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Version vom 17. Mai 2015, 23:32 Uhr
Die Camera war ein Kino in der Fürther Südstadt und später ein landesweit bekanntes Tanzlokal. Es lag in der Schwabacher Straße 149. Das Gebäude findet auch Erwähnung in dem Buch "Bauen unterm Hakenkreuz"[1], doch scheint die Verlegung der Erbauungszeit in das Dritte Reich fälschlicherweise vorgenommen worden zu sein.
Geschichte als Kino
- 1951: Eröffnung Camera in Fürth, 482 Plätze, Inhaber: Grete Leis, Kurt Knösel. Technische Einrichtung: Zwei Ernemann VII B (Uiahandel). Bestuhlung: Kamphöner, Bielefeld[2].
Trotz des imposanten Eingangsbereichs und den stark die Vertikale betonenden massiven (Licht)Säulen (nachts angestrahlt) an der Fassade nannte sich das Kino „Das intime Theater“. Seinen eigentlichen Zweck erfüllte das 1951 entstandene Gebäude nur wenige Jahre. Die Filmwoche 38/1951 berichtet über die Öffnung des Kinos: Neues Lichtspielhaus in Fürth eröffnet. „Die Camera", Inhaber Curt Knösel, Kommandit-Gesellschaft, Fürth, ein moderner Zweckbau, wurde kürzlich in Fürth eröffnet. Der Zuschauerraum weist 482 halbgepolsterte Sitzplätze (Firma Kamlöhner, Bielefeld) auf. Zwei Ernemann 7 B-Projektoren und eine Uniphon-Tonanlage (Ufa-Handel, Frankfurt) sorgen für eine hervorragende Bild- und Tonwiedergabe. Die von der Firma Geluna, München, eingebaute Klimaanlage vervollkommnet die technische Einrichtung[3].
- 1954: „Die Camera" in Fürth, von UFA-Handel Nürnberg für Cinemascope eingerichtet, hat ihre ersten Erfolge bereits hinter sich, ebenso das Luli in Nürnberg[4].
- Auch eine Umstellung auf Breitleinwand (Cinemascope) konnte den Niedergang des Vorstadtkinos nicht aufhalten. Im Mai 1965 flimmerten zum letzten Mal bewegte Bilder über die Leinwand.
Geschichte als Tanzlokal
Dann kam 1964 die legendäre „Camera“ in der Südstadt dazu, die sich trotz ihres imposanten Entrees und mit den Lichtsäulen an der Fassade „Das intime Theater“ nannte und immerhin 482 Zuschauern Platz bot; später wurde daraus eine weit über die Fürther Grenzen hinaus bekannte Disco, in der angesagte Bands wie die „Rattles“, die „Boots“ und die „Lords“ auftraten.
1964 öffnete das Tanzlokal/ Discothek. Innerhalb kürzester Zeit wurde Die Camera auch weit über die Stadtgrenze hinaus als "Beat-Club" bekannt. Manche Quellen sprechen davon, dass Die Camera der zweitgrößte Beat-Club in Deutschland war, nach dem Star-Club in Hamburg. Insbesondere die zahlreichen Liveauftritte diverser Bands in dieser Zeit trug zum Bekanntheitsgrad bei. Darunter waren die Bands: The Lords aus Berlin, The Rattles oder The Boots, die allesamt internationale Hits nachspielten, aber auch eigene Songs und Hits spielten. Klaus Braun-Hessing, Schlagzeuger der Rudi Madius Band sagte zur Camera: "Bis dahin hatten wir immer gedacht, wir lebten in der tiefsten Provinz, und auf einmal konnten wir unsere Lieblingsbands leibhaftig auf der Bühne sehen und hören."[5]
1970 musste jedoch auch der Beat-Club seine Türen für immer schließen. Am 3. März 2014 wurde durch ehem. Musiker aus dem Beat-Club ein Jubiläumskonzert in der Stadthalle Fürth 50 Jahre nach der Eröffnung der Camera gegeben. Mit von der Partie waren The Lords, die Rudi Madsius Band und The Quiets. Alles Bands, die bereits in den 60er dort aufgetreten sind.
Heute sind die Räume zu einem Laden umgebaut.
Literatur
- Fürther Kinos von Gerd Walther, Fürth, 2001
Lokalberichterstattung
- Bernd Noack: Das Kino stirbt. In: Fürther Nachrichten vom 12. April 2011 online abrufbar
- Steffen Radlmaier: Im Sound der guten, alten Zeit. In: Fürther Nachrichten vom 15. Februar 2014, S. 7
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Helmut Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz - Architektur des Untergangs, Wien, 1998, S. 447: "Jahr unbekannt, Architekt unbekannt"
- ↑ Die Filmwoche 24/1951
- ↑ Die Filmwoche 38/1951
- ↑ Der neue Film 73/1954
- ↑ Steffen Radlmaier: Im Sound der guten, alten Zeit. In: Fürther Nachrichten vom 15. Februar 2014, S. 7
Weblinks
- Eintrag im Kinowiki [1]