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{{Gebäude
 
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|Gebäude=Walderholungsstätte
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|Baujahr=1908
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|Architekt=Otto Holzer; Josef Zizler
 
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|Bauherr=Stadt Fürth
|Maurermeister=Josef Zizler
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|Gebäude besteht=Nein
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Die '''Walderholungstätte''' wurde am [[27. August]] [[1908]] im Fürther [[Stadtwald]] in Betrieb genommen. Das Gebäude war ein langgestreckter Parterrebau im Stadtwald am Fahrweg zur Lungenheilsätte, von diesem ca. 300 Meter entfernt und etwa 25 Meter oberhalb auf sanft ansteigender Höhe. Die Einrichtung diente den erholungsbedürftigen Männern, Frauen und Kindern aus den sog. "minderbemittelten Kreisen" der Stadt Fürth und Umgebung und war nur während der Monate Mai bis Oktober geöffnet. Die Patienten sollten während ihres Aufenthaltes "reine Waldluft bei reichlicher und guter Ernährung" zu sich nehmen, um wieder zu Kräften zu kommen. Es existierten zwei Abteilungen für Frauen und Männer mit je einem Speisesaal, getrennt durch eine Küche. Jeder Saal bot Sitzgelegenheit für 54 Personen. Die Nebenräume wurden von den Ärzten, Schwestern und einem Beschäftigten, der Hausmeisterdienste versah, genutzt. Eine Holzbalustrade, die vor der Halle stand, war auf einem rotgelben Sockel aus Katzensteiner Material aufgesetzt. Hinter dem Anstaltsgebäude gab es zuätzliche Erholungsplätze, von denen man aus zu einem Waldspaziergang gehen konnte.<ref>Bericht der Stadt Fürth im Fürther Central-Anzeiger vom 27. August 1908</ref>
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Die '''Walderholungstätte''' wurde am [[27. August]] [[1908]] im Fürther [[Stadtwald]] in Betrieb genommen.  
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==Beschreibung==
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Das Gebäude war ein langgestreckter Parterrebau im Stadtwald am Fahrweg zur [[Lungenheilstätte]], von diesem ca. 300 Meter entfernt und etwa 25 Meter oberhalb auf sanft ansteigender Höhe. Die Einrichtung diente den erholungsbedürftigen Männern, Frauen und Kindern aus den sogenannten „minderbemittelten Kreisen“ der Stadt Fürth und Umgebung und war nur während der Monate Mai bis Oktober geöffnet. Die Patienten sollten während ihres Aufenthaltes „reine Waldluft bei reichlicher und guter Ernährung“ zu sich nehmen, um wieder zu Kräften zu kommen. Es existierten zwei Abteilungen für Frauen und Männer mit je einem Speisesaal, getrennt durch eine Küche. Jeder Saal bot Sitzgelegenheit für 54 Personen. Die Nebenräume wurden von den Ärzten, Schwestern und einem Beschäftigten, der Hausmeisterdienste versah, genutzt. Eine Holzbalustrade, die vor der Halle stand, war auf einem rotgelben Sockel aus Katzensteiner Material aufgesetzt. Hinter dem Anstaltsgebäude gab es zuätzliche Erholungsplätze, von denen man aus zu einem Waldspaziergang gehen konnte.<ref>Bericht der Stadt Fürth im Fürther Central-Anzeiger vom 27. August 1908</ref>
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Im [[Erster Weltkrieg|1. Weltkrieg]] wurde der Betrieb ab [[1916]] eingestellt, danach wurden von [[1919]] bis 1923 durch die Tuberkulosefürsorgestelle der Stadt Fürth tuberkulose Kinder untergebracht und dort behandelt. [[1923]] übernahm die Stadt Fürth die Walderholungsstätte und führte den Betrieb von [[1924]] bis [[1926]] als Tageserholungsstätte mit mehrwöchigen Aufenthalten vor allem für Frauen und Männer weiter. Von [[1927]] bis [[1933]] diente sie als Tageserholungsstätte mit mehrwöchigen Aufenthalten vor allem für erholungsbedürftige, zum kleineren Teil für tuberkulosebedrohte Kinder vorwiegend im Schulalter. Ab [[1. April]] [[1934]] wurde die Walderholungsstätte - wie auch die [[Lungenheilstätte]] - an die SA, Gruppe Franken, für ein SA-Schulungslager vermietet.  
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Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde der Betrieb ab [[1916]] eingestellt, danach wurden von [[1919]] bis 1923 durch die Tuberkulosefürsorgestelle der Stadt Fürth tuberkulose Kinder untergebracht und dort behandelt. [[1923]] übernahm die Stadt Fürth die Walderholungsstätte und führte den Betrieb von [[1924]] bis [[1926]] als Tageserholungsstätte mit mehrwöchigen Aufenthalten vor allem für Frauen und Männer weiter. Von [[1927]] bis [[1933]] diente sie als Tageserholungsstätte mit mehrwöchigen Aufenthalten vor allem für erholungsbedürftige, zum kleineren Teil für tuberkulosebedrohte Kinder vorwiegend im Schulalter. Ab [[1. April]] [[1934]] wurde die Walderholungsstätte - wie auch die [[Lungenheilstätte]] - an die SA, Gruppe Franken, für ein SA-Schulungslager vermietet.  
    
