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'''Karl August Freiherr''' (Fürst seit [[1814]]) ''' von Hardenberg''', auch: Carl August von Hardenberg, (geb. 31. Mai 1750 in Essenrode, heute zu Lehre; gest. 26. November [[1822]] in Genua) war preußischer Staatskanzler und Reformer; von [[1791]] bis [[1800]] war er preußischer Minister in den fränkischen Fürstentümern [[Markgraftum Brandenburg-Ansbach|Brandenburg-Ansbach]] und Bayreuth. Seine Verdienste um Fürth: er förderte die Entwicklung vom [[Marktrecht|Marktflecken]] zur [[Stadtrecht|Stadt]] (offiziell ab [[1808]]). | '''Karl August Freiherr''' (Fürst seit [[1814]]) ''' von Hardenberg''', auch: Carl August von Hardenberg, (geb. 31. Mai 1750 in Essenrode, heute zu Lehre; gest. 26. November [[1822]] in Genua) war preußischer Staatskanzler und Reformer; von [[1791]] bis [[1800]] war er preußischer Minister in den fränkischen Fürstentümern [[Markgraftum Brandenburg-Ansbach|Brandenburg-Ansbach]] und Bayreuth. Seine Verdienste um Fürth: er förderte die Entwicklung vom [[Marktrecht|Marktflecken]] zur [[Stadtrecht|Stadt]] (offiziell ab [[1808]]). | ||
=== Karl August von Hardenberg | === Karl August von Hardenberg in Franken === | ||
[[Datei:HGF Logo.png|miniatur|rechts|Projektlogo: Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit dem [[Hardenberg-Gymnasium]] Fürth bearbeitet]] | [[Datei:HGF Logo.png|miniatur|rechts|Projektlogo: Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit dem [[Hardenberg-Gymnasium]] Fürth bearbeitet]] | ||
Hardenberg | Hardenberg wird von seinen Zeitgenossen als ein angenehmer, leutseliger und liebenswürdiger Mensch geschildert. Allerdings gelang es ihm stets, seine Mitarbeiter geschickt von seinen Vorhaben zu überzeugen und sich durchzusetzen. Er gab klare Rahmenlinien seiner Politik vor. Durch die preußische Regierung in Berlin wollte er sich in seinem Handeln unter keinen Umständen einschränken lassen. Lediglich dem preußischen König selbst fühlte er sich zur Rechenschaft verpflichtet. Aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Situation in [[Franken]] benötigte von Hardenberg einen großen Entscheidungsspielraum. Er musste nach seinem Ermessen und den aktuellen Gegebenheiten handeln dürfen. Sein Ziel war es, ein geschlossenes Staatsgebiet zu schaffen und ein modernes Verwaltungssystem zu formen, um die fränkischen Gebiete der vormaligen Markgrafschaften zu einem Teil Preußens in Süddeutschland zu entwickeln. | ||
Seit [[1792]] kämpfte das preußische Königreich in den Kriegen, die nach der französischen Revolution ausgebrochen waren. Im Jahr [[1795]] unterzeichnete der preußische König Friedrich Wilhelm II den Sonderfrieden von Basel. Dadurch und durch den Austritt aus dem Koalitionskrieg gegen Frankreich nahm Preußen in der Folgezeit eine zunehmend neutrale Haltung in Europa ein. Nach all den kriegerischen Auseinandersetzungen der Vorjahre war es attraktiv geworden, in einem friedlichen Staat zu leben. Daher war es Hardenberg leicht möglich, Teile Frankens ohne Widerstand dem Königreich Preußen einzuverleiben. Wirtschaftlich bedeutete der Machtausbau einen Zuwachs der Bevölkerung und der Wirtschaft: 113.000 neue Untergebene brachten der Staatskasse rund 200.000 Gulden an Steuereinnahmen ein. | |||
Das Engagement Hardenbergs endete mit der Einverleibung Frankens und Fürths in das [[Königreich Bayern]] im Jahr [[1805]]. Im Vertrag von Brünn am 05.12.1805 wurde in einem geheimen Zusatzabkommen die Markgrafschaft Ansbach – und somit auch Fürth – Teil Bayerns. Nun begann die napoleonische Zeit für die Fürther Einwohner. | |||
Hardenberg | Hardenberg war Mitglied im Bund der Freimaurer. Seine Mutterloge war die Freimaurerloge ''"Zum weißen Pferd"'' in Hannover.<ref>{{Quelle Wikipedia|Karl August von Hardenberg}}</ref> In Fürth wirkte er an der Gründung der [[Freimaurerloge Zur Wahrheit und Freundschaft|Freimaurerloge ''"Zur Wahrheit und Freundschaft"'']] am [[11. Juni]] [[1803]] mit. | ||
