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Aus dieser Ehe gingen acht Mädchen hervor, von denen zwei in frühester Jugend wieder verstorben sind. Die ganze Erziehung und Ausbildung, der sechs Töchter leitete der Vater selbst, nicht zuletzt die in der Musik. Abgesehen von wissenschaftlichen, besonders theologischen Disputen mit Geistlichen und mit seinen Vikaren, herrschte offenbar regstes geistiges Leben in der Familie. Die Folge davon scheint gewesen zu sein, daß die Glieder derselben in ihren geistigen Bedürfnissen sich selbst genügten, so daß das Zusammengehörigkeitsgefühl besonders erstarkte und bis in das hohe Alter der Kinder lebendig blieb. Sie waren am liebsten unter sich selbst allein. Seine beiden ältesten Töchter förderte der Vater in der Musik so weit, daß sie auf das Konservatorium nach Leipzig gehen konnten. Er begleitete sie selbst dorthin und wohnte auch der Aufnahmeprüfung bei. Er schildert sehr humorvoll in einem Brief an seine Frau diese Stunden, weil er sich offenbar auf seinen gründlichen Unterricht, besonders in der Harmonielehre, verlassen konnte. Das Resultat war auch dementsprechend. Beide wurden sofort in die oberste Klasse aufgenommen, un der Direktor meinte zum Vater, er wünsche nur, daß alle Prüflinge so gut vorbereitet wären.
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|Person=Mathilde Lehmus
Im Hause Lehmus wurde nur klassische und kirchliche Musik gepflegt. Seine beiden anderen Töchter Emilie und Marie förderte er soweit, daß sie in Schwabach das Examen als Musiklehrerinnen bestanden. Bei der ersteren holte er den Gymnasialuntericht so weit nach, daß sie, als sie sich entschloß, den ärztlichen Beruf zu erwählen, die Universität Zürich beziehen konnte.
|Verwandtschaftsgrad=Schwester
'''Emilie Lehmus''' (geb. [[30. August]] [[1841]] in [[Fürth]] im [[Pfarrhof]], gest. [[17. Oktober]] [[1932]] in Gräfenberg bei Erlangen) war die erste Medizinstudentin Deutschlands und erste Berliner Ärztin.
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'''Emilie Lehmus''' (geb. [[30. August]] [[1841]] in [[Fürth]] im [[Pfarrhof]], gest. [[17. Oktober]] [[1932]] in Gräfenberg bei Erlangen) war die erste deutsche Medizinstudentin und erste niedergelassene Ärztin Deutschlands<ref name="Charité">[https://geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00016 Ärztinnen im Kaiserreich: Emilie Lehmus], Website des ''Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Charité'', Berlin 2015. Aufgerufen am 6. März 2022</ref>.


==Ausbildung==
==Ausbildung==
Emilie wurde als Tochter von Pfarrer [[Friedrich Theodor Eduard Lehmus]] und [[Caroline Lehmus]] als dritte von sechs Töchtern geboren. Dank der fortschrittlichen Einstellung der Eltern erhielt sie - wie auch ihre Schwestern - eine Berufsausbildung. In Paris setzte sie ihren Schulbesuch für Sprachstudien fort. Zurück in Fürth war sie als Lehrerin an einer höheren Töchterschule tätig, was darauf schließen lässt, dass sie in Paris das Lehrerinnenexamen absolviert hat.<br />
Emilie wurde als Tochter von Pfarrer [[Friedrich Theodor Eduard Lehmus]] und [[Caroline Lehmus]] als dritte von sechs Töchtern geboren. Dank der fortschrittlichen Einstellung der Eltern erhielt sie - wie auch ihre Schwestern - eine Berufsausbildung. In Paris setzte sie ihren Schulbesuch für Sprachstudien fort. Im Oktober [[1863]] unterzog sie sich - hauptsächlich durch ihren Vater vorbereitet - in Schwabach der Prüfung für Musik und erhielt die Note ''vorzüglich'' <ref>"Die Lehmus aus Rothenburg o.T. - Aus der Geschichte des Geschlechts (mit Nachfahrentafeln)", 1960, Sonderdruck aus "Deutsches Familienarchiv", Band 16; S. 35</ref>.
