Julius Gutmann: Unterschied zwischen den Versionen

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Julius Gutmann absolvierte die [[Israelitische Realschule]] in Fürth 1916/17. Danach ging er nach Halberstadt, wo er bei seiner Tante mütterlicherseits wohnte um bei der Metallhandelsfirma [https://www.juden-im-alten-halberstadt.de/menschen.php?menschID=21&filter=A Hirsch & Sohn], in der auch der Onkel arbeitete, ausgebildet zu werden.<ref>Ausbildung in Buchhaltung, Schreibmaschine und Stenografie. Zu Hirsch & Sohn siehe auch [http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/firmen4/firmadet46960.shtml Kraft- und Dampfmaschinen] und [https://archives.cjh.org/agents/corporate_entities/21046 Center Jewish History]</ref> 1924 verließ er die Firma um für eine Textilfirma tätig zu werden. 1928 erwarb er den Führerschein und war künftig als Geschäftsreisender unterwegs.</br>
Julius Gutmann absolvierte die [[Israelitische Realschule]] in Fürth 1916/17. Danach ging er nach Halberstadt, wo er bei seiner Tante mütterlicherseits wohnte um bei der Metallhandelsfirma [https://www.juden-im-alten-halberstadt.de/menschen.php?menschID=21&filter=A Hirsch & Sohn], in der auch der Onkel arbeitete, ausgebildet zu werden.<ref>Ausbildung in Buchhaltung, Schreibmaschine und Stenografie. Zu Hirsch & Sohn siehe auch [http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/firmen4/firmadet46960.shtml Kraft- und Dampfmaschinen] und [https://archives.cjh.org/agents/corporate_entities/21046 Center Jewish History]</ref> 1924 verließ er die Firma um für eine Textilfirma tätig zu werden. 1928 erwarb er den Führerschein und war künftig als Geschäftsreisender unterwegs.</br>
Mit dem aufkommenden Antisemitismus in der Weimarer Republik und der Machtergreifung durch die Nazis im Januar 1933, zog es Julius Gutmann vor seinen Lebensmittelpunkt nach Paris in Frankreich zu verlegen. Da es dort aber sowohl beruflich nicht nach Wunsch verlief, als auch in Frankreich antijüdische Ressentiments anwuchsen, verließ er das Land am 8. Juli 1934 und zog zu seiner in Dänemark verheirateten Schwester Hanna<ref>Hanna Gutmann, verh. Arnheim (geb. 15. März 1901 in Amberg, gest. 15. Juli 1982 in Herning/Dänemark</ref> nach Kopenhagen. Um die restriktiven Aufenthaltsgenehmigungen zu umgehen, wurde es üblich, dass jüdische Immigranten versuchten eine gebürtige Dänin zu heiraten. Diese Lösung als Arrangement innerhalb der Familie ergab sich auch für Julius Gutmann, der Else Heimann an seinem Geburtstag am 18. Dezember 1934 heiratete. Das Paar bekam zwei Kinder: Emilie ( geb. 1936) und Michael (Mik, geb. 1939), später noch Naphtali. Julius schlug sich und die Familie mit Fremdsprachenunterricht (Deutsch und Französisch) durch. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs nahm das Interesse an Deutschunterricht merklich ab und Julius Gutmann suchte verschiedene Anstellungen, die aber immer nur für einen Zeitraum von sechs Monaten von den Behörden gestattet wurden.
Mit dem aufkommenden Antisemitismus in der Weimarer Republik und der Machtergreifung durch die Nazis im Januar 1933, zog es Julius Gutmann vor seinen Lebensmittelpunkt nach Paris in Frankreich zu verlegen. Da es dort aber sowohl beruflich nicht nach Wunsch verlief, als auch in Frankreich antijüdische Ressentiments anwuchsen, verließ er das Land am 8. Juli 1934 und zog zu seiner in Dänemark verheirateten Schwester Hanna<ref>Hanna Gutmann, verh. Arnheim (geb. 15. März 1901 in Amberg, gest. 15. Juli 1982 in Herning/Dänemark</ref> nach Kopenhagen. Um die restriktiven Aufenthaltsgenehmigungen zu umgehen, wurde es üblich, dass jüdische Immigranten versuchten eine gebürtige Dänin zu heiraten. Diese Lösung als Arrangement innerhalb der Familie ergab sich auch für Julius Gutmann, der Else Heimann an seinem Geburtstag am 18. Dezember 1934 heiratete. Das Paar bekam zwei Kinder: Emilie ( geb. 1936) und Michael (Mik, geb. 1939), später noch Naphtali. Julius schlug sich und die Familie mit Fremdsprachenunterricht (Deutsch und Französisch) durch. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs nahm das Interesse an Deutschunterricht merklich ab und Julius Gutmann suchte verschiedene Anstellungen, die aber immer nur für einen Zeitraum von sechs Monaten von den Behörden gestattet wurden.</br>
Dänemark war zwar bereits seit Frühjahr 1940 unter deutscher Besatzung, aber die dänischen Institutionen blieben bis 1943 intakt, d.h. aufgrund der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten blieb die staatliche Integrität des Landes gewahrt. Seit August 1943 begannen aber direkte Eingriffe der Besatzungsmacht deren Militärverwaltung die [[wikipedia:Dänemark unter deutscher Besatzung#Besatzungszeit 1943–1945|volle Regierungsgewalt]] übernahm. Julius Gutmann musste daraufhin im Oktober mit seiner Familie nach Schweden flüchten und konnte erst nach Ende des Krieges nach Dänemark zurückkehren.<ref>Anmerkung von Naphtali Gutmann vom 10. März 2023</ref>


