Die Camera: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Die Camera.JPG|thumb|right|Schriftzug "Die Camera" an der Außenfassade]]'''Die Camera''' war ein Kino in der Fürther [[Südstadt]] und später ein landesweit bekanntes Tanzlokal. Es lag in der [[Schwabacher Straße]] 149. Das Gebäude findet auch Erwähnung in dem Buch "Bauen unterm Hakenkreuz"<ref>Helmut Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz - Architektur des Untergangs, Wien, 1998, S. 447: "Jahr unbekannt, Architekt unbekannt"</ref>, doch scheint die Verlegung der Erbauungszeit in das Dritte Reich fälschlicherweise vorgenommen worden zu sein.
{{Gebäude
|Bild=Kino Die Camera.JPG
|Gebaeude=Die Camera
|Strasse=Schwabacher Straße
|Hausnummer=149
|Objekt=Intimen Theater
|Baujahr=1951
|Architekt=Ludwig Amman
|Bauherr=Curt Knösel
|lat=49.463412
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|GebaeudeBesteht=Nein
|DenkmalstatusBesteht=Nein
|Abbruchjahr=2018
}}
'''Die Camera''' - auch ''intimes Theater'' genannt - war ein Kino in der Fürther [[Südstadt]] und später ein landesweit bekanntes Tanzlokal. Es lag in der [[Schwabacher Straße]] 149. [[2018]] wurde das Gebäude abgerissen, der Schriftzug konnte erhalten werden. Versuche, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen, sind zuvor gescheitert.  


== Geschichte als Kino ==
== Geschichte als Kino ==
[[Datei:A6184 Camera.jpg|miniatur|rechts|Die Camera, ca. 1951]]
[[Datei:A6184 Camera.jpg|miniatur|links|Die Camera, ca. 1951]]
* [[1951]]: Eröffnung Camera in Fürth, 482 Plätze, Inhaber: Grete Leis, Kurt Knösel. Technische Einrichtung: Zwei Ernemann VII B (Uiahandel). Bestuhlung: Kamphöner, Bielefeld<ref>Die Filmwoche 24/1951</ref>.
* [[1951]]: Eröffnung Camera in Fürth, 482 Plätze, Inhaber: Grete Leis, Kurt Knösel. Technische Einrichtung: Zwei Ernemann VII B (Uiahandel). Bestuhlung: Kamphöner, Bielefeld.<ref>Die Filmwoche 24/1951</ref>
Trotz des imposanten Eingangsbereichs und den stark die Vertikale betonenden massiven (Licht)Säulen (nachts angestrahlt) an der Fassade nannte sich das Kino „Das intime Theater“. Seinen eigentlichen Zweck erfüllte das [[1951]] entstandene Gebäude nur wenige Jahre. Die Filmwoche 38/1951 berichtet über die Öffnung des Kinos: Neues Lichtspielhaus in Fürth eröffnet. „Die Camera", Inhaber Curt Knösel, Kommandit-Gesellschaft, Fürth, ein moderner Zweckbau, wurde kürzlich in Fürth eröffnet. Der Zuschauerraum weist 482 halbgepolsterte Sitzplätze (Firma Kamlöhner, Bielefeld) auf. Zwei Ernemann 7 B-Projektoren und eine Uniphon-Tonanlage (Ufa-Handel, Frankfurt) sorgen für eine hervorragende Bild- und Tonwiedergabe. Die von der Firma Geluna, München, eingebaute Klimaanlage vervollkommnet die technische Einrichtung<ref>Die Filmwoche 38/1951</ref>.
* Trotz des imposanten Eingangsbereichs und den stark vertikal betonenden massiven Säulen an der Fassade, die nachts angestrahlt wurden, nannte sich das Kino „Das intime Theater“. Seinen eigentlichen Zweck erfüllte das [[1951]] entstandene Gebäude mit Kino nur wenige Jahre. Die Filmwoche 38/1951 berichtet über die Öffnung des Kinos: ''Neues Lichtspielhaus in Fürth eröffnet. „Die Camera", Inhaber Curt Knösel, Kommandit-Gesellschaft, Fürth, ein moderner Zweckbau, wurde kürzlich in Fürth eröffnet. Der Zuschauerraum weist 482 halbgepolsterte Sitzplätze (Firma Kamlöhner, Bielefeld) auf. Zwei Ernemann 7 B-Projektoren und eine Uniphon-Tonanlage (Ufa-Handel, Frankfurt) sorgen für eine hervorragende Bild- und Tonwiedergabe. Die von der Firma Geluna, München, eingebaute Klimaanlage vervollkommnet die technische Einrichtung''.<ref>Die Filmwoche 38/1951</ref>
* [[1954]]: „Die Camera" in Fürth, von UFA-Handel Nürnberg für Cinemascope eingerichtet, hat ihre ersten Erfolge bereits hinter sich, ebenso das Luli in Nürnberg<ref>Der neue Film 73/1954</ref>.
* [[1954]]: „Die Camera" in Fürth, von UFA-Handel Nürnberg für Cinemascope eingerichtet, hat ihre ersten Erfolge bereits hinter sich, ebenso das Luli in Nürnberg.<ref>Der neue Film 73/1954</ref>
* Auch eine Umstellung auf Breitleinwand (Cinemascope) konnte den Niedergang des Vorstadtkinos nicht aufhalten. Im Mai  [[1965]] flimmerten zum letzten Mal bewegte Bilder über die Leinwand.
* Auch eine Umstellung auf Breitleinwand (Cinemascope) konnte den Niedergang des Vorstadtkinos durch die Etablierung der Fernseher in den heimischen Wohnzimmern nicht aufhalten ([https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Film#Die_Kinokrise_und_die_%E2%80%9EAltbranche%E2%80%9C Kinokrise]). Am 31. Mai  [[1965]] flimmerten zum letzten Mal bewegte Bilder über die Leinwand. In der Folge wird das Gebäude als Discothek genutzt.


