Sage vom Kaiser-Karl-Berg: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Flurname '''Kaiserberg''' ist bereits für das Jahr [[1632]] belegt.
Der Flurname '''Kaiserberg''' ist bereits für das Jahr [[1632]] belegt. Die '''Sage vom Kaiser-Karlsberg''' ist eine bekannte Fürther [[:Kategorie:Sagen und Legenden|Sage]].[[Bild:Wiesengrund an der Pegnitz.jpg|mini|right|Wiesengrund an den Pegnitzauen]]
 
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Die '''Sage vom Kaiser-Karlsberg''' ist eine bekannte Fürther [[:Kategorie:Sagen und Legenden|Sage]].[[Bild:Wiesengrund an der Pegnitz.jpg|thumb|right|Wiesengrund an den Pegnitzauen]]
== Sage ==
 
==Sage==
Die Sage berichtet von einem Bäckersbuben, welcher [[Karl der Große|Karl dem Großen]] Brote in einen Hügel im Pegnitztal (nahe dem [[Karlsteg]]) lieferte. Er starb später, weil er das Geheimnis vom Kaiser im Berg nicht für sich behalten konnte.
Die Sage berichtet von einem Bäckersbuben, welcher [[Karl der Große|Karl dem Großen]] Brote in einen Hügel im Pegnitztal (nahe dem [[Karlsteg]]) lieferte. Er starb später, weil er das Geheimnis vom Kaiser im Berg nicht für sich behalten konnte.


