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Als [[wikipedia:Herschel Grynspan|Herschel Grynspan]] am 7. November 1938 in der deutschen Botschaft in Paris ein Attentat auf [[wikipedia:Ernst Eduard vom Rath|Ernst Eduard vom Rath]] verübte und dieser am 9. November seinen Verletzungen erlag, nahm dies der nationalsozialistische Propagandaapparat als willkommenen Vorwand, um die antisemitischen Ausschreitungen überall in Deutschland - so auch in Fürth - in Gang zu setzen. | Als [[wikipedia:Herschel Grynspan|Herschel Grynspan]] am 7. November 1938 in der deutschen Botschaft in Paris ein Attentat auf [[wikipedia:Ernst Eduard vom Rath|Ernst Eduard vom Rath]] verübte und dieser am 9. November seinen Verletzungen erlag, nahm dies der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|nationalsozialistische]] Propagandaapparat als willkommenen Vorwand, um die antisemitischen Ausschreitungen überall in Deutschland - so auch in Fürth - in Gang zu setzen. | ||
===Ereignisse des Jahres 1938 im Vorfeld der Reichspogromnacht=== | ===Ereignisse des Jahres 1938 im Vorfeld der Reichspogromnacht=== | ||
Am [[10. August]] [[1938]] wurde die Hauptsynagoge in Nürnberg auf Anordnung städtischer Behörden abgebrochen.<ref>vgl. [[wikipedia:Nürnberger Prozess|Nürnberger Prozess]], Verhandlungsprotokoll vom Montag, 29. April 1946 in der [http://www.zeno.org/Geschichte/M/Der+N%C3%BCrnberger+Proze%C3%9F/Hauptverhandlungen/Einhundertsechzehnter+Tag.+Montag,+29.+April+1946/Nachmittagssitzung Nachmittagssitzung - online | Am [[10. August]] [[1938]] wurde die Hauptsynagoge in [[Nürnberg]] auf Anordnung städtischer Behörden abgebrochen.<ref>vgl. [[wikipedia:Nürnberger Prozess|Nürnberger Prozess]], Verhandlungsprotokoll vom Montag, 29. April 1946 in der [http://www.zeno.org/Geschichte/M/Der+N%C3%BCrnberger+Proze%C3%9F/Hauptverhandlungen/Einhundertsechzehnter+Tag.+Montag,+29.+April+1946/Nachmittagssitzung Nachmittagssitzung - online], auch Niall Ferguson: "Kissinger - der Idealist", S. 97</ref> Weil den radikalen Antisemiten in der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] nun die bloße Ausgrenzung der Juden nicht mehr reichte, stellte sich die jüdische Gemeinde in Fürth auf künftige Repressalien und Ausschreitungen ein. Da es in Nürnberg auch schon Übergriffe auf die "Adat Israel"-Synagoge in der Essenweinstraße gab, wurden "''die wertvollsten Schriftrollen und Kultgeräte ... zur sicheren Aufbewahrung aus den Synagogen entfernt.<ref>Edgar Rosenberg: " Kristallnacht Memories" zitiert nach Niall Ferguson: "Kissinger - der Idealist", S. 97</ref><ref>"''In Fürth the congregation had learned weeks before, in early October, that the Torah scrolls had been filched by the Nazis from the orthodox congregation Adat Yisrael in Nuernberg, and to prevent the same desecration in Fürth, some of the Jews removed all scrolls and silver ornaments from our four chief synagogues, substituting scrolls which were unfit for the Sabbath service.''" siehe Edgar Rosenberg: [https://haitiholocaustsurvivors.wordpress.com/anti-semitism/kristallnacht/kristallnacht-memories-of-edgar-rosenberg/ Kristallnacht Memories]</ref> | ||
=== Zerstörung in der Reichspogromnacht === | === Zerstörung in der Reichspogromnacht === | ||