== Betrieb ==
 
== Betrieb ==
 
[[Datei:AK Walderholungsstätte 1909.jpg|miniatur|rechts|Patienten & Angestellte um 1909]]
 
[[Datei:AK Walderholungsstätte 1909.jpg|miniatur|rechts|Patienten & Angestellte um 1909]]
Der Betrieb wurde durch die Stadt Fürth und dem Zweigverein Fürth des Bay. Landes-Hilfs-Vereins vom Roten Kreuz bzw. dem Frauenverein des Roten Kreuzes sichergestellt. Das Gebäude wurde [[1908]] auf städtischem Grund errichtet. Die Pläne kamen vom Stadtbaurat [[Otto Holzer]], die Bauausführung erfolgte von [[Josef Zizler]]. Das Gebäude entstand in unmittelbarer Nähe zur [[Lungenheilstätte]] sowie der Haltestelle Weiherhof der [[Rangaubahn|Lokalbahn Fürth-Cadolzburg]], so dass die Patienten in ca. 12 Minuten von der Haltestelle bzw. 1 Stunde aus der Innenstadt das Ziel erreichen konnten. Den Nutzern der Walderholungsstätte bot die Lokalbahn eine tägliche Anfahrt um 8:25 Uhr in einem gesonderten Wagen bis Station Weiherhof. Die Rückfahrt legte man auf 18:20 Uhr fest. Die Lokalbahn-Verwaltung gewährte einen ermäßigten Preis für Hin- und Rückfahrt von 25 Pfennigen.  
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Der Betrieb wurde durch die Stadt Fürth und dem Zweigverein Fürth des Bay. Landes-Hilfs-Vereins vom Roten Kreuz bzw. dem Frauenverein des Roten Kreuzes sichergestellt. Das Gebäude wurde [[1908]] auf städtischem Grund errichtet. Die Pläne unterzeichnete Stadtbaurat [[Otto Holzer]], die Bauoberleitung oblag seinem Mitarbeiter [[Josef Zizler]]. Das Gebäude entstand in unmittelbarer Nähe zur [[Lungenheilstätte]] sowie der Haltestelle Weiherhof der [[Rangaubahn|Lokalbahn Fürth-Cadolzburg]], so dass die Patienten in ca. 12 Minuten von der Haltestelle bzw. 1 Stunde aus der Innenstadt das Ziel erreichen konnten. Den Nutzern der Walderholungsstätte bot die Lokalbahn eine tägliche Anfahrt um 8:25 Uhr in einem gesonderten Wagen bis Station Weiherhof. Die Rückfahrt legte man auf 18:20 Uhr fest. Die Lokalbahn-Verwaltung gewährte einen ermäßigten Preis für Hin- und Rückfahrt von 25 Pfennigen.  
    
