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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 14:26 Uhr
Altstadtverein Fürth �
51 – 17/18
Neue Überlegungen zum Standor t der alten Mar tinskapelle von Thomas Werner
Eigentlich ist jedem AltFürther oder Fürther Grundschulkind klar wo die Martinskapelle gestanden haben soll. Im Wiesengrund unweit des Käppnerstegs steht ein Denkmal mit einer beigestellten Gedenktafel, die auf die Gründungssage der Martinskapelle hinweist. Neuere Untersuchungen zum erhalten gebliebenen Quellenmaterial in Zusammenhang mit geophysikalischer Prospektion haben aber ergeben, dass wir es bei den entdeckten Gebäuderesten westlich des Denkmals höchster Wahrscheinlichkeit nach mit einer abgegangenen Mühle oder einem sonst für die Wasserwirtschaft des Mittelalters relevanten Bauwerk zu tun haben (Altstadtbläddla Nr. 43, 2009/10, S. 22 – 25 und Altstadtbläddla Nr. 48, 2014/15, S. 26 – 41), das durch fehlgeleitete Interpretationen als Kapelle deklariert worden war und sich bis heute in den Köpfen der Fürther festgesetzt hat. Das ist besonders deshalb fatal, weil die Grundschulkinder im Heimatkundeunterricht immer noch den Lesestoff des 18./19. Jhs. eingetrichtert und dadurch ein völlig veraltetes Geschichtsbild vermittelt bekommen. Doch welche Alternativen gibt es? Der heilige Martin, Bischof von Tour 26
Abb. 1: Messwagen auf dem Kirchenplatz. Foto: Werner
(371 – 397), ist der älteste Patron unserer Fürther Kirchengeschichte und müsste demzufolge mit der Siedlung insoweit in Zusammenhang stehen wie sich das Christentum hier ausgebildet hat mit dem zugehörigen Gotteshaus als Zentrum. Die Ruine einer immer wieder angenommenen „Feldkirche“ sollte mindestens die architektonischen Eigenschaften einer Kirche besitzen und an einer Stelle gelegen sein, die eine gewisse Anziehungskraft auf das junge Christentum ausüben konnte, wie aus den bekannten Fällen zu ersehen ist. Diese Überlegungen dürfen nicht durch eine Legende dominiert werden, in der man Karl den Großen oder einen seiner Vorfahren für die Errichtung verantwortlich macht, sondern sollten sich an überprüfbaren Fakten orientieren. Und hier entsteht ein Bruch mit der bisherigen Geschichtsschreibung
in Fürth, die sich nicht auf die vorhandenen Quellen und deren Interpretationsmöglichkeiten berufen will, sondern ausschließlich durch Erzählungen und Wunschvorstellungen geprägt ist. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum die älteste Geschichtsschreibung hier, die so genannte Frühgeschichtsforschung Fürths, seit 1824 so geringe bzw. gar keine Fortschritte gemacht hat, weil man von den Anfängen der Siedlung zwischen den Flüssen völlig falsche Vorstellungen hat. Um diesem Problem ein wenig entgegen zu wirken, versucht die AG Archäologie mit zerstörungsfreien Prospektionsmethoden aus der Nachbarwissenschaft Geologie die Quellenlage etwas aufzuhellen bzw. neue Ansätze für weitere Überlegungen zu bieten. Eine dieser Methoden ist die Geo- oder Bodenradarmessung, die in der Lage ist, durch Reflexion
der elektromagnetischen Impulswellen Umfang und Entfernung von im Boden befindlichen Strukturen aufzuzeichnen und zu verarbeiten, zum Beispiel Mauerwerk. Um diese Methode und ihre Möglichkeiten in Fürth einmal auszuprobieren, sind wir von der Überlegung ausgegangen, dass der Standort der Heiliggrabkapelle auf dem Kirchenplatz noch zu ermitteln wäre, wenn vorausgesetzt wird, dass beim Abbruch der Kapelle nicht alle Fundamentreste entfernt worden wären, weil man den hinteren Teil des alten Friedhofs mehrfach für weitere Bestattungen mit Sand aufgeschüttet hatte. Also haben wir die erforderlichen Genehmigungen eingeholt und am 1. November 2016 in der schulfreien Zeit auf dem hinteren Teil des Kirchenplatzes ein Messfeld von ca. 257 Quadratmetern eingerichtet. Im Abstand von 0,5 m wurde der Messwagen in ost-westlicher Richtung über das Messfeld geschoben (Abb. 1). Das ganze hat mit Pause ca. 5 Stunden gedauert, dass alle Teilnehmer am frühen Nachmittag wieder zu Hause waren. Das vom Computer errechnete Messergebnis, das so genannte Radargramm (Abb. 2), hat uns dann doch ziemlich überrascht. Zwischen 2,8 und