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Während der [[Reichspogromnacht in Fürth|Reichspogromnacht]] "''war das Jüdische Krankenhaus mit Verletzten aus Nürnberg, Fürth und den umliegenden Landgemeinden überfüllt. Die Mehrzahl litt an von Schlägen ausgelösten Kopfverletzungen. Einigen Frauen, die ihre Männer zu schützen versuchten, hatten SA-Leute die Handgelenke gebrochen.''"<ref>Monika Berthold-Hilpert: [[Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth (Broschüre)|Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth]], S.13</ref> | Während der [[Reichspogromnacht in Fürth|Reichspogromnacht]] "''war das Jüdische Krankenhaus mit Verletzten aus Nürnberg, Fürth und den umliegenden Landgemeinden überfüllt. Die Mehrzahl litt an von Schlägen ausgelösten Kopfverletzungen. Einigen Frauen, die ihre Männer zu schützen versuchten, hatten SA-Leute die Handgelenke gebrochen.''"<ref>Monika Berthold-Hilpert: [[Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth (Broschüre)|Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth]], S.13</ref> | ||
[[Datei:Jüd. Waisenhaus 1938.jpg|mini|right|Waisenhaus mit Parole "''Wir lassen keinen Deutschen von einem Juden morden''"]] | |||
Auch die 42 Kinder aus dem Waisenhaus in der [[Julienstraße]] mussten, teilweise nur mit ihren Nachthemden bekleidet, in der kalten Novembernacht bis zum Morgen ausharren. An die Fassade des Waisenhauses war der Satz: "''Wir lassen keinen Deutschen von einem Juden morden''" geschmiert worden. | |||
Frauen und Kinder entließ man nach Hause.<ref>Edgar Rosenberg gibt an, dass dies zwischen 7 und 9 Uhr am Morgen des 10. November war.</ref> Der Rest musste zum Berholzheimerianum, einem Fußmarsch von etwa 10 min am [[Parkhotel]] vorbei. Unterwegs wurden sie von neugierigen Mitbürgern begafft, "''die sich auf den Straßen drängten, spuckten, krakeelten, schrien: "Höchste Zeit!" und "Keinen Augenblick zu früh!" und im Chor "Judensau" und "Juda verrecke!" riefen''"<ref>Niall Ferguson: Kissinger - Der Idealist", 2016 dt. Ausgabe, S. 99</ref> | |||
Der Chronist berichtet, dass 132 Männer in Autobussen nach Dachau abtransportiert wurden.<ref>Manfred Mümmler: Der Pogrom zu Fürth. Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. In: Fürther Heimatblätter, 1988/4, S.101 - 112</ref> | ===Überführung jüdischer Männer ins KZ Dachau=== | ||
Der Chronist berichtet, dass 132 Männer in Autobussen am folgenden Tag, den 10. November abends, nach Dachau ins Konzentrationslager abtransportiert wurden.<ref>Manfred Mümmler: Der Pogrom zu Fürth. Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. In: Fürther Heimatblätter, 1988/4, S.101 - 112; auch Manfred Mümmler: „Fürth 1933 - 1945“, S. 155 sowie Ballin-Chronik, S. 29</ref></br> | |||
zu den Abtransportierten gehörten u.a.: | |||
* [[Gustav Höchster]], Fabrikant, entlassen am 19. Dezember 1938 | |||
* [[Hermann Mandelbaum]], Lehrer, entlassen Ende Dezember 1938 | |||
* [[Hugo Mosbacher]], Prokurist, entlassen am 19. Dezember 1938 | |||
* [[Leopold Meier Neumann]], Kaufmann, entlassen am 10. Dezember 1938 | |||
* [[Meier Oppenheimer]], Lehrer, entlassen Mitte Dezember 1938 | |||
* Dr. [[Leo Stahl]], Rechtsanwalt, entlassen am 7. Dezember 1938 | |||
"''Am nächsten Tag wurde der Schulhof durch Militärposten abgesperrt. SA-Abteilungen marschierten singend zum Synagogenplatz und einige Schulen erschienen geschlossen bei den verwüsteten Geschäften und ließen Sprechchöre erklingen. Es handelte sich dabei anscheinend um Privatleistungen besonders gesinnungsechter Lehrer.''"<ref>Ballin: ''Chronik Fürth 1933 - 1945''</ref> | Ums Leben kamen in der Pogromnacht<ref>Ballin-Chronik S. 29</ref>: | ||
* [[Fritz Lorch]] | |||
* [[Willy Behrends]] | |||
* [[Friedrich Katz]] | |||
===Die Zeit nach dem Pogrom=== | |||
