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:''"Maßgebend für diesen Vorschlag war, dass Sandreuter, der altes Parteimitglied ist, bereits im September 1933 als Stadtrat und Ratsherr eingesetzt und im Januar 1936 zum ehrenamtlichen Beigeordneten der Stadt Fürth berufen wurde. Auf die besondere Tüchtigkeit, die Pg. Sandreuter schon unter Beweis stellte und die ihn zur Bekleidung der Stelle eines hauptamtlichen Beigeordneten der Stadt ausgezeichnet befähigt, näher einzugehen, erübrigt sich, da das ausgeprägte Organisationstalent, das überaus gewandte, kenntnisreiche, energische und bestimmte Auftreten, das große Geschick, mit welchem Sandreuter an jede ihm gestellte Aufgabe herangeht und sie erledigt, seinerzeit schon mitbestimmend waren, ihn zum ehrenamtlichen Beigeordneten zu berufen. Dieses Amt hat Sandreuter mit seiner ganzen Person unermüdlich stets zum Besten der Stadt Fürth ausgefüllt. Seine ehrenamtliche Tätigkeit wirkte sich in letzter Zeit schon weitgehend als hauptamtlicher Arbeitsgebiet aus. Er mußte wegen der bestehenden allgemeinen Überlastung vielfach zu Aufgaben herangezogen werden, die ihn meist weit über das sonst übliche Pensum hinaus beschäftigten. ... Seine Arbeitsleistungen fanden bei den vorgesetzten Behörden stets volles Verständnis; wiederholt fanden sie auch von der Gauleitung die verdiente Anerkennung. Sandreuter ist ein zielbewußter Mann, der in jeder Lage seinen Standpunkt voll vertritt."'' <ref>* Quelle: Stadtarchiv Fürth, Akten der Stadtratssitzungen 1937, Abschrift Nr. 5023/I/37 vom 26. August 1937</ref> | :''"Maßgebend für diesen Vorschlag war, dass Sandreuter, der altes Parteimitglied ist, bereits im September 1933 als Stadtrat und Ratsherr eingesetzt und im Januar 1936 zum ehrenamtlichen Beigeordneten der Stadt Fürth berufen wurde. Auf die besondere Tüchtigkeit, die Pg. Sandreuter schon unter Beweis stellte und die ihn zur Bekleidung der Stelle eines hauptamtlichen Beigeordneten der Stadt ausgezeichnet befähigt, näher einzugehen, erübrigt sich, da das ausgeprägte Organisationstalent, das überaus gewandte, kenntnisreiche, energische und bestimmte Auftreten, das große Geschick, mit welchem Sandreuter an jede ihm gestellte Aufgabe herangeht und sie erledigt, seinerzeit schon mitbestimmend waren, ihn zum ehrenamtlichen Beigeordneten zu berufen. Dieses Amt hat Sandreuter mit seiner ganzen Person unermüdlich stets zum Besten der Stadt Fürth ausgefüllt. Seine ehrenamtliche Tätigkeit wirkte sich in letzter Zeit schon weitgehend als hauptamtlicher Arbeitsgebiet aus. Er mußte wegen der bestehenden allgemeinen Überlastung vielfach zu Aufgaben herangezogen werden, die ihn meist weit über das sonst übliche Pensum hinaus beschäftigten. ... Seine Arbeitsleistungen fanden bei den vorgesetzten Behörden stets volles Verständnis; wiederholt fanden sie auch von der Gauleitung die verdiente Anerkennung. Sandreuter ist ein zielbewußter Mann, der in jeder Lage seinen Standpunkt voll vertritt."'' <ref>* Quelle: Stadtarchiv Fürth, Akten der Stadtratssitzungen 1937, Abschrift Nr. 5023/I/37 vom 26. August 1937</ref> | ||
==Arisierungen in Fürth bzw. im Gau Franken== | ==Sandreuters Rolle bei den Arisierungen in Fürth bzw. im Gau Franken== | ||
[[Bild:Häupler Forster Sandreuter A7256.jpg|thumb|right|Hans Sandreuter, rechts außen im Bild.]]Neben der Tatsache, der Sandreuter Parteimitglied der ''alten Stunde'' war, qualifiziert ihn offensichtlich sein "Talent" und die Überzeugungskraft seines Handelns. Worin bestand nun seine Tätigkeit, in der er so "Erfolgreich" war? | [[Bild:Häupler Forster Sandreuter A7256.jpg|thumb|right|Hans Sandreuter, rechts außen im Bild.]]Neben der Tatsache, der Sandreuter Parteimitglied der ''alten Stunde'' war, qualifiziert ihn offensichtlich sein "Talent" und die Überzeugungskraft seines Handelns. Worin bestand nun seine Tätigkeit, in der er so "Erfolgreich" war? | ||
