Alter Jüdischer Friedhof: Unterschied zwischen den Versionen
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* Armin Leberzammer: ''Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit''. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022 (Druckausgabe) | * Armin Leberzammer: ''Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit''. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022 (Druckausgabe) | ||
* Heinz Wraneschitz: ''Grabmäler werden digital erfasst''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 29. November 2022 zur Kartierung jüdischer Grabsteine in Bayern. | * Heinz Wraneschitz: ''Grabmäler werden digital erfasst''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 29. November 2022 zur Kartierung jüdischer Grabsteine in Bayern. |
Version vom 6. Januar 2024, 07:37 Uhr
Der alte jüdische Friedhof im Jahr 1705.
Kupferstich von Johann Alexander Boener. |
- Objekt
- Alter Israelitischer Friedhof
- Geokoordinate
- 49° 28' 38.63" N, 10° 58' 56.03" E
- Quellangaben
- BLfD - Denkmalliste Fürth
Der „Alte Jüdische Friedhof'“ („Judenheckisch“) stammt aus dem Jahre 1607. Er befindet sich in der Nähe der Stadthalle am Abhang zur Rednitz.
Beschreibung
Die umgangssprachliche Bezeichnung Judenheckisch kommt von Hekdesch, einer alten hebräischen Bezeichnung für Armen- oder Krankenhaus, und verweist darauf, dass sich unmittelbar am Friedhof, der 1607 am Hang der Rednitz errichtet wurde, ein Spital befand.[1] Der Friedhof ist seit 1653 mit einer hohen Mauer umgeben und hatte bis kurz nach der Reichspogromnacht ein Taharahaus. Es liegen hier ca. 20.000 Tote begraben.
Aufgrund der Wiederansiedlung von Juden in Nürnberg seit 1850 wurde der Friedhof bis 1863 auch von Nürnberger Juden belegt. Im November 1863 kündigte die jüdische Gemeinde Fürth dieses Mitbenutzungsrecht, am 28. Februar 1864 weihte der Fürther Rabbiner Isaac Loewi den Alten Jüdischen Friedhof in Nürnberg an der heutigen Bärenschanzstraße (der mittelalterliche Friedhof lag an der heutigen Münzgasse).
Der alte jüdische Friedhof in Fürth erlitt in der Epoche des Nationalsozialismus schwere Beschädigungen. Bereits 1934 durch einen Straßenausbau im Bereich Bogenstraße/Weiherstraße, wobei an der Südwestecke ein Teil abgetrennt wurde und 60 Kindergräber umgebettet werden mussten,[2] ebenso durch Grabschändungen in der Reichspogromnacht und - leider gerade im ältesten Teil - durch den Einschlag von drei schweren Fliegerbomben im Jahre 1944. Die Wucht der Detonationen war so groß, dass Grabsteine in die Dächer der Anwesen Weiherstraße 9 und 10 flogen.[3] Gegen Kriegsende, ebenfalls noch 1944, wurden zudem etliche Gräber und Grabsteine entfernt, um einem Löschteich im Mittelteil Platz zu machen. Der ursprüngliche Eingang wurde zugemauert und Grabsteine an einen nichtjüdischen Steinmetz verkauft. Außerdem wurde das Taharahaus sowie das alte Krankenhaus abgetragen.[4]
Die spätere amerikanische Besatzungsmacht unterstützte nach dem Krieg die mühselige Arbeit Knochen aus den riesigen Erdhügeln wieder aufzufinden, was die Überlebenden aus den Konzentrationslagern unter der Führung von Rabbiner David Spiro in einem Sammelgrab zur letzten Ruhe zu betten.[5] Die noch auffindbaren Steine wurden ebenfalls neu aufgestellt, allerdings entgegen der üblichen jüdischen Tradition nach Westen ausgerichtet. Damit bilden sie heute eine auffällige Gedenkstätte inmitten des historischen Friedhofs.[6]
Heute sind, im Lauf der Zeit und durch Schändungen, nur noch 6122 Grabsteine (Maz(z)ewot) erhalten. Er ist auch heute noch einer der ältesten, größten und bedeutendsten Jüdischen Friedhöfe in Deutschland und in Europa. Der Friedhof ist im Besitz der Gemeinde. Er ist heute nicht öffentlich zugänglich, um die Totenruhe zu wahren. Das Areal umfasst heute noch 1,7 Hektar.
Der alte Jüdische Friedhof Fürth ist Standort A 8 („Der Israelitische Friedhof“) des Stadt-Ökologischen Lehrpfades Fürth.
Beschreibung des Baudenkmals
"Nordteil 1604 angelegt, um 1800 nach Süden zu erweitert, mit über 1000 [richtig: 6122] Grabsteinen vom 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert; Friedhofsmauer, z. T. verputzte Sandsteinquadermauer, frühes 17. Jahrhundert und frühes 19. Jahrhundert."
Der Denkmalschutz besteht schon seit 9. Juli 1954, es ist somit eines der ersten Objekte in Fürth, die unter Denkmalschutz gestellt wurden.
Dr. Markus Elias, Schuldirektor der Fürther Israelitischen Realschule schrieb in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Januar 1927. einen Artikel über den alten jüdischen Friedhof in Fürth: "Wie Steine reden" [7]. In diesem Beitrag werden besonders die Gräber der Rabbinen Menachem Man, Wolf Butschatscher, Elieser Heilbronn, Bermann Fränkel, Baruch Rapaport, David Strauss, Josef Steinhardt, Hirsch Josef Janow, Meschullam Salman Kohn und auch Wolf Hamburger gewürdigt.
