Johann Georg Heinrich Lotter: Unterschied zwischen den Versionen

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== „Lebküchner, Privatier, Fotograf, Literat, Junggeselle“ ==
== „Lebküchner, Privatier, Fotograf, Literat, Junggeselle“ ==
So beschrieb ihn Dr. Herbert Jungkunz in seiner 2001 herausgegebenen Publikation „Das Tagebuch des Daniel Lotter 1934 – 1946“. Daniel Lotter war der Bruder von Heinrich Lotter. Daniel führte das elterliche Geschäft (Bäckerei, Lebküchnerei) weiter. Seinen Bruder Heinrich schildert er in seinen Aufzeichnungen von 1934 und Dr. Jungkunz kommentiert:
So beschrieb ihn Dr. [[Herbert Jungkunz]] in seiner [[2001]] herausgegebenen Publikation „[[Das Tagebuch des Daniel Lotter (Buch)|Das Tagebuch des Daniel Lotter 1934 – 1946]]“. [[Daniel Lotter]] war der Bruder von Heinrich Lotter. Daniel führte das elterliche Geschäft (Bäckerei, Lebküchnerei) weiter. Seinen Bruder Heinrich schildert er in seinen Aufzeichnungen von 1934 und Dr. Jungkunz kommentiert:
„Onkel Heiner, ein Junggeselle, der sich hauptsächlich dem Schachspielen und vor allem dem Fotografieren hingegeben hat, wohnte im Haus der Eltern in der Wassergasse [Wasserstraße 23/Ecke Gartenstraße]. Er war ein Sonderling, der an den Folgen einer Diphterie litt und nur mit ganz hoher Fistelstimme sprechen konnte. Wegen seines unverträglichen Wesens sei er zum Geschäftsmann untauglich gewesen.“


Guten Kontakt hatte Heinrich Lotter zu den jüdischen Mitbürgern. Das zeigen seine zahlreichen Fotos von wohlbekannten jüdischen Geschäftsleuten und Angehörigen freier Berufe. In einer im Internet veröffentlichten Biografie des Kaufmanns Philip Seligsberger (*1908 in Fürth, verstorben 1978 in Jerusalem), aufbereitet von seiner Tochter Ruth E. White, Kalifornien/USA, und von Herrn Gerhard Jochem vom Stadtarchiv Nürnberg eingestellt, , findet sich folgende Schilderung in Englisch, übersetzt wie folgt:
„''Onkel Heiner, ein Junggeselle, der sich hauptsächlich dem Schachspielen und vor allem dem Fotografieren hingegeben hat, wohnte im Haus der Eltern in der Wassergasse [Wasserstraße 23/Ecke Gartenstraße]. Er war ein Sonderling, der an den Folgen einer Diphterie litt und nur mit ganz hoher Fistelstimme sprechen konnte. Wegen seines unverträglichen Wesens sei er zum Geschäftsmann untauglich gewesen.''“<ref>Herbert Jungkunz: Das Tagebuch des Daniel Lotter, Eigenverlag, Fürth, 2001</ref>
Die meisten der passionierten Leser des Lesesaales des Handelsverbands – mit sechs überregionalen Zeitungen - (verbunden mit der Leihbücherei) waren jüdisch. Eine der Ausnahmen war ein pensionierter „manufacturer“ mit Namen Lotter, ein schmaler Herr, immer gekleidet in einem altmodischen Cutaway-Anzug. Er war eine stadtbekannte Erscheinung, ein etwas verschrobener Exzentriker, dessen Eigenart es war, zu den sonntäglichen Morgenkonzerten mit seiner Kamera zu kommen und einige der hübschesten Mädchen um Erlaubnis zu fragen, sie fotografieren zu dürfen.  
[Es folgen Beschreibungen weiterer Fürther Originale wie dem Gnadnsieher und dem Pfeifendurla.]