Die Errichtungskosten der Einrichtung übernahmen neben der Stadt Fürth auch die Landesversicherungsanstalt Mittelfranken, die [[Max Eiermann]]´sche Wohltätigkeitsstiftung, das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose sowie ein anonymer Spender aus Fürth. Für den Patienten betrugen die vollen Verpflegungaufwendungen täglich 1,50 Mark (incl. Fahrschein für die Lokalbahn), für Kinder im Alter zwischen 10 - 12 Jahren 60 Pfenning und 50 Pfenning für jüngere Kinder. Für sog. Nachtkuren wurde zusätzlich 1 Mark berechnet. [[1910]] wurden bereits erste bauliche Erneuerungen vorgenommen, so wurde im Speisesaal der Holzfußboden durch ein pflegeleichten Linoleumboden ausgetauscht und das Dach mittels Dachziegeln bedeckt. Zuvor war lediglich eine Teerpappe auf dem Dach angebracht. Auch eine Kegelbahn konnte angelegt werden, die überwiegend von den männlichen Patienten "reichlich" genutzt wurde.  
 
Die Errichtungskosten der Einrichtung übernahmen neben der Stadt Fürth auch die Landesversicherungsanstalt Mittelfranken, die [[Max Eiermann]]´sche Wohltätigkeitsstiftung, das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose sowie ein anonymer Spender aus Fürth. Für den Patienten betrugen die vollen Verpflegungaufwendungen täglich 1,50 Mark (incl. Fahrschein für die Lokalbahn), für Kinder im Alter zwischen 10 - 12 Jahren 60 Pfenning und 50 Pfenning für jüngere Kinder. Für sog. Nachtkuren wurde zusätzlich 1 Mark berechnet. [[1910]] wurden bereits erste bauliche Erneuerungen vorgenommen, so wurde im Speisesaal der Holzfußboden durch ein pflegeleichten Linoleumboden ausgetauscht und das Dach mittels Dachziegeln bedeckt. Zuvor war lediglich eine Teerpappe auf dem Dach angebracht. Auch eine Kegelbahn konnte angelegt werden, die überwiegend von den männlichen Patienten "reichlich" genutzt wurde.  
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Die Ergebnisse der Nachtkur konnten aber vom Autor nicht abschließend beurteilt werden, da nur "gesündere" Patienten für die Nachtkur zugelassen wurden, so dass der Vergleich zu den Patientengruppen in der Tageskur schwer möglich war. Zumindest wurde aber der Erfolg vermutet, indem festgestellt wurde: ''... die durch die Nachtkur bedingte Abhaltung von Schädlichkeiten wie: Nachtvergnügen, Alkohol, Einatmung rußiger Stadtluft, unhygienisches Wohnen, sprechen für diese Wahrscheinlichkeit.'' Ebenso wurde festgehalten, dass das Verhalten der Patienten - trotz Bedenken - stets musterhaft war. Auch verdient es Anerkennung, dass ''die Nachtruhe der Kranken niemals durch Tatenlosigkeiten neugieriger Passanten gestört wurde, obwohl dem Groß des Publikums aus den Tageszeitungen der Situationsplan für die Nachtkuren bekannt war.'' Der Einführung der Nachtkuren war eine zum Teil öffentliche Diskussion vorangegangen, in der der Nutzen bzw. die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme in Abrede gestellt wurde. Der Autor appellierte am Ende seines Aufsatzes an die Mahner und Kritiker: ''Vielleicht gelingt es, durch weitere Propaganda und nochmaligem Appell an die Herren Ärzte in diesem Sinne Wandel zu schaffen.''<ref>Einrichtungen zur Bekämpfung sozialer Krankheiten in Fürth, Eigenverlag Fürth, 1912, S. 104</ref>
 
