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Zum Beginn des 1. Weltkrieges zog das 21. Infanterieregiment am 7. August 1914 mit 3300 Mann und 160 Pferden in den Krieg und wurde in Lothringen, Nancy, Champagne, Sommeschlacht 1916, Arras, in französisch Flandern und in Cambrai eingesetzt. Die Verluste im Ersten Weltkrieg betrugen 3100 Mann. Nach dem Krieg wurde die 21er noch gegen Räterepublik in München eingesetzt. Nach einem damaligen Kommentar waren die 21er „getroffen durch den Dolchstoß aus der Heimat, aber unbesiegt im größten Kriege aller Zeiten“. | Zum Beginn des 1. Weltkrieges zog das 21. Infanterieregiment am 7. August 1914 mit 3300 Mann und 160 Pferden in den Krieg und wurde in Lothringen, Nancy, Champagne, Sommeschlacht 1916, Arras, in französisch Flandern und in Cambrai eingesetzt. Die Verluste im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] betrugen 3100 Mann. Nach dem Krieg wurde die 21er noch gegen Räterepublik in München eingesetzt. Nach einem damaligen Kommentar waren die 21er „getroffen durch den Dolchstoß aus der Heimat, aber unbesiegt im größten Kriege aller Zeiten“. | ||
Die Kasernenbauten galten seinerzeit als vorbildlich, weshalb die militärische Nutzungsgeschichte nach dem Versailler Vertrag 1920, verbunden mit einer fast vollständigen Abrüstung Deutschlands, weiter ging. In Fürth verblieben 545 Mann. Allerdings lag der Vorkriegsstand alleine des Infanterieregiments bei 3240 Soldaten. | Die Kasernenbauten galten seinerzeit als vorbildlich, weshalb die militärische Nutzungsgeschichte nach dem Versailler Vertrag 1920, verbunden mit einer fast vollständigen Abrüstung Deutschlands, weiter ging. In Fürth verblieben 545 Mann. Allerdings lag der Vorkriegsstand alleine des Infanterieregiments bei 3240 Soldaten. | ||
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Eingesetzt wurden das 21. Infanterieregiment beim sog. „Anschluss“ Österreichs 1938, dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 und den Angriff auf die Sowjetunion 1941. Vollständige Vernichtung ereilte das Regiment am 12. Januar 1945, man hatte 4000 Gefallene und 1500 Vermisste zu verzeichnen. | Eingesetzt wurden das 21. Infanterieregiment beim sog. „Anschluss“ Österreichs 1938, dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 und den Angriff auf die Sowjetunion 1941. Vollständige Vernichtung ereilte das Regiment am 12. Januar 1945, man hatte 4000 Gefallene und 1500 Vermisste zu verzeichnen. | ||
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Aktuelle Version vom 31. Januar 2024, 09:59 Uhr
Die Infanteriekaserne (im Volksmund: Sedankaserne) war eine Militäreinrichtung der Bayerischen Armee in der Fürther Südstadt.
Geschichte
Militärische Nutzung
Der Magistrat der Stadt Fürth hatte schon 1867 und in den Folgejahren mehrfach Anfragen an die königliche Regierung mit der Bitte um eine Garnison gerichtet. Anlass war 1867 ein neues Wehrerfassungsgesetz, weitere Gründe waren die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Königreich und Ängste im Bürgertum um die öffentliche Ordnung vor Ort, genährt etwa durch den wachsenden Anteil der Arbeiter in der Bevölkerung. Ein übriges taten die Bierkrawalle im Jahre 1866 vor dem Hintergrund einer Preiserhöhung, der zum Einsatz der Landwehr führte, und der Kirchweihtumult im November 1872, der in einem Sturm auf das Rathaus eskalierte. Auch sah die Stadt einen wirtschaftlichen Nutzen, wenn sich die Armee ansiedelte. So vermachte man dem Heer ein Grundstück zu 30 Tagwerk für die Kaserne und stellte weitere 400 Tagwerk für den Übungsplatz zu einem günstigen Preis in Aussicht.