1928 erscheint ein von Heinrich Lotter verfasster „Führer durch die Stadt und ihre Umgebung“. Die empfohlenen Rundgänge durch die Stadt und jenseits der Flusstäler hat er mit vielen Bildern angereichert. Herausgeber des Büchleins sind der Verkehrsverband Nordbayern und der Verschönerungsverein Fürth. Dieser Führer (1929 in 2. Auflage erschienen) wird bei seinem 60. Geburtstag am 7. Februar 1931 in der Nordbayerischen Zeitung wie folgt gewürdigt:
Guten Kontakt hatte Heinrich Lotter zu den jüdischen Mitbürgern. Das zeigen seine zahlreichen Fotos von wohl bekannten jüdischen Geschäftsleuten und Angehörigen freier Berufe. In einer Biografie des Kaufmanns [[Philip Seligsberger]] findet sich folgende Schilderung in Englisch: ''Die meisten der passionierten Leser des Lesesaales des Handelsverbands – mit sechs überregionalen Zeitungen - (verbunden mit der Leihbücherei) waren jüdisch. Eine der Ausnahmen war ein pensionierter „manufacturer“ mit Namen Lotter, ein schmaler Herr, immer gekleidet in einem altmodischen Cutaway-Anzug. Er war eine stadtbekannte Erscheinung, ein etwas verschrobener Exzentriker, dessen Eigenart es war, zu den sonntäglichen Morgenkonzerten mit seiner Kamera zu kommen und einige der hübschesten Mädchen um Erlaubnis zu fragen, sie fotografieren zu dürfen.''<ref>Ruth E. White: A Coat of Many Colors. Online abrufbar bei Rijo research 2.0 - [http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf/EN_FU_JU_seligsberger.pdf Seite 69 ff.]</ref>
In diesem Führer hat Herr Heinrich Lotter mit vorbildlichem Fleiß alle bekannten Schönheiten der Stadt Fürth, aber auch eine ganze Anzahl selbst dem Einheimischen nicht immer geläufig gewesener, verborgener Stimmungswinkel von architektonischem und landschaftlichem Reiz und von geschichtlicher Bedeutung in Wort und Bild zusammengetragen. Seine publizistische Tätigkeit zugunsten der Vaterstadt erstreckte sich weiter auf zahlreiche Aufsätze und bebilderte Schilderungen der bisher außerhalb noch lange nicht genug gewürdigten Stadt Fürth, namentlich der Altstadt.
Besondere Aufmerksamkeit fand ein in der illustrierten Halbmonatsschrift „Das Bayernland“ erschienener Aufsatz „Ein Streifzug durch Alt-Fürth und seine Geschichte“, der in tausenden von Exemplaren hinausging und auch auf Tagungen auswärtiger Verbände für Fürth höchst wirksame Propaganda machte.
Unerschöpflich betätigt sich der Lokalpatriotismus Heinrich Lotters im Aufsuchen von immer neuen verbogenen Reizen der Vaterstadt, die sein Schönheitssinn zu Hunderten im Lichtbild festgehalten, teils in Prosa geschildert, teils auch in Versen verherrlicht hat. So echtes Heimatempfinden und solch überaus dankenswerte, weil selbstlose Betätigung im Propagandadienst für unser liebes Fürth lässt wünschen, dass ihnen beste Aktivität noch weiter beschieden ist. (…)


Heinrich Lotters Antwort an die Redaktion (veröffentlicht in der Nordbayer. Zeitung vom 9.2.1931) – hier gekürzt –
1928 erschien ein von Heinrich Lotter verfasster „[[Fürth in Bayern (Buch)|Führer durch die Stadt und ihre Umgebung]]“. Die empfohlenen Rundgänge durch die Stadt und jenseits der Flusstäler hatte Lotter mit vielen Bildern angereichert. Herausgeber des Büchleins waren der Verkehrsverband Nordbayern und der [[Verschönerungsverein Fürth]]. Dieser Führer wurde bei seinem 60. Geburtstag am [[7. Februar]] [[1931]] in der [[Nordbayerische Zeitung (Fürther Volkszeitung)|Nordbayerischen Zeitung]] wie folgt gewürdigt:
''In diesem Führer hat Herr Heinrich Lotter mit vorbildlichem Fleiß alle bekannten Schönheiten der Stadt Fürth, aber auch eine ganze Anzahl selbst dem Einheimischen nicht immer geläufig gewesener, verborgener Stimmungswinkel von architektonischem und landschaftlichem Reiz und von geschichtlicher Bedeutung in Wort und Bild zusammengetragen. Seine publizistische Tätigkeit zugunsten der Vaterstadt erstreckte sich weiter auf zahlreiche Aufsätze und bebilderte Schilderungen der bisher außerhalb noch lange nicht genug gewürdigten Stadt Fürth, namentlich der Altstadt.''<ref>Nordbayerische Zeitung, 7. Februrar 1931, Druckausgabe</ref>