Die Ergebnisse der Nachtkur konnten aber vom Autor nicht abschließend beurteilt werden, da nur "gesündere" Patienten für die Nachtkur zugelassen wurden, so dass der Vergleich zu den Patientengruppen in der Tageskur schwer möglich war. Zumindest wurde aber der Erfolg vermutet, indem festgestellt wurde: ''... die durch die Nachtkur bedingte Abhaltung von Schädlichkeiten wie: Nachtvergnügen, Alkohol, Einatmung rußiger Stadtluft, unhygienisches Wohnen, sprechen für diese Wahrscheinlichkeit.'' Ebenso wurde festgehalten, dass das Verhalten der Patienten - trotz Bedenken - stets musterhaft war. Auch verdient es Anerkennung, dass ''die Nachtruhe der Kranken niemals durch Tatenlosigkeiten neugieriger Passanten gestört wurde, obwohl dem Groß des Publikums aus den Tageszeitungen der Situationsplan für die Nachtkuren bekannt war.'' Der Einführung der Nachtkuren war eine zum Teil öffentliche Diskussion vorangegangen, in der der Nutzen bzw. die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme in Abrede gestellt wurde. Der Autor appellierte am Ende seines Aufsatzes an die Mahner und Kritiker: ''Vielleicht gelingt es, durch weitere Propaganda und nochmaligem Appell an die Herren Ärzte in diesem Sinne Wandel zu schaffen.''<ref>Einrichtungen zur Bekämpfung sozialer Krankheiten in Fürth, Eigenverlag Fürth, 1912, S. 104</ref>
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== Betrieb nach dem [[Erster Weltkrieg|1. Weltkrieg]] ==
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== Betrieb nach dem Ersten Weltkrieg ==
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=== Nutzung für tuberkulose Kinder [[1919]] - [[1923]] ===
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=== Nutzung für tuberkulose-infizierte Kinder [[1919]] - [[1923]] ===
    
Seinen Bericht über das 9. Betriebsjahr der Walderholungsstätte Fürth 1924 beginnt der ärztliche Leiter der [[Lungenheilstätte]], Dr. Julius Ziller, der gleichzeitig für die Walderholungsstätte zuständig war, mit einem Rückblick: ''"Angesichts der durch den Weltkrieg bedingten Ernährungsschwierigkeiten und im weiteren Verlaufe infolge der durch die Inflationsperiode erzeugten Geldentwertung konnte die Wald-Erholungs-Stätte ihrem ursprünglichen Zwecke, in erster Linie erwachsenen Erholungsbedürftigen beiderlei Geschlechts zu Sommerkuren zu dienen, seit dem Jahr 1916 bis auf das laufende Jahr nicht mehr zugeführt werden. Erfreulicher Weise konnte aber im Einverständnis mit dem Besitzer, dem Zweigverein Fürth des Bayer. Landeshilfsvereines vom roten Kreuz, die Anstalt der hiesigen Tuberkulosefürsorgestelle für ihre kurativen Bedürfnisse zur Verfügung gestellt werden und so wurden aus städtischen Mitteln, unter Beihilfe anderer Wohltätigkeitsanstalten, in den Jahren 1919 bis 1923, also während fünf auf einander folgenden Jahren, 678 tuberkulose Kinder dortselbst verpflegt und behandelt [...] Da der Zweigverein vom roten Kreuz als Besitzer der Walderholungsstätte infolge der Entwertung des vorhandenen Erneuerungs- und Reserve-Fonds sich nicht mehr in der Lage sah, den Betrieb auf eigenes Risiko weiterzuführen, hat derselbe unterm 31. März 1923 die Anstalt sammt allen Einrichtungen der Stadtgemeinde Fürth zur völlig freien Verfügung angeboten. Unterm 12. April hat der Stadtrat von diesem Angebot Gebrauch gemacht ..."''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/514: Walderholungsstätte - Jahresberichte</ref>
 
