Jüdischer Turn- und Sportverein Fürth: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Verein bot Fußball, Tennis, Leichtathletik, Jiu Jitsu, Gymnastik und Faustball an. Bei den im Oktober [[1934]] auf dem ehem. Sportplatz [[Karolinenstraße 148]] (heute Recyclinghof Fürth) ausgetragenen Vereinsmeisterschaften nahmen rund 120 Sportlerinnen und Sportler teil. Auf dem Gelände wurden Fußball, Handball und Tennis gespielt und Leichtathletik betrieben. Eine Wellblechhalle wurde mit einer Heizung ausgestattet und stand den Turnern zur Verfügung. Hauptziel des Itus Fürth war es, den jüdischen Jugendlichen trotz der vielen gesellschaftlichen Einschränkungen und Verbote in der Zeit des Nationalsozialismus eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, ein sportliches Kräftemessen und einen gemeinsamen Treffpunkt zu bieten.  
Der Verein bot Fußball, Tennis, Leichtathletik, Jiu Jitsu, Gymnastik und Faustball an. Bei den im Oktober [[1934]] auf dem ehem. Sportplatz [[Karolinenstraße 148]] (heute Recyclinghof Fürth) ausgetragenen Vereinsmeisterschaften nahmen rund 120 Sportlerinnen und Sportler teil. Auf dem Gelände wurden Fußball, Handball und Tennis gespielt und Leichtathletik betrieben. Eine Wellblechhalle wurde mit einer Heizung ausgestattet und stand den Turnern zur Verfügung. Hauptziel des Itus Fürth war es, den jüdischen Jugendlichen trotz der vielen gesellschaftlichen Einschränkungen und Verbote in der Zeit des Nationalsozialismus eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, ein sportliches Kräftemessen und einen gemeinsamen Treffpunkt zu bieten.  


Ab [[15. Oktober]] [[1936]] musste sich der Verein in „Jüdischer Sport-Club Fürth“ (JSC Fürth) umbenennen. Ein Jahr später hatte der Verein mit Schwerpunkt auf den Breitensport etwa 600 Mitglieder. Aber auch im (jüdischen) Spitzensport verzeichnete der JSC Fürth große Erfolge. Einige Beispiele: Die Leichtathletikmannschaft war die erfolgreichste bei den bayerischen Meisterschaften 1937, die Handball-Damen wurden im selben Jahr bayerische Meister. Bei den deutschen Meisterschaften im August 1938 in Berlin gewann [[Stefan Rafael]] die Läufe über 100 m, 200 m und 400 m und wurde Zweiter im Diskuswerfen.
"Am 13. Oktober 1936 wurde der „Jüdische Turn- und Sportverein 1934“, der von dem Reichsbund jüdischer Frontsoldaten gegründet worden war, aufgelöst, da auf Grund behördlicher Anordnung ab 15. Oktober 1936 nur noch neutrale jüdische Turn- und Sportvereine zugelassen werden. Am 15. Oktober 1936 wurde dafür der „Jüdische Sport-Club Fürth“ begründet, der am 1. Dezember 1936 einen eigenen Sportplatz an der oberen Karolinenstraße mietete und dort eine Wellblechhalle als Turnhalle errichtete.<ref>siehe [[Grete Ballin]]: ''Chronik Fürth 1933 - 1945''; 1943; S. 21. Die Neugründung könnte auch als ''Umbenennung'' deklariert werden, bliebe aber dann den Nachweis der Notwendigkeit schuldig.</ref>
 
Ein Jahr später hatte der Verein mit Schwerpunkt auf den Breitensport etwa 600 Mitglieder. Aber auch im (jüdischen) Spitzensport verzeichnete der JSC Fürth große Erfolge. Einige Beispiele: Die Leichtathletikmannschaft war die erfolgreichste bei den bayerischen Meisterschaften 1937, die Handball-Damen wurden im selben Jahr bayerische Meister. Bei den deutschen Meisterschaften im August 1938 in Berlin gewann [[Stefan Rafael]] die Läufe über 100 m, 200 m und 400 m und wurde Zweiter im Diskuswerfen.


Nach der sog. „Reichskristallnacht“ am [[9. November]] [[1938]] war ein regulärer Sportbetrieb für jüdische Vereine nicht mehr durchführbar und [[1939]] wurden die meisten jüdischen Organisationen und Vereine aufgelöst, so auch der JSC Fürth am [[31. Juli]] [[1939]].
Nach der sog. „Reichskristallnacht“ am [[9. November]] [[1938]] war ein regulärer Sportbetrieb für jüdische Vereine nicht mehr durchführbar und [[1939]] wurden die meisten jüdischen Organisationen und Vereine aufgelöst, so auch der JSC Fürth am [[31. Juli]] [[1939]].

