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Auszüge aus einem Brief von [[wikipedia: Wilhelm Heinrich Wackenroder|W. H. Wackenroder]] an seine Eltern vom 24. August 1793: | Auszüge aus einem Brief von [[wikipedia: Wilhelm Heinrich Wackenroder|W. H. Wackenroder]] an seine Eltern vom 24. August 1793: | ||
:''Der Weg von Nürnberg nach Fürth, das nur eine halbe Meile entfernt liegt, ist sehr sandig und öde. Fürth ist eine von [[[[Handwerk in Fürth|Handwerk]] in Fürth|[[Handwerk in Fürth|Handwerk]]]]ern und Juden wimmelnde Stadt. Alles ist tätig und hat ein Gewerbe. Juden bieten in Menge allerhand Sachen zum Verkauf an. Die Stadt ist offener als ein Dorf: die Straßen laufen gradezu auf Wiesen und Felder hinaus und ist nicht das geringste von Umzäunung zu sehen. Wir aßen Mittag im "[[Kronprinz von Preußen|Prinzen von Preußen]]". Gegenüber ist das "[[Brandenburger Haus|Brandenburgische Haus]]" (ein Name, den in mehreren fränkischen Städten Wirtshäuser führen), einem der größten Gasthöfe, den ich je gesehen habe, und den man in diesem Städtchen nicht suchen sollte. Nach Tisch sahen wir in kurzer Zeit sehr viel. Wir besuchten die Spiegelschleifmühle und sahen, wie die Spiegel (die aus Böhmen roh kommen) geschliffen, poliert und (was besonders interessant ist) mit Quecksilber versehen werden. Auch die Poliermaschine ist sehr sinnvoll. In technologischen Werken wird das alles genau beschrieben sein, nur schade, daß ich dergleichen hier nicht haben kann! Doch habe ich ziemlich deutliche Idee bekommen und alles mit Aufmerksamkeit und Vergnügen besehen. In der Bleistiftfabrik sahen wir die ganze Fabrikation des Bleistifts. Auch sahen wir eine Fabrik von metallenen Knöpfen (von Zinn und Glockenguß komponiert) und eine Goldschlägerei. In dieser fand ich eine Menge alter pergamentener französischer Urkunden und Choralbücher, die man aus Frankreich gekauft hatte; denn die Goldplättchen werden zwischen Pergament geschlagen. Man überließ mir einige Blätter zur Kuriosität. - Außerdem besuchten wir noch den Herrn Hofmedailleur [[Johann Christian Reich d. Ä.|Reich]] und seine zwei Söhne. Der Vater ist ein mechanisches Genie, aber von niederer Art, ohne Geschmack und große Kenntnis und ein wenig schwärmend. Ursprünglich war er Orgelmacher. [...]. Sein einer Sohn ist ein Gürtler und macht schöne Vergoldungen von Spiegelrahmen usw. - Der ist ein Kunstdrechsler, macht Fausses montres und andere Galanteriewaren und hat vor ein oder zwei Jahren eine Maschine erfunden, worauf er ein unbegreifliches Wunderwerk hervorbringt, deren Zusammensetzung er aber geheimhält. Vor unseren Augen drehte er das Brustbild des jetzigen Königs, ein Sechspfennigstück groß, in einem runden Plättchen Elfenbein aus, welches noch nicht fünf Minuten währte! Die Maschine war verdeckt. Man sah nichts, als daß er mit der rechten Hand ein Rad umdrehte, wodurch eine horizontale Spindel in Bewegung gesetzt ward, in welcher vorn das Plättchen Elfenbein befestigt war, worauf ein horizontaler, spitzer, fest sitzender eiserner Griffel gerade zustieß und die Figur bildete. Das Unbegreifliche der Maschinerie muß in jenem Zylinder oder dahinter liegen. Der Griffel fing in der Mitte des Plättchens an ein Löchelchen zu drehen und drehte von da in einer beständigen Spindellinie bis zum Umfang fort, das Gesicht heraus. Während des Drehens sah man nur Elfenbeinstaub in der gemachten Öffnung sich herumkräuseln,, ohne die Figur zu sehen. Wenn beim Herumgehen der Platte der Griffel an die erhabene Figur kam (den sie ward nicht vertieft, sondern en basrelief herausgedreht), so ward langsam und sorgfältig gedreht. Notwendig muß der Zylinder mit dem Plättchen durch die Maschine, dem fest sitzenden Griffel, im Drehen so entgegengedreht werden, daß dieser die Figur von selber richtig hineinschneidet; wie dies aber geschieht, ist ein Rätsel. [...]. Von vielen vorrätigen kleinen Bildnissen des jetzigen und vorigen Königs von Preußen kaufte ich eines der letzteren für zwölf Kreuzer. Machen Sie doch diese merkwürdige Erfindung bekannt, besonders Herrn Rat Zöllner. Der Künstler, der ein sehr artiger, bescheidener Mann ist, könnte, wenn sie bekannter wäre, als sie jetzt noch mit Unrecht ist, und wenn seine Waren, die er in so kurzer Zeit anfertigt, in Kunsthandlungen anderer Städte verschickt würden, vielleicht viel Geld verdienen. -- Von Erlangen ist Fürth fast ebenso weit als Nürnberg. [...].