Die Predella-Plastik im Poppenreuther Altar: Unterschied zwischen den Versionen

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Als '''Predella''' wird das Verbindungselement zwischen Altartisch (Mensa) und dem Retabel (Bildteil eines Hochaltares an der hinteren Kante der Tischplatte bezeichnet. Häufig stellt sich dieses Element als ein Hohlraum dar. Damit war es in vorreformatorischer Zeit ideal als Aufbewahrungsort, z.B. eines Reliquars. In reformierten Kirchengebäuden wurde die Predella vorzugsweise für Bildwerke genutzt, den Gläubigen biblische Szenen oder Glaubenssätze näher zu bringen.  
Als '''[[wikipedia:Predella|Predella]]''' wird das Verbindungselement zwischen Altartisch (Mensa) und dem Retabel (Bildteil eines Hochaltares an der hinteren Kante der Tischplatte bezeichnet. Häufig stellt sich dieses Element als ein Hohlraum dar. Damit war es in vorreformatorischer Zeit ideal als Aufbewahrungsort, z. B. eines Reliquars. In reformierten Kirchengebäuden wurde die Predella vorzugsweise für Bildwerke genutzt, den Gläubigen biblische Szenen oder Glaubenssätze näher zu bringen.
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Die Predella in der [[Poppenreuth]]er [[Kirche St. Peter und Paul]] ist gänzlich ein Werk des Historismus. Bei der Kirchenrenovierung der Jahre 1859/60 setzte [[wikipedia:August von Kreling|August Kreling]] den heutigen Hochaltar aus verschiedenen alten Teilen zusammen. Die Predella wurde historistisch gestaltet, erkenntlich an dem vergoldeten Damastrelief der Rückwand, dass im Vergleich zu dem Schrein des Flügelaltares schablonierter wirkt. Das nach vorne abschließende Maßwerk des [[wikipedia:Schleierbrett|Schleierbrettes]] nimmt wohl Formen des gotischen Pendants im Schrein auf, ist aber im Gegensatz zu diesem nicht vollplastisch ausgearbeitet. Kreling hat also bei der Altarumgestaltung erst einmal ein rein dekoratives Zwischenstück von Mensa zu Retabel geschaffen.  


Die Poppenreuther Predella ist gänzlich ein Werk des Historismus. Bei der Kirchenrenovierung der Jahre 1859/60 setzte [[August Kreling]] den heutigen Hochaltar aus verschiedenen alten Teilen zusammen. Die Predella wurde historistisch gestaltet, erkenntlich an dem vergoldeten Damastrelief der Rückwand, dass im Vergleich zu dem Schrein des Flügelaltares schablonierter wirkt. Das nach vorne abschließende Maßwerk des Schleierbrettes nimmt wohl Formen des gotischen Pendants im Schrein auf, ist aber im Gegensatz zu diesem nicht vollplastisch ausgearbeitet. Kreling hat also bei der Altarumgestaltung erst einmal ein rein dekoratives Zwischenstück von Mensa zu Retabel geschaffen.
[[Datei:Predella Modell 1.jpg|mini|right|Das Styropor-Modell in der Predella]]
 
[[Datei:HEIBER.jpg|mini|right|Heinz Heiber in seinem Atelier in Schnepfenreuth bei der Holzbildhauerei zu der Plastik für die Predella in St. Peter und Paul Poppenreuth]]
[[Datei:Predella Modell 1.jpg|200px|thumb|right|Das Styropor-Modell in der Predella]]
[[Datei:HEIBER.jpg|200px|thumb|right|Heinz Heiber in seinem Atelier in Schnepfenreuth bei der Holzbildhauerei zu der Plastik für die Predella in St. Peter und Paul Poppenreuth]]


