Tabak-Anbau: Unterschied zwischen den Versionen

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Bild:Tabak2.jpg|Die Ernte
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Bild:Stadelner Hauptstraße 2020 2.jpg|Foto 2020 zum Vergleich Foto von 1937 rechts oben
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Bild:NL-FW 04 1046 KP Schaack Vacher Str. 7.7.1999.jpg|ehem. Scheune zum Tabak Trocknen an der Vacher Straße 1999
Bild:NL-FW 04 1046 KP Schaack Vacher Str. 7.7.1999.jpg|ehem. Scheune zum Tabak Trocknen an der Vacher Straße 1999

Version vom 19. Februar 2022, 16:51 Uhr

Geschichte

Datei:Stadeln Ortsmitte 1937..jpg
Stadeln, Ortsmitte im Jahr 1937 - links die obere Förster'sche Tabakfabrik

Der Anbau von Tabak im Knoblauchsland hat eine über 400-jährige Tradition.

1720: Mit der Errichtung einer kleinen Tabakfabrik in Stadeln legt Johann Georg Kästner den Grundstein für eine erste nichtagrarische Produktion. Weitere Tabakfabriken folgen, werden aber in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder aufgelöst. Ab 1767 befand sich in Stadeln hinter dem Muggenhöferhaus eine zweite Tabakfabrik, die allerdings am 23. Juni 1870 abbrannte.

Johann Kaspar Bundschuh berichtete im Jahr 1799 sogar:

Der einzige Artikel, an welchem Ueberfluß ist, ist der Toback, der sehr häufig gebauet wird.[1]

Auch Johann Christian Fick hält im Jahr 1812 den Ort "Stattlingen" „wegen seiner großen Tabaksfabrik” für bemerkenswert.[2]

Zur Tabakfabrik in Stadeln berichtet die Lohbauersche Land-Chronik:

Der älteste Beisitzer dieser Fabrik hieß Karl Kästner. Dieser und dessen Bruder Friedrich waren sehr reiche Personen, welche manches Gute und Schöne stifteten, z. B. die Glocken und die Uhr auf dem Schulhaus, ferner vermachten sie der hiesigen Schulkasse 200 fl. mit der Bestimmung, daß von den Zinsen des Kapitals Kleider für arme Konfirmanden angeschafft werden sollen, sie ließen das Dorf pflastern, schafften Feuerrequisiten an und errichteten eine sogenannte Fabrikschule, in welcher täglich von 11 - 12 Uhr Unterricht ertheilt wurde.
Das Sprichwort: "Nicht Alles ist Gold, was glänzt" bewährte sich auch hier, denn mit dem Aufblühen der Fabrik fanden hier viele Arbeiter aus aller Herren Länder ein Heim, die später der hiesigen Armenkasse zur Last wurden. Im Jahr 1808 befanden sich hier nicht weniger als 39 Tabakspinner und Roller.
Da die Gebrüder Kästner als sehr reich galten, und man bei ihnen einen großen Schatz zu haben vermeinte, thaten sich im Jahre 1802 mehrere Räuber zusammen plünderten die Fabrik. Glücklicherweise war nicht viel Geld zu finden, die Geldkasse, ein großer und schwerer, walzenförmiger Kasten, konnte wegen ihrer Schwere nicht fortgetragen werden und so mussten sich die Räuber mit einigen hundert Gulden begnügen. Zu Ihrer Sicherheit hatten sie die Hausthüren der benachbarten Häuser bewaffneten Männern besetzt, die Jeden mit Erschießen drohten, der sich unterstehen sollte, Lärm zu machen. Keiner von dieser Bande wurde ermittelt, sie entkamen alle im Schutze der Dunkelheit.
Friedrich Kästner starb im Jahre 1824, Karl Kästner im Jahre 1827. Die Erben ihres Vermögens wurden 1829 ein gewisser Vierzigmann von Erlangen, Gebhard von Fürth und Memmmert von Bruck. Vierzigmann kam in Schulden, dass 80.000 fl. im Hypothekenbuch eingetragen waren, er aber nur die Fabrik um 20.000 fl. übernahm. Dessen Kredit war so gesunken, dass sein Kutscher Wolfgang Zehn, der auf der kgl. Bank in Nürnberg im Revolutionsjahre 1848 3700 fl. erheben sollte, mit leerer Tasche zu Hause anlangte. Die Fabrik wurde im Jahre 1851 zwangsweise verkauft und zwar an den Leihhausverwalter Zeilmann in Erlangen und an den Handlungsreisenden Jocke um den Kaufschilling von 5000 fl. Vierzigmann alterirte sich über den Verlust seines Vermögens so, dass er kurze Zeit nach dem Verlassen seines Besitzthums bei seinem Bruder in Erlangen sich vom Hausgiebel herabstürzte und todt blieb.
Die beiden Käufer veräußerten die Fabrik schon nach zweijährigem Besitz im Jahre 1853 wieder an einen gewissen Ferdinand Lämmert. Derselbe, ein früherer Gendarmerie-Brigadier, war ein abenteuerlicher Mensch, der Gesellschaft liebte und verstand, Gleichgesinnte um sich zu locken; daher der hiesige Ort während seines Hierseins und besonders das Gasthaus zum goldenen Engel unter dem Besitzer desselben Namens Fuchs und seinem schönen Käthchen, welche eine große Anziehungskraft ausübte, von hiesigen und auswärtigen Herren sehr stark besucht wurde. Leider machte Lämmert 1865 betrügerischen Bankerott, brachte viele Geringbemittelte um ihr sauer erworbenes Vermögen und floh in die Schweiz, woselbst er sich durch Zigarrenhandel ernährte und im Jahre 1880 starb.
Hierauf übernahm die Fabrik Herr Ferdinand Wagner, ein Apothekersohn aus Schwabach, um den Preis von 2800 fl. Derselbe betrieb das Geschäft bis in das Jahr 1870, wo am 23. Juni früh nach 10 Uhr der Schreckensruf "Feuer" erscholl, und im Nu die ganze Fabrik in Flammen stand. Gerettet konnte sehr wenig werden, obgleich helfende Hände vom Orte selbst wie von den nahen Ortschaften und Wiesengrunde, wo alles mit Heumachen beschäftigt war, im Augenblick zur Stelle waren.
Dieses Fabrikgebäude war das größte Haus im Ort, das mit den Nebengebäuden von der Landstraße bis an den Garten reichte, welchen Sixtus Schrems nach den Brande dem Fabrikanten Wagner abkaufte. Da das Geschäft schon jahrelang nicht mehr gehen wollte, so war dieser Brand für Wagner kein so großes Unglück, zudem er in Folge h. kgl. Regierungsentschließung von Mittelfranken vom 5. Oktober 1870 die Erlaubnis erhielt, in Fürth sein Entschädigungsgeld zu verbauen. Auch von der Mobiliarversicherung wurde er sehr reichlich bedacht, denn er erhielt von ihr 9200 Gulden; für das abgebrannte Haus bezahlte die kgl. Brandversicherung die respektable Summe von 10.282 fl. als Entschädigung. Dazu kommt dann erst noch der ansehnliche Betrag für Grund und Boden vom Haus und Garten.
Überblicken wir das Schicksal sämtlicher Tabakfabrikanten, so war das Loos derselben mit Ausnahme des Kästner kein beneidenswertes.[3]
Im Jahre 1887 wurden auf der Flur Stadeln-Mannhof 416 Ar, 71 Quadratmeter Tabak gebaut. In den beiden Vorjahren war wegen des geringen Preises der Bau geringer, die Leute verlegten sich mehr auf Greenbau [sic] der sich rentabler erwies. Im vergangenen Jahre, Herbst 1894, erhielt der Tabak einen schönen Preis, bis zu 27 M. per Zentner; wer im Anfang gleich abgab, hatte Glück, denn später sank er wieder bis 20 ja auch 18 Mark.[4]