== Geschichte als Tanzlokal ==
== Geschichte als Tanzlokal & Schließung ==
[[Datei:A6185 Camera.jpg|miniatur|links|Die Camera im Innenbereich, ca. 1951]]
[[1964]] öffnete das Tanzlokal bzw. die Diskothek. Innerhalb kürzester Zeit wurde „Die Camera” weit über die Stadtgrenze hinaus als "Beat-Club" bekannt. Manche Quellen sprechen davon, dass „Die Camera” der zweitgrößte Beat-Club in Deutschland war, nach dem Star-Club in Hamburg. Insbesondere die zahlreichen Liveauftritte diverser Bands in dieser Zeit trugen zum Bekanntheitsgrad bei. Darunter waren die Bands: The Lords aus Berlin, The Rattles oder The Boots, die allesamt internationale Hits nachspielten, aber auch eigene Songs und Hits spielten. Klaus Braun-Hessing, Schlagzeuger der Rudi Madius Band sagte zur Camera: ''Bis dahin hatten wir immer gedacht, wir lebten in der tiefsten Provinz, und auf einmal konnten wir unsere Lieblingsbands leibhaftig auf der Bühne sehen und hören.''<ref>Steffen Radlmaier: Im Sound der guten, alten Zeit. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 15. Februar 2014, S. 7</ref> In verschiedenen Quellen wird immer wieder auch der Auftritt der Band "The Who" auf das Jahr [[1967]] angegeben. The Who tourte im April [[1967]] durch Deutschland, u. a. war die Band am [[8. April]] [[1967]] in der Messehalle in Nürnberg zu Gast.<ref>Wikipedia: The Who auf Tournee 1967 - online abgerufen am 29. Mai 2018 | 23:59 Uhr - [https://en.wikipedia.org/wiki/The_Who_Tour_1967 online]</ref> Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass The Who in diesem Zeitraum auch ein Gastspiel in Fürth abgehalten haben, allerdings sagen alle "einschlägigen Zeitzeugen", dass dies nicht der Fall war. Zuletzt fragten die [[Fürther Nachrichten]] den Musiker [[Rudi Madsius]] dies bezüglich. Er bestritt das The Who jemals in Fürth gespielt haben bzw. sagte, dass er das mitbekommen hätte, zumal er zu dieser Zeit direkt neben der Camera gewohnt hat. Die hier bekannten Bilder legen zwar den Verdacht nahe, dass diese Geschichte stimmen könnte (siehe Bild rechts), allerdings sind die Innenaufnahmen so unspezifisch, so dass sie fast auf alle damaligen Concerträume zutreffen könnten.
Dann kam [[1964]] die legendäre „Camera“ in der Südstadt dazu, die sich trotz ihres imposanten Entrees und mit den Lichtsäulen an der Fassade „Das intime Theater“ nannte und immerhin 482 Zuschauern Platz bot; später wurde daraus eine weit über die Fürther Grenzen hinaus bekannte Disco, in der angesagte Bands wie die „Rattles“, die „Boots“ und die „Lords“ auftraten.
[[Datei:The Who Camera 1967.JPG|miniatur|rechts|The Who beim Zertrümmern ihrer Instrumente]]