Zurück in Fürth war sie als Lehrerin an einer höheren Töchterschule <ref>fälschlicherweise gibt „''Ärztinnen im Kaiserreich – Geschichte der Charité''“ zu Emilie Lehmus [https://geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00016 - online] dazu ein „Marienstift“ an, das es aber in Fürth nie gegeben hat. Neueste Publikationen von 2020 (Pete Smith und Gaby Franger) übernahmen diesen Irrtum anscheinend ohne nähere Recherchen.</br>
In Fürth ist aber eher das „Vereinigte Heberlein’sche und Arnstein’sche Institut“ (vgl. Walter Ley: Das Vereinigte Heberlein’sche und Arnstein’sche Institut. In: Fürther Heimatblätter, 1992/4, S.112 – 124) bekannt, eine Fürther Privatschule für jüdische Mädchen, das von 1848 – 1907 bestand. Außerdem gab es einige namentlich nicht bekannte private Einrichtungen (so erwähnt die Fronmüllerchronik für das Jahr 1883, dass ein Magistratsbeschluss das Projekt eines städtischen Mädchen-Institutes noch verwarf. Die beiden Direktoren Metz und Heerwagen vereinigten daraufhin ihre Institute zu einer nach Jahreskursen geordnete höhere Töchterschule. Die Mädchenschule am Fürther Kirchenplatz wird man schlechterdings als „höhere Mädchenschule“ bezeichnen können und das Mädchen-Lyzeum, heute Helene-Lange-Gymnasium, wurde erst 1907 errichtet.</ref> tätig, was darauf schließen lässt, dass sie in Paris das Lehrerinnenexamen absolviert hat. Ihre Unterrichtsfächer waren Französisch und Musik.<br />
1866 taucht die damals 24-jährige Emilie zum ersten Mal namentlich in einem Bericht des Königl.-Bayr. Amtsblattes in Rothenburg auf.  
1866 taucht die damals 24-jährige Emilie zum ersten Mal namentlich in einem Bericht des Königl.-Bayr. Amtsblattes in Rothenburg auf.  
Vermutlich war sie dort zu Besuch bei den Großeltern, denn die Familie Lehmus besetzte seit mehreren Generationen in Rothenburg die Pfarrstelle, so auch der Großvater. - In dem Königl.-Bayr. Amtsblatt ruft Emilie unter dem Eindruck der [[Wikipedia:Schlacht bei Königgrätz|Schlacht von Königgrätz]] (dem heutigen Hradec Králové) zwischen Preußen und Österreichern drei Wochen danach zu Spenden von Geld und Verbandszeug für die verwundeten Soldaten auf <ref>siehe ''Amts- und Anzeigenblatt für die Stadt und das Königl. Bezirksamt Rothenburg'' vom  25. Juli 1866, Seite 4</ref>.<br />
Vermutlich war sie dort zu Besuch bei den Großeltern, denn die Familie Lehmus besetzte seit mehreren Generationen in Rothenburg die Pfarrstelle, so auch der Großvater. - In dem Königl.-Bayr. Amtsblatt ruft Emilie unter dem Eindruck der [[Wikipedia:Schlacht bei Königgrätz|Schlacht von Königgrätz]] (dem heutigen Hradec Králové) zwischen Preußen und Österreichern drei Wochen danach zu Spenden von Geld und Verbandszeug für die verwundeten Soldaten auf <ref>siehe ''Amts- und Anzeigenblatt für die Stadt und das Königl. Bezirksamt Rothenburg'' vom  25. Juli 1866, Seite 4</ref>.<br />
Die 29-jährige Emilie Lehmus besuchte 1870 eine ihrer verheirateten Schwestern in Berlin und lernte dabei Henriette Hirschfeld-Tiburtius kennen. Auf einer gemeinsamen "Spreewaldwasserfahrt" reifte in ihr der Entschluss, Medizin zu studieren.<ref>Michaela Holdenried (Hg.): Geschriebenes Leben, Autobiographik von Frauen, 1995, S. 232</ref> Von ihrem Vater [[Eduard Lehmus]] wurde sie daraufhin in Latein unterrichtet.  
Die 29-jährige Emilie Lehmus besuchte 1870 eine ihrer verheirateten Schwestern in Berlin und lernte dabei Henriette Hirschfeld-Tiburtius kennen. Auf einer gemeinsamen "Spreewaldwasserfahrt" reifte in ihr der Entschluss, Medizin zu studieren.<ref>Michaela Holdenried (Hg.): Geschriebenes Leben, Autobiographik von Frauen, 1995, S. 232</ref> Von ihrem Vater [[Eduard Lehmus]] wurde sie daraufhin in Latein unterrichtet.