"''Am nächsten Tag wurde der Schulhof durch Militärposten abgesperrt. SA-Abteilungen marschierten singend zum Synagogenplatz und einige Schulen erschienen geschlossen bei den verwüsteten Geschäften und ließen Sprechchöre erklingen. Es handelte sich dabei anscheinend um Privatleistungen besonders gesinnungsechter Lehrer.''"<ref>Ballin: ''Chronik Fürth 1933 - 1945'', S. 29</ref> | |||
[[Datei:FA515 41.jpg|mini|right|Wohnungszerstörung durch SA-Einheiten]] | [[Datei:FA515 41.jpg|mini|right|Wohnungszerstörung durch SA-Einheiten]] | ||
[[Datei:Synagogendenkmal Fürth 2017.jpg|mini|right|Das [[Synagogendenkmal]] in der [[Geleitsgasse]], [[2017]]]] | [[Datei:Synagogendenkmal Fürth 2017.jpg|mini|right|Das [[Synagogendenkmal]] in der [[Geleitsgasse]], [[2017]]]] | ||
Historiker stimmen darüber überein, dass Deutschen die Tatsache als solche weniger unangenehm war als die daraufhin vermüllten Straßen und Gehwege. Sie regten sich mehr auf über die Glassplitter, zerrissenen Mäntel, ausgehängte Schreibmaschinen und geköpfte Teddybären, die überall herumlagen; besonders über das Dali-esque Bild eines halben Klaviers das quer auf der Hauptverkehrsstraße lag.<ref>Edgar Rosenberg: Kristallnacht Memories</ref> </br> | Historiker stimmen darüber überein, dass Deutschen die Tatsache als solche weniger unangenehm war als die daraufhin vermüllten Straßen und Gehwege. Sie regten sich mehr auf über die Glassplitter, zerrissenen Mäntel, ausgehängte Schreibmaschinen und geköpfte Teddybären, die überall herumlagen; besonders über das Dali-esque Bild eines halben Klaviers das quer auf der Hauptverkehrsstraße lag.<ref>Edgar Rosenberg: Kristallnacht Memories</ref> </br> | ||
"''Durch die Verordnung vom 12. November 1938 über die Wiederherstellung des Straßenbildes bei jüdischen Gewerbebetrieben (RGBl.I S.1581) wurde den Juden auferlegt, alle Schäden, die am 8., 9.und 10. November 1938 an jüdischen Gewerbebetrieben und Wohnungen entstanden sind, auf Kosten des Inhabers der betroffenen jüdischen Gewerbebetriebe und Wohnungen zu beseitigen.'' </br> | "''Durch die Verordnung vom 12. November 1938 über die Wiederherstellung des Straßenbildes bei jüdischen Gewerbebetrieben (RGBl.I S.1581) wurde den Juden auferlegt, alle Schäden, die am 8., 9.und 10. November 1938 an jüdischen Gewerbebetrieben und Wohnungen entstanden sind, auf Kosten des Inhabers der betroffenen jüdischen Gewerbebetriebe und Wohnungen zu beseitigen.'' </br> | ||
''Am 12. November 1938 erschien auch die Verordnung über eine Sühneleistung der Juden deutscher Staatsangehörigkeit; danach mussten die Juden 20 % ihres am 26. April 1938 angemeldeten Vermögens an das Reich bezahlen (RGBl./1938 S.1579).''"<ref>Ballin: ''Chronik Fürth 1933 - 1945''</ref> | ''Am 12. November 1938 erschien auch die Verordnung über eine Sühneleistung der Juden deutscher Staatsangehörigkeit; danach mussten die Juden 20 % ihres am 26. April 1938 angemeldeten Vermögens an das Reich bezahlen (RGBl./1938 S.1579).''"<ref>Ballin: ''Chronik Fürth 1933 - 1945'', S. 40</ref> | ||
"''Im Verlauf der Ausschreitungen wurden fünf der festgenommenen Gemeinderepräsentanten in das Büro eines beeidigten Notars geschafft, wo sie im Namen der Gemeinde einen Vertrag über den Verkauf der beiden Friedhöfe, des Krankenhauses, der Realschule, des Waisenhauses und sämtlicher Grundstücke aus Gemeindebesitz an die Stadt zu einem Preis von insgesamt 100 Mark unterschreiben mussten. Die Kosten der Überschreibung in Höhe von 236.50 Reichsmark musste die Kultusgemeinde tragen.''"<ref>Ballin: ''Chronik Fürth 1933 - 1945'', S. 32</ref> | |||
