Flussbad: Unterschied zwischen den Versionen

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==Erinnerungen an das Flussbad==  
==Erinnerungen an das Flussbad==  
von Paul Altmann im ALTSTADT-Bläddla, Heft 48 von 2014 wird zitiert:
von Paul Altmann im ALTSTADT-Bläddla, Heft 48 von 2014, ergänzt von Peter Frank im Febr. 2023:
 
Das Zahlbad war flussauf [nach der Siebenbogenbrücke] und hatte zwei gemauerte Ausbuchtungen, die auch heute noch zu sehen sind; eine für die Knaben und weiter unten für die Mädchen. Im Fluss schwammen Stege, Balkenkonstruktionen auf alten Ölfässern, drei oder vier zur Überquerung und jeweils ein Steg längs der Ufer. Im Freibad gab es nur einen Übergang. Der Grund des Wassers war sandig, fast ohne Steine, ein angenehmes Gefühl an der Fußsohle.  
Das Zahlbad war flussauf [nach der Siebenbogenbrücke] und hatte zwei gemauerte Ausbuchtungen, die auch heute noch zu sehen sind; eine für die Knaben und weiter unten für die Mädchen. Im Fluss schwammen Stege, Balkenkonstruktionen auf alten Ölfässern, drei oder vier zur Überquerung und jeweils ein Steg längs der Ufer. Im Freibad gab es nur einen Übergang. Der Grund des Wassers war sandig, fast ohne Steine, ein angenehmes Gefühl an der Fußsohle.  
Die Aufsicht führten die Bademeister, die außerhalb der Saison im städtischen Brausebad an der Hirschenstraße beschäftigt waren. Der oberste war der Herr Frank, der seine Residenz in einer Bretterbude genau auf der Grenze zwischen Zahl- und Freibad hatte. Klein, grauhaarig, drahtige Figur, mit Schnurrbart, war er für uns eine Respektsperson, zu der wir aber gerne kamen, wenn uns ein Schmerz plagte; zum Beispiel mit einer Verletzung durch eine Glasscherbe, einer blutenden Wunde oder einer Abschürfung. Da er auch beim Roten Kreuz aktiv war, kannte er sich aus. Das erste war immer die Desinfektion mit Jod. Aua!!! Das brannte richtig – und das gibt es heute auch nicht mehr, oder? An seiner Hütte hingen ein Rettungsring und lange Stangen mit einem Drahtring. Innen befand sich auch eine Schwimmweste aus durchbohrten und aufgefädelten Flaschenkorken, die beim Schwimmenlernen Verwendung fand. […]
Die Aufsicht führten die Bademeister, die außerhalb der Saison im städtischen Brausebad an der Hirschenstraße beschäftigt waren. Der oberste war der Herr Frank, der seine Residenz in einer Bretterbude genau auf der Grenze zwischen Zahl- und Freibad hatte. Klein, grauhaarig, drahtige Figur, mit Schnurrbart, war er für uns eine Respektsperson, zu der wir aber gerne kamen, wenn uns ein Schmerz plagte; zum Beispiel mit einer Verletzung durch eine Glasscherbe, einer blutenden Wunde oder einer Abschürfung. Da er auch beim Roten Kreuz aktiv war, kannte er sich aus. Das erste war immer die Desinfektion mit Jod. Aua!!! Das brannte richtig – und das gibt es heute auch nicht mehr, oder? An seiner Hütte hingen ein Rettungsring und lange Stangen mit einem Drahtring. Innen befand sich auch eine Schwimmweste aus durchbohrten und aufgefädelten Flaschenkorken, die beim Schwimmenlernen Verwendung fand. […]