Ich huldige dem Photosport /
Besondere Aufmerksamkeit fand ein in der illustrierten Halbmonatsschrift „Das Bayernland“ erschienener Aufsatz "''Ein Streifzug durch Alt-Fürth und seine Geschichte''“, der in tausenden von Exemplaren gedruckt und auch auf Tagungen auswärtiger Verbände für Fürth höchst wirksame Werbung machte.  
Und knips’ drauf los auf Brand und Mord. /
Ich hab’ vor allem Fürth durchforscht, /
Die anderen Städte sind mir „worscht“. /
Von Fürth-Bildern – klingt’s nicht toll? /
Ist schon das zweite Tausend voll. /
Ich hab für alles Schöne Sinn. /
Weil ich nicht nur „Landschaftler“ bin. /
Ich will damit einst Fürth bedenken /
Und alles dem „Museum“ schenken. /
Doch, weil es noch nicht fertig ist, /
So bleibt mir eine längere Frist. /
Da kann ich sicher noch entdecken /
Schönheiten, die in Fürth wo stecken. /
(…)


Von Oberbürgermeister Dr. Wild wird Heinrich Lotter in einem Dankschreiben wie folgt gewürdigt (Fürther Tagblatt vom 20.2.1931):
Unerschöpflich betätigte sich der Lokalpatriotismus Heinrich Lotters im Aufsuchen von immer neuen verbogenen Reizen der Vaterstadt, die sein Schönheitssinn zu Hunderten im Lichtbild festgehalten, teils in Prosa geschildert, teils auch in Versen verherrlicht hat. So echtes Heimatempfinden und solch überaus dankenswerte, weil selbstlose Betätigung im Propagandadienst für unser liebes Fürth lässt wünschen, dass ihnen beste Aktivität noch weiter beschieden ist.
Heinrich Lotter habe an ihn ein Schreiben gerichtet, worin er darauf hinweist, dass er bestrebt sein werde, den Führer durch die Stadt Fürth weiter zu vervollständigen und das Material sowohl als auch seine Sammlung von über tausend Photographien, worunter sich sehr malerische Aufnahmen aus unserer Vaterstadt befinden, dereinst der städtischen Sammlung zukommen zu lassen. Oberbürgermeister Dr. Wild gibt der Freude Ausdruck, dass Herr Lotter soviel Liebe zu seiner Vaterstadt habe, um dieser dereinst seine systematisch geordnete Sammlung zu überlassen.


Zu seinem 65. Geburtstag im Februar 1936 würdigt die Nordbayerische Zeitung den „sehr verdienten Mitbürger, bewährten Mitarbeiter und Freund“. Sein Lokalpatriotismus habe sich schon oft durch die Tat bewährt, so bei der im guten Andenken stehenden Ausstellung „Alt-Fürth“ und bei verschiedenen lokalen Aufsätzen.
Heinrich Lotters Antwort an die Redaktion:<ref>Nordbayer. Zeitung vom 9. Februar 1931</ref>
So ist zum Beispiel ein im Juni 1933 erschienener Artikel über die Realschule an der Ecke Hirschen- und Mathildenstraße (dort von 1879 bis 1912) mit Lotter-Bildern angereichert. Fünf bekannte Lehrer hat er auf ihrem Weg in die Schule oder auf Spaziergängen aufgenommen. So den kleinen Chemieprofessor Dr. Heinrich Langhans (späterer Rektor), den Konrektor Danschacher (beide übernahmen leitende Funktionen an der Oberrealschule, Kaiserstraße), den eleganten Französischlehrer Dr. Dibétar, den Mathematikprofessor Sattelberger, genannt „Männla“, und den weißbärtigen Turnlehrer Ernst Wiedemann.