Mit der zynischen Umschreibung ''[[Wikipedia:Novemberpogrome 1938|Reichskristallnacht]]'' verharmloste die nationalsozialistische Propaganda das zerstörerische Werk jener Nacht im November 1938. Verantwortlich wurde ein lange aufgestauter Volkszorn gemacht und dabei kaschiert, dass es sich aber um einen gezielt geplanten Schlag handelte. In dieser Nacht wurde die Fürther Hauptsynagoge komplett zerstört. Die ausgebrannte Ruine wurde danach abgerissen. Durch Vernichtung und Neubebauung erinnert und mahnt heute an den '''Schulhof''' und seine Geschichte nur noch ein [[Synagogendenkmal|Denkmal]] in der [[Geleitsgasse]], von [[Kunihiko Kato]], aus dem Jahr [[1986]]. | Mit der zynischen Umschreibung ''[[Wikipedia:Novemberpogrome 1938|Reichskristallnacht]]'' verharmloste die nationalsozialistische Propaganda das zerstörerische Werk jener Nacht im November 1938. Verantwortlich wurde ein lange aufgestauter Volkszorn gemacht und dabei kaschiert, dass es sich aber um einen gezielt geplanten Schlag handelte. In dieser Nacht wurde die Fürther Hauptsynagoge komplett zerstört. Die ausgebrannte Ruine wurde danach abgerissen. Durch Vernichtung und Neubebauung erinnert und mahnt heute an den '''Schulhof''' und seine Geschichte nur noch ein [[Synagogendenkmal|Denkmal]] in der [[Geleitsgasse]], von [[Kunihiko Kato]], aus dem Jahr [[1986]]. | ||
== Zeitzeugenberichte == | == Zeitzeugenberichte == | ||
====Edgar Rosenberg<ref>aus dem Englischen übersetzt von Chrischmi</ref>==== | ====Edgar Rosenberg<ref>"Kristallnacht memories", aus dem Englischen übersetzt von Chrischmi</ref>==== | ||
"Irgendwann zwischen zwei und fünf wurden am [[ | "Irgendwann zwischen zwei und fünf wurden am [[Schlageterplatz]]<ref>Schlageter wurde wegen Eisenbahnanschlägen während der Ruhrunruher im Jahr 1923 von der frz. Militärgerichtsbarkeit zum Tode verurteilt und gehörte seitdem zur NS-Hagiographie</ref> alle Juden zusammengetrieben - vom zwei Monate alten Kind unseres Physiklehrers bis zum siebzigjährigen Insassen des jüdischen Hospitals. </br> | ||
...</br> | ...</br> | ||
Nun gehört Fürth zu dieser Art von Städten, wo man immer auf ein bekanntes Gesicht trifft. Jede Menge jüdischer Mitbürger erzählten mir daher, wie dutzende Braunhemden während der Aktionen ein gewisses Maß an peinlicher Berührung offenbarten bis hin zu einem aufgeregten Stottern. Sonderlich solche, die ausgewählt wurden, fünf Uhr morgens bei einer Familie anzuklopfen, von der sie über Jahre hinweg in ihren Bäckereien oder Tabakläden als Kunden unterstützt worden waren. ... Z.B. fand jeder den Kinderarzt Dr. Einhorn sympathisch. Er wurde so sehr gemocht, dass einer der Braunhemdenverbrecher, dessen Kind Einhorn möglicherweise von Scharlach oder Keuchhusten geheilt hatte, zu ihm in dieser Situation sagte: "Nehmen Sie es uns nicht übel, Dr. Einhorn, aber sie haben uns angeordnet, dass wir hier etwas zerstören sollen. Gibt es etwas Spezielles, dass Ihnen nichts ausmachen würde, wenn wir es kaputt machen?" - Zufälligerweise hatte Dr. Einhorn ein Familienerbstück, eine fürchterlich anzusehende, aber teure chinesische Vase. Sie war ihm bei seiner zweiten Verheiratung untergeschoben worden und ihr Aussehen kam ihm jetzt gewissermaßen gerade recht. "Ja, Herr Zolleis," sagte Einhorn "tun Sie mir den Gefallen und zerschmeißen dieses fürchterliche Ding." Nachdem Zolleis das Erbstück pflichtgemäß zerschmettert hatte, gaben er und seine Kumpane Fersengeld.<ref>Später wanderte Einhorn nach [[wikipedia:Washington Heights (New York City)|Washington Heights (New York City)]] aus und lebte nur noch dafür um diese Geschichte auf einer Parkbank im [[wikipedia:Fort Tryon Park|Fort Tyron Park]] jedem zu erzählen, die sie nur hören wollte.