Diese Erinnerungen kann der Enkel des Friedrich (Fritz) Frank noch ergänzen. Fritz Frank (geb. 23.11.1883) war schon 1915 als Badediener tätig bei der König-Ludwig-Quelle an der Kurgartenstraße. Dem Roten Kreuz gehörte er bereits ab September 1903 an. Als Metallschläger war er auch mal beschäftigt. Bei der Sanitätskolonne wurde er als Berufssanitäter 1916 bis 1918 eingesetzt. Er kam im März 1919 zum städtischen Tiefbauamt als Heizer im Rathaus. Später als Badewärter bzw. Hilfsbademeister im Sommer mit 56 Wochenstunden beschäftigt. Dabei hatte er die Aufsicht über das Frauen- und Mädchenfreibad und gab den Volksschülerinnen Schwimmunterricht. Ab 15. April 1930 als Heizer im Winter mit wöchentlich 71 Stunden. Wegen einer Kohlenoxidvergiftung fiel er mal 12 Tage im März 1931 aus. Im Rathaus half er als Zweithausmeister neben dem Hausverwalter Jäckel auch bei kleineren Reparaturen. 1940 wurde er aufgrund seiner langjährigen Erfahrung der ganzen Kesselanlage im Rathaus als unabkömmlich für den Kriegsdienst erklärt. Auch dass er beim Roten Kreuz Zugführer und Oberwachführer war, spielte eine Rolle. Durch seine Arbeit im Winter mit der Koksheizung im Rathaus-Keller wurde aber seine Gesundheit belastet. Am 11.6.1957 verstarb er.
Diese Erinnerungen kann der Enkel des Friedrich (Fritz) Frank noch ergänzen. Fritz Frank (geb. 23.11.1883) war schon 1915 als Badediener tätig bei der König-Ludwig-Quelle an der Kurgartenstraße. Dem Roten Kreuz gehörte er bereits ab September 1903 an. Als Metallschläger war er auch mal beschäftigt. Bei der Sanitätskolonne wurde er als Berufssanitäter 1916 bis 1918 eingesetzt. Er kam im März 1919 zum städtischen Tiefbauamt als Heizer im Rathaus. Später als Badewärter bzw. Hilfsbademeister im Sommer mit 56 Wochenstunden beschäftigt. Dabei hatte er die Aufsicht über das Frauen- und Mädchenfreibad und gab den Volksschülerinnen Schwimmunterricht. Ab 15. April 1930 als Heizer im Winter mit wöchentlich 71 Stunden. Wegen einer Kohlenoxidvergiftung fiel er mal 12 Tage im März 1931 aus. Im Rathaus half er als Zweithausmeister neben dem Hausverwalter Jäckel auch bei kleineren Reparaturen. 1940 wurde er aufgrund seiner langjährigen Erfahrung der ganzen Kesselanlage im Rathaus als unabkömmlich für den Kriegsdienst erklärt. Auch dass er beim Roten Kreuz Zugführer und Oberwachführer war, spielte eine Rolle. Durch seine Arbeit im Winter mit der Koksheizung im Rathaus-Keller wurde aber seine Gesundheit belastet. Am 11.6.1957 verstarb er.
(Auswertung städtischer Akten durch seinen Enkel Peter Frank, der ab 1960 in Diensten der Stadt 45 Jahre verbrachte).
(Auswertung städtischer Akten durch seinen Enkel Peter Frank, der ab 1960 in Diensten der Stadt 45 Jahre verbrachte).