<ref>Brief von W. H. Wackenroder an seine Eltern vom 24. August 1793, in: ''Wilhelm Heinrich Wackenroder. Reisebriefe. Mit Abbildungen einer Einführung und Erläuterungen'', herausgegeben von Heinrich Höhn, Berlin, Verlag Lambert Schneider, o. J. (um 1938), S. 196 - 200</ref> | :''Der Weg von Nürnberg nach Fürth, das nur eine halbe Meile entfernt liegt, ist sehr sandig und öde. Fürth ist eine von [[[[Handwerk in Fürth|Handwerk]] in Fürth|[[Handwerk in Fürth|Handwerk]]]]ern und Juden wimmelnde Stadt. Alles ist tätig und hat ein Gewerbe. Juden bieten in Menge allerhand Sachen zum Verkauf an. Die Stadt ist offener als ein Dorf: die Straßen laufen gradezu auf Wiesen und Felder hinaus und ist nicht das geringste von Umzäunung zu sehen. Wir aßen Mittag im "[[Kronprinz von Preußen|Prinzen von Preußen]]". Gegenüber ist das "[[Brandenburger Haus|Brandenburgische Haus]]" (ein Name, den in mehreren fränkischen Städten Wirtshäuser führen), einem der größten Gasthöfe, den ich je gesehen habe, und den man in diesem Städtchen nicht suchen sollte. Nach Tisch sahen wir in kurzer Zeit sehr viel. Wir besuchten die Spiegelschleifmühle und sahen, wie die Spiegel (die aus Böhmen roh kommen) geschliffen, poliert und (was besonders interessant ist) mit Quecksilber versehen werden. Auch die Poliermaschine ist sehr sinnvoll. In technologischen Werken wird das alles genau beschrieben sein, nur schade, daß ich dergleichen hier nicht haben kann! Doch habe ich ziemlich deutliche Idee bekommen und alles mit Aufmerksamkeit und Vergnügen besehen. In der Bleistiftfabrik sahen wir die ganze Fabrikation des Bleistifts. Auch sahen wir eine Fabrik von metallenen Knöpfen (von Zinn und Glockenguß komponiert) und eine Goldschlägerei. In dieser fand ich eine Menge alter pergamentener französischer Urkunden und Choralbücher, die man aus Frankreich gekauft hatte; denn die Goldplättchen werden zwischen Pergament geschlagen. Man überließ mir einige Blätter zur Kuriosität. - Außerdem besuchten wir noch den Herrn Hofmedailleur [[Johann Christian Reich d. Ä.|Reich]] und seine zwei Söhne. Der Vater ist ein mechanisches Genie, aber von niederer Art, ohne Geschmack und große Kenntnis und ein wenig schwärmend. Ursprünglich war er Orgelmacher. [...]. Sein einer Sohn ist ein Gürtler und macht schöne Vergoldungen von Spiegelrahmen usw. - Der ist ein Kunstdrechsler, macht Fausses montres und andere Galanteriewaren und hat vor ein oder zwei Jahren eine Maschine erfunden, worauf er ein unbegreifliches Wunderwerk hervorbringt, deren Zusammensetzung er aber geheimhält. Vor unseren Augen drehte er das Brustbild des jetzigen Königs, ein Sechspfennigstück groß, in einem runden Plättchen Elfenbein aus, welches noch nicht fünf Minuten währte! Die Maschine war verdeckt. Man sah nichts, als daß er mit der rechten Hand ein Rad umdrehte, wodurch eine horizontale Spindel in Bewegung gesetzt ward, in welcher vorn das Plättchen Elfenbein befestigt war, worauf ein horizontaler, spitzer, fest sitzender eiserner Griffel gerade zustieß und die Figur bildete. Das Unbegreifliche der Maschinerie muß in jenem Zylinder oder dahinter liegen. Der Griffel fing in der Mitte des Plättchens an ein Löchelchen zu drehen und drehte von da in einer beständigen Spindellinie bis zum Umfang fort, das Gesicht heraus. Während des Drehens sah man nur Elfenbeinstaub in der gemachten Öffnung sich herumkräuseln,, ohne die Figur zu sehen. Wenn beim Herumgehen der Platte der Griffel an die erhabene Figur kam (den sie ward nicht vertieft, sondern en basrelief herausgedreht), so ward langsam und sorgfältig gedreht. Notwendig muß der Zylinder mit dem Plättchen durch die Maschine, dem fest sitzenden Griffel, im Drehen so entgegengedreht werden, daß dieser die Figur von selber richtig hineinschneidet; wie dies aber geschieht, ist ein Rätsel. [...]. Von vielen vorrätigen kleinen Bildnissen des jetzigen und vorigen Königs von Preußen kaufte ich eines der letzteren für zwölf Kreuzer. Machen Sie doch diese merkwürdige Erfindung bekannt, besonders Herrn Rat Zöllner. Der Künstler, der ein sehr artiger, bescheidener Mann ist, könnte, wenn sie bekannter wäre, als sie jetzt noch mit Unrecht ist, und wenn seine Waren, die er in so kurzer Zeit anfertigt, in Kunsthandlungen anderer Städte verschickt würden, vielleicht viel Geld verdienen. -- Von Erlangen ist Fürth fast ebenso weit als Nürnberg. [...].<ref>Brief von W. H. Wackenroder an seine Eltern vom 24. August 1793, in: ''Wilhelm Heinrich Wackenroder. Reisebriefe. Mit Abbildungen einer Einführung und Erläuterungen'', herausgegeben von Heinrich Höhn, Berlin, Verlag Lambert Schneider, o. J. (um 1938), S. 196 - 200</ref> | ||
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