[[Datei:The Who Camera 1967.JPG|miniatur|rechts|The Who beim zertrümmern ihrer Instrumente]][[1964]] öffnete das Tanzlokal/ Discothek. Innerhalb kürzester Zeit wurde Die Camera auch weit über die Stadtgrenze hinaus als "Beat-Club" bekannt. Manche Quellen sprechen davon, dass Die Camera der zweitgrößte Beat-Club in Deutschland war, nach dem Star-Club in Hamburg. Insbesondere die zahlreichen Liveauftritte diverser Bands in dieser Zeit trug zum Bekanntheitsgrad bei. Darunter waren die Bands: The Lords aus Berlin, The Rattles oder The Boots, die allesamt internationale Hits nachspielten, aber auch eigene Songs und Hits spielten. Klaus Braun-Hessing, Schlagzeuger der Rudi Madius Band sagte zur Camera: "Bis dahin hatten wir immer gedacht, wir lebten in der tiefsten Provinz, und auf einmal konnten wir unsere Lieblingsbands leibhaftig auf der Bühne sehen und hören."<ref>Steffen Radlmaier: Im Sound der guten, alten Zeit. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 15. Februar 2014, S. 7</ref>
[[1970]] musste jedoch auch der Beat-Club seine Türen für immer schließen. Als Discothekt blieb die Location noch bis Mitte der 1980er Jahre erhalten. Anschließend wurden die Räume mehrfach umgebaut und umgenutzt. Zuletzt befand sich der Second-Hand-Bekleidungsladen "GardeRobe" im Erdgeschoss, ehe es bis zum Abriss für einige Zeit leer stand.  


[[1970]] musste jedoch auch der Beat-Club seine Türen für immer schließen. Am [[3. März]] [[2014]] wurde durch ehem. Musiker aus dem Beat-Club ein Jubiläumskonzert in der Stadthalle Fürth 50 Jahre nach der Eröffnung der Camera gegeben. Mit von der Partie waren The Lords, die Rudi Madsius Band und The Quiets. Alles Bands, die bereits in den 1960er dort aufgetreten sind.  
Am [[3. März]] [[2014]] wurde durch ehem. Musiker aus dem Beat-Club ein Jubiläumskonzert in der Stadthalle Fürth 50 Jahre nach der Eröffnung der Camera gegeben. Mit von der Partie waren The Lords, die [[Rudi Madsius]] Band und The Quiets. Alles Bands, die bereits in den 1960er Jahren dort aufgetreten sind.  


Heute sind die Räume zu einem Laden umgebaut.
Später wurden die Räumlichkeiten im EG für verschiedene Einzelhandelsgeschäfte genutzt, ein Teil stand leer. Im April [[2018]] erfolgte der Abriss des Gebäudes zugunsten eines geplanten (mit Stand Frühjahr 2021 aber noch nicht begonnenen) Neubaus mit 14 Wohnungen und einem Geschäft im EG.
 
== Abriss ==
Im April [[2018]] wurde bekannt, dass das Gebäude zum Abriss freigegeben wurde. Im Vorfeld wurde durch die [[Stadtheimatpfleger]]in [[Karin Jungkunz]] eine Prüfung des Gebäudes als Baudenkmal durch das Landesamt für Denkmalschutz angeregt, allerdings kam das Landesamt für Denkmalschutz zu dem Ergebnis, dass außer der Außenfassade vom ursprünglichem Gebäude und dessen ehemaliger Nutzung nichts mehr vorhanden ist, so dass eine Denkmaleigenschaft nicht gegeben sei. Die Stadtheimatpflegerin und der [[Altstadtverein]] Fürth regten beim Baureferat an, zumindest den Schriftzug an der Außenfassade zu retten. Der Eigentümer sicherte gegenüber der Stadt zu, den Schriftzug zu erhalten und ggf. an der neuen Fassade wieder anzubringen.
 
== Sonstiges ==
Das Gebäude findet auch Erwähnung in dem 1998 erschienen Buch "Bauen unterm Hakenkreuz"<ref>Helmut Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz - Architektur des Untergangs, Wien, 1998, S. 447: "Jahr unbekannt, Architekt unbekannt"</ref>, doch scheint die Verlegung der Erbauungszeit in das "Dritte Reich" fälschlicherweise vorgenommen worden zu sein.