Version vom 13. Juli 2023, 11:06 Uhr

Der Jüdische Turn- und Sportverein Fürth (Itus Fürth) bestand zwischen 1934 und 1939. Ab 1936 bezeichnete er sich als Jüdischer Sport-Club Fürth (JSC Fürth).

Entstehung

Im Jahr 1917 gründeten zionistisch orientierte Jugendliche den „Jüdischen Sportclub Fürth“, der bald 50 Mitglieder verzeichnete und auf einem gepachteten Sportplatz in Unterfarrnbach Fußball spielte. Doch nachdem orthodoxe Sportler zunehmend an Einfluss gewannen, löste sich der Verein offenbar wieder auf. Die meisten ehemaligen zionistischen Mitglieder wechselten danach zu nichtjüdischen Vereinen oder in den Nürnberger „Bar Kochba“ Club Sport.

Gründung

Bereits unmittelbar nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im April 1933 mussten alle nichtjüdischen Sportvereine ihre jüdischen Mitglieder ausschließen. Um diesen Sportlern, und vor allem den Jugendlichen, wieder eine Heimat zu bieten, gründete am 9. Juni 1933 der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten in Fürth einen eigenen „Jüdischen Turn- und Sportverein“ (Itus). Die Geschäftsstelle befand in der Friedrichstraße 7, der Verein wurde von Alexander Ichenhäuser und Dr. Leo Stahl geführt.

Die Zeit 1934 bis 1938

Der Verein bot Fußball, Tennis, Leichtathletik, Jiu Jitsu, Gymnastik und Faustball an. Bei den im Oktober 1934 auf dem ehem. Sportplatz Karolinenstraße 148 (heute Recyclinghof Fürth) ausgetragenen Vereinsmeisterschaften nahmen rund 120 Sportlerinnen und Sportler teil. Auf dem Gelände wurden Fußball, Handball und Tennis gespielt und Leichtathletik betrieben. Eine Wellblechhalle wurde mit einer Heizung ausgestattet und stand den Turnern zur Verfügung. Hauptziel des Itus Fürth war es, den jüdischen Jugendlichen trotz der vielen gesellschaftlichen Einschränkungen und Verbote in der Zeit des Nationalsozialismus eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, ein sportliches Kräftemessen und einen gemeinsamen Treffpunkt zu bieten.

"Am 13. Oktober 1936 wurde der „Jüdische Turn- und Sportverein 1934“, der von dem Reichsbund jüdischer Frontsoldaten gegründet worden war, aufgelöst, da auf Grund behördlicher Anordnung ab 15. Oktober 1936 nur noch neutrale jüdische Turn- und Sportvereine zugelassen werden. Am 15. Oktober 1936 wurde dafür der „Jüdische Sport-Club Fürth“ begründet, der am 1. Dezember 1936 einen eigenen Sportplatz an der oberen Karolinenstraße mietete und dort eine Wellblechhalle als Turnhalle errichtete.[1]

Ein Jahr später hatte der Verein mit Schwerpunkt auf den Breitensport etwa 600 Mitglieder. Aber auch im (jüdischen) Spitzensport verzeichnete der JSC Fürth große Erfolge. Einige Beispiele: Die Leichtathletikmannschaft war die erfolgreichste bei den bayerischen Meisterschaften 1937, die Handball-Damen wurden im selben Jahr bayerische Meister. Bei den deutschen Meisterschaften im August 1938 in Berlin gewann Stefan Rafael die Läufe über 100 m, 200 m und 400 m und wurde Zweiter im Diskuswerfen.

Nach der sog. „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938 war ein regulärer Sportbetrieb für jüdische Vereine nicht mehr durchführbar und 1939 wurden die meisten jüdischen Organisationen und Vereine aufgelöst, so auch der JSC Fürth am 31. Juli 1939.

Literatur

  • Udo Sponsel, Helmut Steiner: Jüdisches Sportleben in Fürth 1933-1938, Fürther Heimatblätter 1996/4, S. 112-122
  • W. Schneider: Chronik des Jüdischen Turn- und Sportvereins Bar Kochba Nürnberg e. V., Nürnberg Dezember 2003 - online abrufbar
  • Grete Ballin: Chronik Fürth 1933-1945. Online abgerufen am 18. März 2021 | 20:58 Uhr - Jüdische Fürther, erstellt von Gisela Naomi Blume - online abrufbar

Bilder

  1. siehe Grete Ballin: Chronik Fürth 1933 - 1945; 1943; S. 21. Die Neugründung könnte auch als Umbenennung deklariert werden, bliebe aber dann den Nachweis der Notwendigkeit schuldig.