Fürther Sprache: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '''Färdderisch''' hat wie alle fränkische Mundarten auch seine eigenen Besonderheiten. Es unterscheidet sich in einigen grammatikalischen Konstruktionen und Vokabeln, vor allem auch von der sehr nahe gelegenen Nürnberger Mundart. Markante Beispiele sind der im Nürnbergerischen fehlende Plural, sowie die ( eher geschlossen gesprochene ) Endung auf 'e' ( vgl.: "schee" ) gegenüber dem Fürtherischen ' ( ä ) i' ( z. B. in "schäi" ). Aufgrund der vielfältigen Migrationsbewegungen zwischen den eng benachbarten Städten findet sich aber häufig selbst in Fürther Publikationen auch heimatpflegerischer Vereine und Autoren seit Jahrzehnten vermehrt das Nürnberger Idiom.
Das '''Färdderisch''' hat wie alle fränkische Mundarten auch seine eigenen Besonderheiten. Es unterscheidet sich in einigen grammatikalischen Konstruktionen und Vokabeln, vor allem auch von der sehr nahe gelegenen Nürnberger Mundart. Markante Beispiele sind der im Nürnbergerischen fehlende Plural, sowie die ( eher geschlossen gesprochene ) Endung auf 'e' ( vgl.: "schee" ) gegenüber dem Fürtherischen ' ( ä ) i' ( z. B. in "schäi" ). Aufgrund der vielfältigen Migrationsbewegungen zwischen den eng benachbarten Städten findet sich aber häufig selbst in Fürther Publikationen auch heimatpflegerischer Vereine und Autoren seit Jahrzehnten vermehrt das Nürnberger Idiom.
Einen Spaß machen sich die Einheimischen gern mit Besuchern, die keine Mundart-Kenntnisse haben. Sie stellen die Frage: "Wissn´s wos a ohzullds Buddlasba is?"
Auf das Schulterzucken folgt dann die Aufklärung: "Des is ein abgenagtes Hühnerbein!"


== Grammatikalische Besonderheiten ==
== Grammatikalische Besonderheiten ==
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"Gengas halt zou - härn´s halt auf! Was bedeutet das "halt" eigentlich? Dialektforscher Eugen Berthold nennt es ein Flickwort und bringt dazu das schöne Beispiel:
"Gengas halt zou - härn´s halt auf! Was bedeutet das "halt" eigentlich? Dialektforscher Eugen Berthold nennt es ein Flickwort und bringt dazu das schöne Beispiel:
"Halt halt [= doch] endli dei Maul!" Oder: "I hab halt gmaant!" Der Nürnberger Herbert Maas meint, es sei ein beliebtes Flickwort im einschränkenden Sinn: "Dou halt ä weng langsam! Gäi halt a weng aufd seidn!"
"Halt halt [= doch] endli dei Maul!" Oder: "I hab halt gmaant!" Der Nürnberger Herbert Maas meint, es sei ein beliebtes Flickwort im einschränkenden Sinn: "Dou halt ä weng langsam! Gäi halt a weng aufd seidn!"
Ein übliches Flickwort ist auch "weng" (für wenig). Das gebrauchte eine Frau, die sich mühsam vor der Bar in der Gustavstraße zwischen Laternenpfahl und Stühle hindurchzwängte und ausrief: "Des is scho a weng eng!"