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Fürther Kinos (Buch)|Fürther Kinos]] von [[Gerd Walther]], Fürth, [[2001]]
* [[Fürther Kinos (Buch)|Fürther Kinos]] von [[Gerd Walther]], Fürth, [[2001]]
* ''Blütezeit der Filmtheater. »Die Camera«, Alhambra und US-Kino''. In: [[Auf in den Süden! (Buch)|Auf in den Süden! Geschichte der Fürther Südstadt]], 2017, Sandberg Verlag, ISBN 978-930699-94-0, S. 148 - 153


== Lokalberichterstattung ==
== Lokalberichterstattung ==
 
* [[Bernd Noack]]: Das Kino stirbt. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 12. April 2011 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/das-kino-stirbt-1.1146790 online]
* [[Bernd Noack]]: Das Kino stirbt. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 12. April 2011 [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/das-kino-stirbt-1.1146790 online abrufbar]
* Steffen Radlmaier: Im Sound der guten, alten Zeit. In: Fürther Nachrichten vom 15. Februar 2014, S. 7
* Steffen Radlmaier: Im Sound der guten, alten Zeit. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 15. Februar 2014, S. 7
* Volker Dittmar: ''Die Camera versinkt im Bauschutt''. In: Fürther Nachrichten vom 10. April 2018 (Druckausgabe) bzw. ''Neue Wohnungen: Fürther Kino "Camera" versinkt im Schutt.'' In: nordbayern.de vom 10. April 2018 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/neue-wohnungen-further-kino-camera-versinkt-im-schutt-1.7452556 online]
* Volker Dittmar: ''Ein Stück Fürther Kinogeschichte geht verloren''. In: Fürther Nachrichten vom 30. Mai 2018, S. 26 HFG (Druckausgabe)
* [[Robert Söllner]]: ''Camera kaputt''. In: WahrScheinLicht.de vom 3. Juni 2018 - [https://www.klein-aber-fein.de/wahrscheinlicht/2018/06/03/camera-kaputt/ online]
* Volker Dittmar: ''Baustopp auf dem Camera-Grundstück''. In: Fürther Nachrichten vom 17. Oktober 2018 (Druckausgabe) bzw. [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/baustopp-auf-dem-camera-grundstuck-1.8199581 online]
* Gwendolyn Kuhn: ''Die schmerzliche Camera-Lücke''. In: Fürther Nachrichten vom 16. Februar 2021 (Druckausgabe) bzw. ''Der Camera-Abriss hinterlässt eine hässliche Lücke''. In: nordbayern.de vom 17. Februar 2021 - [https://www.nordbayern.de/region/1.10844340 online]
* gwen: ''„Camera”-Relikt wird bleiben''. In: Fürther Nachrichten vom 16. März 2021 (Druckausgabe)
* Alexandra Voigt: ''Camera: Die Lücke schließt sich bald''. In: Fürther Nachrichten vom 18. Oktober 2022 (Druckausgabe)
* Alexandra Voigt: ''Camera-Baulücke: Nachbar sorgt sich''. In: Fürther Nachrichten vom 24. Oktober 2024 (Druckausgabe)


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Alhambra]]
* [[Alhambra]]
 
* [[Hegendörfer|Fahrradhandel Georg Hegendörfer]]
==Einzelnachweise==
<references/>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* Eintrag im Kinowiki [http://allekinos.pytalhost.com/kinowiki/index.php?title=F%C3%BCrth_Die_Camera]


* Eintrag im Kinowiki [http://allekinos.pytalhost.com/kinowiki/index.php?title=F%C3%BCrth_Die_Camera]
== Einzelnachweise ==
<references/>


==Bilder==
== Bilder ==
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[[Kategorie:Saalbauten und Hallen]]
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[[Kategorie:Südstadt]]

Aktuelle Version vom 24. Oktober 2024, 21:07 Uhr

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Ehemaliges Kino "Die Camera"
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Die Camera - auch intimes Theater genannt - war ein Kino in der Fürther Südstadt und später ein landesweit bekanntes Tanzlokal. Es lag in der Schwabacher Straße 149. 2018 wurde das Gebäude abgerissen, der Schriftzug konnte erhalten werden. Versuche, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen, sind zuvor gescheitert.

