Ernst Kiesel: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Die Gründung Fürths ===
=== Die Gründung Fürths ===
Über die Gründung Fürths hat Ernst Kiesel in den 1960er Jahren ein Mundart-Gedicht verfasst. Es bringt viele typische Färther Dialekt-Wörter und Begriffe, ist also sowohl für den Kundigen vergnügliche Kost, bietet aber auch dem Neuling Einsicht in manch derbe Fürther Ausdrücke. Und Kiesel zieht Parallelen zur Besatzung durch die Amis 1945, was für die Fürther, welche diese Zeit erlebten, für Schmunzeln sorgt.
Der Fischer Martl und sei Fraah, / die Fuhrmannskundl ober ah,<br>
 
hom g´wollt im Mai achthundertdrei / moal widder in die Gaggelei.<br>
Der Fischer Martl und sei Fraah, / die Fuhrmannskundl ober ah,
Sie wollten nüberfoahr´n in´n Wald / und si a bissla Hulz hull´n halt.<br>
hom g´wollt im Mai achthundertdrei / moal widder in die Gaggelei.
Dort wou die Rednitz macht an Buung / hom´s aus ihre Schleich und Socken zuung<br>
Sie wollten nüberfoahr´n in´n Wald / und si a bissla Hulz hull´n halt.
und dorten ba der seichten Furt / hom´s ihre Roobern nüberzurrt.<br>
Dort wou die Rednitz macht an Buung / hom´s aus ihre Schleich und Socken zuung
Wöi´s halmi drehma wor´n im Toal, / dou hom´s a Gschraah g´hört af amoal. –<br>
und dorten ba der seichten Furt / hom´s ihre Roobern nüberzurrt.
A Hörnerklang, a Männerg´sang / hat dou holleint im Toal entlang.<br>
Wöi´s halmi drehma wor´n im Toal, / dou hom´s a Gschraah g´hört af amoal. –
Die Drei hom dou drauf um si dreht / und hom nou g´staunt ganz dumm und bleed.<br>
A Hörnerklang, a Männerg´sang / hat dou holleint im Toal entlang.
Sie hom ihr´n eigna Aung nit traut, / wöi´s alli Drei zum Fluß hom g´schaut.<br>
Die Drei hom dou drauf um si dreht / und hom nou g´staunt ganz dumm und bleed.
Zwa wunderschöina Fischerkähn´ / sinn g´schwumma wöi zwa weißa Schwän´.<br>
Sie hom ihr´n eigna Aung nit traut, / wöi´s alli Drei zum Fluß hom g´schaut.
dou af´n Wasser langsam her, / groad su, als wenns a Märchen wär´.<br>
Zwa wunderschöina Fischerkähn´ / sinn g´schwumma wöi zwa weißa Schwän´.
Der erschte Koahn woar b´sonders reich / mit Foahna g´schmückt und Blumazeich.<br>
dou af´n Wasser langsam her, / groad su, als wenns a Märchen wär´.
Er hoat blouß a su gleißt und glänzt, / sugoar sei Anker woar bekränzt.<br>
Der erschte Koahn woar b´sonders reich / mit Foahna g´schmückt und Blumazeich.
Und af´n Deck woar purpurrot / a Baldachin g´spannt mit an Drooht.<br>
Er hoat blouß a su gleißt und glänzt, / sugoar sei Anker woar bekränzt.
Der zweite Koahn woar ah recht schöi, / doch nit su wunderschöi als wöi<br>
Und af´n Deck woar purpurrot / a Baldachin g´spannt mit an Drooht.
es erschte Boot mit seiner Pracht. / Mer hat´s a bißla schlampert g´macht.<br>
Der zweite Koahn woar ah recht schöi, / doch nit su wunderschöi als wöi
Vom Bug bis hinten naus zum Heck / woar pfropfert vull es ganze Deck<br>
es erschte Boot mit seiner Pracht. / Mer hat´s a bißla schlampert g´macht.
Mit Kriegsleit g´steckt und ihr Hurrah / is ganga an durch Mark und Baah.<br>
Vom Bug bis hinten naus zum Heck / woar pfropfert vull es ganze Deck
Ihr Uniform a kunterbunt, / ihr´ Lanzen, Schwerter, Schilder und<br>
Mit Kriegsleit g´steckt und ihr Hurrah / is ganga an durch Mark und Baah.
ihr´ Rüstung samt ihr´m Helm derbei / hat blinkt und blitzt im Sunnaschei.<br>
Ihr Uniform a kunterbunt, / ihr´ Lanzen, Schwerter, Schilder und
<br>
ihr´ Rüstung samt ihr´m Helm derbei / hat blinkt und blitzt im Sunnaschei.
Dem Martl hat´s, dem arma Wicht, / die Aung ball raustrieb´n as´n G´sicht,<br>
 