Im Jahr 1846 sollte das Wohnhaus des Tabakfabrikanten Wilhelm Kunstmann in Stadeln versteigert werden.[5]

Niedergang

Gekürzte EU-Subventionen, der Mangel an Erntehelfern und besonders das Fehlen eines fairen Preises belasten den hiesigen Anbau und so traten die Tabakbauern auf dem Erntedankfestzug 2007 symbolisch zum letzten Mal gemeinsam auf.

Ehemalige Tabakfabriken

  • 1785: Tabakfabrik in der damaligen "alten Brandenburgischen Gasse"
    Versteigerungsanzeige im Jahr 1785
  • Beck'sche Tabakfabrik in der damaligen Wassergasse (heute Wasserstraße Nr. 17) von Johann Friedrich Beck.
  • Tabakfabrik von Andreas Georg Holzmann in der Bäumenstraße
  • Tabakfabrik in Stadeln: Laut einer Beschreibung aus dem Jahr 1804 arbeiteten damals hier über 60 Personen, darunter auch kleine Kinder.[6]
  • Tabakfabrik von Nicolaus Rauch in der Alexanderstraße.

Siehe auch

Lokalberichterstattung

Horst M. Auer: Tabak für Ägypten. In: Fürther Nachrichten vom 11. August 2010 - online abrufbar

Einzelnachweise

  1. Johann Kaspar Bundschuh: "Geographisch Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, ...", Ulm, Stettin, 1799 - 1804, 2. Band, S. 234 - online-Digitalisat der Universität Würzburg
  2. Johann Christian Fick: "Historisch-topographisch-statistische Beschreibung von Erlangen und dessen Gegend : mit Anweisungen und Regeln für Studirende; nebst einem Anhang, die neueste Organisation der Universität und die Schilderung ihres Zustandes enthaltend." Erlangen 1812, S. 129 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  3. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 356 - 357
  4. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 361
  5. "Fürther Tagblatt", 27.10.1846
  6. Fränkische Provinzial-Blätter (1804), S. 763 - online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek

Bilder

Fotostrecke: Die Tabakbauern am Kärwaumzug