Der militärischen Überlegenheit musste der Dompropst in Bamberg nachgeben. Auch hielt sich Nürnberg mit einem möglichen Widerstand zurück. 1796 hätte sich die Reichsstadt [[Nürnberg]] freiwillig gerne dem fränkischen Preußen anschließen wollen. Daraufhin besetzte Hardenberg die Reichsstadt mit ihrer Zustimmung. Doch der preußische König ließ Hardenberg zurückrudern. Das preußische Königshaus scheute den Konflikt mit dem deutschen Kaiser. | === Justiz- und Polizeikommission in Fürth und das Ende der Dreiherrschaft === | ||
Die Kirchenhoheit über Fürth hatte Nürnberg zu dieser Zeit bereits nicht mehr; sie war 1795 an das Dekanat in Langenzenn übergegangen, das der Vollversammlung der römisch-katholischen Kardinäle in Ansbach unterstand. | Auf Hardenbergs Veranlassung hin wurde die [[Dreiherrschaft]] in Fürth beseitigt, und ab [[1796]] ganz Fürth dem [[Königreich Preußen]] einverleibt - der König von Preußen war damit Herr ''von'' Fürth. Der Freiherr sorgte dafür, dass das dompropsteiliche Wappen entfernt und durch die preußischen Herrschaftszeichen ersetzt wurde.<ref> Eger, Addreß-Handbuch, S. 215 </ref> Die bei der Annexion versprochene Wahrung der Rechte und Freiheiten wurden nicht eingehalten. Freiherr von Hardenberg schuf eine neue Behörde, die Justiz- und Polizeikommission. Bamberg lehnte diese Neuerung erwartungsgemäß ab und argumentierte mit ihren angestammten Rechten in Fürth.<ref> Deutsches Zentralarchiv Merseburg, Rep. 44 C. N. 763, 15.12.1797 (entspr. Kopien sind im Stadtarchiv Fürth einzusehen) </ref> Hardenberg kommentierte dies damit, dass Fürth im Ansbacher Herrschaftsgebiet läge und damit Preußen einen Anspruch darauf habe.<ref> Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 270 I/4020, 4.1.1798 </ref> Der militärischen Überlegenheit musste der Dompropst in Bamberg nachgeben. Auch hielt sich Nürnberg mit einem möglichen Widerstand zurück. 1796 hätte sich die Reichsstadt [[Nürnberg]] freiwillig gerne dem fränkischen Preußen anschließen wollen. Daraufhin besetzte Hardenberg die Reichsstadt mit ihrer Zustimmung. Doch der preußische König ließ Hardenberg zurückrudern. Das preußische Königshaus scheute den Konflikt mit dem deutschen Kaiser. Die Kirchenhoheit über Fürth hatte Nürnberg zu dieser Zeit bereits nicht mehr; sie war 1795 an das Dekanat in Langenzenn übergegangen, das der Vollversammlung der römisch-katholischen Kardinäle in Ansbach unterstand. | ||
=== „Fürther Freisinn“ === | === „Fürther Freisinn“ === | ||
Als die neuen Verwaltungsbehörden ins Leben gerufen wurden, regierten in Fürth noch die Bürgermeister und die Gemeindeversammlung. Jährlich am 26. Dezember kam man zusammen, um die neuen Volksvertreter zu wählen. Den als selbstständig geltenden Fürthern widerstrebte die strenge preußische Regentschaft, bei der man nicht mitbestimmen durfte. Daran hatten die preußischen Herrscher gar kein Interesse, man sprach von „Anarchie in Polizei-Sachen“ und von „Fürther Freiheitssinn“.<ref> Deutsches Zentralarchiv Merseburg, Rep. 44 C. N. 763, 5.3.1798 und 9.11.1789 </ref> Ein Mitarbeiter des Freiherren beschreibt Fürth zu seiner Zeit wie folgt: „Die Fürther Einwohner sind gut und leicht zu lenken“. Deutlich wird dennoch die Angst vor dem „Fürther Freiheitssinn“.<ref>"angebliche Unzufriedenheit des Fürther Publikums mit den neuen Einrichtungen", Bericht von Mitarbeiter Hardenbergs, Freiherr Karl von Altenstein, 1798 </ref> Zu Beginn war der Gemeindeversammlung noch das Tagen im Beisein eines Beamten der Justiz- und Polizeikommission gestattet. Ab dem 26. Dezember [[1789]] fanden dann allerdings keine Wahlen mehr statt. Die preußischen Herrscher waren nicht von den Fürther Bürgermeistern überzeugt. Sie werden als die „rohesten, ungebildetsten Köpfe als Verfechter der Fürther Freiheit gewählt.“<ref> Deutsches Zentralarchiv Merseburg, Rep. 44 C. N. 763, 9.11.1798 </ref> Im Jahr [[1800]] war die Fürther Gemeindeverfassung dann allerdings doch abgeschafft worden, auch wenn die Fürther immer wieder für Probleme sorgten. In preußischen Zeitdokumenten werden die Fürther als „die Gemüter des hiesigen […] Publikums […] zu Explosionen und Gärung geneigt sind“ beschrieben<ref> Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 217 II/12399, 4.6.1798 </ref> | |||