Aus einem Zeitungsbericht über eine Ausstellung der Photo-Amateure Fürth im Kunstverein vom Mai 1932 (in der Rieß-Chronik) erfahren wir mehr über die von Lotter bevorzugten und eingereichten Bilder. Es sind Motive zum Thema „Heimat“ aus dem Stadtpark, aus „Alt-Fürth“ und Stimmungsbilder aus der nächsten Umgebung von Fürth. Zum Thema „Mensch, Arbeit und Sport“ bringt Lotter Aufnahmen zu „Jugend und Alter“, „Fürther Sportmädchen“, „Marktbilder“, „Straßenfiguren“ und „Von der Liebe und vom Flirt“. Dazu vermerkt der Organisator der Ausstellung, sie seien neben der Unmittelbarkeit und Charakteristik stets von einem künstlerischen, oftmals auch humoristischen Hauch umwittert. Lotter sei ein feiner Beobachter und lässt seinen Apparat stets dann arbeiten, wo sich ein Charakterzug äußert, der ihm wert erscheint, festgehalten zu werden. Ob es sich dabei um Sportmädel, dicke Marktfrauen, Soldaten oder Gelehrte handelt, ist für seine Wiedergaben einerlei.
: ''Ich huldige dem Photosport /''
: ''Und knips’ drauf los auf Brand und Mord. /''
: ''Ich hab’ vor allem Fürth durchforscht, /''
: ''Die anderen Städte sind mir „worscht“. / ''
: ''Von Fürth-Bildern – klingt’s nicht toll? / ''
: ''Ist schon das zweite Tausend voll. / ''
: ''Ich hab für alles Schöne Sinn. / ''
: ''Weil ich nicht nur „Landschaftler“ bin. / ''
: ''Ich will damit einst Fürth bedenken / ''
: ''Und alles dem „Museum“ schenken. / ''
: ''Doch, weil es noch nicht fertig ist, / ''
: ''So bleibt mir eine längere Frist. / ''
: ''Da kann ich sicher noch entdecken / ''
: ''Schönheiten, die in Fürth wo stecken. / ''
: ''(…)''


Heinrich Lotters Neffe Hans Lotter (1912-2007), Lebküchnermeister und langjähriger liberaler Stadtrat, ein profunder Kenner seiner Heimatstadt Fürth, schreibt in den Jahren 1984 bis 1986 für die Fürther Nachrichten eine 46-teilige Reihe unter dem Titel „Fotografierte Stadtgeschichte“. Dazu wählt er Fotos aus der Sammlung von Heinrich Lotter aus. Die Serie findet großen Anklang und wird 1987 als Buch veröffentlicht. Schon 1984 bringt die Stadtsparkasse Fürth einen Bildkalender heraus mit Fotografien aus „Alt-Fürth“, betitelt „Damals in Fürth“. Die 12 Bilder hatte Hans Lotter zur Verfügung gestellt. Ab 1993 bis 2004 folgt die Serie „Fürther Alltagsgeschichten“ mit weiteren Bildern aus der Sammlung Heinrich Lotter. Nun werden weniger die baulichen Veränderungen im Stadtbild behandelt. Zunehmend stehen die Menschen im Mittelpunkt, die Heinrich Lotter auf seinen Spaziergängen durch die Stadt getroffen hat: die Dienstmänner, Straßenhändler, Verkäufer, Stadtpolizisten, Militärpersonen der Garnison, Marktleute, Straßenkinder, Schüler, Lehrer, tierische Hausgenossen usw. Aber auch die Freizeitvergnügungen der damaligen Zeit bringt Hans Lotter in Wort und Bild.
Von [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Robert Wild|Wild]] wurde Heinrich Lotter in einem Dankschreiben wie folgt gewürdigt: <ref>Fürther Tagblatt vom 20. Februar 1931</ref>
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Heinrich Lotter habe an ihn ein Schreiben gerichtet, worin er darauf hinweist, dass er bestrebt sein werde, den Führer durch die Stadt Fürth weiter zu vervollständigen und das Material sowohl als auch seine Sammlung von über tausend Photographien, worunter sich sehr malerische Aufnahmen aus unserer Vaterstadt befinden, dereinst der städtischen Sammlung zukommen zu lassen. Oberbürgermeister Dr. Wild gibt der Freude Ausdruck, dass Herr Lotter soviel Liebe zu seiner Vaterstadt habe, um dieser dereinst seine systematisch geordnete Sammlung zu überlassen.''