wöi er döi arch viell Woar entdeckt, / döi in dem Schiffla drinn is g´steckt.<br>
Dem Martl hat´s, dem arma Wicht, / die Aung ball raustrieb´n as´n G´sicht,
„Göih, Alta!“ schreit er schließli nou, / „mach´endli moal Dei Goschen zou!<br>
wöi er döi arch viell Woar entdeckt, / döi in dem Schiffla drinn is g´steckt.
Etz homm mer lang g´noug hie dort gafft / und uns an seltna Blick verchafft.<br>
„Göih, Alta!“ schreit er schließli nou, / „mach´endli moal Dei Goschen zou!
Etz woll´n mer hie moal näher göih. Denn siegst, etz bleib´n die Schiffli stöih.<br>
Etz homm mer lang g´noug hie dort gafft / und uns an seltna Blick verchafft.
Es erscht´ werft seini Anker aus / und etza kummt a Mannsbild raus.<br>
Etz woll´n mer hie moal näher göih. Denn siegst, etz bleib´n die Schiffli stöih.
Göih, Bärbel, laaf! Göih, Kuni, hupf! / Der hat a Krona af sein Kupf.<br>
Es erscht´ werft seini Anker aus / und etza kummt a Mannsbild raus.
Dös wird doch nit . . . etz schau ner, Fraah, / der Kaiser Koarl persönli sa!<br>
Göih, Bärbel, laaf! Göih, Kuni, hupf! / Der hat a Krona af sein Kupf.
Jawull! Er is. I kenn na g´nau. / Er woar erscht in der Wochenschau,<br>
Dös wird doch nit . . . etz schau ner, Fraah, / der Kaiser Koarl persönli sa!
döi´s kerzli hom in Wort und Bild / im Kaiserpanorama g´spiellt.“<br>
Jawull! Er is. I kenn na g´nau. / Er woar erscht in der Wochenschau,
Der Martl hat ganz richtig g´seng. / Es is der Kaiser selber gwen,<br>
döi´s kerzli hom in Wort und Bild / im Kaiserpanorama g´spiellt.“
der mit sei´m G´folge etza grood / rausg´stieng is as´n erschtem Boot.<br>
Der Martl hat ganz richtig g´seng. / Es is der Kaiser selber gwen,
A Haufen Färschten, Stucker siem, / döi hom si um ihn rum glei trieb´n,<br>
der mit sei´m G´folge etza grood / rausg´stieng is as´n erschtem Boot.
sinn rumscharwenzelt, Herrschaft nei! / Sei Adjutant woar ah dabei.<br>
A Haufen Färschten, Stucker siem, / döi hom si um ihn rum glei trieb´n,
Sugoar a Bischof, der woar dou, / der manches g´sagt hat ab und zou.<br>
sinn rumscharwenzelt, Herrschaft nei! / Sei Adjutant woar ah dabei.
Der Martl is ganz noah hieg´rennt / und hat vur Freid si nemmer kennt.<br>
Sugoar a Bischof, der woar dou, / der manches g´sagt hat ab und zou.
Wöi a Verrickter korz und keil / hat laut er g´schiea: „Königsheil!“<br>
Der Martl is ganz noah hieg´rennt / und hat vur Freid si nemmer kennt.
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Wöi a Verrickter korz und keil / hat laut er g´schiea: „Königsheil!“
Doch schließli is er mit sei´m G´schraah / af´d Nerven ganga seiner Fraah.<br>
 