Georg Wüstendörfer berichtet in seinen ''[[Wanderungen durch Fürth (Buch)|Wanderungen durch Fürth]]'' folgendes:
Georg Wüstendörfer berichtet in seinen ''[[Wanderungen durch Fürth (Buch)|Wanderungen durch Fürth]]'' folgendes:
:''An der Stelle, wo sich jenseits des Karlssteges noch Ueberreste des Kaiser Karlsberges erheben, befand sich einst eine kaiserliche Pfalz. Es ist unter dieser ein befestigter rings von Pfählen umgebener Meierhof zu verstehen, der dem Kaiser als Jagd- oder Reisestation und dessen Beamten als Wohnung diente. Noch im 18. Jahrhundert fand man dort Trümmer und Ueberreste von Gebäuden. Um den Kaiser Karlsberg wob in früherer Zeit ein gar eigener geheimnisvoller Zauber. Ging man an solchem zur Mitternachtsstunde vorüber, so vernahm man das Klirren der weingefüllten Pokale, hörte man Hifthorn Rolands gar mächtig ertönen, den Kanzler Eginhard bedeutungsvolle Worte sprechen und aus dem Munde der schönen Kaiserstochter Emma gar liebliche Lieder erklingen. Einstmals trieb sich ein Bäckerjunge um die Zeit des Abendgebetläutens vor dem Berge umher. Immer war ihm, als hörte er seinen Namen rufen und wie er sich auch bestrebte, aus der Nähe des Berges zu kommen zu kommen, so fühlte er sich an solchen doch magnetisch festbebannt. Plötzlich stand ein kleines Männchen vor ihm, das ein Laternchen in der Hand hielt , dessen Licht die ganze Umgegend gar wundersam erleuchtete. "Kannst Du schweigen?" fragte das Männchen den Bäckerknaben. "Ich kann es", gab dieser zur Antwort. "Dann ist es Dein Glück", sprach das Männchen weiter, "wirst Du aber zum Verräther an dem was ich Dir jetzt sage, Dann mußt Du sterben. Sieh' Dir den Platz, an dem Du stehst, genau an. Du wirst an diesem Morgen eine Thüre finden, die in das Innere des Berges führt. In den Berg kannst Du ohne jede Gefahr alsdann eingehen. Bringe jeden Morgen einen großen Korb voll Weißbrod hierher. Du wirst ihn nicht nur gut bezahlt, sondern jedesmal auch einen Sechser als Trinkgeld bekommen." Der Knabe that, wie das Männchen ihm geheißen. Als er um die vierte Morgenstunde des andern Tags mit seinem Korb vor dem Berge erschien, führte ihn das Männchen in eine große, von mächtigen Kronenleuchtern erhellte Halle . An den Wänden der Halle hingen alte Rüstungen und Waffen, auch das Hifthorn Rolands und die Laute Emmas gewahrte der Knabe. Um einen großen Tisch saßen eine Anzahl geharnischter Männer, ihr von langem Haupt und Barthaar umwalltes Gesicht war auf die Brust gesunken; sie schliefen. Nachdem der Knabe sein Brod abgeliefert, bedeutete ihm das Männchen nochmals, daß er sein Leben lassen müsse, wenn er irgend einem Menschen von dem erzähle, was er hier gesehen habe. Drei Tage ging alles ganz gut, am vierten aber schlich die Meisterin dem Burschen nach, um zu erspähen, wo er das viele Brod hintrage, für das man ihn stets mit neuem funkelnden Geld bezahle. Kaum war er zu Hause angelangt, als die Meisterin ihn barsch anfuhr: "Nun weiß ich, wo Du das viele Brod hinträgst, in den Kaiser Karlsberg." "Wo das Brod hinkommt, kann Euch gleichgültig sein", sagte der Knabe, "ihr erhaltet doch Euer Geld dafür." Da wurde die Meisterin zornig und drohte den Knaben, daß er tüchtig durchgeprügelt und aus der Lehre gejagt werden, wenn er nicht sofort Alles eingestehe. Weinend erzählte der Knabe nun seine Erlebnisse. Bangen Herzens trat er am andern Tage, den großen Korb mit Brod bepackt, seinen Weg nach dem Kaiser Karsberg an, von dem er nimmer zurückkehrte. Alle Nachsuchungen erwiesen sich als vergebens! Die Kleider des Knaben fand man um den Berg verstreut liegen. - Seit dieser Zeit wurde kein fröhlicher Laut aus dem Berge vernommen, wohl aber zuweilen leises Weinen und Klagen. Die um den den Berg lustig grünenden Bäume und Gesträuche verdorrten und die auf Anregung Karls des Großen gepflanzten Weinberge brachten nur saure Frucht. Nach und nach gingen sie ganz ein. Kaiser Karl aber lebt mit seinen