Im Jahr 1994 beschloss der Poppenreuther Kirchenvorstand die Predella mit einem Kunstwerk  zu bestücken. Ausgewählt war dafür [[Heinz Heiber]], der im Gemeindegebiet (Sprengelort Schnepfenreuth) wohnte, dort sein Atelier hatte und schon immer einmal „''etwas für seine Kirche schaffen wollte''”. Inhaltlich sollte  
Im Jahr 1994 beschloss der Poppenreuther Kirchenvorstand die Predella mit einem Kunstwerk  zu bestücken. Ausgewählt war dafür [[Heinz Heiber]], der im Gemeindegebiet (Sprengelort Schnepfenreuth) wohnte, dort sein Atelier hatte und schon immer einmal „''etwas für seine Kirche schaffen wollte''”. Inhaltlich sollte  
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===Heinz Heibers Kunstwerk als moderne Interpretation des österlichen Glaubenssatzes===  
===Heinz Heibers Kunstwerk als moderne Interpretation des österlichen Glaubenssatzes===  
Als das Werk dann schließlich am Reformations-Sonntag 1996 in der Altarnische aufgestellt und der Gemeinde übergeben wurde, hatte Heinz Heiber vor Ort eine Farbgebung gewählt, die sich harmonisch in die übrige Altargestaltung einpasste. So betonte er, das erste Mal in seinem Leben die Farbe Gold verwendet zu haben. In diese Farbe des Sieges - hier des Ostersieges - wurden die Teile des Christus getaucht, die sich gewissermaßen schon im Auferstehungsprozess  befinden. Dies ist der Kopf und die Hände. Letztere sind mit den Wundmalen der Kreuzigung behaftet, stilisiert durch quadratische Löcher.  
Als das Werk dann schließlich am Reformations-Sonntag 1996 in der Altarnische aufgestellt und der Gemeinde übergeben wurde, hatte Heinz Heiber vor Ort eine Farbgebung gewählt, die sich harmonisch in die übrige Altargestaltung einpasste. So betonte er, das erste Mal in seinem Leben die Farbe Gold verwendet zu haben. In diese Farbe des Sieges - hier des Ostersieges - wurden die Teile des Christus getaucht, die sich gewissermaßen schon im Auferstehungsprozess  befinden. Dies sind der Kopf und die Hände. Letztere sind mit den Wundmalen der Kreuzigung behaftet, stilisiert durch quadratische Löcher.  


In seiner Gesamtheit bildet der Altar nun einen gewichtigen Teil des christlichen Glaubensbekenntnisses ab.<br />  
In seiner Gesamtheit bildet der Altar nun einen gewichtigen Teil des christlichen Glaubensbekenntnisses ab.<br />  
;„Gelitten unter Pontius Pilatus; gekreuzigt, gestorben und begraben“: Hierfür steht die Kreuzigungsgruppe oberhalb des Retabels.<br />  
;„Gelitten unter Pontius Pilatus; gekreuzigt, gestorben und begraben“: Hierfür steht die Kreuzigungsgruppe oberhalb des Retabels.<br />  
;„Hinabgestiegen in das Reich des Todes“: Diese Bewegung nimmt der Blick auf, wenn er sich von der Kreuzigungsgruppe zur Predella bewegt und in den grau-weißen Totenköpfen das „Reich des Todes“ wahrnimmt. Ein Motiv, das häufig in Heibers Werken  vorkommt und sich aus seinen 2. Weltkriegserlebnissen erklärt <ref>Tympanon Sebalduskirche, Türgriffe Portal Lorenzkirche, Altar Altstädter Kirche Erlangen </ref> <br />
;„Hinabgestiegen in das Reich des Todes“: Diese Bewegung nimmt der Blick auf, wenn er sich von der Kreuzigungsgruppe zur Predella bewegt und in den grau-weißen Totenköpfen das „Reich des Todes“ wahrnimmt. Ein Motiv, das häufig in Heibers Werken  vorkommt und sich aus seinen 2. Weltkriegserlebnissen erklärt.<ref>Tympanon Sebalduskirche, Türgriffe Portal Lorenzkirche, Altar Altstädter Kirche Erlangen</ref> <br />
;„Am dritten Tage auferstanden von den Toten“: dies ist die Aussage der Mittelfigur in der Predella. Diesen Hohlraum der Altarnische könnte man als Sarkophag begreifen, aus dem Kopf und Arme des Christus in der Farbe des Ostersieges unterhalb des Maßwerkes der Schleierbretter schon hervorragen.
;„Am dritten Tage auferstanden von den Toten“: Dies ist die Aussage der Mittelfigur in der Predella. Diesen Hohlraum der Altarnische könnte man als Sarkophag begreifen, aus dem Kopf und Arme des Christus in der Farbe des Ostersieges unterhalb des Maßwerkes der Schleierbretter schon hervorragen.