Als die | |||
Den als selbstständig geltenden Fürthern widerstrebte die strenge preußische Regentschaft, bei der man nicht mitbestimmen durfte. Daran hatten die Herrscher | |||
Ein Mitarbeiter des Freiherren beschreibt Fürth zu seiner Zeit wie folgt: | |||
Zu Beginn war der Gemeindeversammlung noch das Tagen im Beisein eines Beamten der Justiz- und Polizeikommission gestattet. Ab dem 26. Dezember 1789 fanden dann allerdings keine Wahlen mehr statt. | |||
Die preußischen Herrscher waren nicht von den Fürther Bürgermeistern überzeugt. Sie werden als die „rohesten, ungebildetsten Köpfe als Verfechter der Fürther Freiheit gewählt.“ <ref> Deutsches Zentralarchiv Merseburg, Rep. 44 C. N. 763, 9.11.1798 </ref> | |||
Im Jahr 1800 war die Fürther Gemeindeverfassung dann allerdings doch abgeschafft worden, auch wenn die Fürther immer wieder für Probleme sorgten. In preußischen Zeitdokumenten werden die Fürther als „die Gemüter des hiesigen […] Publikums […] zu Explosionen und Gärung geneigt sind“ beschrieben <ref> Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 217 II/12399, 4.6.1798 </ref> | |||
Einige Zeit später ist die Stur- und Trotzköpfigkeit der Fürther wieder von Bedeutung. Als Fürth an Nürnberg angeschlossen werden sollte, gründete der Pfarrer [[Paul Fronmüller]] den Verein [[Treu Fürth]] und konnte dieses ungeliebte Vorhaben verhindern. | Einige Zeit später ist die Stur- und Trotzköpfigkeit der Fürther wieder von Bedeutung. Als Fürth an Nürnberg angeschlossen werden sollte, gründete der Pfarrer [[Paul Fronmüller]] den Verein [[Treu Fürth]] und konnte dieses ungeliebte Vorhaben verhindern. | ||
=== Wirtschaftsentwicklung unter Preußen in Fürth === | === Wirtschaftsentwicklung unter Preußen in Fürth === | ||
Die Kleeblattstadt spielte für Hardenberg eine wichtige Rolle. Nach der missglückten Einverleibung von Nürnberg war Fürth der wirtschaftlich relevanteste Ort im Ansbacher Fürstentum. Das überschaubare Fürth wurde als „ansehnlicher und beträchtlicher Ort […] aus Kaufleuten, Fabrikanten, Künstlern und Professionisten (Anm. gelehrte Handwerker) bestehend“ beschrieben.<ref> Stadtarchiv Fürth, Fach 2, Nr. 1 </ref> Das Gewerbe und der Handel hatten im 18. Jahrhundert in Fürth enorm an Fahrt aufgenommen. Hardenbergs Ziel war es unter Anderem, der Wirtschaft viel Freiraum zu lassen, wie er auch in der historischen Quelle vom 10. Juni 1797 festhält.<ref> Denkschrift Hardenberg, 10.6.1797, Herausgeber Christian Meyer, Preußens innere Politik in Ansbach und Bayreuth in den Jahren 1792 bis 1797, Berlin 1904, S. 169 </ref> Er förderte nach Kräften die Wirtschaft im bevölkerungs- und gewerbereichsten Ort seines Bezirks. So verlegte er die ''Brandenburg-Ansbach-Bayreuthische Hofbanco'' nach Fürth, woraus sich später die Bayerische Staatsbank entwickelte.<ref>{{BuchQuelle|Fürth im 19. Jahrhundert (Buch)|Seite=14}}</ref> Er veranlasste auch den Bau der [[Nürnberger Straße]]/[[Fürther Straße]] nach [[Wikipedia:Gostenhof|Gostenhof]]. Der sog. [[Der Pflasterkrieg|"Pflasterkrieg"]] verzögerte und verteuerte dieses Unterfangen beträchtlich. | |||
Hardenberg setzte sich auch gegen die Armut der Fürtherinnen und Fürther ein. Anzuführen sind hier Initiativen wie die Rumford-Suppenanstalt<ref> Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 271 I/8151 </ref> und die Aussteuerungsanstalt<ref> Stadtarchiv Fürth, Fach 104, Nr. 1 und AR 10, Nr. 1 </ref> ([[Hochzeitslotterie]]). Auch wurden Projekte für eine besserer Bildung und einem Krankenhaus unter preußischer Führung in die Tat umgesetzt. Unter Hardenberg wurde [[Fürth]] zwar noch nicht zur Stadt erhoben, aber die wirtschaftlichen Grundlagen dafür wurden geschaffen. Die eigentliche Erhebung in den Städtestand erfolgte erst [[1818]]. | |||
== Gedenken in Fürth == | == Gedenken in Fürth == |