Mannen in Inneren des Berges fort. Alljährlich in der Johannisnacht reitet er mit großem Gefolge den unterirdischen Gang entlang, der sich vom Berge über Schniegling nach der alten Hohenzollernburg in Nürnberg zieht. Der Gang mündet oberhalb der Sohle des dortigen sehr tiefen Felsenbrunnens aus. Drei Schläge mit schwanker Gerte an ein eisernes Thor geführt sprengen dieses auf, worauf die Rosse getränkt werden. Die Sage erzählt weiter, daß einstmals auf der Fleischbrücke zu Nürnberg ein armer Sünder hingerichtet werden sollte, dessen Liebchen den hohen Rath gar flehentlich um sein Leben bat. Mann versprach, den Missethäter zu begnadigen, wenn erden nach dem Kaisers-Karlsberg führenden Gang durchwandere und zum Wahrzeichen seiner Wanderung irgend einen Gegenstand mitbringe. Man ließ ihn den Brunnen hinab, von wo aus er seinen beschwerlichen Weg antrat. Im Karlsberg angekommen, sah er den Kaiser und viele Edle Ritter schlafend an einer großen Tafel sitzen. Der Bart des Kaisers war silberweiß und dreimal um den Tisch gewachsen. Gnomen hielten Wache und warfen dem ungeladenen Gast drohende Blicke zu. Von Entsetzen gepackt ergriff dieser die Flucht. Von dem Plafond der Halle fielen dicke, leuchtende Tropfen herab, die er, in der Meinung es seien Goldkügelchen, auffing und die Tasche abstreifte. Als er in Nürnberg wieder angekommen, vor den hohen Rath geführt und gefragt wurde, was er zu Zeichen, daß er im Kaiser Karlsberg gewesen, mitgebracht habe, griff er in die Tasche, um die Goldkügelchen zu zeigen. Wie erstaunte er aber, als sich nicht solche, sondern ein großer Demant vom reinsten Wasser vorfand. Der hohe Rath gewährte ihm hierauf volle Begnadigung, der Dimant bildete für ihn und seine Geliebte, derem Flehen er sein Leben verdankte, die Aussteuer. Soweit die Sage. Heute noch werden wir durch Bezeichnungen wie Karlssteg, Kaiser Karlsberg, Karlsthal, St. Martinskapelle an den Gründer Fürths, Kaiser Karl dem Großen erinnert.''<ref>Georg Wüstendörfer: ''[[Wanderungen durch Fürth (Buch)|Wanderungen durch Fürth]], 1898, S. 105 ff.</ref>  
:''An der Stelle, wo sich jenseits des Karlssteges noch Überreste des Kaiser Karlsberges erheben, befand sich einst eine kaiserliche Pfalz. Es ist unter dieser ein befestigter rings von Pfählen umgebener Meierhof zu verstehen, der dem Kaiser als Jagd- oder Reisestation und dessen Beamten als Wohnung diente. Noch im 18. Jahrhundert fand man dort Trümmer und Überreste von Gebäuden. Um den Kaiser Karlsberg wob in früherer Zeit ein gar eigener geheimnisvoller Zauber. Ging man an solchem zur Mitternachtsstunde vorüber, so vernahm man das Klirren der weingefüllten Pokale, hörte man Hifthorn Rolands gar mächtig ertönen, den Kanzler Eginhard bedeutungsvolle Worte sprechen und aus dem Munde der schönen Kaiserstochter Emma gar liebliche Lieder erklingen. Einstmals trieb sich ein Bäckerjunge um die Zeit des Abendgebetläutens vor dem Berge umher. Immer war ihm, als hörte er seinen Namen rufen und wie er sich auch bestrebte, aus der Nähe des Berges zu kommen, so fühlte er sich an solchen doch magnetisch festbebannt. Plötzlich stand ein kleines Männchen vor ihm, das ein Laternchen in der Hand hielt , dessen Licht die ganze Umgegend gar wundersam erleuchtete. "Kannst Du schweigen?" fragte das Männchen den Bäckerknaben. "Ich kann es", gab dieser zur Antwort. "Dann ist es Dein Glück", sprach das Männchen weiter, "wirst Du aber zum Verräther an dem was ich Dir jetzt sage, Dann mußt Du sterben. Sieh' Dir den Platz, an dem Du stehst, genau an. Du wirst an diesem Morgen eine Thüre finden, die in das Innere des Berges führt. In den Berg kannst Du ohne jede Gefahr alsdann eingehen. Bringe jeden Morgen einen großen Korb voll Weißbrod hierher. Du wirst ihn nicht nur gut bezahlt, sondern jedesmal auch einen Sechser als Trinkgeld bekommen." Der Knabe that, wie das Männchen ihm geheißen. Als er um die vierte Morgenstunde des andern