Problem pragmatisch anzugehen. Dabei ließ er sich bei den Stellenbesetzungen von deutschen NS-Gegnern beraten. Vor allem der militärische Abschirmdienst [[wikipedia:Counter Intelligence Corps|''Counter Intelligence Corps'']] (CIC) und eine Direktive zur Entnazifizierung aus dem US-Hauptquartier vom Juli [[1945]] zwangen Cofer aber dazu, alle ehemaligen [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]-Parteimitglieder, ob wichtig oder unwichtig, ob überzeugt oder mitlaufend, zu entlassen. So sah er sich u.a. heftiger Kritik ausgesetzt, als er den damaligen Stadtkämmerer [[Adolf Schwiening]], ehemals Mitglied der NSDAP seit [[1937]], vorrübergehend zum ersten Nachkriegs-[[Oberbürgermeister]] ernannte. Aufgrund einer Beschwerde des CIC startete die amerikanische Militärregierung in Bayern sogar eine Untersuchung gegen Cofer, dem - zu Unrecht, wie sich herausstellte - sogar vorgeworfen wurde, russische Agenten in seinem Büro zu beschäftigen. Cofer musste auf eine härtere Linie umschwenken und bis Oktober [[1945]] hatten bereits die Hälfte aller pensionsberechtigten Bediensteten der Stadt Fürth die Entlassungspapiere erhalten.<ref> Vgl. Weekly Summary, Det. Fürth, 3. November 1945, in: NA, RG 260, 9/96-2/13 (aus Woller)</ref> | ||
„''Die Chefs der beiden Detachments, Cofer und Whitaker (Ansbach), die anfangs manchen als finster und unnahbar erschienen waren, genossen sogar schon bald großes Ansehen in der Bevölkerung. Man schätzte sie wegen ihrer Fairness, und vor allem rechnete man es ihnen hoch an, dass sie die | „''Die Chefs der beiden Detachments, Cofer und Whitaker (Ansbach), die anfangs manchen als finster und unnahbar erschienen waren, genossen sogar schon bald großes Ansehen in der Bevölkerung. Man schätzte sie wegen ihrer Fairness, und vor allem rechnete man es ihnen hoch an, dass sie die DPs ([[wikipedia:Displaced Person|Displaced Persons]] = [[wikipedia:NS-Zwangsarbeit|Zwangsarbeiter]], Zwangsverschleppte) im Zaum zu halten verstanden und manche Fehler des CIC rückgängig gemacht hatten. Ein halbes Jahr nach der Etablierung der Militärregierung standen sie auch mit ‚ihren‘ Landräten und Bürgermeistern schon fast in freundschaftlichem Kontakt.''“<ref name="Woller"/> | ||
Die Größe der Einheit in Fürth veränderte sich laufend. Im Mai [[1945]] kamen vier weitere Offiziere nach Fürth in das Detachment, darunter ein Captain Carl Barker - ein 35jähriger bulliger und "humorloser" Berufssoldat der dafür bekannt war, dass er starke Ressentiments gegenüber die der deutschen Bevölkerung hatte. [[Otto Gellinger]], ein Fürther [[SPD|Sozialdemokrat]], schilderte eine Szene mit Barker, die für Ihn typisch war: "''Bezeichnend für seinen Charakter und seine Einstellung waren die Spiele, die er trieb, indem er Zigaretten, Schokolade u.a. auf den Tisch legte, mich sitzen ließ und aus dem Zimmer ging. Nach seinem Kommen prüfte er, ob was fehlte''."<ref name="Woller"/> Zu den Aufgaben Barkers gehörte es u.a. den Aufbau der deutschen Polizei in die Wege zu leiten, später fiel die Frage der Entnazifizierung ebenfalls in seinen Verantwortungsbereich. Neben Barker arbeitete noch ein Offizier für den Bereich "Trade and Industry" / Wirtschaft und Gilbert N. Harrison, ein Rechtsanwalt aus Brownwood in Texas, der die deutschen Justizbehörden wieder zum Laufen bringen sollte. Ab Mai [[1945]] stieß noch ein Deputy Military Government Officier zum Team von Cofer, um diesen in seiner Arbeit zu unterstützen und zu entlasten. | Die Größe der Einheit in Fürth veränderte sich laufend. Im Mai [[1945]] kamen vier weitere Offiziere nach Fürth in das Detachment, darunter ein Captain Carl Barker - ein 35jähriger bulliger und "humorloser" Berufssoldat der dafür bekannt war, dass er starke Ressentiments gegenüber die der deutschen Bevölkerung hatte. [[Otto Gellinger]], ein Fürther [[SPD|Sozialdemokrat]], schilderte eine Szene mit Barker, die für Ihn typisch war: "''Bezeichnend für seinen Charakter und seine Einstellung waren die Spiele, die er trieb, indem er Zigaretten, Schokolade u.a. auf den Tisch legte, mich sitzen ließ und aus dem Zimmer ging. Nach seinem Kommen prüfte er, ob was fehlte''."<ref name="Woller"/> Zu den Aufgaben Barkers gehörte es u.a. den Aufbau der deutschen Polizei in die Wege zu leiten, später fiel die Frage der Entnazifizierung ebenfalls in seinen Verantwortungsbereich. Neben Barker arbeitete noch ein Offizier für den Bereich "Trade and Industry" / Wirtschaft und Gilbert N. Harrison, ein Rechtsanwalt aus Brownwood in Texas, der die deutschen Justizbehörden wieder zum Laufen bringen sollte. Ab Mai [[1945]] stieß noch ein Deputy Military Government Officier zum Team von Cofer, um diesen in seiner Arbeit zu unterstützen und zu entlasten. | ||
