Bachmann, von Blumenthal & Co.: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 27. Dezember 2013, 01:00 Uhr
Die Anfangsjahre
Die Firma Gothaer Waggon- und Flugzeugfabrik hatte sich 1920 auf der Fürther Hardhöhe nieder gelassen und trug hier den Namen "Bayerische Waggon- und Flugzeugwerke". Zunächst, denn in den 1920er Jahren wurden hier Eisenbahnwaggons repariert, was den Werken den Namen einbrachte, unter der die meisten Fürther sie kannten: "Die Waggon". Am 14. November 1938 kaufte sie die in Fürth neugegründete Firma Bachmann, von Blumenthal & Co. (BBF) auf. Der Eigentümer, Eduard Winter, blieb in Berlin, Walther Bachmann (Walther-Bachmann-Flugzeugwerke Ribnitz) war in der Anfangszeit als Berater mit eingebunden und von Blumenthal wurde Geschäftsführer. Eigens für die neue Firma wurden zahlreiche Gebäude und eine befestigte Startbahn angelegt, für deren Ausbau im Jahre 1938 auch der Bismarckturm abgerissen wurde. Nach dem Verkauf 1938 entwickelte sich die "Waggon" zu einem wichtigen Reparatur-Betrieb für die Flugzeuge der Deutschen Luftwaffe (Produktionskennung hpq).
Firmengeschichte 1939 - 1945
"Bachmann & von Blumenthal", so nannten sie die Fürther, produzierte seine Flugzeugkomponenten bis 1945 in Fürth (in der Schwabacher Straße, auf der Hardhöhe und in Burgfarrnbach), und in Nürnberg. Unter anderem für die Junkers Ju 87, die als "Stuka" bekannt wurde, die Messerschmitt Bf 110, ein schweres (Nacht-)Jagdflugzeug und Jagdbomber, sowie für die Messerschmitt Me 262, den ersten einsatzfähigen Düsenjäger der Welt. Doch auch Umrüstung und Reparatur der Bf 110 fanden bis 1944 in Fürth statt. Im Zuge der Verlagerung von Industrieanlagen im Jahre 1944 hatte auch die BBF Teile der Fertigungs- und Lagerstätten in Bierkeller in der Innenstadt (Geismann- und Humbserkeller, oberer kleiner Bergbräukeller am Fritz-Mailaender-Weg als Werkluftschutzraum, ein Gang des Grünerbräukeller), in den Landkreis Fürth (u. a. nach Zirndorf) und unter die Alten Veste ausgelagert. Auch in die Nürnberger Kongreßhalle wurde eingelagert. Ein weiteres Werk (Montagehalle) in der Nähe des Flugplatzes Unterschlauersbach war im Bau, wurde aber nicht fertig. Zum Teil wurde auch in Oettingen eingeflogen.
Im Laufe des Krieges wurde das Fürther Werk an der Würzburger Straße dreimal gezielt von amerikanischen Bombern angegriffen. Am 25. Februar 1944 griffen ab 12:47 Uhr 169 B-24 "Liberator" das Werk an. Es gab 138 Tote und 122 Verletzte. Der zweite Angriff am 10. September erfolgte um 10:30 Uhr und dauerte rund 90 Minuten. Neben Burgfarrnbach (hier war Werk II das Ziel) wurde wiederum die BBF angegriffen und schwer zerstört. Der letzte Angriff war am am 8. April 1945. 89 "Liberator" zerstörten den Rest, der noch stehen geblieben war. Laut Zeitzeugen war sie danach "total zerstört". Schwer getroffen wurde auch die Siedlung im Süden der BBF, da der Angriff sehr weit im Süden lag. Es wurden 154,5 Tonnen Spreng- und 54 Tonnen Brandbomben abgeworfen. Die Reparatur der Maschinen fand zu diesem Zeitpunkt schon längst an anderen Orten statt.
Es gibt Filmaufnahmen, die startende amerikanische Jagdflugzeuge auf der Startbahn der BBF zeigen. Gleich nach der Einnahme Fürths durch die US-Army sollen von hier aus Angriffe auf Nürnberg und vor allem nach Süddeutschland geflogen worden sein. Auch Zeitzeugen berichten von amerikanische Flugzeuge mit "unter den Tragflächen hängenden Bomben". Nach dem Krieg setzten die Amerikaner die Startbahn für größere Maschinen instand und bauten das Gelände zum sogenannten "Industrieflughafen" aus, der von 1950 bis 1955 bestand.
Nachkriegszeit
Nachdem die BBF 1943 in die Geheimliste aufgenommen wurde, verlegte sie ihren Firmensitz Anfang 1944 nach Berlin. Nach dem Krieg existierte sie weiter, 1949 wurden Eduard Winter und Wolf-Werner von Blumenthal entnazifiziert, beide waren keine Parteimitglieder und wurden so in die Gruppe 5 eingeteilt. 1950 war der Firmensitz kurzfristig in Hamburg, im Frühjahr 1952 bekam er in Berlin die Gewerbezulassung, zwei Jahre später jedoch beschlossen die Gesellschafter die Auflösung. 1973 erlosch die Berliner Gewerbezulassung und am 14. März 1973 wurde sie aus dem Handelregister gelöscht.
Heute ist noch eines der Gebäude aus dem Jahr 1940 erhalten. Dieses befindet sich in der Hardstraße und beherbergt das Möbelhaus "Flamme Möbel" und gehört nicht zum eigentlichen Werk. Der verklinkerte Bau stand außerhalb des eigentlichen Geländes der "BBF" und war extra bewacht. Als sogenanntes "Elbag-Lager" (Luftfahrtbedarf Aktiengesellschaft, den Fürthern als "Reichslager" oder "Reichseigenes Lager" bekannt) unterstand es der Luftwaffe, denn hier lagerten die von der Luftwaffe bezahlten Ersatzteile. Nachdem ein Flugzeug im Elbag-Lager begutachtet war, wurde es mit den nötigen Ersatzteilen an die BBF zur Reparatur/Umrüstung übergeben. Auch Spuren der Flugplatzbahn (das Elbag-Lager hatte einen direkten Bahnanschluss mit eigenem Gleis, der zudem das Elbag-Lager mit den Hallen der BBF veband) und des alten Zaunes sind zurzeit dort noch zu sehen.
Literatur
- Die Fürther Hardhöhe - Aufmarschfeld, Hardsiedlung, Industrieflughafen, Trabantenstadt, Winfried Roschmann, Udo Sponsel, Bernd Jesussek, Städtebilder Verlag Fürth 1999, Seite 21 - 25, 30 - 38 und 44 - 85
- Lernt Fliegen ! In Fürth-Atzenhof, Renate Trautwein und Oliver Wittmann, emwe Verlag Nürnberg 2011, S.43 - 52