Seinen Bericht über das 9. Betriebsjahr der Walderholungsstätte Fürth 1924 beginnt der ärztliche Leiter der [[Lungenheilstätte]], Dr. Julius Ziller, der gleichzeitig für die Walderholungsstätte zuständig war, mit einem Rückblick: ''"Angesichts der durch den Weltkrieg bedingten Ernährungsschwierigkeiten und im weiteren Verlaufe infolge der durch die Inflationsperiode erzeugten Geldentwertung konnte die Wald-Erholungs-Stätte ihrem ursprünglichen Zwecke, in erster Linie erwachsenen Erholungsbedürftigen beiderlei Geschlechts zu Sommerkuren zu dienen, seit dem Jahr 1916 bis auf das laufende Jahr nicht mehr zugeführt werden. Erfreulicher Weise konnte aber im Einverständnis mit dem Besitzer, dem Zweigverein Fürth des Bayer. Landeshilfsvereines vom roten Kreuz, die Anstalt der hiesigen Tuberkulosefürsorgestelle für ihre kurativen Bedürfnisse zur Verfügung gestellt werden und so wurden aus städtischen Mitteln, unter Beihilfe anderer Wohltätigkeitsanstalten, in den Jahren 1919 bis 1923, also während fünf auf einander folgenden Jahren, 678 tuberkulose Kinder dortselbst verpflegt und behandelt [...] Da der Zweigverein vom roten Kreuz als Besitzer der Walderholungsstätte infolge der Entwertung des vorhandenen Erneuerungs- und Reserve-Fonds sich nicht mehr in der Lage sah, den Betrieb auf eigenes Risiko weiterzuführen, hat derselbe unterm 31. März 1923 die Anstalt sammt allen Einrichtungen der Stadtgemeinde Fürth zur völlig freien Verfügung angeboten. Unterm 12. April hat der Stadtrat von diesem Angebot Gebrauch gemacht ..."''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/514: Walderholungsstätte - Jahresberichte</ref>
    
=== Nutzung für erholungsbedürftige Frauen und Männer [[1924]] - [[1926]] ===
 
=== Nutzung für erholungsbedürftige Frauen und Männer [[1924]] - [[1926]] ===
 
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[[Datei:Weihnachten Wald Sanatroium 1924 coloriert.jpg|mini|rechts|Frauen an Weihnachten in der Walderholungsstätte im Jahr 1924]]
 