Berühmte Fürther, die hier beerdigt wurden:
- Bermann Fränkel (Grab zerstört)
- Meschullam Salman Kohn
- Wolf Hamburger
- Isaak Loewi
- Sigmund Grünsfeld
- Salomon Berolzheimer
- Samson Landmann (nur noch Grabstein vorhanden)
- David Morgenstern (nur noch Grabstein vorhanden)
- Wolf Wilhelm Mailaender
- Baruch Rapaport (zerstört)
- David Strauss (zerstört)
- Alfred Louis Nathan (nur noch Grabstein vorhanden) und seine Eltern
- Wilhelm Königswarter (Asche)
Sonstiges
Bei diesem Friedhof war das erste Jüdische Krankenhaus angesiedelt.
Der älteste Teil dieses Friedhofs wurde 1705 von Johann Alexander Boener in seiner Kupferstichsammlung mit abgebildet.
Die erste Beerdigung auf dem Friedhof fand am 11. November 1607 für Ascher Anschel Herrlingen und die letzte Beerdigung fand im 3. April 1936 für Ella Oettinger statt.
Angeblich wurde Joseph Süß Oppenheimer auf dem Friedhof begraben, Belege hierfür gibt es nicht.
Die Pflege obliegt im Wesentlichen dem Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern in Zusammenarbeit mit der Stadt Fürth und der Jüdischen Kultusgemeinde vor Ort.
Tourismus
- Ein guter Ort - Der alte Israelitische Friedhof in Fürth, Stadtrundgang des Vereins Geschichte Für Alle e. V.
- Geschichte der Juden in Fürth - Stadtrundgang des Vereins Geschichte Für Alle e. V.
- Wovon die Steine zeugen, Stadtspaziergang der Tourist-Information
- Jüdisches Leben - damals und heute, Stadtspaziergang der Tourist-Information
Literatur, Medien
- Wider das Vergessen - Spurensuche auf dem alten jüdischen Friedhof in Fürth. Fernsehreportage der Redaktion point, Otto-Seeling-Promenade 2 - 4, 90762 Fürth, November 1997
- Gisela Naomi Blume: Der alte jüdische Friedhof in Fürth, 2007
- Gesa Werner: Der alte jüdische Friedhof. In: Altstadtbläddla, Altstadtverein St. Michael Fürth, Ausgabe 45, 2011/12
Lokalberichterstattung
- Johannes Alles: Akribische Arbeit: Das Gedächtnis des Fürther Judentums. In: Fürther Nachrichten vom 20. Juli 2019 - online
- Armin Leberzammer: Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022 (Druckausgabe)
- Heinz Wraneschitz: Grabmäler werden digital erfasst. In: Fürther Nachrichten vom 29. November 2022 zur Kartierung jüdischer Grabsteine in Bayern.
Siehe auch
- Rednitzstraße 32
- Neuer Jüdischer Friedhof
- Gisela Naomi Blume
- Fiorda
- Fürther Opfer der Shoah
- Orte der Verfolgung und des Gedenkens
Weblinks
- Die jüdischen Friedhöfe in Fürth, 2003. In: Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum - Alemannia Judaica
- Jüdische Fürther - ein Projekt von Gisela Naomi Blume
- Alter Jüdischer Friedhof auf Wikipedia
Einzelnachweise
- ↑ Armin Leberzammer: Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022
- ↑ Monika Berthold-Hilpert: Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth, S. 11
- ↑ Der alte jüdische Friedhof in Fürth (Buch), S. 31, 48 ff.
- ↑ Monika Berthold-Hilpert: Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth, S. 11
- ↑ Mose N. Rosenfeld: The Rav of Fürth, 2021, S. 380
- ↑ Armin Leberzammer: Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022
- ↑ "Wie Steine reden" siehe in alemannia-judaica Wie Steine reden"
Bilder
Alter Jüdischer Friedhof Bogenstraße Einmündung Weiherstraße links mit Häuserzeile Weiherstraße 6 und 7, Aufnahme Januar 1987
Grabstein der Familie Heinrich und Rosa Schopflocher, alter Alter Jüdischer Friedhof in Fürth im Januar 1987
Blick von der Uferstraße in die Rosenstraße. Links die neuerbaute Stadthalle, rechts Teil Alter Jüdischer Friedhof im November 1982
Taharahaus im alten Jüdischen Friedhof mit Grabstein für Wilhelm Königswarter. Im Hintergrund Doppelscheune Rednitzstr. 34 u. Schlehenstr. 4, verputzter Anbau im Vordergrund Erweiterung des Taharahauses von 1870. Im Vordergrund zerstörter Grabstein, der im Bereich des heutigen Eingangs stand.
Gräber auf dem Alten Jüdischen Friedhof
Grundstück ("Tiefhof") neben Rednitzstr. 20/22 mit Rückseite von Nr. 26. Rechts die Mauer des Alten Jüdischen Friedhofs. Der Zugang erfolgte ebenerdig von der Uferstraße aus oder über ein Treppe von der Rednitzstraße
Taharahaus mit Brunnen
Jüdische Friedhofsbauten: Taharahaus
Der alte jüdische Friedhof im Jahr 1705. Kupferstich von Johann Alexander Boener.
Ehemaliger Eingang des Alten Jüdischen Friedhofes zur Rosenstraße hin mit Taharahaus; Foto vor Juli 1939