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Als im Herbst [[1939]] bekannt wurde, dass der Reichstag eine grundsätzliche Regelung zur Arisierung von jüdischen Eigentums plante - versuchte Sandreuter im Auftrag der Gauleitung in Berlin dieses Gesetz zu verhindern. Der Staatsrat [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Schmeer Rudolf Schmeer], der sich am [[3. Dezember]] [[1938]] gerade in Fürth aufhielt, machte Sandreuter bzgl. der Arisierungen in Fürth und Nürnberg folgende Vorhaltung: "''Ihr werdet schon sehen, was werden wird; die Schweinereien, die in Nürnberg vorgekommen sind, nämlich dass sie die Parteigenossen durch Grundstückskäufe bereichert haben, müssen nun aufhören, es wird auch ein diesbezügliches Gesetz kommen, das bei allen Grundstücksverkäufen die Genehmigung der Regierung voraussetzt.''"<ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 175 f.</ref>. Bei dieser Kritik ging es Schmeer nicht darum, dass Grundstücke etc. von jüdischen Bürgern geraubt wurden, vielmehr störte Ihn die Tatsache, dass diese Enteignungen nahezu vollständig mit einer persönlichen Bereicherung der Parteimitglieder einherging - ohne die [[NSDAP]] dabei weitestgehend zu berücksichtigen. Für Sandreuter selbst kam diese Aussage derart überraschend, dass er sich umgehend telefonisch mit seinen Mitarbeitern in Verbindung setzte. Weiterhin wurde die Gauleitung von Ihm darüber verständigt, die ebenfalls unmittelbar darauf die "Notare und Grundbuchrichter zusammentrommelten", um noch vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes alle erfassten jüdischen Grundstücke auf den Namen des Stellv. Gauleiters Holz ins Grundbuch eintragen zu lassen <ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 176</ref>. Bereits am [[4. Dezember]] [[1938]] - ein Sonntag ! - wurden erste Grundbucheintragungen vorgenommen. Mit Hochdruck wurden bis zum [[5. Dezember]] [[1938]] - unter Zuhilfenahme von zusätzlichen Beamten und Hilfskräften - die jüdischen Grundstücke übertragen bzw. verkauft. Durch die Grundbuchübertragungen sollte sichergestellt werden, dass das kommende Gesetz in Fürth und [[Nürnberg]] ins Leere laufen sollte. Ab dem [[15. Dezember]] [[1938]] wurde Sandreuter zusätzlich im Auftrag der Gauleitung zum Treuhändler aller jüdischer Besitztümer im Gau Franken ernannt, womit Sandreuter eine maßgebliche Schlüsselrolle im Rahmen der Arisierungen in Franken erhielt. In einem Gespräch am [[4. Dezember]] [[1938]] sagte Holz zu Sandreuter: "''Lesen Sie das Gesetz durch, unsere ganze Arbeit für die Partei war umsonst. Das Reich wird den ganzen Erlös der Arisierung einziehen.''" Sandreuter erwiderte: "''Wir brauchen noch nicht die Flinte ins Korn werfen, ich will mit dem Wirtschaftsministerium in Verbindung treten, dass wir wenigstens den Betrag für die Partei zur Verfügung gestellt bekommen, der aus den Arisierungen kommt, die bis zum 3. Dezember 1938 durchgeführt wurden''." Holz Antwort: "''Wenn Sie das fertigbringen, dann würde mich das ungeheuer freuen.''"<ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 81 f.</ref>. | Als im Herbst [[1939]] bekannt wurde, dass der Reichstag eine grundsätzliche Regelung zur Arisierung von jüdischen Eigentums plante - versuchte Sandreuter im Auftrag der Gauleitung in Berlin dieses Gesetz zu verhindern. Der Staatsrat [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Schmeer Rudolf Schmeer], der sich am [[3. Dezember]] [[1938]] gerade in Fürth aufhielt, machte Sandreuter bzgl. der Arisierungen in Fürth und Nürnberg folgende Vorhaltung: "''Ihr werdet schon sehen, was werden wird; die Schweinereien, die in Nürnberg vorgekommen sind, nämlich dass sie die Parteigenossen durch Grundstückskäufe bereichert haben, müssen nun aufhören, es wird auch ein diesbezügliches Gesetz kommen, das bei allen Grundstücksverkäufen die Genehmigung der Regierung voraussetzt.''"<ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 175 f.</ref>. Bei dieser Kritik ging es Schmeer nicht darum, dass Grundstücke etc. von jüdischen Bürgern geraubt wurden, vielmehr störte Ihn die Tatsache, dass diese Enteignungen nahezu vollständig mit einer persönlichen Bereicherung der Parteimitglieder einherging - ohne die [[NSDAP]] dabei weitestgehend zu berücksichtigen. Für Sandreuter selbst kam diese Aussage derart überraschend, dass er sich umgehend telefonisch mit seinen Mitarbeitern in Verbindung setzte. Weiterhin wurde die Gauleitung von Ihm darüber verständigt, die ebenfalls unmittelbar darauf die "Notare und Grundbuchrichter zusammentrommelten", um noch vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes alle erfassten jüdischen Grundstücke auf den Namen des Stellv. Gauleiters Holz ins Grundbuch eintragen zu lassen <ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 176</ref>. Bereits am [[4. Dezember]] [[1938]] - ein Sonntag ! - wurden erste Grundbucheintragungen vorgenommen. Mit Hochdruck wurden bis zum [[5. Dezember]] [[1938]] - unter Zuhilfenahme von zusätzlichen Beamten und Hilfskräften - die jüdischen Grundstücke übertragen bzw. verkauft. Durch die Grundbuchübertragungen sollte sichergestellt werden, dass das kommende Gesetz in Fürth und [[Nürnberg]] ins Leere laufen sollte. Ab dem [[15. Dezember]] [[1938]] wurde Sandreuter zusätzlich im Auftrag der Gauleitung zum Treuhändler aller jüdischer Besitztümer im Gau Franken ernannt, womit Sandreuter eine maßgebliche Schlüsselrolle im Rahmen der Arisierungen in Franken erhielt. In einem Gespräch am [[4. Dezember]] [[1938]] sagte Holz zu Sandreuter: "''Lesen Sie das Gesetz durch, unsere ganze Arbeit für die Partei war umsonst. Das Reich wird den ganzen Erlös der Arisierung einziehen.''" Sandreuter erwiderte: "''Wir brauchen noch nicht die Flinte ins Korn werfen, ich will mit dem Wirtschaftsministerium in Verbindung treten, dass wir wenigstens den Betrag für die Partei zur Verfügung gestellt bekommen, der aus den Arisierungen kommt, die bis zum 3. Dezember 1938 durchgeführt wurden''." Holz Antwort: "''Wenn Sie das fertigbringen, dann würde mich das ungeheuer freuen.''"<ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 81 f.</ref>. | ||
Es wurde von Sandreuter und Holz noch am [[3. Dezember]] [[1938]] der Plan gefasst: | |||
# Nummerierter Listeneintrag | |||
sich persönlich in Berlin dafür einzusetzten, dass der bisherige "Erlös" durch Arisierungen (bis 3.12.38) von über 2 Mio. Reichsmark (!) im Gau Franken verbleiben und nicht abgezogen werden, | |||
die weiteren Erlöse aus den noch geplanten Arisierungen nach dem 4. Dezember 1938 "selbstverständlich" dem Reich zufallen und | |||
die "''von den Juden abegebenen Vollmachten sollen nicht zurückgenommen werde. Es soll den Juden gesagt werden: ihr seid doch nicht wahnsinnig gewesen, als ihr diese Vollmacht abgegeben habt''."<ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 84</ref> | |||
Insbesondere der letzte Satz zeigt welche Geisteshaltung Sandreuter und Holz hatten, da die abgegebenen Vollmachten sicherlich nicht "freiwillig" erfolgten. Holz selbst musste sich bereits am [[6. Dezember]] [[1938]] persönlich beim Generalfeldmarschall Göring rechtfertigen für die Arisierungen in Franken, während Sandreuter in Berlin beim Ministerialrat Schmeer und Staatssekretär Körner die Umsetzung des gefassten Plans vorbereitete. | |||
