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In eigens hergestellten und dafür eingerichteten "Umschaltebureaux" wurden in sog. "Klappschränken" die erste Fernsprechverbindung zwischen Nürnberg und Fürth eingerichtet. In so einem Zentralumschalter waren bis zu 50 Einfachleitungen verbunden, betrieben mit einer Ortsbatterie, Rufstrom durch einen Fußinduktor und Mikrophon nach Ader im Bleigehäuse untergebracht. Hersteller war Friedrich Reiner aus München - die später genannten Reinerschen Vermittlungsschränke nach dem Modell Reiner, Baujahr 1885. Typisch für die Klappschränke war, dass im oberen Teil des Schrankes sich sog. "Anrufklappen" befanden, die bei einem ankommenden Anruf sich durch ein Fallen der betreffenden Klappe angezeigt wurde. Unter der Klappe befand sich der sog. "Abfrageklinken", in der dann der Verbindungsstecker "eingestöpselt" werden musste. Zur Verbindungsherstellung war ein Rufstrom notwendig, der per Fußbetrieb mittels eines Kurbelinduktors erzeugt wurde. Fußkurbel war deshalb notwendig, damit der sog. "Manipulant" die Hände freihatte, weshalb stets im Stehen "Manipuliert" werden musste. Anfänglich waren die "Manipulanten" meist männlich, bevor ab dem [[1. Dezember]] [[1900]] auch in Fürth das "Fräulein vom Amt" Einzug in der Telefonzentrale hielt. | In eigens hergestellten und dafür eingerichteten "Umschaltebureaux" wurden in sog. "Klappschränken" die erste Fernsprechverbindung zwischen Nürnberg und Fürth eingerichtet. In so einem Zentralumschalter waren bis zu 50 Einfachleitungen verbunden, betrieben mit einer Ortsbatterie, Rufstrom durch einen Fußinduktor und Mikrophon nach Ader im Bleigehäuse untergebracht. Hersteller war Friedrich Reiner aus München - die später genannten Reinerschen Vermittlungsschränke nach dem Modell Reiner, Baujahr 1885. Typisch für die Klappschränke war, dass im oberen Teil des Schrankes sich sog. "Anrufklappen" befanden, die bei einem ankommenden Anruf sich durch ein Fallen der betreffenden Klappe angezeigt wurde. Unter der Klappe befand sich der sog. "Abfrageklinken", in der dann der Verbindungsstecker "eingestöpselt" werden musste. Zur Verbindungsherstellung war ein Rufstrom notwendig, der per Fußbetrieb mittels eines Kurbelinduktors erzeugt wurde. Fußkurbel war deshalb notwendig, damit der sog. "Manipulant" die Hände freihatte, weshalb stets im Stehen "Manipuliert" werden musste. Anfänglich waren die "Manipulanten" meist männlich, bevor ab dem [[1. Dezember]] [[1900]] auch in Fürth das "Fräulein vom Amt" Einzug in der Telefonzentrale hielt. | ||
[[Datei:Post Umschaltestelle 1899.jpg|mini|rechts|Telephon-Umschaltestelle, ca. 1899]] | |||
[[1886]] umfasste es bereits 106 Anschlüsse, im selben Jahr erhöhte sich die Durchschnittszahl der täglichen Gespräch von 113 (Januar) auf 334 (Dezember) <ref name="Schwammberger">Dr. Schwammberger: Fürth von A bis Z, Fürth, 1968, S. 290 ff.</ref>. Das Telefon hatte seinen Siegeszug angetreten und war nicht mehr aufzuhalten, den 1887 - als nur zwei Jahre nach Einführung der neuen Technologie - stieg die Zahl der Nutzer auf 556, während viele Antragssteller noch auf einen Anschluss warten mussten. Aus technischen Gründen musste anfänglich noch bis zu dreimal zwischen Fürth und Nürnberg umgeschalten werden, bis man den gewünschten Gesprächspartner am Hörer hatte. Die Zahl der zunehmenden Telephonverbindungen, u.a. auch mit anderen Städten, zwang die Städte Fürth und Nürnberg ab 1891 die Trennung zu Orts- und Ferndiensten. Zwischen 1895 und 1905 stiegen erneut die Teilnehmer von ursprünglich 1.589 auf 5.449 - womit auch die Zahl der Beschäftigten im Bereich der Vermittlung von 47 auf 114 stieg. Ab 1895 wurden auch die Umschaltschränke technisch verbessert. Am 6. April 1895 gingen somit erstmals in Bayern sog. Multiplexschränke in den Betrieb, die in der Bedienung deutlich einfacher waren und im Sitzen bedient werden, raumsparender durch die kompakte Bauweise, deutlich ruhiger im Betrieb und vor allem wesentlich schneller beim Verbindungsaufbau. Insbesondere die Tatsache, dass nun auch im Sitzen gearbeitet werden konnte, ließ das Oberpostamt die Anforderungen für den Beruf ändern. Am [[16. Oktober]] [[1895]] wurden erstmals 10 Bewerberinnen zum Probearbeiten eingestellt. Die Voraussetzung für den Job am Mulitplexschrank war das vollendete 16. Lebensjahr, Höchstalter 25 Jahre, und eine gute Schulbildung mit Fremdsprachkenntnissen. In einer "Weisung für Umschalte- und Fernleitungsstellen" aus den Jahren 1895 bis 1917 konnte vor allem für weibliche Beschäftigte folgendes entnommen werden: "''Beamtinnen, die