</ref> </br> | Nun gehört Fürth zu dieser Art von Städten, wo man immer auf ein bekanntes Gesicht trifft. Jede Menge jüdischer Mitbürger erzählten mir daher, wie dutzende Braunhemden während der Aktionen ein gewisses Maß an peinlicher Berührung offenbarten bis hin zu einem aufgeregten Stottern. Sonderlich solche, die ausgewählt wurden, fünf Uhr morgens bei einer Familie anzuklopfen, von der sie über Jahre hinweg in ihren Bäckereien oder Tabakläden als Kunden unterstützt worden waren. ... Z.B. fand jeder den Kinderarzt Dr. Einhorn sympathisch. Er wurde so sehr gemocht, dass einer der Braunhemdenverbrecher, dessen Kind Einhorn möglicherweise von Scharlach oder Keuchhusten geheilt hatte, zu ihm in dieser Situation sagte: "Nehmen Sie es uns nicht übel, Dr. Einhorn, aber sie haben uns angeordnet, dass wir hier etwas zerstören sollen. Gibt es etwas Spezielles, dass Ihnen nichts ausmachen würde, wenn wir es kaputt machen?" - Zufälligerweise hatte Dr. Einhorn ein Familienerbstück, eine fürchterlich anzusehende, aber teure chinesische Vase. Sie war ihm bei seiner zweiten Verheiratung untergeschoben worden und ihr Aussehen kam ihm jetzt gewissermaßen gerade recht. "Ja, Herr Zolleis," sagte Einhorn "tun Sie mir den Gefallen und zerschmeißen dieses fürchterliche Ding." Nachdem Zolleis das Erbstück pflichtgemäß zerschmettert hatte, gaben er und seine Kumpane Fersengeld.<ref>Später wanderte Einhorn nach [[wikipedia:Washington Heights (New York City)|Washington Heights (New York City)]] aus und lebte nur noch dafür um diese Geschichte auf einer Parkbank im [[wikipedia:Fort Tryon Park|Fort Tyron Park]] jedem zu erzählen, die sie nur hören wollte.</ref> </br> | ||
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====Willi Adelhardt==== | ====Willi Adelhardt==== | ||
''Als damals 10-jähriger bin ich bis zum [[Goldener Schwan|Goldenen Schwan]] gelaufen, als es hieß, dass es in der Altstadt brenne. Das Areal südlich der Königstraße war abgesperrt. Am [[Löwenplatz]] sah ich, wie aus der Bäckerei eines jüdischen Inhabers Brot und Semmeln auf die Straße geworfen wurden. Fenster waren und wurden eingeworfen. Ich konnte nicht begreifen, warum mit den jüdischen Bürgern derart umgegangen wurde. Und dass selbst Grabsteine im jüdischen Friedhof umgeworfen wurden. Ich selbst hatte nur die besten Erfahrungen, so mit dem Kinderarzt Dr. Hollerbusch. Dieser wohnte in der [[Königstraße]] beim Judengässla und hat mich behandelt.''<ref>Zeitzeugenbericht, [[FürthWiki:Über FürthWiki#Archiv FürthWiki|Archiv FürthWiki]], Aktennr. '22'</ref> | ''Als damals 10-jähriger bin ich bis zum [[Goldener Schwan|Goldenen Schwan]] gelaufen, als es hieß, dass es in der Altstadt brenne. Das Areal südlich der Königstraße war abgesperrt. Am [[Löwenplatz]] sah ich, wie aus der Bäckerei eines jüdischen Inhabers Brot und Semmeln auf die Straße geworfen wurden. Fenster waren und wurden eingeworfen. Ich konnte nicht begreifen, warum mit den jüdischen Bürgern derart umgegangen wurde. Und dass selbst Grabsteine im jüdischen Friedhof umgeworfen wurden. Ich selbst hatte nur die besten Erfahrungen, so mit dem Kinderarzt Dr. Hollerbusch. Dieser wohnte in der [[Königstraße]] beim Judengässla und hat mich behandelt.''<ref>Zeitzeugenbericht, [[FürthWiki:Über FürthWiki#Archiv FürthWiki|Archiv FürthWiki]], Aktennr. '22'</ref> | ||