Der Flößauacker empfahl sich als Standort zunächst einmal durch die gute Anbindung nach Nürnberg, die eine Mitbenutzung von Lazarett, Verpflegungseinrichtungen und Übungsplätzen ermöglichte. Die angedachte Alternative Hardhöhe schied deswegen aus, zudem hatte der Sand-Kies-Boden am Flößauacker Vorteile gegenüber dem lehmigen Boden auf der Hardhöhe. Es war kein wertvoller, agrarisch nutzbarer Boden; abgesehen davon würden Regengüsse einen Übungsplatz auf lehmigem Boden eventuell unbenutzbar machen. Der Standort wurde damals bewusst außerhalb der geschlossenen Bebauung gewählt, um Erweiterungen zu ermöglichen. Der Kaufvertrag vom 11. Juni 1890 regelte die Übergabe von 30 Tagwerk (6,5 ha) für 90.000 Mark, unmittelbar darauf begann die Errichtung von Baracken für das Militär. Am 27. September 1890 wurde Fürth zur Garnisonsstadt, ca. 360 Mann Artillerie mit 200 Pferden zogen ein (Kgl. Bay. 2. Artillerieregiment).
Diese lokale Entwicklung war auch Ausdruck tiefgreifender politischer Veränderungen im Reich, Veränderungen in Richtung Aufrüstung und Krieg: Kaiser Wilhelm II. entließ 1890 den erzkonservativen, aber außenpolitisch umsichtigen Reichskanzler Bismarck, der Rückversicherungsvertrag mit Russland wurde nicht erneuert, der Reichstag aufgelöst, da er die Heeresverstärkung ablehnte. Der Kaiser und einflussreiche Kreise in Politik und Gesellschaft strebten den Status einer Weltmacht an. Der neue Reichstag nahm am 15. Juli 1890 mit knapper Mehrheit die Heeresvorlage an. Die deutsche Kontinentalpolitik lief aus, der Kaiser und rechtsgerichtete Kreise forderten die Hinwendung zur Weltmachtpolitik. Es folgte der Versuch einer weiteren kolonialen Expansion, der Schlachtflottenbau und das Wettrüsten zur See, zahlreiche Krisen, ein militärisch verhängnisvoller Offensivplan für den Fall eines europäischen Kriegs (sog. Schlieffenplan). Vor allem die Militärs drängten darauf, bei einem günstigen Anlass den europäischen Krieg vom Zaun zu brechen, da sich das militärische Gleichgewicht immer weiter zu Ungunsten Deutschlands verschiebe.
Nach dem Verkauf von 8 Tagwerk für die Infanteriekaserne, kam als erster Truppenteil im Sinne des Wehrgesetzes und der allgemeinen Wehrpflicht 1893 die Infanterie nach Fürth, zunächst das 1. Bataillon des 14. Infanterie-Regiments (1814 v. König Max I. errichtet), aus dem bei weitgehender personeller Kontinuität 1897 das 21. Infanterieregiment hervorging, in Fürth kurz die „21er“ genannt. 1896 bis 1906 lag noch die traditionsreiche, 1682 gegründete, 1. Eskadron d. 1. bayerischen Cheveauleger-Regiments in Fürth.
Nach der Fertigstellung der Artilleriekaserne begannen in unmittelbarer Nachbarschaft westlich davon die Bauarbeiten für eine Infanteriekaserne, die den Namen Sedankaserne trug. Diese beherbergte ab 1893 das I. Bataillon des K. B. 14. Infanterie-Regiments, aus dem 1897 das in Fürth legendär gewordene K.B. 21.Infanterie-Regiment ("die Anerzwanzger") entstand.
Zunächst umfasste die Kaserne den Bereich zwischen der Isaak-Loewi-, Ullstein-, Dr.-Frank- und Sedanstraße (heute Steubenstraße), zog sich aber teilweise auch bis zur Fronmüllerstraße vor. Ab 1912 entstanden weitere Bauten zwischen Fronmüller- und Dr.-Meyer-Spreckels-Straße. Die Aufstellung einer Maschinengewehr-Kompanie machte die Vergrößerung der Kaserne nötig und so begannen am 26. März 1912 die Planungen zum Bau der „Neuen Infanterie-Kaserne" südlich der bestehenden Gebäude, bis zur Dr.-Frank-Straße. Die Übergabe dieses Teils zur Nutzung erfolgte jedoch erst 1916/17.
Die Kasernenbauten in Fürth entsprechen jenen anderer Städte, lediglich die ungewöhnlichen Ausmaße und die beiden aufwendig gestalteten Offizierskasinos stachen hervor. Die Kaserne beeinflusste wesentlich die weitere städtebauliche Entwicklung der Südstadt, sowohl was die Platzierung funktionaler Einheiten (Schulen und Kirchen um die Frauenstraße, St.-Paul-Kirche) wie auch die Einwohnerentwicklung betraf: 1879 hatte die Südstadt erst 1000 Einwohner, 1890 schon 6300 (davon 335 Militärpersonen), 1895 waren es 8300, davon 1300 Militär und 1910 20 000, davon 1500 Militär.
