Waldmannsweiher: Unterschied zwischen den Versionen

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In seinem dritten Band „Widder a Zinsela, Fürther Mundartgedichte, Ein Jahr geht durch die Stadt, Herbst in Fürth“ (vmtl. aus 1966) bringt [[Ernst Kiesel]] auch über den Waldmannsweiher ein Gedicht (S. 66). Darin trägt er alte Vorurteile über den Weiher weiter. Dieser soll 20 Meter tief sein und heimtückisch auf Opfer lauern. Schlingpflanzen würden seine Opfer hinunterziehen.
In seinem dritten Band „Widder a Zinsela, Fürther Mundartgedichte, Ein Jahr geht durch die Stadt, Herbst in Fürth“ (vmtl. aus 1966) bringt [[Ernst Kiesel]] auch über den Waldmannsweiher ein Gedicht (S. 66). Darin trägt er alte Vorurteile über den Weiher weiter. Dieser soll 20 Meter tief sein und heimtückisch auf Opfer lauern. Schlingpflanzen würden seine Opfer hinunterziehen.
Damit verbreitete Kiesel nur Märchen, die im Volksmund verbreitet werden. Tatsächlich ist der Weiher an seiner tiefsten Stelle gerade mal 3,50 Meter tief. Dort legte die Stadt um 1955 einen Sprungturm an, als der Weiher als „Sportbad“ in das Scherbsgraben-Bad einbezogen wurde. Sportliche Wettbewerbe fanden dann von den Vereinen mit Schwimmabteilungen statt unter Anteil großer Zuschauermengen. (Davon existieren Fotos im Archiv!)
Damit verbreitete Kiesel nur Märchen, die im Volksmund verbreitet werden. Tatsächlich ist der Weiher an seiner tiefsten Stelle gerade mal 3,50 Meter tief. Dort legte die Stadt um 1955 einen Sprungturm an, als der Weiher als „Sportbad“ in das Scherbsgraben-Bad einbezogen wurde. Sportliche Wettbewerbe fanden dann von den Vereinen mit Schwimmabteilungen statt unter Anteil großer Zuschauermengen. (Davon existieren Fotos im Archiv!)
Was der Kiesel als Horrorgeschichte erzählt, hat also keine Grundlage. Nur Lebensmüde oder Verzweifelte nahmen sich im Weiher das Leben durch Ertrinken. Das bezeugen standesamtliche Einträge.
Was der Kiesel als Horrorgeschichte erzählt, hat also keine Grundlage. Nur Lebensmüde oder Verzweifelte nahmen sich im Weiher das Leben durch Ertrinken. Das bezeugen standesamtliche Einträge, die Peter Frank in seiner Berufszeit als Standesbeamter gefunden hat. Bemerkenswert die Tatsache, dass früher Lebensmüde oder Verzweifelte meist den Freitod im Wasser suchten.  


==Lage==
==Lage==

Version vom 9. Januar 2022, 10:55 Uhr

Idylle am Waldmannsweiher

Der Waldmannsweiher ist ein "toter" Nebenarm der Rednitz. Ursprünglich bildete die Rednitz an dieser Stelle zwei Arme, die um eine Insel flossen - eine sog. "Wöhr". Solche, vom ursprünglichen Fluss abgetrennte Gewässer nennt man "Altwasser". Früher mündete der Scherbsgraben in den Waldmannsweiher.

Er ist benannt nach dem Fürther Magistratsrat Daniel Waldmann. Der Weiher ist etwa 12.000 Quadratmeter groß und ca. 4,5 Meter tief.

Entstehung

Zum Nebenarm der Rednitz ist der Waldmannsweiher vermutlich in Folge eines Hochwassers in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1784 geworden. Der Chronist Fronmüller schreibt in der Chronik der Stadt Fürth:

Die Regengüsse waren so heftig, dass von dem strömenden Wasser die Buden und Stände in den Straßen und besonders auf dem Markte gehoben und zum Theil abwärts geführt wurden. Der Eisgang brachte großen Schaden. Die Eisschollen hatten bisweilen eine Stärke von 8-12 Fuß. Die Pegnitzbrücke, sowie eine Scheune mit Roßmühle hinter der oberen Mühle wurde weggerissen. Auf der Rednitz kamen abgerissene Stallungen, Hausgeräthe, Vieh geschwommen. Stege und kleine Brücken wurden fortgerissen. Das Hochwasser kam in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar und erreichte die größte Höhe am 28. Februar. Am Abende dieses Tages nahm es wieder ab.[1] [2]

1822 wird der Waldmannsweiher in einer Stadtkarte als Sumpf angegeben, der dem Volksmund nach von einer warmen Quelle gespeist wird und ungeheuer tief sein soll.[3]