Anfang [[1924]] ersuchte die [[AOK Fürth|Allgemeine Ortskrankenkasse Fürth]] die Stadt Fürth als neue Eigentümerin ''"... die Walderholungsstätte Fürth ihrem ursprünglichen Zweck, kranken und erholungsbedürftigen Männern und Frauen während der Monate Mai bis Oktober tagsüber den Aufenthalt in frischer Waldluft bei guter Verköstigung zu ermöglichen, zuzuführen und heuer wieder in Betrieb zu nehmen. Wir sind gerne bereit an den Verhandlungen über die Finanzierung dieses Unternehmens teilzunehmen."''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/510: Walderholungsstätte - Betrieb: Schreiben vom 26. Februar 1924</ref> Umgehend leitete die Stadt Bemühungen zur Wiedereröffnung ein. Zur Frage, ''"ob die Anstalt in dem gegenwärtigen Zustand sofort in Benützung genommen werden"'' könne, listete das Stadtbauamt eine ganze Reihe notwendiger Instandsetzungsarbeiten an den baulichen Anlagen auf, die ja ''"wegen ihrer leichten Bauart ... nur für den Betrieb in der frostfreien Jahreszeit geeignet"'' seien und ''"für deren baulichen Unterhalt sehr wenig aufgewendet worden"'' sei - insgesamt Kosten von 2500 Mark<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/510: Gutachten vom 4. März 1924</ref>. Auf die Bitte an Dr. Ziller um gutachterliche Äußerung über die Möglichkeit der Wiederinbetriebnahme der Walderholungsstätte hin erklärte dieser: ''"Selbstverständlich wird von mir die Oberaufsicht in ärztlicher und wirtschaftlicher Hinsicht übernommen. Die Verpflegskosten nebst persönlichen Ausgaben dürften sich approximativ auf 1 M 50 Pf pro Kopf und Tag stellen, hiezu kommt die Ausgabe für Benützung der Lokalbahn, von der ein entsprechender Nachlaß der Taxe zu erreichen wäre. Es erscheint mir sehr zweifelhaft, ob das Rote Kreuz eine für derartige Zwecke ausgebildete Schwester stellen kann, nachdem ausgesprochener Personalmangel besteht [...] Außerordentlich wichtig ist vom wirtschaftlichen Standpunkt die Einhaltung einer gleichmäßig numerischen Belegung, da Schwankungen in der Belegziffer große Kosten verursachen."'' Entsprechende Zusicherungen über regelmäßige Einweisungen versuchte die Stadt von der AOK Fürth und von der Landesversicherunganstalt Mittelfranken zu erreichen, dazu von beiden Zuschüsse wie auch von der [[Sparkasse Fürth|Städtischen Sparkasse Fürth]] und vom [[Rotes Kreuz|Zweigverein Fürth-Stadt des Roten Kreuzes]]. Doch nur die [[AOK Fürth]] gab die feste Zusage für einen Zuschuss von bis zu 5000 Mark und stellte in Aussicht, bereits bei der Eröffnung eine größere Anzahl Mitglieder einweisen zu können.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/510: Schreiben vom 27. März 1924</ref> Daraufhin beschloss der Finanz- und Verwaltungausschusses am 9. April die Wiedereröffnung unter der Leitung von Dr. Ziller mit sofortigem Beginn der Ausbesserungsarbeiten, der Beschluss wurde am 17. April vom [[Stadtrat 1922 - 1925|Stadtrat]] bestätigt. Schwierig gestaltete sich die Besetzung der Stelle der wirtschaftlichen Leiterin, man verhandelte lange vergebens mit verschiedenen Orden und dem [[Rotes Kreuz|Roten Kreuz]] wegen der Abstellung einer Schwester. Schließlich erklärte sich "Frau Stadtrat" [[Agathe Kleemann]], die im Jahr davor schon als Leiterin der Waldschule Cadolzburg tätig gewesen war<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/510: Beschluss des Finanz- und Verwaltungausschusses vom 2. Mai 1924</ref>, zur Übernahme dieser saisonalen Beschäftigung mit durchgehendem Betrieb auch am Wochenende bereit; dazu kamen als Personal eine Köchin und zwei Hausmädchen. Alle erhielten freie Station und Verpflegung (im Ansatz von monatlich 50 Mark), dazu die Leiterin eine Barvergütung vom monatlich 70 Mark, ab Juni 80 Mark, die Köchin 40 Mark und die Dienstmädchen je 30 Mark, ab Juni jeweils 5 Mark mehr. Auch wurde wie früher eine Vereinbarung mit der Lokalbahn AG über verbilligte tägliche Zugfahrten zu etwa 15 Pfennig pro Fahrt getroffen.  
 