==Medizinstudium in Zürich==
==Medizinstudium in Zürich==
In Deutschland selbst durften Frauen nicht studieren. So immatrikulierte sie im Oktober [[1870]] in Zürich zu Studienzwecken als zweite deutschsprachige Studentin, zwei Jahre nach der Schweizerin Marie Vögtlein.<ref name="Charite-HP">Charité - Biographien - Homepage, online abgerufen am 6. September 2019 | 23:10 Uhr - [https://geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00016 online abrufbar]</ref> Zürich entwickelte sich in jener Zeit als ein Zentrum internationaler weiblicher Studentenschaft.<ref>hier immatrikulierten sich im späten 19. Jahrhundert so prominente Frauen wie Ricarda Huch, Rosa Luxemburg, Anita Augspurg, Lou Andreas Salomé</ref> Die Besonderheit in Zürich lag für weibliche Studenten darin, dass sie keinerlei Bildungsnachweise vorlegen mussten, lediglich ein "Sittenzeugnis". In vielen Ländern hatten Frauen nicht die Möglichkeit, sich mit dem Abitur an der Universität zu bewerben.  
In Deutschland selbst durften Frauen nicht studieren. So immatrikulierte sie im Oktober [[1870]] in Zürich zu Studienzwecken als zweite deutschsprachige Studentin, zwei Jahre nach der Schweizerin Marie Vögtlein.<ref name="Charite-HP">Charité - Biographien - Homepage, online abgerufen am 6. September 2019 | 23:10 Uhr - [https://geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00016 online]</ref> Zürich entwickelte sich in jener Zeit als ein Zentrum internationaler weiblicher Studentenschaft.<ref>hier immatrikulierten sich im späten 19. Jahrhundert so prominente Frauen wie Ricarda Huch, Rosa Luxemburg, Anita Augspurg, Lou Andreas Salomé</ref> Die Besonderheit in Zürich lag für weibliche Studenten darin, dass sie keinerlei Bildungsnachweise vorlegen mussten, lediglich ein "Sittenzeugnis". In vielen Ländern hatten Frauen nicht die Möglichkeit, sich mit dem Abitur an der Universität zu bewerben.  


Während ihrer Studienzeit in Zürich lernte sie auch die Vorkämpferin für das Recht der Frauen zum Studium kennen, hier sind insbesondere [[wikipedia:Franziska Tiburtius|Franziska Tiburtius]] und ihre Schwägerin  [[wikipedia:Henriette Hirschfeld-Tiburtius|Henriette Hirschfeld-Tiburtius]] zu nennen. Letztere war die erste selbständige, akademisch ausgebildete Zahnärztin Deutschland. Emilie Lehmus reichte ihre Promotionsarbeit am 27. Februar 1875 in Zürich ein.<ref name="Charite-HP"/> Nach neun Semestern beendete Emilie ihr Studium im Sommer [[1875]] mit der Promotion „summa cum laude“, eine Auszeichnung die sonst in den zehn davor liegenden Jahren an der Züricher Universität nur sechs männlichen Prüflingen zuteil wurde.<ref>als Depeschenmeldung taucht diese Nachricht 1874 gleichlautend auf in z.B. Kölner Zeitung, Münchener Bote, Schweinfurter Anzeiger, Fürther Neueste Nachrichten</ref> Sie hoffte allerdings vergeblich darauf, in Deutschland mit ihrem Doktortitel zum Staatsexamen zugelassen zu werden.<br />
Während ihrer Studienzeit in Zürich lernte sie auch die Vorkämpferin für das Recht der Frauen zum Studium kennen, hier sind insbesondere [[wikipedia:Franziska Tiburtius|Franziska Tiburtius]] und ihre Schwägerin  [[wikipedia:Henriette Hirschfeld-Tiburtius|Henriette Hirschfeld-Tiburtius]] zu nennen. Letztere war die erste selbständige, akademisch ausgebildete Zahnärztin Deutschland. Emilie Lehmus reichte ihre Promotionsarbeit am 27. Februar 1875 in Zürich ein.<ref name="Charite-HP"/> Nach neun Semestern beendete Emilie ihr Studium im Sommer [[1875]] mit der Promotion „summa cum laude“, eine Auszeichnung die sonst in den zehn davor liegenden Jahren an der Züricher Universität nur sechs männlichen Prüflingen zuteil wurde.<ref>als Depeschenmeldung taucht diese Nachricht 1874 gleichlautend auf in z.B. Kölner Zeitung, Münchener Bote, Schweinfurter Anzeiger, Fürther Neueste Nachrichten</ref> Sie hoffte allerdings vergeblich darauf, in Deutschland mit ihrem Doktortitel zum Staatsexamen zugelassen zu werden.<br />


