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'''Gottfried "Friedl" Schwarz''' (geb. [[3. Mai]] [[1913]] in [[Fürth]]; gest. [[19. Juni]] [[1944]] in San Pietro al Natisone/ Italien), war SS-Untersturmführer und an der Ermordung von 70.000 Menschen mit geistigen und körperlichen | {{Familie | ||
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'''Gottfried "Friedl" Schwarz''' (geb. [[3. Mai]] [[1913]] in [[Fürth]]; gest. [[19. Juni]] [[1944]] in San Pietro al Natisone/Italien), war SS-Untersturmführer und an der Ermordung von 70.000 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen - der sog. „Aktion T4“ - beteiligt. Während der systematischen Ermordung der Juden und Roma in der sog. „Aktion Reinhardt“ war Schwarz stellvertretender Lagerkommandant im Vernichtungslager Belzec und Kommandant des SS-Arbeitslagers Dorohucza. Schwarz war seitdem 1. September 1932 Mitglied der [[NSDAP]] mit der Mitgliedsnummer: 1.321.742. | |||
== Leben und Wirken == | == Leben und Wirken == | ||
Gottfried Schwarz war Mitglied der Schutzstaffel (SS) und nach der [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] „Machtergreifung“ Angehöriger der Leibstandarte SS Adolf Hitler. Im KZ Dachau war Schwarz bei der Wachmannschaft eingesetzt.<ref>Ernst Klee: ''Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945 | Gottfried Schwarz war Mitglied der Schutzstaffel (SS) und nach der [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] „Machtergreifung“ Angehöriger der Leibstandarte SS [[Adolf Hitler]]. Im KZ Dachau war Schwarz bei der Wachmannschaft eingesetzt.<ref name="Klee">Ernst Klee: ''Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945'', Frankfurt am Main 2009, S. 572</ref><ref>Irmtrud Wojak und Peter Hayes, ''«Arisierung» im Nationalsozialismus: Volksgemeinschaft, Raub und Gedächtnis'', Campus Verlag 2000, S. 262</ref> | ||
Schwarz war ab [[1940]] bis [[1942]] zur „Aktion T4“ versetzt worden und arbeitete dort als „Leichenbrenner“ in den „Euthanasie“-Anstalten Grafeneck, Altes Zuchthaus Brandenburg an der Havel und der Tötungsanstalt Bernburg.<ref>Dr. Ute Hoffmann (Hrsg.): Die Vernichtung der "Unbrauchbaren". NS-Gesundheits- und Rassenpolitik am Beispiel der "Euthanasie"-Anstalt Bernburg, Metropol Verlag, Berlin, 2022, S. 124</ref> Ab Ende [[1941]] wurde Schwarz zunächst unter dem SS-Sturmbannführer und Kommandanten des Vernichtungslagers Belzec Christian Wirth und ab Anfang August [[1942]] unter dem Polizeibeamten und Lagerkommandanten Gottlieb Hering stellvertretender Kommandant im Vernichtungslager Belzec. | |||
Schwarz war verantwortlicher Leiter für den Gaskammer-Massenmord im Vernichtungsbereich des Lagers Belzec, in dem mehr als 430.000 Juden ermordet wurden. Nach der Auflösung des Lagers Belzec wurde Schwarz im März [[1943]] Lagerkommandant im SS-Arbeitslager Dorohucza. | Schwarz war verantwortlicher Leiter für den Gaskammer-Massenmord im Vernichtungsbereich des Lagers Belzec, in dem mehr als 430.000 Juden ermordet wurden. Nach der Auflösung des Lagers Belzec wurde Schwarz im März [[1943]] Lagerkommandant im SS-Arbeitslager Dorohucza. | ||
Wegen seiner „Taten“ wurde Schwarz vom Reichsführer der SS und Deutschen Polizei - Heinrich Himmler - als einer der verdientesten Männer der „Aktion Reinhardt“ bezeichnet und zugleich am [[21. Juni]] [[1943]] zum SS-Untersturmführer befördert.<ref | Wegen seiner „Taten“ wurde Schwarz vom Reichsführer der SS und Deutschen Polizei - Heinrich Himmler - als einer der verdientesten Männer der „Aktion Reinhardt“ bezeichnet und zugleich am [[21. Juni]] [[1943]] zum SS-Untersturmführer befördert.<ref name="Klee"/> | ||
