Israelitisches Gemeindeblatt: Unterschied zwischen den Versionen
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Die allererste Nummer setzte mit einem zu hohen Niveau an und rief den Protest der Leserschaft hervor: „Da abonniert man lieber gleich die Blätter der Kantgesellschaft“.<ref>Else Dormitzer: „Erfahrungen aus unserer Redaktionstätigkeit“ in „Nürnberg-Fürther Isr. Gemeindeblatt“ vom 1. August 1926, S. 141</ref> Eine Umstellung in der zweiten Nummer rief umgekehrt Protest ob der Harmlosigkeit hervor: „Da ist ja ''Herzblättchens Zeitvertreib'' oder ''Der heitere Fridolin'' noch schwere Lektüre gegen dieses Gemeindeblatt”.<ref>ebenda</ref> Else Dormitzer warb daraufhin in dem Gemeindeblatt für Einsicht, dass der begabte Auftritt eines musikalischen Neffen im Nirgendwo ebenso wenig Lokalinteresse hervorrufe wie selbst verfasste Gedichte in der Sommerfrische.<ref>ebenda; Dormitzer versprach es in Zukunft weder an Niveau noch an Popularität mangeln zu lassen, munterte auch zu neuer Mitarbeiterschaft auf und tröstete sich letztlich mit dem Sprichwort: „Es sind die schlechtesten Früchte nicht, an denen die Wespen nagen.“</ref> | |||
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Aktuelle Version vom 28. März 2024, 18:15 Uhr
- Buchtitel
- Nürnberg-Fürther Isr.Gemeindeblatt
- Genre
- Zeitungen
- Ausführung
- Papier
- Erscheinungsjahr
- 1921 - 1938
- Verlag
- J. Rosenfeld´s Druckerei G.m.b.H. Nürnberg, Nadlergasse 6, 8, 8a
Das Nürnberg-Fürther Isr. Gemeindeblatt war ein monatlich erscheinendes Periodikum, welches zwischen 1921 und 1938 erschien.[1] Anfänglich litt das Blatt aufgrund der Hyperinflation unter finanziellen Schwierigkeiten.[2]
Es firmierte unter den Titeln:
- Jüdisches Gemeindeblatt für die israelitischen Gemeinden in Nürnberg und Fürth
- Nachrichtenblatt der israel. Kultusgemeinden in Nürnberg und Fürth
- Nürnberg-Fürther israelitisches Gemeindeblatt
Die Publikation informierte vornehmlich über Gemeindeaktivitäten, Personalnachrichten und beinhaltete einen Gottesdienst- und Veranstaltungskalender, gab aber auch Literaturhinweise und informierte über die "Jüdische Welt". Bereits in den Ausgaben des Jahres 1925 erscheint dann in unregelmäßigen Abständen unter der Rubrik „Aus dem Abwehrkampf“ Konfrontationen, Provokationen und Übergriffe der Hakenkreuzler gegenüber jüdischen Mitbürgern.
Die allererste Nummer setzte mit einem zu hohen Niveau an und rief den Protest der Leserschaft hervor: „Da abonniert man lieber gleich die Blätter der Kantgesellschaft“.[3] Eine Umstellung in der zweiten Nummer rief umgekehrt Protest ob der Harmlosigkeit hervor: „Da ist ja Herzblättchens Zeitvertreib oder Der heitere Fridolin noch schwere Lektüre gegen dieses Gemeindeblatt”.[4] Else Dormitzer warb daraufhin in dem Gemeindeblatt für Einsicht, dass der begabte Auftritt eines musikalischen Neffen im Nirgendwo ebenso wenig Lokalinteresse hervorrufe wie selbst verfasste Gedichte in der Sommerfrische.[5]
Ab dem 1. Juli 1926 war das zunächst nur in der Jüdischen Gemeinde Nürnbergs verbreitete Blatt auch auf die Gemeinde in Fürth erweitert worden.[6] Die Kosten betrugen 10 Goldpfennig. Anscheinend wurde das Blatt zeitweise auch kostenlos abgegeben. Ab 1. April 1934 durfte das Gemeindeblatt auf Anordnung des Präsidenten der Reichspressekammer allerdings nicht mehr gratis verteilt werden. Der Bezugspreis wurde auf 1,20 RM festgelegt.
Einer der Abonnenten dieser Zeitschrift war Julius Streicher, der Herausgeber des Stürmer. Diese Tatsache wurde von ihm selbst im Nürnberger Prozess eingeräumt[7].
Der "Stürmer" vor dem Schwurgericht - Beitrag zum Talmudprozess 1929
In der Ausgabe vom 1. Dezember 1929 wurde über einen Prozess, den der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens gegen die Zeitschrift der "Stürmer" angestrengt hatte, in einem Beitrag:
Der "Stürmer" vor dem Schwurgericht
genau berichtet. Nach der Auffindung eines ermordeten Kindes in Manau am 17. März 1929 inszeniert die NS-Zeitschrift die Tat als Ritualmord mit mehreren Artikeln unter der Überschrift: "Der Blutmord in Manau". Im abschließenden Urteil des Prozesses wurden Julius Streicher und sein Mitarbeiter Karl Holz zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
Beitrag zur Erforschung jüdischer Kulturaltertümer Bayerns
In der Ausgabe vom 1. April 1934[8] erschien ein Beitrag über eine Ausstellung mit dem Titel:
Merkwürdige Portraits bayerischer Rabbiner.
Dabei wurden auch drei Fürther Rabbiner mit Ansichten mittels Porzellanmalerei präsentiert.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Die Initiative für dieses Periodikum ging wohl von Else Dormitzer aus. Siehe Sandra Alfers: „weiter schreiben - Leben und Lyrik der Else Dormitzer“, 2015, S. 33 f
- ↑ Sandra Alfers: „weiter schreiben - Leben und Lyrik der Else Dormitzer“, 2015, S. 34
- ↑ Else Dormitzer: „Erfahrungen aus unserer Redaktionstätigkeit“ in „Nürnberg-Fürther Isr. Gemeindeblatt“ vom 1. August 1926, S. 141
- ↑ ebenda
- ↑ ebenda; Dormitzer versprach es in Zukunft weder an Niveau noch an Popularität mangeln zu lassen, munterte auch zu neuer Mitarbeiterschaft auf und tröstete sich letztlich mit dem Sprichwort: „Es sind die schlechtesten Früchte nicht, an denen die Wespen nagen.“
- ↑ ebenda
- ↑ siehe Verhandlungsprotokoll vom Montag, 29. April 1946 in der Nachmittagssitzung - online
- ↑ Auf den Seiten 20 - 23
Bilder
Bericht über den sog. Talmudprozess: Der "Stürmer" vor dem Schwurgericht, Nürnberg-Fürther Isr. Gemeindeblatt vom 1. Dezember 1929