Geschichte als Kino

Die Camera, ca. 1951
  • 1951: Eröffnung Camera in Fürth, 482 Plätze, Inhaber: Grete Leis, Kurt Knösel. Technische Einrichtung: Zwei Ernemann VII B (Uiahandel). Bestuhlung: Kamphöner, Bielefeld.[1]
  • Trotz des imposanten Eingangsbereichs und den stark vertikal betonenden massiven Säulen an der Fassade, die nachts angestrahlt wurden, nannte sich das Kino „Das intime Theater“. Seinen eigentlichen Zweck erfüllte das 1951 entstandene Gebäude mit Kino nur wenige Jahre. Die Filmwoche 38/1951 berichtet über die Öffnung des Kinos: Neues Lichtspielhaus in Fürth eröffnet. „Die Camera", Inhaber Curt Knösel, Kommandit-Gesellschaft, Fürth, ein moderner Zweckbau, wurde kürzlich in Fürth eröffnet. Der Zuschauerraum weist 482 halbgepolsterte Sitzplätze (Firma Kamlöhner, Bielefeld) auf. Zwei Ernemann 7 B-Projektoren und eine Uniphon-Tonanlage (Ufa-Handel, Frankfurt) sorgen für eine hervorragende Bild- und Tonwiedergabe. Die von der Firma Geluna, München, eingebaute Klimaanlage vervollkommnet die technische Einrichtung.[2]
  • 1954: „Die Camera" in Fürth, von UFA-Handel Nürnberg für Cinemascope eingerichtet, hat ihre ersten Erfolge bereits hinter sich, ebenso das Luli in Nürnberg.[3]
  • Auch eine Umstellung auf Breitleinwand (Cinemascope) konnte den Niedergang des Vorstadtkinos durch die Etablierung der Fernseher in den heimischen Wohnzimmern nicht aufhalten (Kinokrise). Am 31. Mai 1965 flimmerten zum letzten Mal bewegte Bilder über die Leinwand. In der Folge wird das Gebäude als Discothek genutzt.

Geschichte als Tanzlokal & Schließung

1964 öffnete das Tanzlokal bzw. die Diskothek. Innerhalb kürzester Zeit wurde „Die Camera” weit über die Stadtgrenze hinaus als "Beat-Club" bekannt. Manche Quellen sprechen davon, dass „Die Camera” der zweitgrößte Beat-Club in Deutschland war, nach dem Star-Club in Hamburg. Insbesondere die zahlreichen Liveauftritte diverser Bands in dieser Zeit trugen zum Bekanntheitsgrad bei. Darunter waren die Bands: The Lords aus Berlin, The Rattles oder The Boots, die allesamt internationale Hits nachspielten, aber auch eigene Songs und Hits spielten. Klaus Braun-Hessing, Schlagzeuger der Rudi Madius Band sagte zur Camera: Bis dahin hatten wir immer gedacht, wir lebten in der tiefsten Provinz, und auf einmal konnten wir unsere Lieblingsbands leibhaftig auf der Bühne sehen und hören.[4] In verschiedenen Quellen wird immer wieder auch der Auftritt der Band "The Who" auf das Jahr 1967 angegeben. The Who tourte im April 1967 durch Deutschland, u. a. war die Band am 8. April 1967 in der Messehalle in Nürnberg zu Gast.[5] Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass The Who in diesem Zeitraum auch ein Gastspiel in Fürth abgehalten haben, allerdings sagen alle "einschlägigen Zeitzeugen", dass dies nicht der Fall war. Zuletzt fragten die Fürther Nachrichten den Musiker Rudi Madsius dies bezüglich. Er bestritt das The Who jemals in Fürth gespielt haben bzw. sagte, dass er das mitbekommen hätte, zumal er zu dieser Zeit direkt neben der Camera gewohnt hat. Die hier bekannten Bilder legen zwar den Verdacht nahe, dass diese Geschichte stimmen könnte (siehe Bild rechts), allerdings sind die Innenaufnahmen so unspezifisch, so dass sie fast auf alle damaligen Concerträume zutreffen könnten.

The Who beim Zertrümmern ihrer Instrumente

1970 musste jedoch auch der Beat-Club seine Türen für immer schließen. Als Discothekt blieb die Location noch bis Mitte der 1980er Jahre erhalten. Anschließend wurden die Räume mehrfach umgebaut und umgenutzt. Zuletzt befand sich der Second-Hand-Bekleidungsladen "GardeRobe" im Erdgeschoss, ehe es bis zum Abriss für einige Zeit leer stand.