Anfang [[1924]] ersuchte die [[AOK Fürth|Allgemeine Ortskrankenkasse Fürth]] die Stadt Fürth als neue Eigentümerin ''"... die Walderholungsstätte Fürth ihrem ursprünglichen Zweck, kranken und erholungsbedürftigen Männern und Frauen während der Monate Mai bis Oktober tagsüber den Aufenthalt in frischer Waldluft bei guter Verköstigung zu ermöglichen, zuzuführen und heuer wieder in Betrieb zu nehmen. Wir sind gerne bereit an den Verhandlungen über die Finanzierung dieses Unternehmens teilzunehmen."''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/510: Walderholungsstätte - Betrieb: Schreiben vom 26. Februar 1924</ref> Umgehend leitete die Stadt Bemühungen zur Wiedereröffnung ein. Zur Frage, ''"ob die Anstalt in dem gegenwärtigen Zustand sofort in Benützung genommen werden"'' könne, listete das Stadtbauamt eine ganze Reihe notwendiger Instandsetzungsarbeiten an den baulichen Anlagen auf, die ja ''"wegen ihrer leichten Bauart ... nur für den Betrieb in der frostfreien Jahreszeit geeignet"'' seien und ''"für deren baulichen Unterhalt sehr wenig aufgewendet worden"'' sei - insgesamt Kosten von 2500 Mark<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/510: Gutachten vom 4. März 1924</ref>. Auf die Bitte an Dr. Ziller um gutachterliche Äußerung über die Möglichkeit der Wiederinbetriebnahme der Walderholungsstätte hin erklärte dieser: ''"Selbstverständlich wird von mir die Oberaufsicht in ärztlicher und wirtschaftlicher Hinsicht übernommen. Die Verpflegskosten nebst persönlichen Ausgaben dürften sich approximativ auf 1 M 50 Pf pro Kopf und Tag stellen, hiezu kommt die Ausgabe für Benützung der Lokalbahn, von der ein entsprechender Nachlaß der Taxe zu erreichen wäre. Es erscheint mir sehr zweifelhaft, ob das Rote Kreuz eine für derartige Zwecke ausgebildete Schwester stellen kann, nachdem ausgesprochener Personalmangel besteht [...] Außerordentlich wichtig ist vom wirtschaftlichen Standpunkt die Einhaltung einer gleichmäßig numerischen Belegung, da Schwankungen in der Belegziffer große Kosten verursachen."'' Entsprechende Zusicherungen über regelmäßige Einweisungen versuchte die Stadt von der AOK Fürth und von der Landesversicherunganstalt Mittelfranken zu erreichen, dazu von beiden Zuschüsse wie auch von der [[Sparkasse Fürth|Städtischen Sparkasse Fürth]] und vom [[Rotes Kreuz|Zweigverein Fürth-Stadt des Roten Kreuzes]]. Doch nur die [[AOK Fürth]] gab die feste Zusage für einen Zuschuss von bis zu 5000 Mark und stellte in Aussicht, bereits bei der Eröffnung eine größere Anzahl Mitglieder einweisen zu können.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/510: Schreiben vom 27. März 1924</ref> Daraufhin beschloss der Finanz- und Verwaltungausschusses am 9. April die Wiedereröffnung unter der Leitung von Dr. Ziller mit sofortigem Beginn der Ausbesserungsarbeiten, der Beschluss wurde am 17. April vom [[Stadtrat 1922 - 1925|Stadtrat]] bestätigt. Schwierig gestaltete sich die Besetzung der Stelle der wirtschaftlichen Leiterin, man verhandelte lange vergebens mit verschiedenen Orden und dem [[Rotes Kreuz|Roten Kreuz]] wegen der Abstellung einer Schwester. Schließlich erklärte sich "Frau Stadtrat" [[Agathe Kleemann]], die im Jahr davor schon als Leiterin der Waldschule Cadolzburg tätig gewesen war<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/510: Beschluss des Finanz- und Verwaltungausschusses vom 2. Mai 1924</ref>, zur Übernahme dieser saisonalen Beschäftigung mit durchgehendem Betrieb auch am Wochenende bereit; dazu kamen als Personal eine Köchin und zwei Hausmädchen. Alle erhielten freie Station und Verpflegung (im Ansatz von monatlich 50 Mark), dazu die Leiterin eine Barvergütung vom monatlich 70 Mark, ab Juni 80 Mark, die Köchin 40 Mark und die Dienstmädchen je 30 Mark, ab Juni jeweils 5 Mark mehr. Auch wurde wie früher eine Vereinbarung mit der Lokalbahn AG über verbilligte tägliche Zugfahrten zu etwa 15 Pfennig pro Fahrt getroffen.  
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* [[AOK Fürth]]
 
* [[AOK Fürth]]
 
* [[Agathe Kleemann]]
 
* [[Agathe Kleemann]]
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* [[Verein für Ferienkolonien Fürth]]
    
==Einzelnachweise==
 
==Einzelnachweise==
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{{Bilder dieses Gebäudes}}
 
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[[Kategorie: Medizinische Einrichtungen (ehemals)]]  
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[[Kategorie:Medizinische Einrichtungen (ehemals)]]  
[[Kategorie: Institutionen und Gebäude]]
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