==Berufstätigkeit als erste Berliner Ärztin==
==Berufstätigkeit als erste Berliner Ärztin==
[[Bild:Gedenktafel Alte Schönhauser Str 23 (Mitte) Lehmus Tiburtius.jpg|thumb|right|Gedenktafel, Emilie Lehmus und Franziska Tiburtius, in Alte Schönhauser Straße 23, Berlin-Mitte]]
[[Bild:Gedenktafel Alte Schönhauser Str 23 (Mitte) Lehmus Tiburtius.jpg|mini|right|Gedenktafel, Emilie Lehmus und Franziska Tiburtius, in Alte Schönhauser Straße 23, Berlin-Mitte]]
Im Sommer [[1875]] ging sie sodann für einige Monate an die Universitäts-Entbindungsanstalt nach Prag zu Prof. Weber, im Anschluss an die Königliche Entbindungsanstalt und Frauenklinik nach Dresden. Dort war sie bei dem Gynäkologen Prof. Franz von Winckel tätig, dem damals einzigen Professor Deutschlands, der Assistentinnen aufnahm und an seiner Klinik ausbildete.
Im Sommer [[1875]] ging sie sodann für einige Monate an die Universitäts-Entbindungsanstalt nach Prag zu Prof. Weber, im Anschluss an die Königliche Entbindungsanstalt und Frauenklinik nach Dresden. Dort war sie bei dem Gynäkologen Prof. Franz von Winckel tätig, dem damals einzigen Professor Deutschlands, der Assistentinnen aufnahm und an seiner Klinik ausbildete.


Gemeinsam mit Franziska Tiburtius durfte sich Emilie Lehmus [[1876]] in Berlin mit behördlicher Duldung in einer Privatpraxis für Frauen und Kinder niederlassen, deren Türschild sie als Dr. med. der Universität Zürich auswies. Die Arbeit beider Ärztinnen wurde zwar seitens der Politik nicht anerkannt, umso mehr erfuhren die beiden Freundinnen einen großen Zulauf von ihrer Patientenschaft. Sie eröffneten am 18. Juni [[1878]] die erste Poliklinik weiblicher Ärzte für unbemittelte Frauen und Kinder in der Schönhauser Straße 23/24, die spätere "Klinik weiblicher Ärzte e. V.".<ref>Werner Mohr: "CHRONIK Nürnberg - Neumarkt - Regensburg - Amberg - Ansbach" - [http://www.graf-von-katzenelnbogen.de/neumarktiopf.html online]</ref><ref name="Charite-HP"/>
Gemeinsam mit Franziska Tiburtius durfte sich Emilie Lehmus [[1876]] in Berlin mit behördlicher Duldung in einer Privatpraxis für Frauen und Kinder niederlassen, deren Türschild sie als Dr. med. der Universität Zürich auswies. Die Arbeit beider Ärztinnen wurde zwar seitens der Politik nicht anerkannt, umso mehr erfuhren die beiden Freundinnen einen großen Zulauf von ihrer Patientenschaft. Sie eröffneten am 18. Juni [[1878]] die erste Poliklinik weiblicher Ärzte für unbemittelte Frauen und Kinder in der Schönhauser Straße 23/24, die spätere "Klinik weiblicher Ärzte e. V.".<ref>Werner Mohr: "CHRONIK Nürnberg - Neumarkt - Regensburg - Amberg - Ansbach" - [http://www.graf-von-katzenelnbogen.de/neumarktiopf.html online]</ref><ref name="Charite-HP"/>
[[Datei:31. Juli 1877, Amtsblatt kgl. Bez. FO und Eb..jpg|230px|thumb|right|Bericht aus dem kgl. Amtsblatt Forchheim/Ebermannstadt 31.7.1877]]
[[Datei:31. Juli 1877, Amtsblatt kgl. Bez. FO und Eb..jpg|230px|mini|right|Bericht aus dem kgl. Amtsblatt Forchheim/Ebermannstadt 31.7.1877]]