Maas räumt auch auf mit der Missdeutung der Redewendung "Mach kane Fisimadendn!" Mit einer Einladung französischer Soldaten an Mädchen bzw. Frauen ihr Zelt zu besuchen (visité ma tent) habe dies nichts zu tun. Laut Maas gehe das Wort auf Ausflüchte zurück über das Wort "visament" (=Aussehen, Zierrat). Über diese Bedeutungsbrücke der unnötigen Zutaten komme man also auf die Bedeutung "Mach keine Umstände!" Eine andere Erklärung weist auf den lateinischen Ausdruck "visae patentes" hin, was bürokratische Schwierigkeiten bedeuten soll. Es komme somit aus der Amts- und Rechtssprache.
Der Sprachforscher Herbert Maas räumt auch auf mit der Missdeutung der Redewendung "Mach kane Fisimadendn!" Mit einer Einladung französischer Soldaten an Mädchen bzw. Frauen ihr Zelt zu besuchen (visité ma tent) habe dies nichts zu tun. Laut Maas gehe das Wort auf Ausflüchte zurück über das Wort "visament" (=Aussehen, Zierrat). Über diese Bedeutungsbrücke der unnötigen Zutaten komme man also auf die Bedeutung "Mach keine Umstände!" Eine andere Erklärung weist auf den lateinischen Ausdruck "visae patentes" hin, was bürokratische Schwierigkeiten bedeuten soll. Es komme somit aus der Amts- und Rechtssprache.
 
Eine andere, vielleicht plausiblere Erklärung liefert Josef Martin Bauer in "Auf gut bayerisch - Eine Fibel unserer eigenen Sprache" aus 1969:
Er meint, dass es "mit einiger Wahrscheinlichkeit dem Spanischen zuzuschreiben ist. Die Marktschreier dort haben ihre angebotenen Waren ausgeschrieen mit dem Ruf "Vise ma tente! Schaut euch mein Zelt an!"


Unterschiedliche Deutungen gibt es auch für „Polanti“ im Sinne von „I mach doch ned dein Bolandi!“ Herbert Maas meint, die Redensart bedeute, dass sich jemand nicht als Diener bzw. Untergebener missbrauchen lassen will. Er lasse sich nichts befehlen. Es sei vermutlich ein Wort aus der Zigeunersprache mit der ursprünglichen Bedeutung „Nachtwächter“.  
Unterschiedliche Deutungen gibt es auch für „Polanti“ im Sinne von „I mach doch ned dein Bolandi!“ Herbert Maas meint, die Redensart bedeute, dass sich jemand nicht als Diener bzw. Untergebener missbrauchen lassen will. Er lasse sich nichts befehlen. Es sei vermutlich ein Wort aus der Zigeunersprache mit der ursprünglichen Bedeutung „Nachtwächter“.  
Eugen Berthold weist hin auf „voluntas“, im Lateinischen freier Wille; jemand der ohne Entgelt arbeite, also ein `Mädchen für alles´. Und er bringt dazu den schönen Dialog, wie ein Mann zu seiner Frau sagt: „Lang mer amol die Schäer häer!“ Worauf diese antwortet: „Du mᾱnst gwieß, i mach dein Polanti. Hullders doch selber!“
Eugen Berthold weist hin auf „voluntas“, im Lateinischen freier Wille; jemand der ohne Entgelt arbeite, also ein `Mädchen für alles´. Und er bringt dazu den schönen Dialog, wie ein Mann zu seiner Frau sagt: „Lang mer amol die Schäer häer!“ Worauf diese antwortet: „Du mᾱnst gwieß, i mach dein Polanti. Hullders doch selber!“
Eine weitere Beispiel: Was ist unter „dalkert“ zu verstehen? Das bezieht sich sowohl auf das körperliche Benehmen, als auch auf die Sprache. Eugen Berthold bringt dazu sowohl „unbeholfen“ im Auftreten, als auch „daherreden“. Herbert Maas bezeichnet damit, wie sich ein ungeschickter Mensch benimmt. Das Ansbacher Wörterbuch von Hermann Dallhammer wird noch deutlicher: Es nennt die Eigenschaften „täppisch“, „tolpatschig“ sowie „ungeschickt (schwatzen)“.
Also können wir beim Auftritt solch eines Menschen getrost zu ihm sagen: „A su wos dalgerts wie dich hobbi werkli nonni gseeng!“