„Etz sei doch endli amoal still! / I will wissen, woas der Kaiser will<br>
Doch schließli is er mit sei´m G´schraah / af´d Nerven ganga seiner Fraah.
dort an der Furt im Rednitzgrund, wou si gout Nacht song Katz´und Hund.<br>
„Etz sei doch endli amoal still! / I will wissen, woas der Kaiser will
Göih, Kundl, kumm ner näher her! / Denn su a Pracht siegst niemoals mehr.<br>
dort an der Furt im Rednitzgrund, wou si gout Nacht song Katz´und Hund.
Der Kaiser is a gouter Moh, / der beißt von Dir bestimmt nix rooh.<br>
Göih, Kundl, kumm ner näher her! / Denn su a Pracht siegst niemoals mehr.
Bam zweiten Schiffla tenna´s dort / scho ärweten wöi im Akkord.<br>
Der Kaiser is a gouter Moh, / der beißt von Dir bestimmt nix rooh.
Sie loaden aus derbei sugoar / ihr Grafflzeich, a Haufen Woar.<br>
Bam zweiten Schiffla tenna´s dort / scho ärweten wöi im Akkord.
Und troong´s dort in die Wiesen nei. / A Mardstrumm Zelt is ah derbei.<br>
Sie loaden aus derbei sugoar / ihr Grafflzeich, a Haufen Woar.
Woll´n´s übernachten goar dort drehm / Dös wär´ a Gaudi und a Leb´n.“<br>
Und troong´s dort in die Wiesen nei. / A Mardstrumm Zelt is ah derbei.
Die Kundl is der Meinung ah / als wöi der Martl und sei Fraah<br>
Woll´n´s übernachten goar dort drehm / Dös wär´ a Gaudi und a Leb´n.“
und stellt si beinoah überzwerch / mit denan Zwah dreckt nei ins Gwerch.<br>
Die Kundl is der Meinung ah / als wöi der Martl und sei Fraah
Döi Dreia hom nou g´staunt und g´schaut, / wöi schnell dös Zelt döi auf hom baut.<br>
und stellt si beinoah überzwerch / mit denan Zwah dreckt nei ins Gwerch.
Und wöi´s nou endli ferti woar, / is hie mit seiner ganzen Schoar<br>
Döi Dreia hom nou g´staunt und g´schaut, / wöi schnell dös Zelt döi auf hom baut.
der Kaiser und er hat si g´freit. / Der Bischof oaber hat´s schnell g´weiht.<br>
Und wöi´s nou endli ferti woar, / is hie mit seiner ganzen Schoar
Lateinisch hat den Seng er g´spendt, / denn färtherisch hat er nit kennt.<br>
der Kaiser und er hat si g´freit. / Der Bischof oaber hat´s schnell g´weiht.
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Lateinisch hat den Seng er g´spendt, / denn färtherisch hat er nit kennt.
Er hat ah nehmbei ei nu g´sengt / die Urbewohner vo der Gengd.<br>
 