Im Juni [[1945]] kam noch ein Property Control Officier hinzu, dessen Aufgabe es sein sollte das jeweils arisierte Eigentum der ehemaligen jüdischen Bevölkerung sicherzustellen und treuhänderisch zu verwalten. Allerdings stellt sich relativ schnell heraus, dass der Offizier offensichtlich eine zwielichte Person war. Ein ehemaliger deutscher Angestellter sagte später aus, dass man mit | Im Juni [[1945]] kam noch ein Property Control Officier hinzu, dessen Aufgabe es sein sollte das jeweils arisierte Eigentum der ehemaligen jüdischen Bevölkerung sicherzustellen und treuhänderisch zu verwalten. Allerdings stellt sich relativ schnell heraus, dass der Offizier offensichtlich eine zwielichte Person war. Ein ehemaliger deutscher Angestellter sagte später aus, dass man mit ihm "aber den Bock zum Gärtner gemacht" hatte, da der Eindruck erweckt wurde, "dass er weit mehr daran interessiert war, aus seiner Person für sich selber das Beste herauszuholen. Er wurde bald vor ein Kriegsgericht gestellt und nach USA zurückgeschafft."<ref>Fürther Heimatblätter, Die Wiederaufrichtung der Justiz in Fürth durch die Amerikaner, April - August 1945, Nr. 1 / 1970, S. 2 </ref> Seine Stelle besetzte ab Herbst [[1945]] der Feldwebel Charles R. Mont, der in der Fürther Bevölkerung sehr beliebt war und den Spitznamen "Mister Mont" bekam. | ||
Im September [[1945]] erreichte das Detachment B-229 seine größte Stärke. Insgesamt gehörten dem Team ständig mindestens drei Offiziere, ein Feldwebel und fünf Soldaten an. Somit waren in alleine [[1945]] insgesamt 17 Offiziere und 23 "Gemeine" in Fürth für die amerikanische Militärregierung tätig, wovon aber nur sechs der 17 Offiziere und vier der 23 einfachen Dienstgraden im Vorfeld eine spezielle Ausbildung für ihre akutelle Aufgabe genossen. Alle anderen wurden kurzfristig durch die US-Army angeworben und in die neue Tätigkeit "reingeworfen". Allerdings seinen - nach eigenen Angaben durch die Militärregierung - keine ernsthafte Beeinträchtigungen dadurch entstanden. | Im September [[1945]] erreichte das Detachment B-229 seine größte Stärke. Insgesamt gehörten dem Team ständig mindestens drei Offiziere, ein Feldwebel und fünf Soldaten an. Somit waren in alleine [[1945]] insgesamt 17 Offiziere und 23 "Gemeine" in Fürth für die amerikanische Militärregierung tätig, wovon aber nur sechs der 17 Offiziere und vier der 23 einfachen Dienstgraden im Vorfeld eine spezielle Ausbildung für ihre akutelle Aufgabe genossen. Alle anderen wurden kurzfristig durch die US-Army angeworben und in die neue Tätigkeit "reingeworfen". Allerdings seinen - nach eigenen Angaben durch die Militärregierung - keine ernsthafte Beeinträchtigungen dadurch entstanden. | ||
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* bestimmte Personengruppen zu verhaften, gegen die ein Haftbefehl vorlag, | * bestimmte Personengruppen zu verhaften, gegen die ein Haftbefehl vorlag, | ||
* bei der Auflösung der NSDAP und deren Organisationen mitwirken, | * bei der Auflösung der NSDAP und deren Organisationen mitwirken, | ||
* Offiziere des deutschen Generalstabes festzusetzen und Deserteure der Wehrmacht aufzuspüren, | * Offiziere des deutschen Generalstabes festzusetzen und Deserteure der beiden [[wikipedia:Wehrmacht|Wehrmacht]] aufzuspüren, | ||
* bei Verstößen gegen das Kriegsrecht zu ermitteln. | * bei Verstößen gegen das Kriegsrecht zu ermitteln. | ||
Zu den oben genannten Personengruppen, die zu verhaften waren, existierte eine Anweisung des obersten Hauptquartier der Allierten Expeditionsstreitkräfte - dem sog. [[Wikipedia:Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force|Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force]]. In dem "[[Wikipedia:Arrest Categories Handbook|Arrest Categories Handbook]]" war definiert, dass folgende Personen automatisch in Arrest genommen werden müssen: | Zu den oben genannten Personengruppen, die zu verhaften waren, existierte eine Anweisung des obersten Hauptquartier der Allierten Expeditionsstreitkräfte - dem sog. [[Wikipedia:Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force|Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force]]. In dem "[[Wikipedia:Arrest Categories Handbook|Arrest Categories Handbook]]" war definiert, dass folgende Personen automatisch in Arrest genommen werden müssen: |
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