Die Räume, eine Erdgeschosswohnung im Hinterhof, wurden ihnen vom Brauereibesitzer Bötzow kostenlos überlassen, Behandlungen der Patientinnen führten die Frauen meist zum Selbstkostenpreis aus. 15 Jahre lang blieben Lehmus und Tiburtius die einzigen Ärztinnen in Berlin, bis Frauen der zweiten Generation - die ebenfalls in Zürich studiert hatten - sich der Arbeit an der Poliklinik anschlossen.<ref name="Holdenried">Michaela Holdenried (Hg.): Geschriebenes Leben, Autobiographik von Frauen, 1995, S. 242</ref>  
Die Räume, eine Erdgeschosswohnung im Hinterhof, wurden ihnen vom Brauereibesitzer Bötzow kostenlos überlassen, Behandlungen der Patientinnen führten die Frauen meist zum Selbstkostenpreis aus. 15 Jahre lang blieben Lehmus und Tiburtius die einzigen Ärztinnen in Berlin, bis Frauen der zweiten Generation - die ebenfalls in Zürich studiert hatten - sich der Arbeit an der Poliklinik anschlossen.<ref name="Holdenried">Michaela Holdenried (Hg.): Geschriebenes Leben, Autobiographik von Frauen, 1995, S. 242</ref>  


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==Ruhestand in Franken==
==Ruhestand in Franken==
[[Bild:Aufgelassene Grabstätte Emilie Lehmus a.JPG|thumb|right|Aufgelassene Grabstelle von Emilie Lehmus am Fürther Friedhof]]
[[Bild:Aufgelassene Grabstätte Emilie Lehmus a.JPG|mini|right|Aufgelassene Grabstelle von Emilie Lehmus am Fürther Friedhof]]
[[Bild:Ehrenweg Emilie Lehmus.JPG|thumb|right|Gedenkstein am Fürther [[Ehrenweg]]]]
[[Bild:Ehrenweg Emilie Lehmus.JPG|mini|right|Gedenkstein am Fürther [[Ehrenweg]]]]
Um die Jahrhundertwende im Alter von 60 Jahren musste Lehmus ihre Praxistätigkeit aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Ihre Kollegin Agnes Bluhm berichtete von einer wiederholten "Grippepneumonie" bzw. von einer zweimaligen Influenza-Pneumonie.<ref name="Holdenried"/>
Um die Jahrhundertwende im Alter von 60 Jahren musste Lehmus ihre Praxistätigkeit aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Ihre Kollegin Agnes Bluhm berichtete von einer wiederholten "Grippepneumonie" bzw. von einer zweimaligen Influenza-Pneumonie.<ref name="Holdenried"/>


Sie verließ Berlin, dessen Klima ihr nicht mehr behagen wollte, und nahm ihren Wohnsitz in München. Dort schloss sie sich mit ihren zwei Schwestern (verw. Caroline Braun und Marie Lehmus)zu einem gemeinsamem Haushalt zusammen. Nach dem Tode der beiden siedelte sie endgültig zu ihrer jüngsten Schwester nach Gräfenberg um, wo sie bereits zuvor die Sommermonate verbrachte. Auch von dort engagierte sie sich weiter und beteiligte sich 1908 an der Gründung der Vereinigung weiblicher Ärzte in Berlin mit einer Spende von 16.000 RM.<ref>Emilie Lehmus auf Kulturring Berlin-Mitte - [https://www.kulturring.org/konkret/frauen-persoenlichkeiten/index.php?frauen-persoenlichkeiten=wissenschaft/bildung&id=149 online abrufbar]</ref>
Sie verließ Berlin, dessen Klima ihr nicht mehr behagen wollte, und nahm ihren Wohnsitz in München. Dort schloss sie sich mit ihren zwei Schwestern - verwitwete Caroline Braun (geb. [[5. Dezember]] [[1838]] in Fürth; gest. [[23. Juni]] [[1915]] in München) und Marie Lehmus (geb. [[7. Januar]]&#8206; [[1843]] in Fürth; gest. [[7. Januar]] [[1925]] in Gräfenberg) - zu einem gemeinsamem Haushalt zusammen. Nach dem Tode der beiden siedelte sie endgültig zu ihrer jüngsten Schwester Mathilde Ittameier (geb. [[28. Dezember]] [[1848]] in Fürth; gest. [[30. März]] [[1950]] in Gräfenberg) nach Gräfenberg um, wo sie bereits zuvor die Sommermonate verbrachte. Auch von dort engagierte sie sich weiter und beteiligte sich 1908 an der Gründung der Vereinigung weiblicher Ärzte in Berlin mit einer Spende von 16.000 RM.<ref>Emilie Lehmus auf Kulturring Berlin-Mitte - [https://www.kulturring.org/konkret/frauen-persoenlichkeiten/index.php?frauen-persoenlichkeiten=wissenschaft/bildung&id=149 online]</ref>


