Eugen Berthold: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Eugen Berthold''' (geb. [[17. November]] [[1897]] in Fürth, gest. [[13. Februar]] [[1976]]) war ein städtischer Beamter und Erforscher der [[Fürther Sprache|Fürther Mundart]]. Seine Frau bzw. Witwe Lina, wohnhaft in Markt Erlbach, schrieb im September 1978 alle Mitglieder des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsvereins Fürth]], seinerzeit noch „Verein für Heimatforschung ''Alt-Fürth''“ an und warb für den Kauf des Buches, das von der Fa. Heinz Feuerlein in Markt Erlbach gedruckt wurde. | |||
== Leben == | |||
Eugen Berthold wuchs bei seiner alleinerziehenden Mutter, der Arbeiterin Betty Wilhelmine Berthold, auf und erlernte den Beruf des Kaufmanns.<ref name="Rollen">Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen 1914 - 1918; Band 1193, 2; 5768; 5783, 15; 21763, 1; 21768, 3; 21778, 2; 21780, 2; 21785, 5</ref> | |||
Bei der Stadt Fürth begann Berthold 1915 im Jugendamt im Bereich Amtsvormundschaft. Als ungedienter Landsturmmann wurde er am 4. September 1917 in das Technische Betriebsbataillon in Ingolstadt einberufen, ab 1. November 1917 war er in der Pulverfabrik Ingolstadt-Ebenhausen im Einsatz. Nach der Demobilisierung Ende November 1918 musste er im Nachkommando verbleiben und wurde zur Ersatzeinheit des 10. Infanterieregiments versetzt. Als (überzähliger) Gefreiter wurde Berthold am 21. März 1919 aus dem Militärdienst nach Fürth entlassen.<ref name="Rollen"/> | |||
1926 beförderte man ihn zum Stadtsekretär, 1929 zum Obersekretär. 1944 wurde er Stadtinspektor. Nach einer Zwangspause ab Entlassung am 6. August 1945 wegen seiner [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]-Parteizugehörigkeit konnte er im April 1946 als Hilfsarbeiter im Flüchtlingskommissariat wieder anfangen. 1950 wurde er wieder Stadtinspektor, 1954 Stadtoberinspektor. In den Ruhestand ging er am 1. Oktober 1960. 1965 verzog die Familie nach [[wikipedia:Markt Erlbach|Markt Erlbach]], wo sich der Sohn Helmut als praktischer Arzt niederließ.<ref>nach Angaben von [[Peter Frank]] auf Grundlage einer Akteneinsicht in die städtische Registratur (AR 2 PS/65)</ref> | |||
== Werk == | |||
1975 erschien sein 299-seitiges Wörterbuch der Fürther Mundart, der Titel „Dei hulli alli õ!“. In jahrelanger Arbeit hatte der Stadtoberinspektor Material zusammengetragen und eine eigene Lautschrift entwickelt. Die Stadt Fürth und der Geschichtsverein „Alt-Fürth“ förderten das Werk im Selbstverlag. | |||
Den Titel vom Mundartwörterbuch „Dei hulli alli ō! übersetzte Berthold nicht. Den Satz erklärte er in einer späteren Publikation wie folgt: ''Während der Zeit des Dritten Reichs, als die Reichsparteitage in Nürnberg abgehalten wurden und die zahlreichen Besucher aus dem ganzen Reich unterzubringen waren, wurden Zimmer auch in Fürth zur Verfügung gestellt. Bei Neubauten der Wohnungsbaugenossenschaft „Volkswohl“ in der [[Südstadt]] war ein spezielles Zimmer für die Gäste eingeplant. Das war auch bei Bertholds Familie, die in der Jahnstraße wohnte, der Fall. Als junge Bursche bot sich Eugen Berthold an, die Reichsparteitagsgäste vom Bahnhof abzuholen und zwar mit den Dialektworten, die bedeuten: „Diese [Leute] hole ich alle ab!“''<ref>„Färtha Kostprob´n“ von Eugen Berthold erschienen am 8. Februar 1935 in der Nordbayerischen Zeitung</ref> | |||
[[Emil Ammon]] sprach in seiner Buchbesprechung in den Fürther Heimatblättern von 1976, Nr. 3 den besonderen Wert an: Tausende von Redewendungen und Beispielsätze, in denen das einzelne Wort Bildhaftigkeit und Plastizität gewinnt, verleihen diesem Nachschlagewerk erst den rechten Wert. Der pralle Reichtum des Fürther Dialekts wird auf die schlagendste Weise ausgebreitet, z. B. 18 Synonyme für eigensinnige Menschen oder gar 69 Kraftwörter für Dummköpfe verschiedenen Grades. | |||