Am 3. März 2014 wurde durch ehem. Musiker aus dem Beat-Club ein Jubiläumskonzert in der Stadthalle Fürth 50 Jahre nach der Eröffnung der Camera gegeben. Mit von der Partie waren The Lords, die Rudi Madsius Band und The Quiets. Alles Bands, die bereits in den 1960er Jahren dort aufgetreten sind.

Später wurden die Räumlichkeiten im EG für verschiedene Einzelhandelsgeschäfte genutzt, ein Teil stand leer. Im April 2018 erfolgte der Abriss des Gebäudes zugunsten eines geplanten (mit Stand Frühjahr 2021 aber noch nicht begonnenen) Neubaus mit 14 Wohnungen und einem Geschäft im EG.

Abriss

Im April 2018 wurde bekannt, dass das Gebäude zum Abriss freigegeben wurde. Im Vorfeld wurde durch die Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz eine Prüfung des Gebäudes als Baudenkmal durch das Landesamt für Denkmalschutz angeregt, allerdings kam das Landesamt für Denkmalschutz zu dem Ergebnis, dass außer der Außenfassade vom ursprünglichem Gebäude und dessen ehemaliger Nutzung nichts mehr vorhanden ist, so dass eine Denkmaleigenschaft nicht gegeben sei. Die Stadtheimatpflegerin und der Altstadtverein Fürth regten beim Baureferat an, zumindest den Schriftzug an der Außenfassade zu retten. Der Eigentümer sicherte gegenüber der Stadt zu, den Schriftzug zu erhalten und ggf. an der neuen Fassade wieder anzubringen.

Sonstiges

Das Gebäude findet auch Erwähnung in dem 1998 erschienen Buch "Bauen unterm Hakenkreuz"[6], doch scheint die Verlegung der Erbauungszeit in das "Dritte Reich" fälschlicherweise vorgenommen worden zu sein.

Literatur

Lokalberichterstattung

  • Bernd Noack: Das Kino stirbt. In: Fürther Nachrichten vom 12. April 2011 - online
  • Steffen Radlmaier: Im Sound der guten, alten Zeit. In: Fürther Nachrichten vom 15. Februar 2014, S. 7
  • Volker Dittmar: Die Camera versinkt im Bauschutt. In: Fürther Nachrichten vom 10. April 2018 (Druckausgabe) bzw. Neue Wohnungen: Fürther Kino "Camera" versinkt im Schutt. In: nordbayern.de vom 10. April 2018 - online
  • Volker Dittmar: Ein Stück Fürther Kinogeschichte geht verloren. In: Fürther Nachrichten vom 30. Mai 2018, S. 26 HFG (Druckausgabe)
  • Robert Söllner: Camera kaputt. In: WahrScheinLicht.de vom 3. Juni 2018 - online
  • Volker Dittmar: Baustopp auf dem Camera-Grundstück. In: Fürther Nachrichten vom 17. Oktober 2018 (Druckausgabe) bzw. online
  • Gwendolyn Kuhn: Die schmerzliche Camera-Lücke. In: Fürther Nachrichten vom 16. Februar 2021 (Druckausgabe) bzw. Der Camera-Abriss hinterlässt eine hässliche Lücke. In: nordbayern.de vom 17. Februar 2021 - online
  • gwen: „Camera”-Relikt wird bleiben. In: Fürther Nachrichten vom 16. März 2021 (Druckausgabe)
  • Alexandra Voigt: Camera: Die Lücke schließt sich bald. In: Fürther Nachrichten vom 18. Oktober 2022 (Druckausgabe)
  • Alexandra Voigt: Camera-Baulücke: Nachbar sorgt sich. In: Fürther Nachrichten vom 24. Oktober 2024 (Druckausgabe)

Siehe auch

Weblinks

  • Eintrag im Kinowiki [1]

Einzelnachweise

  1. Die Filmwoche 24/1951
  2. Die Filmwoche 38/1951
  3. Der neue Film 73/1954
  4. Steffen Radlmaier: Im Sound der guten, alten Zeit. In: Fürther Nachrichten vom 15. Februar 2014, S. 7
  5. Wikipedia: The Who auf Tournee 1967 - online abgerufen am 29. Mai 2018 | 23:59 Uhr - online
  6. Helmut Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz - Architektur des Untergangs, Wien, 1998, S. 447: "Jahr unbekannt, Architekt unbekannt"

Bilder