Nach Beendigung der „Aktion Reinhardt“ - bei der über 2 Mio. Juden sowie 50.000 Roma in Polen und der Ukraine ermordet wurden - wurde Schwarz Ende [[1943]] wie der Großteil des Personals der „Aktion Reinhardt“, zur Operationszone Adriatisches Küstenland nach Triest versetzt. Hier war er Angehöriger der „Sonderabteilung Einsatz R“, die der „Judenvernichtung“, der Konfiszierung jüdischen Vermögens und der Partisanenbekämpfung diente. | Nach Beendigung der „Aktion Reinhardt“ - bei der über 2 Mio. Juden sowie 50.000 Roma in Polen und der Ukraine ermordet wurden - wurde Schwarz Ende [[1943]], wie der Großteil des Personals der „Aktion Reinhardt“, zur Operationszone Adriatisches Küstenland nach Triest versetzt. Hier war er Angehöriger der „Sonderabteilung Einsatz R“, die der „Judenvernichtung“, der Konfiszierung jüdischen Vermögens und der Partisanenbekämpfung diente. | ||
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== Eklat nach Kriegsende == | == Eklat nach Kriegsende == | ||
Nach Kriegsende wurde Schwarz gemeinsam mit Christian Wirth und Franz Reichleitner, dem zweiten Kommandanten des | Nach Kriegsende wurde Schwarz gemeinsam mit Christian Wirth und Franz Reichleitner, dem zweiten Kommandanten des Vernichtungslagers Sobibor, auf dem deutschen Soldatenfriedhof Costermano in der Provinz Verona bestattet. Nach Protesten wurden die Namen der drei getöteten SS-Männer Anfang der 1990er Jahre aus dem „Ehrenbuch“ des Friedhofs getilgt und ihre Dienstgrade auf den Grabsteinen entfernt.<ref>Berliner Geschichtswerkstatt e. V. - Soldatenfriedhof Costermano It. - online abgerufen am 22. Juni 2017 | 23:36 Uhr - [http://www.berliner-geschichtswerkstatt.de/zwangsarbeit/costermano.htm online]</ref> | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* Informationsmaterial des Bildungswerks Stanislaw Hantz e.V.: ''Belzec'', Reader – basiert auf einem bisher unveröffentlichten Manuskript des Historikers und Leiters der Gedenkstätte Belzec Robert Kuwalek. | * Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt - Dr. Ute Hoffmann (Hrsg.): ''Die Vernichtung der "Unbrauchbaren". NS-Gesundheits- und Rassenpolitik am Beispiel der "Euthanasie"-Anstalt Bernburg'', Metropol Verlag, Berlin, 2022 | ||
* Informationsmaterial des Bildungswerks Stanislaw Hantz e. V.: ''Belzec'', Reader – basiert auf einem bisher unveröffentlichten Manuskript des Historikers und Leiters der Gedenkstätte Belzec Robert Kuwalek. | |||
* Ernst Klee: ''Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945.'' Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2008 | * Ernst Klee: ''Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945.'' Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2008 | ||
Aktuelle Version vom 17. September 2024, 00:16 Uhr
- Vorname
- Gottfried
- Nachname
- Schwarz
- Geschlecht
- männlich
- Abw. Namen
- Friedl
- Geburtsdatum
- 3. Mai 1913
- Geburtsort
- Fürth
- Todesdatum
- 19. Juni 1944
- Todesort
- San Pietro al Natisone/ Italien
- Beruf
- Lagerkommandant, SS-Untersturmführer
- Partei
- NSDAP
Gottfried "Friedl" Schwarz (geb. 3. Mai 1913 in Fürth; gest. 19. Juni 1944 in San Pietro al Natisone/Italien), war SS-Untersturmführer und an der Ermordung von 70.000 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen - der sog. „Aktion T4“ - beteiligt. Während der systematischen Ermordung der Juden und Roma in der sog. „Aktion Reinhardt“ war Schwarz stellvertretender Lagerkommandant im Vernichtungslager Belzec und Kommandant des SS-Arbeitslagers Dorohucza. Schwarz war seitdem 1. September 1932 Mitglied der NSDAP mit der Mitgliedsnummer: 1.321.742.