Die Verärgerung in Berlin über die zügellosen persönlichen Bereicherungen einzelner Parteimitglieder in Franken auf Kosten der [[NSDAP]] war entsprechend groß - und einmalig in gesamten Reichsgebiet. Es folgte eine interne Kommission zur Klärung der Verfehlungen in Franken, bei der u.a. Hans Sandreuters am [[22. Februar]] [[1939]] festgenommen wurde. Im Rahmen der Ermittlungen der "Göring-Kommission" zur Klärung der Arisierungsfälle im Gau Franken leugnete Sandreuter von dem neuen Gesetz erfahren zu haben. Somit hätten die hektischen Aktivitäten ab dem [[4. Dezember]] [[1938]] auch seiner Meinung nach keinen kausalen Zusammenhang mit dem geplanten Gesetz. Erst in einer Gegenüberstellung mit dem Staatsrat Schmeer musste Sandreuter eingestehen, das er gelogen hatte. Selbst nach seiner Freilassung aus der Haft am [[25. März]] [[1939]] zeigte Sandreuter kein Schuldbewußtsein in seinem Verhalten. Vielmehr drückte er gegenüber dem Stadtinspektor Landmann aus Fürth seinen Entrüstung über die Festnahme und den Ermittlungen aus mit folgenden Äußerungen: "''dass der Leiter der Prüfungskommission, Regierungs- und Kriminalrat Meisinger, und auch der Polizeipräsident von Nürnberg "fliegen" würden.''"<ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 178</ref>. Die Göring Kommission gab zur Person Sandreuter zu Protokoll: ''Die Äusserungen Sandreuter steht ganz im Widerspruch zu seinen Angaben, die er während seiner Festnahme den vernehmenden Beamten gegenüber dauernd gemacht hat. Bei jeder Vernehmung erklärte Sandreuter immer wieder, dass er einsehe, dass seine Festnahme berechtigt sei und ihm eine sehr gute Behandlung seitens der Beamten zuteil würde. Zu bemerken ist noch, dass dem Stadtrat Sandreuter genügend bekannt war, dass die Prüfungskommission im Auftrage des Herrn Generalfeldmarschalls Göring eingesetzt worden ist.''" <ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 178 f.</ref>. | Die Verärgerung in Berlin über die zügellosen persönlichen Bereicherungen einzelner Parteimitglieder in Franken auf Kosten der [[NSDAP]] war entsprechend groß - und einmalig in gesamten Reichsgebiet. Es folgte eine interne Kommission zur Klärung der Verfehlungen in Franken, bei der u.a. Hans Sandreuters am [[22. Februar]] [[1939]] festgenommen wurde. Im Rahmen der Ermittlungen der "Göring-Kommission" zur Klärung der Arisierungsfälle im Gau Franken leugnete Sandreuter von dem neuen Gesetz erfahren zu haben. Somit hätten die hektischen Aktivitäten ab dem [[4. Dezember]] [[1938]] auch seiner Meinung nach keinen kausalen Zusammenhang mit dem geplanten Gesetz. Erst in einer Gegenüberstellung mit dem Staatsrat Schmeer musste Sandreuter eingestehen, das er gelogen hatte. Selbst nach seiner Freilassung aus der Haft am [[25. März]] [[1939]] zeigte Sandreuter kein Schuldbewußtsein in seinem Verhalten. Vielmehr drückte er gegenüber dem Stadtinspektor Landmann aus Fürth seinen Entrüstung über die Festnahme und den Ermittlungen aus mit folgenden Äußerungen: "''dass der Leiter der Prüfungskommission, Regierungs- und Kriminalrat Meisinger, und auch der Polizeipräsident von Nürnberg "fliegen" würden.''"<ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 178</ref>. Die Göring Kommission gab zur Person Sandreuter zu Protokoll: ''Die Äusserungen Sandreuter steht ganz im Widerspruch zu seinen Angaben, die er während seiner Festnahme den vernehmenden Beamten gegenüber dauernd gemacht hat. Bei jeder Vernehmung erklärte Sandreuter immer wieder, dass er einsehe, dass seine Festnahme berechtigt sei und ihm eine sehr gute Behandlung seitens der Beamten zuteil würde. Zu bemerken ist noch, dass dem Stadtrat Sandreuter genügend bekannt war, dass die Prüfungskommission im Auftrage des Herrn Generalfeldmarschalls Göring eingesetzt worden ist.''" <ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 178 f.</ref>. |