==Anwendung seiner Empfehlungen mit Vergleich zur Nürnberger Mundart== | |||
Zum Mundart-Wörterbuch von Eugen Berthold aus 1975 gibt es entsprechend für die Nürnberger ein Wörterbuch von Herbert Maas. Sein Titel: Wou die Hasen Hoosn und die Hosen Huusn haaßn. 1983 erschien die vierte, wiederum ergänzte Ausgabe der ersten Auflage von 1962. Maas bedient sich auch einer Lautschrift zur zutreffenden Aussprache. Außerdem bringt er seine Ansichten über den Charakter des Nürnberger im Spiegel seiner Mundart. | |||
Für Maas ist „ans“ ein jemand. „Kaner“ steht für „keiner“ und „kans“ für keines bzw. keinen. „Dou is kans derham“ bedeutet somit „Niemand ist zu Haus“. Somit entspricht ein Schildchen an einem Laden mit ´Kanner dahamm´ (also mit Doppel-n und Doppel-m) nicht den Sprachregeln. Hinzu kommt, dass ein Laden ja kein Zuhause ist. „Kaner dou“ ist, wäre der richtige Hinweis. Die Aufforderung einzutreten, somit könnte lauten: „Kumm ner rei“. Die jetzige Version mit „Kummer´s rei“ bedient sich der Sie-Form. Das liegt dem Ferther aber weniger. | |||
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==Siehe auch== | |||
* [[Fürther Sprache]] | |||
* [[Geschichtsverein Fürth]] | |||
==Einzelnachweise== | |||
<references /> | |||
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Aktuelle Version vom 11. November 2024, 02:44 Uhr
- Vorname
- Eugen
- Nachname
- Berthold
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 17. November 1897
- Geburtsort
- Fürth
- Todesdatum
- 13. Februar 1976
Eugen Berthold (geb. 17. November 1897 in Fürth, gest. 13. Februar 1976) war ein städtischer Beamter und Erforscher der Fürther Mundart. Seine Frau bzw. Witwe Lina, wohnhaft in Markt Erlbach, schrieb im September 1978 alle Mitglieder des Geschichtsvereins Fürth, seinerzeit noch „Verein für Heimatforschung Alt-Fürth“ an und warb für den Kauf des Buches, das von der Fa. Heinz Feuerlein in Markt Erlbach gedruckt wurde.
Leben
Eugen Berthold wuchs bei seiner alleinerziehenden Mutter, der Arbeiterin Betty Wilhelmine Berthold, auf und erlernte den Beruf des Kaufmanns.[1]
Bei der Stadt Fürth begann Berthold 1915 im Jugendamt im Bereich Amtsvormundschaft. Als ungedienter Landsturmmann wurde er am 4. September 1917 in das Technische Betriebsbataillon in Ingolstadt einberufen, ab 1. November 1917 war er in der Pulverfabrik Ingolstadt-Ebenhausen im Einsatz. Nach der Demobilisierung Ende November 1918 musste er im Nachkommando verbleiben und wurde zur Ersatzeinheit des 10. Infanterieregiments versetzt. Als (überzähliger) Gefreiter wurde Berthold am 21. März 1919 aus dem Militärdienst nach Fürth entlassen.[1]
1926 beförderte man ihn zum Stadtsekretär, 1929 zum Obersekretär. 1944 wurde er Stadtinspektor. Nach einer Zwangspause ab Entlassung am 6. August 1945 wegen seiner NSDAP-Parteizugehörigkeit konnte er im April 1946 als Hilfsarbeiter im Flüchtlingskommissariat wieder anfangen. 1950 wurde er wieder Stadtinspektor, 1954 Stadtoberinspektor. In den Ruhestand ging er am 1. Oktober 1960. 1965 verzog die Familie nach Markt Erlbach, wo sich der Sohn Helmut als praktischer Arzt niederließ.[2]
Werk
1975 erschien sein 299-seitiges Wörterbuch der Fürther Mundart, der Titel „Dei hulli alli õ!“. In jahrelanger Arbeit hatte der Stadtoberinspektor Material zusammengetragen und eine eigene Lautschrift entwickelt. Die Stadt Fürth und der Geschichtsverein „Alt-Fürth“ förderten das Werk im Selbstverlag.