Version vom 5. März 2023, 17:33 Uhr

Ehemaliges Flussbadgelände, heute Uferpromenade

Das städtische Flussbad war ein Fürther Freibad und Vorgänger des heutigen Sommerbads Fürth.


Geschichte

Saisonkarte für Männer, 1912

Das Fürther Flussbad befand sich am Rednitzufer an der Badstraße zwischen dem Anwesen Badstraße 8 und der Einmündung Mondstraße.

Frühgeschichte

Wüstendörfer berichtet in seinen "Wanderungen durch Fürth", dass es an der Stelle, wo sich später das Fischhäusla befand, ein "von der Gemeinde unterhaltenes Volksbad" gegeben habe, welches "sich viele Jahrhunderte hindurch sehr starker Frequenz" erfreute. 1761 haben dann "die Gemeindeväter die Mittel zur Weiterührung des Bades" nicht mehr genehmigt.[1]

Flussbäder im 19. Jahrhundert

Schon in den 1830er Jahren gab es einen öffentlichen Badeplatz, den der Stadtmagistrat an der Gemeindewiese beim Schießanger ausgewiesen hat.[2]

In einem Aufsatz im "Fürther Tagblatt" wird 1841 allerdings beklagt, dass sich die einzige öffentliche, häufig überfüllte Fluss-Badestelle wegen der geringen Wassertiefe eher für Kinder eignen würde und die Errichtung einer neuen "Badeanstalt für Herrn im Freien" gewünscht.[3] Die gleiche Zeitung meldete am 15. Mai 1846, dass nunmehr der Wunsch nach einer angemessenen Badeeinrichtung in der Rednitz durch Unternehmungsgeist des Zimmermeisters Rietheimer erfüllt wurde.[4]

Auch der Chronist Fronmüller berichtet, dass das "Riedheimer'sche Rednitzbad am Landgraben" im Mai 1846 eröffnet worden war. Im Mai 1846 machte Jakob Rietheimer mit einer Anzeige Reklame für seine Badeanstalt in der Rednitz. Er bot "Badehäuschen" an, in denen für 6 Kreuzer gebadet werden könnte.[5] Badehäuschen waren Holzhütten, die über dem Fluss angebracht waren. In ihnen konnte man Badekleidung anziehen und dann in das darunter Wasser steigen. Vor allem Frauen nutzten Badehäuschen, denn unter freiem Himmel durften nur Männer schwimmen.[6] Die Rietheimer'sche Badeanstalt wurde beim Hochwasser im August 1851 stark beschädigt.[7] Diese Badeanstalt wurde 1871 durch den neuen Besitzer Schreiber erneuert und am 30. Mai 1871 wieder eröffnet.[8]

1850 hat es zwei Flussbäder gegeben, und zwar ein öffentliches, kostenloses sowie ein (evtl. privates) kostenpflichtiges. Denn ein Leserbriefschreiber beklagte die "Unreinlichkeit" im kostenlosen Flussbad und das damit einhergehende Dilemma, dass ausgerechnet in "Fürth, einer Stadt, welche zwischen zwei Flüssen liegt", die ärmere Bevölkerung entweder in einem dreckigen, stinkenden Bad schwimmen gehen müsste oder eben gar nicht, weil das Schwimmen überall anders polizeilich verboten war.[9]

In einem Reiseführer von 1869 wird das Riedheimer'sche oder "Rietheimer'sche Bad", ein öffentliches Bad, allerdings am Schießanger, genannt.[10] Hier liegt wohl eine Verwechslung vor, denn am 13. August 1868 wurde der Beschluss gefasst, neben den beiden älteren Badeplätzen noch einen dritten an der Rednitz, und zwar unterhalb des Schießplatzes, zur unentgeltlichen Benutzung einzurichten.[11]

Das Jahr 1877 betreffend, schrieb Fronmüller:

Da die Verunreinigung der Pegnitz die Kassirung des in demselben befindlichen öffentlichen Bades in Aussicht stellte, so ließ der Magistrat zum Ersatze desselben bei der vom Eisenbahnfiskus abgehaltenen Versteigerung vier oberhalb der Eisenbahnbrücke gelegene Wiesenparzellen, und zwar 1 Tagw. 70 Dez. auf dem diesseitigen Ufer um 1700 M., sowie 2 Tagw. 99 Dez. auf dem jenseitigen Ufer um 4616 M. erstreichen. Das eingeholte Gutachten lautete dahin, daß das Flußbett zwischen den beiden Wiesen sich vollkommen zu einem Badeplatz für Erwachsene eigne.[12]

Nach zwei weiteren Besitzern wurde das Bad dann privat geführt, denn 1887 hieß eine Badeanstalt an der Rednitz Aßmanns oder Aßmann'sche Badeanstalt.[13]

Im Mai 1882 beschloss der Magistrat außerdem, am Rednitzufer (unterhalb des alten Schlachthofes) ein Mädchenbad zu errichten.[14]

Das Flussbad im 20. Jahrhundert

Die Aßmann'sche Badeanstalt wurde samt Wohnhaus 1905 von der Stadt für 100.000 Mark gekauft und umgebaut.[15] Daraus hat sich dann das städtische Flussbad entwickelt.