Tags mit seinem Korb vor dem Berge erschien, führte ihn das Männchen in eine große, von mächtigen Kronenleuchtern erhellte Halle . An den Wänden der Halle hingen alte Rüstungen und Waffen, auch das Hifthorn Rolands und die Laute Emmas gewahrte der Knabe. Um einen großen Tisch saßen eine Anzahl geharnischter Männer, ihr von langem Haupt und Barthaar umwalltes Gesicht war auf die Brust gesunken; sie schliefen. Nachdem der Knabe sein Brod abgeliefert, bedeutete ihm das Männchen nochmals, daß er sein Leben lassen müsse, wenn er irgend einem Menschen von dem erzähle, was er hier gesehen habe. Drei Tage ging alles ganz gut, am vierten aber schlich die Meisterin dem Burschen nach, um zu erspähen, wo er das viele Brod hintrage, für das man ihn stets mit neuem funkelnden Geld bezahle. Kaum war er zu Hause angelangt, als die Meisterin ihn barsch anfuhr: "Nun weiß ich, wo Du das viele Brod hinträgst, in den Kaiser Karlsberg." "Wo das Brod hinkommt, kann Euch gleichgültig sein", sagte der Knabe, "ihr erhaltet doch Euer Geld dafür." Da wurde die Meisterin zornig und drohte den Knaben, daß er tüchtig durchgeprügelt und aus der Lehre gejagt werden, wenn er nicht sofort Alles eingestehe. Weinend erzählte der Knabe nun seine Erlebnisse. Bangen Herzens trat er am andern Tage, den großen Korb mit Brod bepackt, seinen Weg nach dem Kaiser Karsberg an, von dem er nimmer zurückkehrte. Alle Nachsuchungen erwiesen sich als vergebens! Die Kleider des Knaben fand man um den Berg verstreut liegen. - Seit dieser Zeit wurde kein fröhlicher Laut aus dem Berge vernommen, wohl aber zuweilen leises Weinen und Klagen. Die um den den Berg lustig grünenden Bäume und Gesträuche verdorrten und die auf Anregung Karls des Großen gepflanzten Weinberge brachten nur saure Frucht. Nach und nach gingen sie ganz ein. Kaiser Karl aber lebt mit seinen Mannen in Inneren des Berges fort. Alljährlich in der Johannisnacht reitet er mit großem Gefolge den unterirdischen Gang entlang, der sich vom Berge über Schniegling nach der alten Hohenzollernburg in Nürnberg zieht. Der Gang mündet oberhalb der Sohle des dortigen sehr tiefen Felsenbrunnens aus. Drei Schläge mit schwanker Gerte an ein eisernes Thor geführt sprengen dieses auf, worauf die Rosse getränkt werden. Die Sage erzählt weiter, daß einstmals auf der Fleischbrücke zu Nürnberg ein armer Sünder hingerichtet werden sollte, dessen Liebchen den hohen Rath gar flehentlich um sein Leben bat. Mann versprach, den Missethäter zu begnadigen, wenn erden nach dem Kaisers-Karlsberg führenden Gang durchwandere und zum Wahrzeichen seiner Wanderung irgend einen Gegenstand mitbringe. Man ließ ihn den Brunnen hinab, von wo aus er seinen beschwerlichen Weg antrat. Im Karlsberg angekommen, sah er den Kaiser und viele Edle Ritter schlafend an einer großen Tafel sitzen. Der Bart des Kaisers war silberweiß und dreimal um den Tisch gewachsen. Gnomen hielten Wache und warfen dem ungeladenen Gast drohende Blicke zu. Von Entsetzen gepackt ergriff dieser die Flucht. Von dem Plafond der Halle fielen dicke, leuchtende Tropfen herab, die er, in der Meinung es seien Goldkügelchen, auffing und die Tasche abstreifte. Als er in Nürnberg wieder angekommen, vor den hohen Rath geführt und gefragt wurde, was er zu Zeichen, daß er im Kaiser Karlsberg gewesen, mitgebracht habe, griff er in die Tasche, um die Goldkügelchen zu zeigen. Wie erstaunte er aber, als sich nicht solche, sondern ein großer Demant vom reinsten Wasser vorfand. Der hohe Rath gewährte ihm hierauf volle Begnadigung, der Dimant bildete für ihn und seine Geliebte, derem Flehen er sein Leben verdankte, die Aussteuer. Soweit die Sage. Heute noch werden wir durch Bezeichnungen wie Karlssteg, Kaiser Karlsberg, Karlsthal, St. Martinskapelle an den Gründer Fürths, Kaiser Karl dem Großen erinnert.''<ref>Georg Wüstendörfer: ''[[Wanderungen durch Fürth (Buch)|Wanderungen durch Fürth]], 1898, S. 105 ff.</ref>  