nicht in der Lage sind bei ihren Eltern wohnen zu können, haben sich über den Ausschuss an eine achtbare Familie auszuweisen ... Das weibliche Postpersonal bedarf zur Eingehung einer Ehe der Erlaubnis der zuständigen Dienstbehörde ... Die Aussichten auf Heirat sind für das weibliche Personal des Telephonamtes nicht günstig. Von 1911 - 1916 trafen im Mittel auf 300 Beamtinnen und Anwärterinnen jährlich 1,4 Eheschließungen. Das weibliche Personal möge daraus Veranlassung nehmen, den Staatsdienst nicht als vorläufige Versorgung bis zur Eingehung einer Ehe zu betrachten, sondern sich ihm mit voller Hingebung zu widmen.''" Der Einsatz von weiblichen Personal bewährte so gut, dass der Anteil von Frauen in dem Beruf von Jahr zu Jahr deutlich stieg. Bereits ab Ende 1885 durften Frauen die ersten Spätdienste bis 21 Uhr übernehmen, später zu Nachtdiensten und ab 1903 auch zu Aufsichtsdiensten. Die Bedeutung der Frauen schlug sich auch in der "Dienstkleidung" nieder. So wurden die Frauen ab 1905 mit einer Uniform und Dienstschürze eingekleidet, während Aufsichtstelephonistinnen als Zeichen ihres Ranges eine oder mehrere silberne Tressen auf den Schulterklappen verliehen bekamen. | [[1886]] umfasste es bereits 106 Anschlüsse, im selben Jahr erhöhte sich die Durchschnittszahl der täglichen Gespräch von 113 (Januar) auf 334 (Dezember) <ref name="Schwammberger">Dr. Schwammberger: Fürth von A bis Z, Fürth, 1968, S. 290 ff.</ref>. Das Telefon hatte seinen Siegeszug angetreten und war nicht mehr aufzuhalten, den 1887 - als nur zwei Jahre nach Einführung der neuen Technologie - stieg die Zahl der Nutzer auf 556, während viele Antragssteller noch auf einen Anschluss warten mussten. Aus technischen Gründen musste anfänglich noch bis zu dreimal zwischen Fürth und Nürnberg umgeschalten werden, bis man den gewünschten Gesprächspartner am Hörer hatte. Die Zahl der zunehmenden Telephonverbindungen, u.a. auch mit anderen Städten, zwang die Städte Fürth und Nürnberg ab 1891 die Trennung zu Orts- und Ferndiensten. Zwischen 1895 und 1905 stiegen erneut die Teilnehmer von ursprünglich 1.589 auf 5.449 - womit auch die Zahl der Beschäftigten im Bereich der Vermittlung von 47 auf 114 stieg. Ab 1895 wurden auch die Umschaltschränke technisch verbessert. Am 6. April 1895 gingen somit erstmals in Bayern sog. Multiplexschränke in den Betrieb, die in der Bedienung deutlich einfacher waren und im Sitzen bedient werden, raumsparender durch die kompakte Bauweise, deutlich ruhiger im Betrieb und vor allem wesentlich schneller beim Verbindungsaufbau. Insbesondere die Tatsache, dass nun auch im Sitzen gearbeitet werden konnte, ließ das Oberpostamt die Anforderungen für den Beruf ändern. Am [[16. Oktober]] [[1895]] wurden erstmals 10 Bewerberinnen zum Probearbeiten eingestellt. Die Voraussetzung für den Job am Mulitplexschrank war das vollendete 16. Lebensjahr, Höchstalter 25 Jahre, und eine gute Schulbildung mit Fremdsprachkenntnissen. In einer "Weisung für Umschalte- und Fernleitungsstellen" aus den Jahren 1895 bis 1917 konnte vor allem für weibliche Beschäftigte folgendes entnommen werden: "''Beamtinnen, die nicht in der Lage sind bei ihren Eltern wohnen zu können, haben sich über den Ausschuss an eine achtbare Familie auszuweisen ... Das weibliche Postpersonal bedarf zur Eingehung einer Ehe der Erlaubnis der zuständigen Dienstbehörde ... Die Aussichten auf Heirat sind für das weibliche Personal des Telephonamtes nicht günstig. Von 1911 - 1916 trafen im Mittel auf 300 Beamtinnen und Anwärterinnen jährlich 1,4 Eheschließungen. Das weibliche Personal möge daraus Veranlassung nehmen, den Staatsdienst nicht als vorläufige Versorgung bis zur Eingehung einer Ehe zu betrachten, sondern sich ihm mit voller Hingebung zu widmen.''" Der Einsatz von weiblichen Personal bewährte so gut, dass der Anteil von Frauen in dem Beruf von Jahr zu Jahr deutlich stieg. Bereits ab Ende 1885 durften Frauen die ersten Spätdienste bis 21 Uhr übernehmen, später zu Nachtdiensten und ab 1903 auch zu Aufsichtsdiensten. Die Bedeutung der Frauen schlug sich auch in der "Dienstkleidung" nieder. So wurden die Frauen ab 1905 mit einer Uniform und Dienstschürze eingekleidet, während Aufsichtstelephonistinnen als Zeichen ihres Ranges eine oder mehrere silberne Tressen auf den Schulterklappen verliehen bekamen. | ||
[[Datei:Hauptbahnhof Post 1912.jpg|mini|rechts|Telefondachkonstruktion für das Telefonnetz auf dem Bahnhof und der Hauptpost]] | [[Datei:Hauptbahnhof Post 1912.jpg|mini|rechts|Telefondachkonstruktion für das Telefonnetz auf dem Bahnhof und der Hauptpost]] |