2007 werden die von Dr. Herbert Jungkunz übernommenen Originalfotos Lothar Berthold zur Verfügung gestellt, der sie digital erfasst und auf CD-ROM dem Stadtarchiv Fürth überlässt (dortige Katalog Nr. Av 115). Es sind insgesamt über 3900 Fotos. Die Aktion erfolgt nicht ganz uneigennützig. Berthold als Verleger des „Städtebilder-Verlags“ verwendet Lotter-Bilder für seine lokalgeschichtlichen Bücher.
Zu seinem 65. Geburtstag im Februar [[1936]] würdigte die [[Nordbayerische Zeitung (Fürther Volkszeitung)|Nordbayerische Zeitung]] den „''sehr verdienten Mitbürger, bewährten Mitarbeiter und Freund''“. Sein Lokalpatriotismus habe sich schon oft durch die Tat bewährt, so bei der im guten Andenken stehenden Ausstellung „Alt-Fürth“ und bei verschiedenen lokalen Aufsätzen.
Auf die digitalen Bilder wird im Herbst 2009 der im Stadtarchiv recherchierende Stadtgeschichtsforscher Peter Frank aufmerksam. Er betätigt sich schon seit 1997 als Schriftführer im Vorstand des Geschichtsvereins Fürth und widmet sich nach seiner Pensionierung 2006 verstärkt stadtgeschichtlichen Themen (s. verschiedene Aufsätze in den Fürther Geschichtsblättern, von Frau Barbara Ohm in ihrem Geschichtsbuch von 2007 genannt). Er sieht die 15 CD-ROM mit den fast 4000 Bildern durch und erklärt sich bereit, die Bilder zu katalogisieren.
Weil das in Teamarbeit effektiver ist, finden sich dazu als weitere „Lotteraner“ bereit:
Herr Dr. Herbert Jungkunz (der Copyright-Inhaber, ehemaliger Richter, langjähriger Stadtrat und ein profunder Fürth-Kenner) und Frau Ingelore Barthelmäs, die ihre stadtgeschichtlichen Forschungen in VHS-Kursen vermittelt.  


2010 wird in diesem Dreier-Team die Idee geboren, eine Fotoausstellung im Schloss Burgfarrnbach zum speziellen Thema „Menschen auf der Straße“ vorzubereiten. Der neue Archivleiter Herr Dr. Martin Schramm stimmt zu. Das Ergebnis konnte ab 6. September 2011 in den drei Ausstellungsräumen und Vitrinen besichtigt werden.
So ist zum Beispiel ein im Juni [[1933]] erschienener Artikel über die Realschule an der Ecke [[Hirschenstraße 35|Hirschen- und Mathildenstraße]] mit Lotter-Bildern angereichert. Fünf bekannte Lehrer hatte er auf ihrem Weg in die Schule oder auf Spaziergängen aufgenommen. So den kleinen Chemieprofessor Dr. [[Heinrich Langhans]] (späterer Rektor), den Konrektor [[Heinrich Danschacher]], den eleganten Französischlehrer Dr. Dibétar, den Mathematikprofessor Sattelberger, genannt „Männla“, und den weißbärtigen Turnlehrer Ernst Wiedemann.
Danach wurden diese und viele weitere Bilder (abgesehen von familiären Fotos und weniger geeigneten Landschaftsbildern) in das digitale Bild-Erfassungsprogramm des Stadtarchivs Fürth mit Kommentierung übernommen. Damit sind sie insgesamt der Öffentlichkeit zugänglich und der 1931 geäußerte Wunsch des Fotografen Heinrich Lotter erfüllte sich.
Zusammenfassend kann gesagt werden: Die HL-Fotos sind Bild-Dokumente der Stadthistorie, die in einem Atemzug mit denen von Ferdinand Vitzethum („FeVi“, 1903-1968) und Fritz Wolkenstörfer („Wolke“, 1901-1978) genannt werden sollten. Von diesen beiden sind bereits 963 bzw. ca. 600 Fotos digital im Archiv erfasst. Alle drei waren Bildchronisten, die bei ihren fotografischen Streifzügen (bei FeVi hieß es gar „fotografische Pirschgänge“ auf der Motivsuche) das bunte Leben und Treiben in Fürth mit Schnappschüssen aus dem Zeitgeschehen aufgezeichnet haben. Alle drei nahmen auch die dunklen Seiten der „Braunen Zeit“ auf.


