Ernst Mettbach: Unterschied zwischen den Versionen

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Ernst Mettbach (geb. 30. April 1920 in Fürth; gest. 1. Januar 1972 ebenda) war von Beruf Tapezier und Händler. Er war angehöriger der deutschen Sinto und Überlebender des Völkermordes an den europäischen Roma (Porajmos). Unter anderem sagte er 1947 bei den Nürnberger Ärzteprozessen gegen die NS-Ärzte aus, da er bei medizinischen Menschenversuchen im KZ Dachau missbraucht wurde.  
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Ernst Mettbach kam als Sohn von Georg und Bertha Mettbach, geb. Turbanisch - geschiedene Greim, in Fürth auf die Welt. Er wohnte zunächst in der Sedanstraße, der heutigen Steubenstraße in der Südstadt, ehe die Familie in die Altstadt zog. Am 6. Juni 1944 wurde Mettbach in Fürth verhaftet und über das Polizeigefängnis in Nürnberg in das sog. "Zigeunerlager Auschwitz" verbracht. Als Häftling mit der Nummer Z 10061 wurde Mettbach im Lager registriert. Es folgt eine Odyssee über das KZ Buchenwald, wo er in einem Sonderkommando mit anderen Häftlingen in das KZ Dachau verbracht wurde. Als Eintrittsdatum ist der 8. bzw. 9. August 1944 dokumentiert. Während seiner Internierung im KZ Dachau wurden medizinische Versuche an ihm vorgenommen. Unter anderem wurden sog. [[wikipedia:Nürnberger Ärzteprozess|Meerwasserversuche]] durchgeführt, bei der es angeblich darum ging, wie man die Lebensphase abgestürzter Piloten in Ozeanen ohne Trinkwasser möglichst lange verlängern kann in dem das salzige Meerwasser entweder mittels Chemikalien entsalzt wird oder der Salzgeschmack mittels Zusätzen überdeckt wurde. In beiden Fällen mussten die Gefangenen größere Mengen salziges Wasser auf der sog. Meerwasserstation zu sich nehmen um den NS-Ärzten möglichst viele medizinische Daten über den Gesundheitsverlauf zu liefern. Mettbach war offensichtlich aufgrund einer Vorerkrankung als nicht geeignet ausgemustert worden, so dass die NS-Ärzte irgendwann Mettbach als Probanden aus der Versuchsreihe heraus nahmen. Nach der Entlassung aus der Krankenstation wurde er erneut in das KZ Dachau überführt (Block 22). Von dort aus wurde er für sieben bis acht Monate in das KZ Melk (ein Außenlager von KZ Mauthausen) verlegt, wo er in einem Steinbruch als Zwangsarbeiter arbeiten musste. Gegen Ostern 1945 wurde Mettbach in das KZ Mauthausen verlegt, wo er dann am 5. Mai 1945 kurz vor Kriegsende von den US-Streitkräften befreit wurde.<ref>Der Nürnberger Ärzteprozess 1946/47 (Mikroform), Wortprotokolle, Anklage- und Verteidigungsmaterial. K.G. Saur Verlag München, 2000, S. 122 ff.</ref>
Ernst Mettbach kam als Sohn von Georg und Bertha Mettbach, geb. Turbanisch - geschiedene Greim, in Fürth auf die Welt. Er wohnte zunächst in der Sedanstraße, der heutigen Steubenstraße in der Südstadt, ehe die Familie in die Altstadt zog. Am 6. Juni 1944 wurde Mettbach in Fürth verhaftet und über das Polizeigefängnis in Nürnberg in das sog. "Zigeunerlager Auschwitz" verbracht. Als Häftling mit der Nummer Z 10061 wurde Mettbach im Lager registriert. Es folgt eine Odyssee über das KZ Buchenwald, wo er in einem Sonderkommando mit anderen Häftlingen in das KZ Dachau verbracht wurde. Als Eintrittsdatum ist der 8. bzw. 9. August 1944 dokumentiert. Während seiner Internierung im KZ Dachau wurden medizinische Versuche an ihm vorgenommen. Unter anderem wurden sog. [[wikipedia:Nürnberger Ärzteprozess|Meerwasserversuche]] durchgeführt, bei der es angeblich darum ging, wie man die Lebensphase abgestürzter Piloten in Ozeanen ohne Trinkwasser möglichst lange verlängern kann in dem das salzige Meerwasser entweder mittels Chemikalien entsalzt wird oder der Salzgeschmack mittels Zusätzen überdeckt wurde. In beiden Fällen mussten die Gefangenen größere Mengen salziges Wasser auf der sog. Meerwasserstation zu sich nehmen um den NS-Ärzten möglichst viele medizinische Daten über den Gesundheitsverlauf zu liefern. Mettbach war offensichtlich aufgrund einer Vorerkrankung als nicht geeignet ausgemustert worden, so dass die NS-Ärzte irgendwann Mettbach als Probanden aus der Versuchsreihe heraus nahmen. Nach der Entlassung aus der Krankenstation wurde er erneut in das KZ Dachau überführt (Block 22). Von dort aus wurde er für sieben bis acht Monate in das KZ Melk (ein Außenlager von KZ Mauthausen) verlegt, wo er in einem Steinbruch als Zwangsarbeiter arbeiten musste. Gegen Ostern 1945 wurde Mettbach in das KZ Mauthausen verlegt, wo er dann am 5. Mai 1945 kurz vor Kriegsende von den US-Streitkräften befreit wurde.<ref>Der Nürnberger Ärzteprozess 1946/47 (Mikroform), Wortprotokolle, Anklage- und Verteidigungsmaterial. K.G. Saur Verlag München, 2000, S. 122 ff.</ref>