In Gräfenberg starb Emilie Lehmus am [[17. Oktober]] [[1932]] im Alter von 91 Jahren nach nur zweitägiger Krankheit (Grippe). Beerdigt wurde sie am Fürther Friedhof Feld 42, Nr. 9. Für ihre Beerdigung hatte sie verfügt, sie solle als ''Armenleiche'' von dem für den Wochendienst zuständigen Pfarrer von St. Martin bestattet werden. Es traf damals den Stadtvikar von St. Martin, Georg Kuhr, dessen Großvater Johann Georg Kuhr ein direkter Vetter der Verstorbenen war. An ihrem Grab durfte keine Rede gehalten werden. Sie hatte als Text nur die Schriftstelle von der Auferstehung der Toten am jüngsten Tag verfügt: 1. Thess: 4, 13-18.<br />
In Gräfenberg starb Emilie Lehmus am [[17. Oktober]] [[1932]] im Alter von 91 Jahren nach nur zweitägiger Krankheit (Grippe). Beerdigt wurde sie am Fürther Friedhof Feld 42, Nr. 9. Für ihre Beerdigung hatte sie verfügt, sie solle als ''Armenleiche'' von dem für den Wochendienst zuständigen Pfarrer von [[Kirche St. Martin|St. Martin]] bestattet werden. Es traf damals den Stadtvikar von St. Martin, Georg Kuhr, dessen Großvater Johann Georg Kuhr ein direkter Vetter der Verstorbenen war. An ihrem Grab durfte keine Rede gehalten werden. Sie hatte als Text nur die Schriftstelle von der Auferstehung der Toten am jüngsten Tag verfügt: 1. Thess: 4, 13-18.<br />


:''1 Thess 4,13-18:13 13 Wir wollen euch aber, Brüder und Schwestern, nicht im Ungewissen lassen über die, die da schlafen, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. 14 Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die da entschlafen sind, durch Jesus mit ihm führen. 15 Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zum Kommen des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind. 16 Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Ruf ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und die Toten werden in Christus auferstehen zuerst. 17 Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft. Und so werden wir beim Herrn sein allezeit. 18 So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.''<ref>Deutsche Bibel Gesellschaft - online abgerufen am 30. August 2019 | 15:48 Uhr - [https://www.die-bibel.de/bibelstelle/1Thess4,13-18/ online abrufbar]</ref>
:''1 Thess 4,13-18:13 13 Wir wollen euch aber, Brüder und Schwestern, nicht im Ungewissen lassen über die, die da schlafen, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. 14 Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die da entschlafen sind, durch Jesus mit ihm führen. 15 Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zum Kommen des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind. 16 Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Ruf ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und die Toten werden in Christus auferstehen zuerst. 17 Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft. Und so werden wir beim Herrn sein allezeit. 18 So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.''<ref>Deutsche Bibel Gesellschaft - online abgerufen am 30. August 2019 | 15:48 Uhr - [https://www.die-bibel.de/bibelstelle/1Thess4,13-18/ online]</ref>


Das Grab in der Nähe der Gedenkstätte für die Kriegstoten war Jahrzehnte aufgelassen, aber im August 2019 als Memorial für Emilie Lehmus wieder kenntlich gemacht. Eine deutsche Approbation hat sie allerdings nie bekommen.
Das Grab in der Nähe der Gedenkstätte für die Kriegstoten war Jahrzehnte aufgelassen, aber im August 2019 als Memorial für Emilie Lehmus wieder kenntlich gemacht. Eine deutsche Approbation hat sie allerdings nie bekommen.