Die Predellaplastik entstand aus einem etwa 300 Jahre alten Stück Mahagoniholz, das Heiber 1949 im Hamburger Hafen erwarb. Es lag beständig in seinem Atelier und konnte von dem mittlerweile 68-jährigen Heiber nur noch unter Mühen bearbeitet werden.
Die Predellaplastik entstand aus einem etwa 300 Jahre alten Stück Mahagoniholz, das Heiber 1949 im Hamburger Hafen erwarb. Es lag beständig in seinem Atelier und konnte von dem mittlerweile 68-jährigen Heiber nur noch unter Mühen bearbeitet werden.
   
   
Das Presbyterium der Marienkirche Osnabrücks wollte bei Heiber auch eine Predellaplastik in Auftrag geben und kam zu einem  Besichtigungstermin nach Poppenreuth. Zur Ausführung kam es aber nicht mehr, denn Heiber starb 2003 über der Ausführung dieses Auftrags. Somit steht sein letztes Werk in Poppenreuth. <br /> Sein erstes - nach eigener Aussage - auch:
Das Presbyterium der [[wikipedia:St. Marien (Osnabrück)|Marienkirche Osnabrück]]s wollte bei Heiber auch eine Predellaplastik in Auftrag geben und kam zu einem  Besichtigungstermin nach Poppenreuth. Zur Ausführung kam es aber nicht mehr, denn Heiber starb 2003 über der Ausführung dieses Auftrags. Somit steht sein letztes Werk in Poppenreuth.<br />  
ein Grabstein auf dem [[Friedhof Poppenreuth|Poppenreuther Friedhof]] an der Schneegasse.


==Einzelnachweise==
Sein erstes - nach eigener Aussage - auch: ein Grabstein auf dem [[Friedhof Poppenreuth|Poppenreuther Friedhof]] an der Schneegasse.
<references />


==Siehe auch==
==Siehe auch==
* [[Kirche St. Peter und Paul]]
* [[Kirche St. Peter und Paul]]
* [[Poppenreuth]]
* [[Poppenreuth]]
==Weblinks==
[[wikipedia:Heinz_Heiber|Heinz Heiber]] (Wikipedia)
==Einzelnachweise==
<references />
[[Kategorie:Poppenreuth]]

Aktuelle Version vom 27. Juni 2023, 09:16 Uhr

Die Predella-Plastik im Poppenreuther Altar

Als Predella wird das Verbindungselement zwischen Altartisch (Mensa) und dem Retabel (Bildteil eines Hochaltares an der hinteren Kante der Tischplatte bezeichnet. Häufig stellt sich dieses Element als ein Hohlraum dar. Damit war es in vorreformatorischer Zeit ideal als Aufbewahrungsort, z. B. eines Reliquars. In reformierten Kirchengebäuden wurde die Predella vorzugsweise für Bildwerke genutzt, den Gläubigen biblische Szenen oder Glaubenssätze näher zu bringen.

Die Predella in der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul ist gänzlich ein Werk des Historismus. Bei der Kirchenrenovierung der Jahre 1859/60 setzte August Kreling den heutigen Hochaltar aus verschiedenen alten Teilen zusammen. Die Predella wurde historistisch gestaltet, erkenntlich an dem vergoldeten Damastrelief der Rückwand, dass im Vergleich zu dem Schrein des Flügelaltares schablonierter wirkt. Das nach vorne abschließende Maßwerk des Schleierbrettes nimmt wohl Formen des gotischen Pendants im Schrein auf, ist aber im Gegensatz zu diesem nicht vollplastisch ausgearbeitet. Kreling hat also bei der Altarumgestaltung erst einmal ein rein dekoratives Zwischenstück von Mensa zu Retabel geschaffen.