Den Titel vom Mundartwörterbuch „Dei hulli alli ō! übersetzte Berthold nicht. Den Satz erklärte er in einer späteren Publikation wie folgt: Während der Zeit des Dritten Reichs, als die Reichsparteitage in Nürnberg abgehalten wurden und die zahlreichen Besucher aus dem ganzen Reich unterzubringen waren, wurden Zimmer auch in Fürth zur Verfügung gestellt. Bei Neubauten der Wohnungsbaugenossenschaft „Volkswohl“ in der Südstadt war ein spezielles Zimmer für die Gäste eingeplant. Das war auch bei Bertholds Familie, die in der Jahnstraße wohnte, der Fall. Als junge Bursche bot sich Eugen Berthold an, die Reichsparteitagsgäste vom Bahnhof abzuholen und zwar mit den Dialektworten, die bedeuten: „Diese [Leute] hole ich alle ab!“[3]
Emil Ammon sprach in seiner Buchbesprechung in den Fürther Heimatblättern von 1976, Nr. 3 den besonderen Wert an: Tausende von Redewendungen und Beispielsätze, in denen das einzelne Wort Bildhaftigkeit und Plastizität gewinnt, verleihen diesem Nachschlagewerk erst den rechten Wert. Der pralle Reichtum des Fürther Dialekts wird auf die schlagendste Weise ausgebreitet, z. B. 18 Synonyme für eigensinnige Menschen oder gar 69 Kraftwörter für Dummköpfe verschiedenen Grades.
Anwendung seiner Empfehlungen mit Vergleich zur Nürnberger Mundart
Zum Mundart-Wörterbuch von Eugen Berthold aus 1975 gibt es entsprechend für die Nürnberger ein Wörterbuch von Herbert Maas. Sein Titel: Wou die Hasen Hoosn und die Hosen Huusn haaßn. 1983 erschien die vierte, wiederum ergänzte Ausgabe der ersten Auflage von 1962. Maas bedient sich auch einer Lautschrift zur zutreffenden Aussprache. Außerdem bringt er seine Ansichten über den Charakter des Nürnberger im Spiegel seiner Mundart.
Für Maas ist „ans“ ein jemand. „Kaner“ steht für „keiner“ und „kans“ für keines bzw. keinen. „Dou is kans derham“ bedeutet somit „Niemand ist zu Haus“. Somit entspricht ein Schildchen an einem Laden mit ´Kanner dahamm´ (also mit Doppel-n und Doppel-m) nicht den Sprachregeln. Hinzu kommt, dass ein Laden ja kein Zuhause ist. „Kaner dou“ ist, wäre der richtige Hinweis. Die Aufforderung einzutreten, somit könnte lauten: „Kumm ner rei“. Die jetzige Version mit „Kummer´s rei“ bedient sich der Sie-Form. Das liegt dem Ferther aber weniger.
Veröffentlichungen
Dies ist eine Liste von Medien rund um die Stadt Fürth, die von "Eugen Berthold" erstellt wurden.
Untertitel | Erscheinungsjahr | Autor | Verlag | Genre | Ausfuehrung | Seitenzahl | ISBNnr | |
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Dei hulli alli o! (Buch) | Ein amüsantes Wörterbuch der Fürther Mundart | 1975 | Eugen Berthold | Selbstverlag | Nachschlagewerk Mundart (Lektüre) Brauchtum (Lektüre) | Buch, Hard- und Softcover | 299 |
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen 1914 - 1918; Band 1193, 2; 5768; 5783, 15; 21763, 1; 21768, 3; 21778, 2; 21780, 2; 21785, 5
- ↑ nach Angaben von Peter Frank auf Grundlage einer Akteneinsicht in die städtische Registratur (AR 2 PS/65)
- ↑ „Färtha Kostprob´n“ von Eugen Berthold erschienen am 8. Februar 1935 in der Nordbayerischen Zeitung