====Zeitgenössisches Zeugnis über den Novemberpogrom aus den Sammlungen Alfred Wieners und seiner Kollegen am JCIO in Amsterdam in Deutschland und Österreich<ref>[https://www.pogromnovember1938.co.uk/viewer/ The Wiener Library]</ref>==== | |||
* ''In Fürth sind die Juden ins Theater getrieben, der Zuhörerraum verdunkelt und ein Teil der Anwesenden auf der erhellten Bühne verprügelt.''<ref>siehe dazu die zeitgenössischen Zeugnisse und Berichte über den Novemberpogrom in Deutschland und Österreich aus den Sammlungen Alfred Wieners und seiner Kollegen am JCIO in Amsterdam, hier: [https://www.pogromnovember1938.co.uk/viewer/rest/pdf/mets/93796.xml/93796.pdf?watermarkText=The+Wiener+Library B.116.] Bericht über Vorkommnisse in der Reichspogromnacht zu Fürth</ref> | |||
* The Wiener Library: [https://www.pogromnovember1938.co.uk/viewer/fulltext/93926/de/ Report regarding the November Pogrom in various towns in Franconia] darunter etliche Zeugnisse aus Fürth | |||
* The Wiener Library: „[https://www.pogromnovember1938.co.uk/viewer/fulltext/93742/de/ Report by Dr. Franz Bergmann, Amsterdam, regarding the November Pogrom events in Nuremberg]“. Die Stadt X = Fürth, u.a. werden die Umstände im [[Jüdisches Krankenhaus|Jüdischen Krankenhaus]] Fürth geschildert mit den Misshandlungen des frisch operierten [[Fritz Lorch]], infolge dessen sich seine Operationswunde wieder öffnete und er daran starb. | |||
* The Wiener Library: „[https://www.pogromnovember1938.co.uk/viewer/fulltext/93837/de/ Report regarding the run up to the November Pogrom, the event itself and its aftermath in Frankonia]“. Neben Schilderungen von Verwüstungen wird auch der Tod von [[Fritz Lorch]] erwähnt, hier aber als Schlaganfallfolge. | |||
* The Wiener Library: „[https://www.pogromnovember1938.co.uk/viewer/fulltext/79395/de/ Report regarding mistreatment and arrests during the November Pogrom]“. Der Tod von [[Fritz Lorch]] wird hier mit Embolie gedeutet. | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
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* [[Manfred Mümmler]]: ''Der Pogrom zu Fürth. Die Nacht vom [[9. November|9.]] auf den [[10. November]] [[1938]]''. In: Fürther Heimatblätter, [[1988]]/4, S.101 - 112 | * [[Manfred Mümmler]]: ''Der Pogrom zu Fürth. Die Nacht vom [[9. November|9.]] auf den [[10. November]] [[1938]]''. In: Fürther Heimatblätter, [[1988]]/4, S.101 - 112 | ||
* Manfred Mümmler: ''Der Progrom 1938'' in [[Fürth 1933 - 1945 (Buch)|Fürth 1933 - 1945]]. Emskirchen: Verlag Maria Mümmler, 1995, 224 S., ISBN 3-926477-13-X; Seite 148 ff | * Manfred Mümmler: ''Der Progrom 1938'' in [[Fürth 1933 - 1945 (Buch)|Fürth 1933 - 1945]]. Emskirchen: Verlag Maria Mümmler, 1995, 224 S., ISBN 3-926477-13-X; Seite 148 ff | ||
* Lothar Berthold, Peter Krauss, Andy Reum, Josh Reuter (Redaktion): ''„Kristallnacht“ in Fürth'' In: Sondernummer der Fürther Freiheit, Fürth: (ehemals Wissenschaftlich-Publizistischer Verlag) heute: „Städtebilderverlag Fürth“, Postfach 1212, 90702 Fürth V.i.S.d.P.: Andy Reum, Erlanger Str. 71, 8510 Fürth - [http://www.fen-net.de/michael.stelter/hinweis.html | * Lothar Berthold, Peter Krauss, Andy Reum, Josh Reuter (Redaktion): ''„Kristallnacht“ in Fürth'' In: Sondernummer der Fürther Freiheit, Fürth: (ehemals Wissenschaftlich-Publizistischer Verlag) heute: „Städtebilderverlag Fürth“, Postfach 1212, 90702 Fürth V.i.S.d.P.: Andy Reum, Erlanger Str. 71, 8510 Fürth - [http://www.fen-net.de/michael.stelter/hinweis.html online] | ||