Das Styropor-Modell in der Predella
Heinz Heiber in seinem Atelier in Schnepfenreuth bei der Holzbildhauerei zu der Plastik für die Predella in St. Peter und Paul Poppenreuth

Im Jahr 1994 beschloss der Poppenreuther Kirchenvorstand die Predella mit einem Kunstwerk zu bestücken. Ausgewählt war dafür Heinz Heiber, der im Gemeindegebiet (Sprengelort Schnepfenreuth) wohnte, dort sein Atelier hatte und schon immer einmal „etwas für seine Kirche schaffen wollte”. Inhaltlich sollte es um den Satz aus dem Glaubensbekenntnis gehen: „Auferstanden von den Toten“.

Heinz Heibers Kunstwerk als moderne Interpretation des österlichen Glaubenssatzes

Als das Werk dann schließlich am Reformations-Sonntag 1996 in der Altarnische aufgestellt und der Gemeinde übergeben wurde, hatte Heinz Heiber vor Ort eine Farbgebung gewählt, die sich harmonisch in die übrige Altargestaltung einpasste. So betonte er, das erste Mal in seinem Leben die Farbe Gold verwendet zu haben. In diese Farbe des Sieges - hier des Ostersieges - wurden die Teile des Christus getaucht, die sich gewissermaßen schon im Auferstehungsprozess befinden. Dies sind der Kopf und die Hände. Letztere sind mit den Wundmalen der Kreuzigung behaftet, stilisiert durch quadratische Löcher.

In seiner Gesamtheit bildet der Altar nun einen gewichtigen Teil des christlichen Glaubensbekenntnisses ab.

„Gelitten unter Pontius Pilatus; gekreuzigt, gestorben und begraben“
Hierfür steht die Kreuzigungsgruppe oberhalb des Retabels.
„Hinabgestiegen in das Reich des Todes“
Diese Bewegung nimmt der Blick auf, wenn er sich von der Kreuzigungsgruppe zur Predella bewegt und in den grau-weißen Totenköpfen das „Reich des Todes“ wahrnimmt. Ein Motiv, das häufig in Heibers Werken vorkommt und sich aus seinen 2. Weltkriegserlebnissen erklärt.[1]
„Am dritten Tage auferstanden von den Toten“
Dies ist die Aussage der Mittelfigur in der Predella. Diesen Hohlraum der Altarnische könnte man als Sarkophag begreifen, aus dem Kopf und Arme des Christus in der Farbe des Ostersieges unterhalb des Maßwerkes der Schleierbretter schon hervorragen.

Die Predellaplastik entstand aus einem etwa 300 Jahre alten Stück Mahagoniholz, das Heiber 1949 im Hamburger Hafen erwarb. Es lag beständig in seinem Atelier und konnte von dem mittlerweile 68-jährigen Heiber nur noch unter Mühen bearbeitet werden.

Das Presbyterium der Marienkirche Osnabrücks wollte bei Heiber auch eine Predellaplastik in Auftrag geben und kam zu einem Besichtigungstermin nach Poppenreuth. Zur Ausführung kam es aber nicht mehr, denn Heiber starb 2003 über der Ausführung dieses Auftrags. Somit steht sein letztes Werk in Poppenreuth.

Sein erstes - nach eigener Aussage - auch: ein Grabstein auf dem Poppenreuther Friedhof an der Schneegasse.

Siehe auch

Weblinks

Heinz Heiber (Wikipedia)

Einzelnachweise

  1. Tympanon Sebalduskirche, Türgriffe Portal Lorenzkirche, Altar Altstädter Kirche Erlangen