(verfasst von Peter Frank, Aug. 2011
Aus einem Zeitungsbericht über eine Ausstellung der [[Photo-Amateure Fürth]] im Kunstverein vom Mai [[1932]] ist mehr über die von Lotter bevorzugten und eingereichten Bilder zu erfahren: ''Es sind Motive zum Thema „Heimat“ aus dem Stadtpark, aus „Alt-Fürth“ und Stimmungsbilder aus der nächsten Umgebung von Fürth. Zum Thema „Mensch, Arbeit und Sport“ bringt Lotter Aufnahmen zu „Jugend und Alter“, „Fürther Sportmädchen“, „Marktbilder“, „Straßenfiguren“ und „Von der Liebe und vom Flirt“. Dazu vermerkt der Organisator der Ausstellung, sie seien neben der Unmittelbarkeit und Charakteristik stets von einem künstlerischen, oftmals auch humoristischen Hauch umwittert. Lotter sei ein feiner Beobachter und lässt seinen Apparat stets dann arbeiten, wo sich ein Charakterzug äußert, der ihm wert erscheint, festgehalten zu werden. Ob es sich dabei um Sportmädel, dicke Marktfrauen, Soldaten oder Gelehrte handelt, ist für seine Wiedergaben einerlei.''<ref>Paul Rieß: Rießchronik 1911 - 1945, Eigenverlag, Fürth</ref>
 
Heinrich Lotters Neffe [[Hans Lotter]] (1912-2007), Lebküchnermeister und langjähriger liberaler Stadtrat, ein profunder Kenner seiner Heimatstadt Fürth, schrieb in den Jahren 1984 bis 1986 für die [[Fürther Nachrichten]] eine 46-teilige Reihe unter dem Titel „[[Fotografierte Fürther Stadtgeschichte (Buch)|Fotografierte Fürther Stadtgeschichte]]“. Dazu wählte er Fotos aus der Sammlung von Heinrich Lotter aus. Die Serie fand großen Anklang und wurde 1987 als Buch veröffentlicht.
 
Schon [[1984]] veröffentlichte die [[Stadtsparkasse Fürth]] einen Bildkalender heraus mit Fotografien aus „Alt-Fürth“, betitelt „Damals in Fürth“. Die 12 Bilder hatte Hans Lotter zur Verfügung gestellt. Ab [[1993]] bis [[2004]] folgt die Serie „Fürther Alltagsgeschichten“ mit weiteren Bildern aus der Sammlung Heinrich Lotter. Nun wurden weniger die baulichen Veränderungen im Stadtbild behandelt. Zunehmend standen die Menschen im Mittelpunkt, die Heinrich Lotter auf seinen Spaziergängen durch die Stadt getroffen hatte: die Dienstmänner, Straßenhändler, Verkäufer, Stadtpolizisten, Militärpersonen der Garnison, Marktleute, Straßenkinder, Schüler, Lehrer, tierische Hausgenossen usw. Aber auch die Freizeitvergnügungen der damaligen Zeit brachte [[Hans Lotter]] in Wort und Bild.
 
2007 wurden die von Dr. [[Herbert Jungkunz]] übernommenen Originalfotos [[Lothar Berthold]] zur Verfügung gestellt, der sie digital erfasst und auf CD-ROM dem [[Stadtarchiv Fürth]] überließ.<ref>StA Fürth, Katalog Nr. Av 115</ref> Es waren insgesamt über 3.900 Fotos.
 
Auf die digitalen Bilder wurde im Herbst 2009 der im Stadtarchiv recherchierende Stadtgeschichtsforscher Peter Frank aufmerksam. Gemeinsam mit Dr. Herbert Jungkunz und Ingelore Barthelmäs sichtete er alle Fotos und kommentierten und kategorisierte im Archivsystem das auf den Bildern zu sehende. [[2010]] folgte erstmalig eine Fotoausstellung im [[Schloss Burgfarrnbach]] zum speziellen Thema „Menschen auf der Straße“. Das Ergebnis konnte ab [[6. September]] [[2011]] in den drei Ausstellungsräumen und Vitrinen besichtigt werden.
 
Zusammenfassend kann gesagt werden: Die HL-Fotos sind Bild-Dokumente der Stadthistorie, die in einem Atemzug mit denen von Ferdinand Vitzethum („FeVi“, 1903-1968) und Fritz Wolkenstörfer („Wolke“, 1901-1978) genannt werden sollten. Von diesen beiden sind bereits 963 bzw. ca. 600 Fotos digital im Archiv erfasst. Alle drei waren Bildchronisten, die bei ihren fotografischen Streifzügen (bei FeVi hieß es gar „fotografische Pirschgänge“ auf der Motivsuche) das bunte Leben und Treiben in Fürth mit Schnappschüssen aus dem Zeitgeschehen aufgezeichnet haben. Alle drei nahmen auch Fotos während der Zeit des Nationalsozialismus auf.


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