Der Chronist Käppner beschreibt des Weiteren die Entstehung und Geschichte des Weihers. So schreibt Käppner, dass der Stadtmagistrat Ende 1887 an der nördlichen Seite des Weihers beim heutigen Hardsteg (ehem. Königswartersteg) einen Zaun errichtete. Man spielte mit dem Gedanken, den "Tagwerk 68 dez." großen Weiher aufzufüllen. Offensichtlich kam es nicht dazu, denn im nächsten Eintrag der Chronik zum Waldmannsweiher wird vermerkt, dass 1897 der sog. "Erlenwöhr" am Waldmannsweiher durchforstet werden sollte. 1904 wird berichtet, dass in der Tat das Erlenwöhr 1878 vollständig abgeschlagen wurde und der Bereich 1897 erneut aufgeforstet wurde. Eine erneute Abschlagung sollte 1904 demzufolge erfolgen, da man sich aus dem abgeschlagenen Holz ca. 1.200 Mark Erlös erhoffte. Offensichtlich war sich der Magistrat angesichts des "schönen Landschaftsbildes" nicht ganz einig in der Vorgehensweise, so dass der Erlenwöhr zunächst stehen blieb. Erst 1906 kam es zu einer Fällung von großen Teilen des Erlenwöhrs. Bei der Versteigerung des Holzes konnten 957 Mark und 30 Pfennige verbucht werden. Der Waldmannsweiher selbst, auch das wird berichtet, lieferte bei einer Abfischung im September 1900 155 Pfund Fische (Brachsen und 10 mittlere Karpfen). Der Erlös für die abgefischten Fische: 23 Mark.[4]

Namensgebung

Der Ursprung des Namens ist nicht ganz geklärt. Zunächst schien der Weiher im Volksmund den Namen Erlenweiher zu tragen. Auch heute ist noch eine Erlenstraße zu finden, die von der Badstraße zur Rednitz verläuft, in der Nähe des heutigen Hardstegs (ehem. Königswarterstegs). Der Name schien somit von den in der Nähe stehenden Erlenbäumen zu stammen, dem folgt auch die Flurbezeichnung Erlenwöhr. Anfang der 1880er Jahre bekam der Weiher offenbar einen neuen Namen - den heutigen Namen "Waldmannsweiher" nach dem Magistratsrat und Drechslermeister Daniel Waldmann. Im Fronmüller-Chronik-Berichtsjahr 1869 ist zu lesen, dass bei den Neuwahlen vom 13. Dezember 1869 unter den bürgerlichen Magistratsräten zur Unterstützung bei der Verwaltung der Stadt neben den berufsmäßigen Magistratsmitgliedern sich auch der Drechslermeister Daniel Waldmann befand. Weitere Hinweise finden sich nicht, allerdings kann folgende Vermutung evtl. weiterhelfen. Die Benennung nach Waldmann erfolgte aus rein pragmatischen Beweggründen, da der Holzdrechsler scheinbar den Erlenwöhr über lange Zeit regelmäßig bewirtschaftete und sich dort mit Holz für seine Drechslerwerkstatt eindeckte. D. h. Daniel Waldmann kümmerte sich um seine Holzquelle, weshalb der Fürther Weiher und das Wäldchen in der Bevölkerung über lange Zeit mit ihm in Verbindung gebracht wurden, so dass sich irgendwann der Name "Waldmannsweiher" einbürgerte.[5]

Heutige Nutzung

Der Waldmannsweiher ist für Angler ein beliebtes Freizeitziel; Eislaufen und Baden sind gegenwärtig ganzjährig verboten. Das war nicht immer so, denn der Weiher diente einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg offiziell als Sportbad. Davon sind heute jedoch keine Spuren mehr übrig, auch der damals errichtete Badesteg existiert heute nicht mehr. Nach der Schließung des Waldmannsweihers für den Badebetrieb nahm das Fürther Sommerbad am Scherbsgraben seinen Betrieb auf, das Flussbad existierte dazu weiterhin parallel bis 1968.

Sagen und Schicksale

Traurige Bekanntheit erlangte der Waldmannsweiher dadurch, dass in ihm etliche Lebensmüde bzw. verzweifelte junge Menschen den Freitod suchten oder beim Eislaufen ertranken. Aus der Fronmüller-Chronik kann man hierzu u. a. folgende Hinweise entnehmen:

  • 1884: Am Sonntag 28. Dezember Nachmittag ertranken im Erlenweiher zwei Brüder im Alter von 12 ½ und 15 Jahren bei dem Schlittschuhlaufen in Folge vom Durchbrechen des Eises.
  • 1885: Der seit dem 3. Oktober abgängige Güterschaffer F. wurde tot aus dem Waldmannsweiher gezogen. Derselbe hatte an Tiefsinn gelitten.
  • 1885: Am 2. November wurde im Waldmannsweiher der Leichnam eines seit Mitte Oktober vermissten Schreinergesellen gefunden.
  • 1886, 14. September: Ein 22-jähriges Dienstmädchen ertränkte sich im Waldmannsweiher.[6]
  • 30. Juni 1903: Metallschläger Karl M. durchschwamm infolge einer Wette zweimal den Waldmannsweiher nackt und wurde im Dezember vom Schöffengericht wegen groben Unfugs zu einer Woche Haft verurteilt. Nach einer Berufungsverhandlung verminderte das Landgericht die Strafe auf drei Tage [7].
  • 23. August 1918: Am Samstag, den 23.8.1918 ertrank der 19-jährige Bierführerssohn und Ackerknecht Georg Kerschbaum im Waldmannsweiher. Kerschbaum war an der angrenzenden Wiese mit dem Wenden von Heu beschäftigt für den Ökonom Huber aus Fürth Unterfarrnbach, als er das Pferd zum Weiher führte zum tränken. "Bei der Hitze wollte er sein Pferd in dem Weiher tränken, er tat das, ohne das Tier abzuschirren. Dem Pferde ist jedenfalls das Wasser am Rande zu warm gewesen, darum schritt es mit der Heuwendemaschine etwas tiefer ins Wasser und geriet dabei an eine abschüssige Stelle, in der es binnen wenigen Sekunden versank. Kerschbaum wollte die Situation dadurch retten, dass er die Zügel straff anzog; dadurch wurde er mitgerissen und ertrank ebenfalls wie das Pferd. Erst nachmittags gegen 2 3/4 Uhr gelang es, ihn als Leiche, mit dem Gesicht nach unten, in 5 Meter Tiefe aufzufinden und auch die Maschine nebst Pferdekadaver zu bergen. Das Pferd war vierjährig und hatte hohen Wert."[8]

Sonstiges

Der Waldmannsweiher war lange Zeit auch berüchtigt wegen zahlreicher Munitionsfunde aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Allerdings werden auch zum Teil abenteuerliche Geschichten in diesem Zusammenhang erzählt, angefangen von versenkten Gold- und Kunstschätzen während des 2. Weltkrieges bis hin zum versenkten Panzer etc. Letzteres wäre zumindest eine Erklärung, warum ausgerechnet der Artikel über den Waldmannsweiher über Jahre hinweg einer der meistgelesenen Artikel in FürthWiki darstellt.

In seinem dritten Band „Widder a Zinsela, Fürther Mundartgedichte, Ein Jahr geht durch die Stadt, Herbst in Fürth“ (vmtl. aus 1966) bringt Ernst Kiesel auch über den Waldmannsweiher ein Gedicht (S. 66). Darin trägt er alte Vorurteile über den Weiher weiter. Dieser soll 20 Meter tief sein und heimtückisch auf Opfer lauern. Schlingpflanzen würden seine Opfer hinunterziehen. Damit verbreitete Kiesel nur Märchen, die im Volksmund verbreitet werden. Tatsächlich ist der Weiher an seiner tiefsten Stelle gerade mal 3,50 Meter tief. Dort legte die Stadt um 1955 einen Sprungturm an, als der Weiher als „Sportbad“ in das Scherbsgraben-Bad einbezogen wurde. Sportliche Wettbewerbe fanden dann von den Vereinen mit Schwimmabteilungen statt unter Anteil großer Zuschauermengen. (Davon existieren Fotos im Archiv!) Was der Kiesel als Horrorgeschichte erzählt, hat also keine Grundlage. Nur Lebensmüde oder Verzweifelte nahmen sich im Weiher das Leben durch Ertrinken. Das bezeugen standesamtliche Einträge, die Peter Frank in seiner Berufszeit als Standesbeamter gefunden hat. Bemerkenswert die Tatsache, dass früher Lebensmüde oder Verzweifelte meist den Freitod im Wasser suchten.

Lage

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Literatur

  • Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen.
  • Käppner Chronik 1887 bis 1911
  • Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968
  • Peter Frank: Der Waldmannsweiher. August 2015
  • R. Schmidt: Die Entstehung des Waldmannsweiher, in: Fränkische Heimat, Bd. 15, 1936, S. 45

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen., S. 178 f.
  2. Eger´s Taschenbuch, S. 121; Nürnberger geschriebene Chronik Band 1 S. 180; Aufzeichnungen des Lehrers Höfer (Rathaus)
  3. Waldmannsweiher. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 382
  4. Käppner Chronik 1887 bis 1911, S. 35
  5. Recherche Peter Frank (Fürth), August 2015
  6. Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen., S. 602 ff.
  7. Käppner Chronik 1887 bis 1911, zu Dezember 1903, S. 46
  8. Rieß Chronik von 1918, S. 119 - Zeitungsausschnitt vom 24. August 1918

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