Leben und Wirken
Gottfried Schwarz war Mitglied der Schutzstaffel (SS) und nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ Angehöriger der Leibstandarte SS Adolf Hitler. Im KZ Dachau war Schwarz bei der Wachmannschaft eingesetzt.[1][2]
Schwarz war ab 1940 bis 1942 zur „Aktion T4“ versetzt worden und arbeitete dort als „Leichenbrenner“ in den „Euthanasie“-Anstalten Grafeneck, Altes Zuchthaus Brandenburg an der Havel und der Tötungsanstalt Bernburg.[3] Ab Ende 1941 wurde Schwarz zunächst unter dem SS-Sturmbannführer und Kommandanten des Vernichtungslagers Belzec Christian Wirth und ab Anfang August 1942 unter dem Polizeibeamten und Lagerkommandanten Gottlieb Hering stellvertretender Kommandant im Vernichtungslager Belzec.
Schwarz war verantwortlicher Leiter für den Gaskammer-Massenmord im Vernichtungsbereich des Lagers Belzec, in dem mehr als 430.000 Juden ermordet wurden. Nach der Auflösung des Lagers Belzec wurde Schwarz im März 1943 Lagerkommandant im SS-Arbeitslager Dorohucza.
Wegen seiner „Taten“ wurde Schwarz vom Reichsführer der SS und Deutschen Polizei - Heinrich Himmler - als einer der verdientesten Männer der „Aktion Reinhardt“ bezeichnet und zugleich am 21. Juni 1943 zum SS-Untersturmführer befördert.[1]
Nach Beendigung der „Aktion Reinhardt“ - bei der über 2 Mio. Juden sowie 50.000 Roma in Polen und der Ukraine ermordet wurden - wurde Schwarz Ende 1943, wie der Großteil des Personals der „Aktion Reinhardt“, zur Operationszone Adriatisches Küstenland nach Triest versetzt. Hier war er Angehöriger der „Sonderabteilung Einsatz R“, die der „Judenvernichtung“, der Konfiszierung jüdischen Vermögens und der Partisanenbekämpfung diente.
Schwarz wurde am 19. Juni 1944 in San Pietro al Natisone in Nord-Italien von Partisanen getötet.[1]
Eklat nach Kriegsende
Nach Kriegsende wurde Schwarz gemeinsam mit Christian Wirth und Franz Reichleitner, dem zweiten Kommandanten des Vernichtungslagers Sobibor, auf dem deutschen Soldatenfriedhof Costermano in der Provinz Verona bestattet. Nach Protesten wurden die Namen der drei getöteten SS-Männer Anfang der 1990er Jahre aus dem „Ehrenbuch“ des Friedhofs getilgt und ihre Dienstgrade auf den Grabsteinen entfernt.[4]
Literatur
- Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt - Dr. Ute Hoffmann (Hrsg.): Die Vernichtung der "Unbrauchbaren". NS-Gesundheits- und Rassenpolitik am Beispiel der "Euthanasie"-Anstalt Bernburg, Metropol Verlag, Berlin, 2022
- Informationsmaterial des Bildungswerks Stanislaw Hantz e. V.: Belzec, Reader – basiert auf einem bisher unveröffentlichten Manuskript des Historikers und Leiters der Gedenkstätte Belzec Robert Kuwalek.
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2008
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2009, S. 572
- ↑ Irmtrud Wojak und Peter Hayes, «Arisierung» im Nationalsozialismus: Volksgemeinschaft, Raub und Gedächtnis, Campus Verlag 2000, S. 262
- ↑ Dr. Ute Hoffmann (Hrsg.): Die Vernichtung der "Unbrauchbaren". NS-Gesundheits- und Rassenpolitik am Beispiel der "Euthanasie"-Anstalt Bernburg, Metropol Verlag, Berlin, 2022, S. 124
- ↑ Berliner Geschichtswerkstatt e. V. - Soldatenfriedhof Costermano It. - online abgerufen am 22. Juni 2017 | 23:36 Uhr - online