Zum Beginn des 1. Weltkrieges zog das 21. Infanterieregiment am 7. August 1914 mit 3300 Mann und 160 Pferden in den Krieg und wurde in Lothringen, Nancy, Champagne, Sommeschlacht 1916, Arras, in französisch Flandern und in Cambrai eingesetzt. Die Verluste im Ersten Weltkrieg betrugen 3100 Mann. Nach dem Krieg wurde die 21er noch gegen Räterepublik in München eingesetzt. Nach einem damaligen Kommentar waren die 21er „getroffen durch den Dolchstoß aus der Heimat, aber unbesiegt im größten Kriege aller Zeiten“.
Die Kasernenbauten galten seinerzeit als vorbildlich, weshalb die militärische Nutzungsgeschichte nach dem Versailler Vertrag 1920, verbunden mit einer fast vollständigen Abrüstung Deutschlands, weiter ging. In Fürth verblieben 545 Mann. Allerdings lag der Vorkriegsstand alleine des Infanterieregiments bei 3240 Soldaten.
Die Garnisonen Fürth und Nürnberg wurden nun zu einer zusammengezogen. Die Militärverwaltung gab Teile der ehemaligen Infanteriekaserne (Steubenstraße) zum Einbau von Wohnungen der Stadt frei, auch Werkstätten wurden in der alten Infanteriekaserne eingerichtet. Diese mussten 1935 wieder geräumt werden. Die alte Infanteriekaserne nahm die Schutzpolizei auf, die neue Infanteriekaserne eine Kraftfahrabteilung, das Train Depot eine Minenwerferkompanie. Gustav Schickedanz erwarb 1932 ein 8000 m2 großes Gelände und errichtete dort Fertigungshallen (ehemaliges Filialartilleriedepot).
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 wurden aus der Infanterie-, der benachbarten Artillerie- und der nahen Trainkaserne eine Kaserne.
Mit der massiven Aufrüstung ab 1933 zog zwischen 1935 und 1938 wieder das 21. Infanterieregiment ein, hinzu kam das Flakregiment 8, die Minenwerferkompanie und Kraftfahrabteilung blieben. Der Zusammenbau der beiden Infanteriekasernen zu einem großen Riegel fiel in diese Zeit.
Eingesetzt wurden das 21. Infanterieregiment beim sog. „Anschluss“ Österreichs 1938, dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 und den Angriff auf die Sowjetunion 1941. Vollständige Vernichtung ereilte das Regiment am 12. Januar 1945, man hatte 4000 Gefallene und 1500 Vermisste zu verzeichnen.
Nach der Kapitulation von Fürth besetzten die Amerikaner die Kaserne, ab 25. Juli 1945 wurde sie offiziell von amerikanischen Truppen als Kaserne weitergenutzt und als William O. Darby Kaserne benannt. Neben anderen Um- und Neubauten richtete die U.S. Army in einem ehemaligen Stallgebäude (Gebäude Nr. 32) eine Kapelle – die „Chapel“ - ein und für den Soldatensender American Forces Network (AFN) wurde 1952 ein Sendemast zur Ausstrahlung von Radio- und TV-Programmen aufgestellt (Sendemast: Gebäude Nr. 99; Betriebsgebäude: Nr. 33B/C). Dieser wurde 1993 noch einmal erneuert, einige Zeit standen dann der alte Sendemast aus Metallfachwerk und der neuere aus Beton nebeneinander. Der alte Mast wurde um 1995, der neue im Mai und Juni 2008 demontiert. Von 1990 bis 1995 hatte der AFN seinen Sitz in Fürth, vorher war er in Nürnberg, seitdem ist er in Frankfurt a.M.