Das ehem. Flussbad, 1925

In dem 370 Meter langen Bereich zwischen Hardsteg flussaufwärts bis fast zur Siebenbogenbrücke gab es nach dem Umbau verschiedene Schwimmbereiche für Frauen, Männer, Mädchen und Knaben. Flussabwärts kamen als erstes Frauen- und Mädchen-Zahlbad, dann Frauen- und Mädchen-Freibad ohne Eintrittsgebühren, daran anschließend Männer- und Knaben-Zahlbad und schließlich Männer- und Knaben-Freibad. Es gab Rettungsgeräte (einen Kahn, einen Fangrechen, Stangen), zwei Brausen, 100 verschließbare Einzelkabinen, Aborthäuschen und ein Kassenhäuschen. Den Unterschied zwischen Zahl- und Freibad machten die Umkleidemöglichkeiten aus: Im Zahlbad hatte man eine abschließbare Kabine, im Freibad nur offene Umkleidehallen. In der Mitte bot ein Holzkiosk, von beiden Seiten aus zugänglich, Erfrischungen an. Auf dem linken Rednitzufer befanden sich die Liege- und Spielwiesen.[16] Die Zwanziger Jahre waren die große Zeit des Flussbades. 1929 wurde an der gesamten Uferzone der Familienbadebetrieb eingeführt, Männer und Frauen konnten auch hier jetzt, wie vorher schon bei den Sportvereinen, gemeinsam baden. Dies geschah nach langen Diskussionen im Fürther Stadtrat, in dem viele diesen "Kulturwandel" entschieden ablehnten. Schließlich stimmten 19 Mitglieder des Gremiums für das Familienbad, 16 dagegen.[17] Die beiden Zahlbäder für Frauen und Männer wurden zusammengelegt, die Freibäder blieben getrennt, dort hat man sich aber wohl sowieso nicht an die Trennung gehalten.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Flussbad noch ausgebaut. So wurden weitere Duschen errichtet, es entstanden eine Spielwiese für sportliche Aktivitäten und eine Erfrischungshalle. Über einen Radio-Lautsprecher konnte Musik gespielt werden. Von Zeit zu Zeit gab es auch Standkonzerte.[18] Juden wurde der Zutritt ab dem 8. August 1933 verboten.

Erinnerungen an das Flussbad

von Paul Altmann im ALTSTADT-Bläddla, Heft 48 von 2014, ergänzt von Peter Frank im Febr. 2023:

Das Zahlbad war flussauf [nach der Siebenbogenbrücke] und hatte zwei gemauerte Ausbuchtungen, die auch heute noch zu sehen sind; eine für die Knaben und weiter unten für die Mädchen. Im Fluss schwammen Stege, Balkenkonstruktionen auf alten Ölfässern, drei oder vier zur Überquerung und jeweils ein Steg längs der Ufer. Im Freibad gab es nur einen Übergang. Der Grund des Wassers war sandig, fast ohne Steine, ein angenehmes Gefühl an der Fußsohle. Die Aufsicht führten die Bademeister, die außerhalb der Saison im städtischen Brausebad an der Hirschenstraße beschäftigt waren. Der oberste war der Herr Frank, der seine Residenz in einer Bretterbude genau auf der Grenze zwischen Zahl- und Freibad hatte. Klein, grauhaarig, drahtige Figur, mit Schnurrbart, war er für uns eine Respektsperson, zu der wir aber gerne kamen, wenn uns ein Schmerz plagte; zum Beispiel mit einer Verletzung durch eine Glasscherbe, einer blutenden Wunde oder einer Abschürfung. Da er auch beim Roten Kreuz aktiv war, kannte er sich aus. Das erste war immer die Desinfektion mit Jod. Aua!!! Das brannte richtig – und das gibt es heute auch nicht mehr, oder? An seiner Hütte hingen ein Rettungsring und lange Stangen mit einem Drahtring. Innen befand sich auch eine Schwimmweste aus durchbohrten und aufgefädelten Flaschenkorken, die beim Schwimmenlernen Verwendung fand. […]