* Eckert, Alfred: In welchem Ghetto warst Du denn als Kind, Mutti? - Zum Gedenken an den 70. Jahrestag der ersten Deportationen von jüdischen Bürgerinnen und Bürgern aus Fürth und Franken. In: Altstadtbläddla, Altstadtverein St. Michael Fürth, Ausgabe 45, 2011/12 | * Eckert, Alfred: In welchem Ghetto warst Du denn als Kind, Mutti? - Zum Gedenken an den 70. Jahrestag der ersten Deportationen von jüdischen Bürgerinnen und Bürgern aus Fürth und Franken. In: Altstadtbläddla, Altstadtverein St. Michael Fürth, Ausgabe 45, 2011/12 | ||
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==Weblinks== | ==Weblinks== | ||
* Edgar Rosenberg: "Kristallnacht Memories" [https://haitiholocaustsurvivors.wordpress.com/anti-semitism/kristallnacht/kristallnacht-memories-of-edgar-rosenberg/ online | * Edgar Rosenberg: "Kristallnacht Memories" [https://haitiholocaustsurvivors.wordpress.com/anti-semitism/kristallnacht/kristallnacht-memories-of-edgar-rosenberg/ online] aus Fürth | ||
* "Die Reichspogromnacht 1938: Gewalt gegen Juden in Franken" [https://www.nordbayern.de/region/die-reichspogromnacht-1938-gewalt-gegen-juden-in-franken-1.2493740 | * "Die Reichspogromnacht 1938: Gewalt gegen Juden in Franken" mit 14 Bildern, Onlineportal nordbayern.de, Verlag Nürnberger Presse, vom 9. November 2016 ([https://www.nordbayern.de/region/die-reichspogromnacht-1938-gewalt-gegen-juden-in-franken-1.2493740 Online]) - ''allerdings mit etlichen Recherchefehlern''<ref>z.B. Streicher hielt eine Kundgebung ab am 10. August 1938 zum Beginn des Abrisses der Hauptsynagoge (nicht der Synagoge in der Essenweinstraße); von Obernitz war in Fürth und nicht in Nürnberg</ref> | ||
* Chajms Sicht: Unfassbare Bilder der Pogromnacht - [https://www.sprachkasse.de/blog/ | * Chajms Sicht: Unfassbare Bilder der Pogromnacht, Chajm Guski - [https://www.sprachkasse.de/blog/2018/11/10/unfassbare-bilder-der-pogromnacht/ Online] | ||
* Solveig Grothe: ''Was ist das Besondere an den neuen Bildern aus der "Kristallnacht"?'' in: [https://www.spiegel.de/geschichte/reichspogromnacht-1938-neue-fotografien-aus-der-kristallnacht-aufgetaucht-dokumente-des-grauens-a-772f8be4-461d-4ad9-99f6-8974e18293fb SPIEGEL] vom 11. November 2022 | * Solveig Grothe: ''Was ist das Besondere an den neuen Bildern aus der "Kristallnacht"?'' in: [https://www.spiegel.de/geschichte/reichspogromnacht-1938-neue-fotografien-aus-der-kristallnacht-aufgetaucht-dokumente-des-grauens-a-772f8be4-461d-4ad9-99f6-8974e18293fb SPIEGEL] vom 11. November 2022 | ||
* ''Unseen Kristallnacht photos published 84 years after Nazi pogrom'' in: [https://www.theguardian.com/world/2022/nov/09/unseen-kristallnacht-photos-published-84-years-after-nazi-pogrom The Guardian] vom 9. November 2022 | * ''Unseen Kristallnacht photos published 84 years after Nazi pogrom'' in: [https://www.theguardian.com/world/2022/nov/09/unseen-kristallnacht-photos-published-84-years-after-nazi-pogrom The Guardian] vom 9. November 2022 | ||
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== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
* [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] | |||
* [[Fiorda]] | * [[Fiorda]] | ||
* [[Synagogendenkmal]] | * [[Synagogendenkmal]] | ||
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{{Bilder dieses Ereignisses}} | {{Bilder dieses Ereignisses}} | ||
[[Kategorie: Religiöse Einrichtungen]] | [[Kategorie:Religiöse Einrichtungen]] | ||
[[Kategorie: Innenstadt]] | [[Kategorie:Innenstadt]] | ||
[[Kategorie: Fiorda]] | [[Kategorie:Fiorda]] | ||
[[Kategorie: Altstadt]] | [[Kategorie:Altstadt]] | ||
[[Kategorie: Ereignis]] | [[Kategorie:Ereignis]] |
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