== Literatur ==  
== Literatur ==  
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==Siehe auch==
==Siehe auch==
* [[Kaiser Karlsberg]]
* [[Karl der Große]]  
* [[Karl der Große]]  
* [[Wiesengrund]]
* [[Wiesengrund]]
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* [[Karlsteg]]
* [[Karlsteg]]


==Einzelnachweise==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Sagen und Legenden]]
[[Kategorie:Sagen und Legenden]]

Aktuelle Version vom 23. Oktober 2020, 08:53 Uhr

Der Flurname Kaiserberg ist bereits für das Jahr 1632 belegt. Die Sage vom Kaiser-Karlsberg ist eine bekannte Fürther Sage.

Wiesengrund an den Pegnitzauen

Sage

Die Sage berichtet von einem Bäckersbuben, welcher Karl dem Großen Brote in einen Hügel im Pegnitztal (nahe dem Karlsteg) lieferte. Er starb später, weil er das Geheimnis vom Kaiser im Berg nicht für sich behalten konnte.

Georg Wüstendörfer berichtet in seinen Wanderungen durch Fürth folgendes:

An der Stelle, wo sich jenseits des Karlssteges noch Überreste des Kaiser Karlsberges erheben, befand sich einst eine kaiserliche Pfalz. Es ist unter dieser ein befestigter rings von Pfählen umgebener Meierhof zu verstehen, der dem Kaiser als Jagd- oder Reisestation und dessen Beamten als Wohnung diente. Noch im 18. Jahrhundert fand man dort Trümmer und Überreste von Gebäuden. Um den Kaiser Karlsberg wob in früherer Zeit ein gar eigener geheimnisvoller Zauber. Ging man an solchem zur Mitternachtsstunde vorüber, so vernahm man das Klirren der weingefüllten Pokale, hörte man Hifthorn Rolands gar mächtig ertönen, den Kanzler Eginhard bedeutungsvolle Worte sprechen und aus dem Munde der schönen Kaiserstochter Emma gar liebliche Lieder erklingen. Einstmals trieb sich ein Bäckerjunge um die Zeit des Abendgebetläutens vor dem Berge umher. Immer war ihm, als hörte er seinen Namen rufen und wie er sich auch bestrebte, aus der Nähe des Berges zu kommen, so fühlte er sich an solchen doch magnetisch festbebannt. Plötzlich stand ein kleines Männchen vor ihm, das ein Laternchen in der Hand hielt , dessen Licht die ganze Umgegend gar wundersam erleuchtete. "Kannst Du schweigen?" fragte das Männchen den Bäckerknaben. "Ich kann es", gab dieser zur Antwort. "Dann ist es Dein Glück", sprach das Männchen weiter, "wirst Du aber zum Verräther an dem was ich Dir jetzt sage, Dann mußt Du sterben. Sieh' Dir den Platz, an dem Du stehst, genau an. Du wirst an diesem Morgen eine Thüre finden, die in das Innere des Berges führt. In den Berg kannst Du ohne jede Gefahr alsdann eingehen. Bringe jeden Morgen einen großen Korb voll Weißbrod hierher. Du wirst ihn nicht nur gut bezahlt, sondern jedesmal auch einen Sechser als Trinkgeld bekommen." Der Knabe that, wie das Männchen ihm geheißen. Als er um die vierte Morgenstunde des andern Tags mit seinem Korb vor dem Berge erschien, führte ihn das Männchen in eine große, von mächtigen Kronenleuchtern erhellte Halle . An den Wänden der Halle hingen alte Rüstungen und Waffen, auch das Hifthorn Rolands und die Laute Emmas gewahrte der Knabe. Um einen großen Tisch saßen eine Anzahl geharnischter Männer, ihr von langem Haupt und Barthaar umwalltes Gesicht war auf die Brust gesunken; sie schliefen. Nachdem der Knabe sein Brod abgeliefert, bedeutete ihm das Männchen nochmals, daß er sein Leben lassen müsse, wenn er irgend einem Menschen von dem erzähle, was er hier gesehen habe. Drei Tage ging alles ganz gut, am vierten aber schlich die Meisterin dem Burschen nach, um zu erspähen, wo er das viele Brod hintrage, für das man ihn stets mit neuem funkelnden