Diese Erinnerungen kann der Enkel des Friedrich (Fritz) Frank noch ergänzen. Fritz Frank (geb. 23.11.1883) war schon 1915 als Badediener tätig bei der König-Ludwig-Quelle an der Kurgartenstraße. Dem Roten Kreuz gehörte er bereits ab September 1903 an. Als Metallschläger war er auch mal beschäftigt. Bei der Sanitätskolonne wurde er als Berufssanitäter 1916 bis 1918 eingesetzt. Er kam im März 1919 zum städtischen Tiefbauamt als Heizer im Rathaus. Später als Badewärter bzw. Hilfsbademeister im Sommer mit 56 Wochenstunden beschäftigt. Dabei hatte er die Aufsicht über das Frauen- und Mädchenfreibad und gab den Volksschülerinnen Schwimmunterricht. Ab 15. April 1930 als Heizer im Winter mit wöchentlich 71 Stunden. Wegen einer Kohlenoxidvergiftung fiel er mal 12 Tage im März 1931 aus. Im Rathaus half er als Zweithausmeister neben dem Hausverwalter Jäckel auch bei kleineren Reparaturen. 1940 wurde er aufgrund seiner langjährigen Erfahrung der ganzen Kesselanlage im Rathaus als unabkömmlich für den Kriegsdienst erklärt. Auch dass er beim Roten Kreuz Zugführer und Oberwachführer war, spielte eine Rolle. Durch seine Arbeit im Winter mit der Koksheizung im Rathaus-Keller wurde aber seine Gesundheit belastet. Am 11.6.1957 verstarb er. (Auswertung städtischer Akten durch seinen Enkel Peter Frank, der ab 1960 in Diensten der Stadt 45 Jahre verbrachte).

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Flussbad im Sommer 1947 wieder eröffnet und parallel dazu ein Badebetrieb am Waldmannsweiher eingerichtet. Die anfänglich unhaltbaren Zustände mussten allerdings aufwändig repariert werden, wodurch aber ein erneut sehr beliebter Badeplatz entstand. An heißen Tagen soll es bis zu 12.000 Badegäste gegeben haben. In den 1950er Jahren blieb die Einteilung in Zahl- und Freibad bestehen. Aber interessierte niemand, ob diese auch eingehalten wurde.[19] Im Waldmannsweiher war das Bad so gestaltet worden, dass sogar Sportwettbewerbe durchgeführt werden konnten. Ein 50 mal 20 Meter großer Bereich wurde mit Holzplanken abgegrenzt und ein 3 Meter hoher Sprungturm gebaut. Im August 1952 gab es einen Schwimmwettbewerb mit über 100 Wettkämpfern aus fünf Vereinen und 1.500 Zuschauern.[20] Schon 1955 wurde hier allerdings wieder Badeverbot erteilt, auch da es seit diesem Jahr das neue Sommerbad am Scherbsgraben gab.

Im Flussbad herrschte aber bis in die 1960er Jahre reger Badebetrieb. Allerdings wurden die Einrichtungen dort ab 1955 nicht mehr gepflegt und verfielen nach und nach. 1968 wurde das Bad wegen der Konkurrenz durch das 1954-57 errichtete Sommerbad und Bedenken bezüglich der Wasserqualität geschlossen.[21] Nach Jahrzehnten der Verwahrlosung und des Niedergangs der Anlage wurde das Gelände ab 2006 zur Uferpromenade umgestaltet.

Baden im 21. Jahrhundert

Auch in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts wurde die Rednitz an der Uferpromenade immer wieder von Badenden genutzt. Allerdings war des Baden offiziell verboten, da die Wasserqualität nach der Einschätzung des Gesundheitsamtes zu schlecht war. Im Jahr 2022 wurde das Baden im Bereich von Flussbad und interkulturellen Gärten auf eigene Gefahr freigegeben, mit Hinweisen auf die nicht immer hygienisch einwandfreie Wasserqualität. Lediglich das gefährliche Abspringen von Brückengeländern blieb verboten.