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* {{BuchQuelle|Fürth im 19. Jahrhundert (Buch)|Seite=111}}
* {{BuchQuelle|Fürth im 19. Jahrhundert (Buch)|Seite=111}}
* Agnes Bluhm: Dr. med Emilie Lehmus. Zur Vollendung des 90. Lebensjahres am 30. August 1931 in: Die Ärztin. 7. Jg. 1931, Nr. 8
* Agnes Bluhm: Dr. med Emilie Lehmus. Zur Vollendung des 90. Lebensjahres am 30. August 1931 in: Die Ärztin. 7. Jg. 1931, Nr. 8
* Agnes Bluhm: Ein Gedenktag der deutschen Medizinerinnen. in: Die Ärztin. 17. Jg. 1841, Nr. 8  
* Agnes Bluhm: Ein Gedenktag der deutschen Medizinerinnen. in: Die Ärztin. 17. Jg. 1941, Nr. 8  
* Michaela Holdenried (Hg.): Geschriebenes Leben, Autobiographik von Frauen, 1995, S. 232 - 243
* Michaela Holdenried (Hg.): Geschriebenes Leben, Autobiographik von Frauen, 1995, S. 232 - 243
* Pete Smith: Steiniger Weg - Wie Emilie Lehmus die erste niedergelassene Ärztin Deutschlands wurde, in: ÄrzteZeitung, 11. April 2020 [https://www.aerztezeitung.de/Panorama/Wie-Emilie-Lehmus-die-erste-niedergelassene-Aerztin-Deutschlands-wurde-408528.html - online]
* Gaby Franger: ''Dr. Emilie Lehmus (1841- 1932). Eine Fürtherin schreibt Medizingeschichte''. In [[Fürther Geschichtsblätter]] 4/2020, S. 127 - 142


== Lokalberichterstattung ==
== Lokalberichterstattung ==
* Sebastian Müller: ''Ein Denkmal für Emilie Lehmus''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 31. August 2019 (Druckausgabe) bzw. ''Medizinpionierin: Fürth setzt Emilie Lehmus ein Denkmal''. In: nordbayern.de vom 1. September 2019 - [https://www.nordbayern.de/region/1.9274822 online abrufbar]
* Sebastian Müller: ''Ein Denkmal für Emilie Lehmus''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 31. August 2019 (Druckausgabe) bzw. ''Medizinpionierin: Fürth setzt Emilie Lehmus ein Denkmal''. In: nordbayern.de vom 1. September 2019 - [https://www.nordbayern.de/region/1.9274822 online]
* ''Gedenkstätte für eine große Fürther Persönlichkeit'' . In: Fürth StadtZeitung, Nr. 16 vom 11. September 2019, S. 5 – [http://www.fuerth.de/PortalData/1/Resources/fuertherrathaus/stadtzeitung_online/stadtzeitung2019/SZ_16_19.pdf PDF-Datei]
* ''Im Einsatz für Frauen und Kinder''. In: Fürther Nachrichten vom 30. August 2021, S. 28
* hän: ''Emilie Lehmus als Namenspatin für das neue Gymnasium?'' In: Fürther Nachrichten vom 11. März 2022 (Druckausgabe)


==Siehe auch==
==Siehe auch==
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==Weblinks==
==Weblinks==
* Emilie Lehmus: ''Die Erkrankung der Macula lutea bei progressiver Myopie''; Inaugural-Dissertation an der medizinischen Fakultät Zürich, 1875 - [https://books.google.de/books?id=zftlAAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=Lehmus&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjg38_Jz4jfAhXno4sKHe8_DvAQ6AEINzAD#v=onepage&q=Lehmus&f=false online verfügbar]
* Emilie Lehmus: ''Die Erkrankung der Macula lutea bei progressiver Myopie''; Inaugural-Dissertation an der medizinischen Fakultät Zürich, 1875 - [https://books.google.de/books?id=zftlAAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=Lehmus&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjg38_Jz4jfAhXno4sKHe8_DvAQ6AEINzAD#v=onepage&q=Lehmus&f=false online]
*[[wikipedia:Emilie Lehmus|Emilie Lehmus]] (Wikipedia)
*[[wikipedia:Emilie Lehmus|Emilie Lehmus]] (Wikipedia)
* genealogische Notizen [https://schiller.li/stammbaum/individual.php?pid=I282279367&ged=schiller.ged - online]
* genealogische Notizen [https://schiller.li/stammbaum/individual.php?pid=I282279367&ged=schiller.ged - online]