Nou hat der Kaiser zo döi Drei / ganz deitli g´sagt: „I bin su frei /<br>
Er hat ah nehmbei ei nu g´sengt / die Urbewohner vo der Gengd.
Und nehm´ dou vo dem Land Besitz. / Dös is mei Wille und ka Witz.<br>
Nou hat der Kaiser zo döi Drei / ganz deitli g´sagt: „I bin su frei /
An dera Furt dou is su schöi, / mer möcht´ fast nemmer weiter göih.<br>
Und nehm´ dou vo dem Land Besitz. / Dös is mei Wille und ka Witz.
Dou is ka Lärm und is recht still, / sudaß i heint dou schloufen will.<br>
An dera Furt dou is su schöi, / mer möcht´ fast nemmer weiter göih.
Doi Furt haßt Färth für alli Zeit / und wird amoal für viele Leit<br>
Dou is ka Lärm und is recht still, / sudaß i heint dou schloufen will.
a Heimatort, a groußa Stadt / döi wou an gouten Ruf moal hoat.<br>
Doi Furt haßt Färth für alli Zeit / und wird amoal für viele Leit
Woas heint i tou, dös is am End´ / a weltgeschichtlicher Moment.<br>
a Heimatort, a groußa Stadt / döi wou an gouten Ruf moal hoat.
Stöiht ah ka Haus etz nonni rum / und siegst ah Baam blouß ummädum,<br>
Woas heint i tou, dös is am End´ / a weltgeschichtlicher Moment.
werd Färth, dös prophezei i Eich, / der Wasserkupf vom deitschen Reich.“<br>
Stöiht ah ka Haus etz nonni rum / und siegst ah Baam blouß ummädum,
Su hat der Kaiser werkli gredt, / nou is er ganga in sei Bett,<br>
werd Färth, dös prophezei i Eich, / der Wasserkupf vom deitschen Reich.“
hat langsam si ins Zelt nei´knietscht. / Die Kuni hat vull Rührung pflietscht.<br>
Su hat der Kaiser werkli gredt, / nou is er ganga in sei Bett,
A Moh vo die Besatzungsleit, / der hat sei Sacktöichla ihr g´leiht,<br>
hat langsam si ins Zelt nei´knietscht. / Die Kuni hat vull Rührung pflietscht.
hat´s tröst´ und weng im Kreis rum´gschwenkt / und nou an Kaugummi ihr g´schenkt.<br>
A Moh vo die Besatzungsleit, / der hat sei Sacktöichla ihr g´leiht,
Die ganze Nacht is g´hockt ba ihm / und ah der Martl, der is blieb´n<br>
hat´s tröst´ und weng im Kreis rum´gschwenkt / und nou an Kaugummi ihr g´schenkt.
mit seiner Alten wöi a Zeck / und is nit vo dem Loager weg.<br>
Die ganze Nacht is g´hockt ba ihm / und ah der Martl, der is blieb´n
Zum Essen hom´s kröigt massenhaft, / die Bärbel hat ihr´n Ring verkafft<br>
mit seiner Alten wöi a Zeck / und is nit vo dem Loager weg.
und dafür tauscht, null, Komma drei / zwa Stanga Zigaretten ei.<br>
Zum Essen hom´s kröigt massenhaft, / die Bärbel hat ihr´n Ring verkafft
Und wöi der neie Tooch hat graut, / woar´s Kunnela a Kriegerbraut.<br>
und dafür tauscht, null, Komma drei / zwa Stanga Zigaretten ei.
Der Martl oaber und sei Fraah, / döi hom si rumdrückt alli Zwa,<br>
Und wöi der neie Tooch hat graut, / woar´s Kunnela a Kriegerbraut.
hom rumg´specht, wos der Troß su treibt / und wou sulang der Kaiser bleibt.<br>
Der Martl oaber und sei Fraah, / döi hom si rumdrückt alli Zwa,
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hom rumg´specht, wos der Troß su treibt / und wou sulang der Kaiser bleibt.
Nou endli hat mer´n kumma seng. / Die Zwa hom naufg´reckt ihri Kräng,<br>
 
daß ihna nix entkumma tout. / Jedoch der Kaiser woar su gout<br>
Nou endli hat mer´n kumma seng. / Die Zwa hom naufg´reckt ihri Kräng,
und hat in´n Martl ganz lescher / gleich mit sei´m Zepter g´wunken her.<br>
daß ihna nix entkumma tout. / Jedoch der Kaiser woar su gout
„Du bist a altes Färther Kind! / Drum paß etz auf, woas i verkündt!<br>
und hat in´n Martl ganz lescher / gleich mit sei´m Zepter g´wunken her.
Die Donau, Main, der Rhein derzou / wer´n durch den Fluß verbunden dou,<br>
„Du bist a altes Färther Kind! / Drum paß etz auf, woas i verkündt!
Mer braucht derzou – und nit amoal / a rechts grouß Stück vo an Kanoal,<br>
Die Donau, Main, der Rhein derzou / wer´n durch den Fluß verbunden dou,
Dou af den Platz, dou wou haint nacht / dös Zelt is g´standen, gib ner acht,<br>
Mer braucht derzou – und nit amoal / a rechts grouß Stück vo an Kanoal,
dou stelln dem heilgen Martin z´Ehr / mir a Kapelln etz ah glei her.<br>
Dou af den Platz, dou wou haint nacht / dös Zelt is g´standen, gib ner acht,
Du werst der Mesner dou dervoh. / I glaab, i findt kann bessern Moh.<br>
dou stelln dem heilgen Martin z´Ehr / mir a Kapelln etz ah glei her.
Und etz gäihst hamm mit deiner Fraah, / denn mir verrolln si etza ah.“ –<br>
Du werst der Mesner dou dervoh. / I glaab, i findt kann bessern Moh.
Su is, af Ehr, im Rednitztool / die Stadt gegründt worn selismoal.<br>
Und etz gäihst hamm mit deiner Fraah, / denn mir verrolln si etza ah.“ –  
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Su is, af Ehr, im Rednitztool / die Stadt gegründt worn selismoal.
 
Nachbemerkung: Wenn Kaiser Karl der Sage nach die St. Martins-Kapelle im Flusstal gegründet hat und dann auch um 800 die Pfalz in Forchheim, dann müsste das zu seinen Lebzeiten zwischen 768 – 814 geschehen sein.


== Literatur ==
== Literatur ==
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