Baudenkmäler
"Alte" Infanteriekaserne
- Dr.-Meyer-Spreckels-Straße 7; Dr.-Meyer-Spreckels-Straße 9, ehemaliges Familiengebäude bzw. Verheiratetenkaserne (Gebäude Nr. 24) der „Alten“ Infanteriekaserne mit Proviantamt
- Dr.-Meyer-Spreckels-Straße 80, ehemaliges Kompaniewagenhaus (Gebäude Nr. 31) der „Alten“ Infanteriekaserne mit Proviantamt
- Flößaustraße 64, ehemaliges Stallgebäude (Gebäude Nr. 32) der „Alten“ Infanteriekaserne mit Proviantamt, später Kapelle
- Kellermannstraße 1-9; 11-19; 21-29; 31-39 (ungerade Nummern), ehemalige Kompaniekasernen (Gebäude Nr. 13, 14, 15 und 16) der „Alten“ Infanteriekaserne mit Proviantamt
- Steubenstraße 13, ehemaliges Regimentswagenhaus (Gebäude Nr. 36) der „Alten“ Infanteriekaserne mit Proviantamt
- Steubenstraße 17; 17a; 19; 19a; 19b, ehemaliges Mannschaftsgebäude (Gebäude Nr. 34) der „Alten“ Infanteriekaserne mit Proviantamt
- Steubenstraße 21; Steubenstraße 23, ehemaliges Stabshaus (Gebäude Nr. 33) der „Alten“ Infanteriekaserne mit Proviantamt
- Steubenstraße 27, ehemaliges Offizierskasino (Gebäude Nr. 22) der „Alten“ Infanteriekaserne mit Proviantamt
- Steubenstraße 31 (abgebrochen), ehemalige Kompaniekaserne (Gebäude 21) der „Alten“ Infanteriekaserne mit Proviantamt
- Ullsteinstraße 6, ehemaliges Dienstwohngebäude (Gebäude Nr. 38) der „Alten“ Infanteriekaserne mit Proviantamt
- Ullsteinstraße 12; Ullsteinstraße 14; Ullsteinstraße 16, ehemaliges Hafermagazin (Gebäude Nr. 27) der „Alten“ Infanteriekaserne mit Proviantamt
- Ullsteinstraße 18, ehemaliges Hafermagazin (Gebäude Nr. 26) der „Alten“ Infanteriekaserne mit Proviantamt
- Ullsteinstraße 20-40 (gerade Nummern) , ehemaliges Exerziergebäude (Gebäude Nr. 20) der „Alten“ Infanteriekaserne mit Proviantamt
"Neue" Infanteriekaserne
- Isaak-Loewi-Straße 1-9 (ungerade Nummern); Liesl-Kießling-Straße 16, ehemalige Östliche bzw. Zweite Halbbataillonskaserne (Gebäude Nr. 12) der „Neuen“ Infanteriekaserne
- Isaak-Loewi-Straße 11-17 (ungerade Nummern), ehemalige Wirtschaftsgebäude mit Unteroffiziers- und Mannschaftsspeisesälen (Gebäude Nr. 11) der „Neuen“ Infanteriekaserne
- Isaak-Loewi-Straße 19-27 (ungerade Nummern); Steubenstraße 39, ehemalige Westliche bzw. Erste Halbbataillonskaserne (Gebäude Nr. 10) der „Neuen“ Infanteriekaserne
- Liesl-Kießling-Straße 18; Liesl-Kießling-Straße 20, ehemaliges Familiengebäude (Gebäude Nr. 8) der „Neuen“ Infanteriekaserne
- Steubenstraße 41; Steubenstraße 43, ehemaliges Familiengebäude (Gebäude Nr. 4) der „Neuen“ Infanteriekaserne
Siehe auch
- 21. Infanterieregiment „Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin“
- Artilleriekaserne
- Trainkaserne
- Kasernenbahn
- Leyher Landgraben
Weblinks
- "Garnisonsstandort Fürth und seine Regimenter" (private Website) bei morthomme.com
Bilder
Kellermannstraße 1-9 (gelbes Gebäude). Kompaniekasernen. Links im Bild: Isaak-Loewi-Straße 1-9. Östliche bzw. Zweite Halbbataillonskaserne. Heute Marmarisplatz.
Isaak-Loewi-Straße 13/15 (von der Kellermannstraße aus gesehen). Wirtschaftsgebäude mit Unteroffiziers- und Mannschaftsspeisesälen.
Betriebssportgruppe bei der Firma Quelle auf dem Gelände des heutigen Südstadtparks, ca. 1942. Im Bild die Mitarbeiter der Lohnbuchhaltung, im Hintergrund der östliche Teil der "neuen Infanteriekaserne" an der damaligen Magazinstraße
Steubenstraße 27, Offiziers-Speiseanstalt, daneben Nr. 31, Kompaniekaserne mit Proviantamt (heute nur noch hinteres Gebäude in der Kellermannstraße vorhanden). Der Feldweg im Vordergrund entspricht der heutigen Hans-Lohnert-Straße, gel. 1914
Abbildung des Ausmarsches des 21. bayerischen Infanterie-Regiments 1914 in den "Erinnerungsblättern deutscher Regimenter - Band 57"
Steubenstraße 27, Offiziers-Speiseanstalt, daneben Nr. 31, Kompaniekaserne mit Proviantamt (heute nur noch hinteres Gebäude in der Kellermannstraße vorhanden). Der Feldweg im Vordergrund entspricht der heutigen Hans-Lohnert-Straße