Sonstige Badeanstalten an den Fürther Flüssen

Zu Fronmüllers Zeiten (mind. von 1840 bis 1887) gab es an der Rednitz die "Höfler'sche Badeanstalt", wo warme Bäder angeboten wurden.[22][23]

Am 29. Mai 1895 wurde an der Siebenbogenbrücke ein Militärbad für die Angehörigen der Fürther Garnison eröffnet.[24][25] Dieses Bad ging nach dem Ersten Weltkrieg an den städtischen Sportverband über. Die Sportvereine führten hier ganz neue Sitten ein. Frauen und Männer badeten nämlich gemeinsam. Das Gemischtbaden hatte aber Folgen. Die Regierung von Mittelfranken schickte wegen der „Mißstände beim Baden im Freien" ein Schreiben an die Polizeibehörde in Fürth und forderte die Stadt auf, die Behörden sollten "gegen das gemeinsame Baden beider Geschlechter bei ungenügender Badebekleidung mit allem Nachdruck einschreiten." Ein Polizist, der damit beauftragt wurde, bemerkte aber, dass "die Beurteilung des Badebetriebes in sittlicher Hinsicht je nach den individuellen Begriffen der Einzelnen verschieden" ist.[26]

Nördlich an das Militärbad grenzend wurde im Mai 1901 ein Männerfreibad an der Rednitz eröffnet.[27] Ebenfalls bei der Siebenbogenbrücke gab es zu Beginn des 20. Jh. ein Damenschwimmbad.

Vorher bzw. parallel dazu gab es noch ein Flussbad an der Dambacher Brücke, das 1912 eröffnet wurde. Es litt aber immer wieder unter Vandalismus. In den 1920er Jahren wurden von Jugendlichen häufig Bretter und Balken herausgerissen und die Kette, an der der Rettungs-Kahn befestigt war, gesprengt. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg sah es schlimm aus, denn es waren, wie beim Flussbad, die Holzteile geplündert worden. Darum erging 1947 an dieser Stelle Badeverbot.

Die Badestelle unterhalb des Schlachthofes war aus hygienischen Gründen jahrelang nicht benutzbar, weil Abfälle und Gedärme früher dem Fluss "anvertraut" wurden. Nachdem die Abfälle seit Beginn des 20. Jh. vom Wasenmeister abholt wurden und sich die Verhältnisse gebessert hatten, wurde 1905 überlegt, ob man dieses öffentliche Freibad wieder eröffnen soll.[28]

Außerdem gab es auch in der Regnitz ein Bad bei Bremenstall, in der Nähe der Eisenbahnbrücke, von einem schönen Baumbestand verschattet.[29] Das Flussbad besaß sogar Umkleidemöglichkeiten. Auch in der Pegnitz wurde in der Nähe des Engelhardtstegs gebadet. Dieses Bad wurde bereits 1891 aufgegeben, weil "die Badenden nicht den Blicken der Spaziergänger entzogen werden konnten." Vermutlich war es aber eher die Wasserqualität, denn die Pegnitz brachte viele Industrieabwässer aus Nürnberg mit. Die Schließung des Bades führte zu großen Protesten der Bewohner der Nürnberger Straße und ihrer Seitenstraßen wie auch der Leyher- und Waldstraße, die eine Badegelegenheit in ihrer Nähe behalten wollten. Sie veranstalteten sogar eine Unterschriftenaktion, allerdings ohne Erfolg.

Auch im alten Kanal wurde bis in die 1940er Jahre gebadet, zwischen der Poppenreuther- und der Ronhofer Brücke. Nach dem Krieg konnte das Bad nicht wieder in Gang gesetzt werden, da der Kanal austrocknete.

Badefreuden am Mühlbach

Viel Wirbel gab es um ein Bad in Burgfarrnbach, der schon um 1898 begann. Man badete auch hier in den Flüssen bzw. Bächen, im Mühlbach und im Farrnbach. Dort befanden sich zwar Umkleidekabinen, aber in den "Schlammwolken" zu baden, war dann doch nicht jedermanns Sache. Außerdem herrschte im Sommer Wassermangel. Aus dem Bau eines richtigen Bades wurde, trotz fortgesetzter Eingaben des Vorstadtvereins, nichts.[30] Heute befindet sich ca. 300m östlich der alten Badestelle am Mühlbach das Schwimmbecken des Jugendbades Burgfarrnbach.