Mettbach kehrte nach seiner Befreiung wieder nach Fürth zurück und arbeitete als Händler. Während der Nürnberger Ärzteprozesse 1946/47 stand Mettbach als Zeuge im Gerichtsstand, insbesondere gegen die NS-Ärzte [[wikipedia:Wilhelm Beiglböck|Wilhelm Beiglböck]] und [[wikipedia:Hermann Becker-Freyseng|Hermann Becker-Freyseng]].  
Mettbach kehrte nach seiner Befreiung wieder nach Fürth zurück und arbeitete als Händler.
 
Während des Nürnberger Ärzteprozesses 1946/47 trat Ernst Mettbach als Zeuge der Anklage auf, insbesondere gegen die NS-Ärzte [[wikipedia:Wilhelm Beiglböck|Wilhelm Beiglböck]] und [[wikipedia:Hermann Becker-Freyseng|Hermann Becker-Freyseng]].  


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Karl Höllenreiner]]  
* [[Opfer des Nationalsozialismus]]
* [[Mahnmal zum Gedenken an die Fürther Sinti]]
* [[Karl Höllenreiner]]
* [[wikipedia:Nürnberger Ärzteprozess|Nürnberger Ärzteprozess]]
 
== Weblinks ==
* Ernst Mettbach - [https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Mettbach Wikipedia]


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==

Aktuelle Version vom 26. Januar 2024, 23:20 Uhr

Ernst Mettbach (geb. 30. April 1920 in Fürth; gest. 1. Januar 1972 ebenda) war von Beruf Tapezier und Händler. Er war Angehöriger der deutschen Sinti und Überlebender des Völkermordes an den europäischen Roma (Porajmos). Unter anderem sagte er 1947 beim Nürnberger Ärzteprozess gegen jene NS-Ärzte aus, die ihn im KZ Dachau bei "medizinischen" Menschenversuchen gefoltert hatten.

Ernst Mettbach kam als Sohn von Georg und Bertha Mettbach, geb. Turbanisch - geschiedene Greim, in Fürth auf die Welt. Er wohnte zunächst in der Sedanstraße, der heutigen Steubenstraße in der Südstadt, ehe die Familie in die Altstadt zog. Am 6. Juni 1944 wurde Mettbach in Fürth verhaftet und über das Polizeigefängnis in Nürnberg in das sog. "Zigeunerlager Auschwitz" verbracht. Als Häftling mit der Nummer Z 10061 wurde Mettbach im Lager registriert. Es folgt eine Odyssee über das KZ Buchenwald, wo er in einem Sonderkommando mit anderen Häftlingen in das KZ Dachau verbracht wurde. Als Eintrittsdatum ist der 8. bzw. 9. August 1944 dokumentiert. Während seiner Internierung im KZ Dachau wurden medizinische Versuche an ihm vorgenommen. Unter anderem wurden sog. Meerwasserversuche durchgeführt, bei der es angeblich darum ging, wie man die Lebensphase abgestürzter Piloten in Ozeanen ohne Trinkwasser möglichst lange verlängern kann in dem das salzige Meerwasser entweder mittels Chemikalien entsalzt wird oder der Salzgeschmack mittels Zusätzen überdeckt wurde. In beiden Fällen mussten die Gefangenen größere Mengen salziges Wasser auf der sog. Meerwasserstation zu sich nehmen um den NS-Ärzten möglichst viele medizinische Daten über den Gesundheitsverlauf zu liefern. Mettbach war offensichtlich aufgrund einer Vorerkrankung als nicht geeignet ausgemustert worden, so dass die NS-Ärzte irgendwann Mettbach als Probanden aus der Versuchsreihe heraus nahmen. Nach der Entlassung aus der Krankenstation wurde er erneut in das KZ Dachau überführt (Block 22). Von dort aus wurde er für sieben bis acht Monate in das KZ Melk (ein Außenlager von KZ Mauthausen) verlegt, wo er in einem Steinbruch als Zwangsarbeiter arbeiten musste. Gegen Ostern 1945 wurde Mettbach in das KZ Mauthausen verlegt, wo er dann am 5. Mai 1945 kurz vor Kriegsende von den US-Streitkräften befreit wurde.[1]

Mettbach kehrte nach seiner Befreiung wieder nach Fürth zurück und arbeitete als Händler.

Während des Nürnberger Ärzteprozesses 1946/47 trat Ernst Mettbach als Zeuge der Anklage auf, insbesondere gegen die NS-Ärzte Wilhelm Beiglböck und Hermann Becker-Freyseng.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Nürnberger Ärzteprozess 1946/47 (Mikroform), Wortprotokolle, Anklage- und Verteidigungsmaterial. K.G. Saur Verlag München, 2000, S. 122 ff.

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