Als weitere Expertin für´s Fränkische ist Irene Reif zu nennen. Von ihr gibt es das Buch "Fränkisch wie es nicht im Wörterbuch steht" (Societäts-Verlag, Frankfurt a.M., 1972). Sie lässt darin die fränkischen Burschen sagen: "Di Franken Mädla senn su schöi, ich moch mit kanner andan göih!"
Als weitere Expertin für´s Fränkische ist Irene Reif zu nennen. Von ihr gibt es das Buch "Fränkisch wie es nicht im Wörterbuch steht" (Societäts-Verlag, Frankfurt a.M., 1972). Sie lässt darin die fränkischen Burschen sagen: "Di Franken Mädla senn su schöi, ich moch mit kanner andan göih!"
Als Experte kann sich nur fühlen, wer diese Begriffe deuten kann: Droddoaa / Schallosie / Kannabee / Schäßlong / Boddmonee / Hoddwolee / Grawitschgo.
Zum letzten Ausdruck ein schönes Beispiel: Es wurde einstmal im Stadtrat verwendet, als ein StR-Mitglied zu einem Bauvorhaben meinte, das Projekt werde "auf Grawitschgo gmacht", also aufs Geradewohl, Ungewisse und daher unordentlich.
==Entlehnungen aus dem Französischen==
Der Ursprung ist im 18. Jh. zu suchen. Da haben sich die Regenten an Frankreich orientiert und alles Französische kopiert. Die feinen Leute (Hautevolée) haben französisch geredet. Die "kleinen" Leute haben in ihre Mundart französisch geprägte Wörter aufgenommen. So war der Nachttopf der Potschamber (pot de chambre), der Gehsteig das Trottoar (frz. trottoir), der Geldbeutel das Portmonee (frz. portemonnaie), der Regenschirm der Parablü (frz. parapluie). Und abends saß man auf dem Kanapee, dem Sofa mit Rückenlehne.


==Literatur==
==Literatur==
* [[August Häußler]]: ''Fürther Mundartdichtung''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1939/2 - 3, S. 11 - 24
* [[August Häußler]]: ''Fürther Mundartdichtung''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1939/2 - 3, S. 11 - 24
* Josef Martin Bauer: Auf gut bayerisch. Eine Fibel unserer eigenen Sprache. Franz Ehrenwirth Verlag München, 1969.
* [[Erika Jahreis|Erika Jahreis]]: ''Wie ich zum Schreiben kam''. In: Fürther Heimatblätter, 1974/1, S. 8 - 10
* [[Erika Jahreis|Erika Jahreis]]: ''Wie ich zum Schreiben kam''. In: Fürther Heimatblätter, 1974/1, S. 8 - 10
* Eugen Berthold: [[Dei hulli alli o! (Buch)|"Dei hulli alli o!"]], 1975 im Selbstverlag, 299 S.
* Eugen Berthold: [[Dei hulli alli o! (Buch)|"Dei hulli alli o!"]], 1975 im Selbstverlag, 299 S.
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==Siehe auch==
==Siehe auch==
* [[:Kategorie:Mundart|Bücher in Fürther Mundart]]
* [[Ostfränkisches Wörterbuch ]]
* [[Ostfränkisches Wörterbuch ]]
* [[Fürther Charakter]]
* [[Fürther Charakter]]
* [[Sitten und Gebräuche]]
* [[Sitten und Gebräuche]]
* [[:Kategorie:Brauchtum (Lektüre)|Brauchtum (Lektüre)]]
* [[:Kategorie:Mundart (Lektüre)|Mundart (Lektüre)]]


==Weblinks==
==Weblinks==
* Ostfränkisches Wörterbuch - [http://www.ostfraenkisches-woerterbuch.de/ im Internet]
* Ostfränkisches Wörterbuch - [http://www.ostfraenkisches-woerterbuch.de/ online]
 
== Bilder ==
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[[Kategorie: Kultur]]
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