Literatur

Lokalberichterstattung

  • Birgit Dachlauer: Hechtsprünge im Knabenbad. Hermann Baßler durfte als Kind, was nun verboten ist: Er schwamm in der Rednitz. In: Fürther Nachrichten vom 1. September 2007, (Druckausgabe)
  • Johannes Alles: Freude an Fürths neuen Ufern. In: Fürther Nachrichten vom 08. September 2012 - online abrufbar
  • Bilderserie, Vom Flussbad zum Kulturort. In: nordbayern.de - Informationen aus Fürth vom 20. August 2015 - online abrufbar
  • Armin Leberzammer: Aus fürs Badeverbot: Kommunalpolitik stimmt zu. In: Fürther Nachrichten vom 24. März 2021 - Druckausgabe bzw. Wolfgang Händel: Überraschende Wendung: Fürth will das Badeverbot an der Rednitz kippen. In: nordbayern.de vom 18. März 2021 - online abrufbar
  • al/hän: Uferpromenade: Fürth macht Baden auf eigene Gefahr möglich. In: nordbayern.de vom 1. Januar 2022 - online abrufbar

Siehe auch

Weblinks

  • Umfangreiche Homepage zum Flussbad Fürth - im Internet

Einzelnachweise

  1. Georg Wüstendörfer: Wanderungen durch Fürth, 1898, S. 128
  2. Fürther Tagblatt, 26.06.1840 - online-Digitalisat
  3. "Fürther Tagblatt" vom 17. April 1841
  4. Das neue Rednitzbad. In: Fürther Tagblatt vom 15. Mai 1846, Nr. 77/1846, S. 329/330 - online abrufbar
  5. Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/455; AGr. 5/458
  6. Barbara Ohm: Badevergnügen in Fürth - Badhaus, Flussbad, Brausebad, Sommerbad oder Kurbad. In: Fürther Geschichtsblätter, 1/2020, S. 17
  7. "Fürther Tagblatt" vom 5. August 1851
  8. Fronmüller-Chronik, 1887, S. 275 und S. 388
  9. Fürther Tagblatt vom 15. Juni 1850
  10. Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 32 - online-Digitalisat
  11. Fronmüllerchronik, 1887, S. 356
  12. Fronmüllerchronik, 1887, S. 484
  13. Barbara Ohm: Fürth - Geschichte der Stadt. A. Jungkunz, Fürth, Verlag Nürnberger Presse Druckhaus Nbg GmbH & Co. KG, 2018, 2007, S. 267.
  14. Fronmüllerchronik, 1887, S. 565
  15. Fürth 1901-1910, Käppner-Chronik, Teil 2. Hrsg: Bernd Jesussek, 2003, S. 24 und Stadtmuseum Fürth
  16. Barbara Ohm: Badevergnügen in Fürth - Badhaus, Flussbad, Brausebad, Sommerbad oder Kurbad. In: Fürther Geschichtsblätter, 1/2020, S. 19
  17. Nordbayerische Zeitung vom 10.5.1929, in: Stadtarchiv Fürth, Zeitgeschichtliche Sammlung "Bad"
  18. Nordbayerische Zeitung vom 5.7.1935, in: Stadtarchiv Fürth, Zeitgeschichtliche Sammlung "Bad"
  19. Barbara Ohm: Badevergnügen in Fürth - Badhaus, Flussbad, Brausebad, Sommerbad oder Kurbad. In: Fürther Geschichtsblätter, 1/2020, S. 25
  20. Fränkische Tagespost vom 27.8.1952, in: Stadtarchiv Fürth, Zeitgeschichtliche Sammlung "Bad"
  21. Die Zeit des Flußbads ist vorbei. In: Fürther Nachrichten vom 10. Mai 1968
  22. Fronmüller-Chronik, 1871, S. 107
  23. Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 32 - online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  24. Käppner-Chronik
  25. Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 33
  26. Stadtarchiv Fürth, AR 34/131
  27. Fürth 1901-1910, Käppner-Chronik, Teil 2. Hrsg: Bernd Jesussek, 2003, S. 6
  28. Fürth 1901-1910, Käppner-Chronik, Teil 2. Hrsg: Bernd Jesussek, 2003, S. 23
  29. Nordbayerische Zeitung vom 16.6.1929, in: Stadtarchiv Fürth, Zeitgeschichtliche Sammlung "Bad"
  30. Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/484

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