Geld bezahle. Kaum war er zu Hause angelangt, als die Meisterin ihn barsch anfuhr: "Nun weiß ich, wo Du das viele Brod hinträgst, in den Kaiser Karlsberg." "Wo das Brod hinkommt, kann Euch gleichgültig sein", sagte der Knabe, "ihr erhaltet doch Euer Geld dafür." Da wurde die Meisterin zornig und drohte den Knaben, daß er tüchtig durchgeprügelt und aus der Lehre gejagt werden, wenn er nicht sofort Alles eingestehe. Weinend erzählte der Knabe nun seine Erlebnisse. Bangen Herzens trat er am andern Tage, den großen Korb mit Brod bepackt, seinen Weg nach dem Kaiser Karsberg an, von dem er nimmer zurückkehrte. Alle Nachsuchungen erwiesen sich als vergebens! Die Kleider des Knaben fand man um den Berg verstreut liegen. - Seit dieser Zeit wurde kein fröhlicher Laut aus dem Berge vernommen, wohl aber zuweilen leises Weinen und Klagen. Die um den den Berg lustig grünenden Bäume und Gesträuche verdorrten und die auf Anregung Karls des Großen gepflanzten Weinberge brachten nur saure Frucht. Nach und nach gingen sie ganz ein. Kaiser Karl aber lebt mit seinen Mannen in Inneren des Berges fort. Alljährlich in der Johannisnacht reitet er mit großem Gefolge den unterirdischen Gang entlang, der sich vom Berge über Schniegling nach der alten Hohenzollernburg in Nürnberg zieht. Der Gang mündet oberhalb der Sohle des dortigen sehr tiefen Felsenbrunnens aus. Drei Schläge mit schwanker Gerte an ein eisernes Thor geführt sprengen dieses auf, worauf die Rosse getränkt werden. Die Sage erzählt weiter, daß einstmals auf der Fleischbrücke zu Nürnberg ein armer Sünder hingerichtet werden sollte, dessen Liebchen den hohen Rath gar flehentlich um sein Leben bat. Mann versprach, den Missethäter zu begnadigen, wenn erden nach dem Kaisers-Karlsberg führenden Gang durchwandere und zum Wahrzeichen seiner Wanderung irgend einen Gegenstand mitbringe. Man ließ ihn den Brunnen hinab, von wo aus er seinen beschwerlichen Weg antrat. Im Karlsberg angekommen, sah er den Kaiser und viele Edle Ritter schlafend an einer großen Tafel sitzen. Der Bart des Kaisers war silberweiß und dreimal um den Tisch gewachsen. Gnomen hielten Wache und warfen dem ungeladenen Gast drohende Blicke zu. Von Entsetzen gepackt ergriff dieser die Flucht. Von dem Plafond der Halle fielen dicke, leuchtende Tropfen herab, die er, in der Meinung es seien Goldkügelchen, auffing und die Tasche abstreifte. Als er in Nürnberg wieder angekommen, vor den hohen Rath geführt und gefragt wurde, was er zu Zeichen, daß er im Kaiser Karlsberg gewesen, mitgebracht habe, griff er in die Tasche, um die Goldkügelchen zu zeigen. Wie erstaunte er aber, als sich nicht solche, sondern ein großer Demant vom reinsten Wasser vorfand. Der hohe Rath gewährte ihm hierauf volle Begnadigung, der Dimant bildete für ihn und seine Geliebte, derem Flehen er sein Leben verdankte, die Aussteuer. Soweit die Sage. Heute noch werden wir durch Bezeichnungen wie Karlssteg, Kaiser Karlsberg, Karlsthal, St. Martinskapelle an den Gründer Fürths, Kaiser Karl dem Großen erinnert.[1]

Literatur

  • Adolf Schwammberger: Fürther Sagen. Neu erläutert und erzählt von Dr. Adolf Schwammberger. Mit 3 Federzeichnungen von Fritz Meier, 2. Auflage. Nürnberg: Lorenz Spindler, 1956, 64 S.; 3. Auflage, Fürth: Hanns Ulrich Verlag, 1966, 84 S.
  • Kaiserberg. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 190.
  • Kaiser Karlsberg. In: Georg Wüstendörfer: Wanderungen durch Fürth, 1898, S. 105 ff.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Georg Wüstendörfer: Wanderungen durch Fürth, 1898, S. 105 ff.