Julius Gutmann starb in Kopenhagen am 8. April 1973.
Julius Gutmann starb in Kopenhagen am 8. April 1973.

Version vom 14. März 2023, 11:40 Uhr


Julius Gutmann (geb. 19. Dezember 1899 in Amberg; gest. 8. April 1973 in Kopenhagen/Dänemark), Sohn von Bernhard Gutmann und dessen Ehefrau Hedwig, geb. Rothschild, war ein jüdischer Kauf- und Geschäftsmann.[1]

Leben

Julius Gutmann absolvierte die Israelitische Realschule in Fürth 1916/17. Danach ging er nach Halberstadt, wo er bei seiner Tante mütterlicherseits wohnte um bei der Metallhandelsfirma Hirsch & Sohn, in der auch der Onkel arbeitete, ausgebildet zu werden.[2] 1924 verließ er die Firma um für eine Textilfirma tätig zu werden. 1928 erwarb er den Führerschein und war künftig als Geschäftsreisender unterwegs.
Mit dem aufkommenden Antisemitismus in der Weimarer Republik und der Machtergreifung durch die Nazis im Januar 1933, zog es Julius Gutmann vor seinen Lebensmittelpunkt nach Paris in Frankreich zu verlegen. Da es dort aber sowohl beruflich nicht nach Wunsch verlief, als auch in Frankreich antijüdische Ressentiments anwuchsen, verließ er das Land am 8. Juli 1934 und zog zu seiner in Dänemark verheirateten Schwester Hanna[3] nach Kopenhagen. Um die restriktiven Aufenthaltsgenehmigungen zu umgehen, wurde es üblich, dass jüdische Immigranten versuchten eine gebürtige Dänin zu heiraten. Diese Lösung als Arrangement innerhalb der Familie ergab sich auch für Julius Gutmann, der Else Heimann an seinem Geburtstag am 18. Dezember 1934 heiratete. Das Paar bekam zwei Kinder: Emilie ( geb. 1936) und Michael (Mik, geb. 1939), später noch Naphtali. Julius schlug sich und die Familie mit Fremdsprachenunterricht (Deutsch und Französisch) durch. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs nahm das Interesse an Deutschunterricht merklich ab und Julius Gutmann suchte verschiedene Anstellungen, die aber immer nur für einen Zeitraum von sechs Monaten von den Behörden gestattet wurden.
Dänemark war zwar bereits seit Frühjahr 1940 unter deutscher Besatzung, aber die dänischen Institutionen blieben bis 1943 intakt, d.h. aufgrund der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten blieb die staatliche Integrität des Landes gewahrt. Seit August 1943 begannen aber direkte Eingriffe der Besatzungsmacht deren Militärverwaltung die volle Regierungsgewalt übernahm. Julius Gutmann musste daraufhin im Oktober mit seiner Familie nach Schweden flüchten und konnte erst nach Ende des Krieges nach Dänemark zurückkehren.[4]

Julius Gutmann starb in Kopenhagen am 8. April 1973.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Angaben nach Geni zu Julius Gutmann und Naphtali Gutmann: "Familiengeschichte"
  2. Ausbildung in Buchhaltung, Schreibmaschine und Stenografie. Zu Hirsch & Sohn siehe auch Kraft- und Dampfmaschinen und Center Jewish History
  3. Hanna Gutmann, verh. Arnheim (geb. 15. März 1901 in Amberg, gest. 15. Juli 1982 in Herning/Dänemark
  4. Anmerkung von Naphtali Gutmann vom 10. März 2023

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