Urban Pistorius: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Urban Pistorius''' (geb. [[1541]] Lobenstein; gest. [[31. August]] [[1586]] in Fürth) wurde im thüringischen [[wikipedia:Bad Lobenstein|Lobenstein]] geboren. Er erhielt seine Ausbildung in Coburg, Zwickau und Nürnberg und ging [[1562]] zum Studium nach Wittenberg, wo er [[1566]] den Grad ''Phil. Magister'' erwarb.<ref name="AW-162">Andreas Würfel: Diptycha Ecclesiarum Oppidis et Pagis Norimbergensibus, 1759, S. 162 [https://books.google.de/books?id=hYNOAAAAcAAJ&pg=PA276-IA244&dq=Urban+Pistorius,+Diptycha&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiA_tePiY7eAhVqyoUKHaHEApAQ6AEIJzAA#v=onepage&q=Urban%20Pistorius%2C%20Diptycha&f=false - online abrufbar]</ref>
'''Urban Pistorius''' (geb. [[1541]] Lobenstein; gest. [[31. August]] [[1586]] in Fürth) wurde im thüringischen [[wikipedia:Bad Lobenstein|Lobenstein]] geboren. Er erhielt seine Ausbildung in Coburg, Zwickau und Nürnberg und ging [[1562]] zum Studium nach Wittenberg, wo er [[1566]] den Grad ''Phil. Magister'' erwarb.<ref name="AW-162">Andreas Würfel: Diptycha Ecclesiarum Oppidis et Pagis Norimbergensibus, 1759, S. 162 [https://books.google.de/books?id=hYNOAAAAcAAJ&pg=PA276-IA244&dq=Urban+Pistorius,+Diptycha&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiA_tePiY7eAhVqyoUKHaHEApAQ6AEIJzAA#v=onepage&q=Urban%20Pistorius%2C%20Diptycha&f=false - online]</ref>


[[1568]] nahm er die Pfarrstelle in Kornburg an.
[[1568]] nahm er die Pfarrstelle in Kornburg an.


Im Mai [[1579]] wurde er auf die Pfarrstelle in Fürth berufen.  
Im Mai [[1579]] wurde er auf die Pfarrstelle in Fürth berufen.  
21 Jahre nach [[Johann Baptist Fabricius#Antijüdische Streitschrift|Fabricius' Streitschrift]] wendet sich Urban Pistorius an den Nürnbergischen Kirchenpfleger Paulus Koler und berichtet über ein angeblich jüdisches Bauvorhaben auf dompröpstischen Grund in der damals noch [[Bauerngasse]] genannten [[Gustavstraße]]. Pistorius befürchtete dabei auch eine ''Judenschul'', die dann - sonderlich am Sabbat - eine dermaßene Lärmbelästigung in der Nähe des Pfarrhofes zeitigen  würde, dass er sich nicht mehr auf die Sonntagspredigt konzentrieren könne, um diese zu meditieren. Wenn man gar noch eine Möglichkeit der Schächtung dort errichtete, würden seine ''Pfarrkinder durch solch abgöttischen Frevel'' beeinträchtigt, wenn sie samstags zur Beichte gingen. <ref> Barbara Ohm, "Geschichte der Juden in Fürth", 2014, Seite 21</ref>
21 Jahre nach [[Johann Baptist Fabricius#Antijüdische Streitschrift|Fabricius' Streitschrift]] wendet sich Urban Pistorius an den Nürnbergischen Kirchenpfleger Paulus Koler und berichtet über ein angeblich jüdisches Bauvorhaben auf dompröpstischen Grund in der damals noch [[Bauerngasse]] genannten [[Gustavstraße]]. Pistorius befürchtete dabei auch eine ''Judenschul'', die dann - sonderlich am Sabbat - eine dermaßene Lärmbelästigung in der Nähe des Pfarrhofes zeitigen  würde, dass er sich nicht mehr auf die Sonntagspredigt konzentrieren könne, um diese zu meditieren. Wenn man gar noch eine Möglichkeit der Schächtung dort errichtete, würden seine ''Pfarrkinder durch solch abgöttischen Frevel'' beeinträchtigt, wenn sie samstags zur Beichte gingen.<ref>Barbara Ohm: Geschichte der Juden in Fürth, 2014, S. 21</ref>


Kurz vor Urban Pistorius' Tod im Jahr [[1568]] wurde von den nürnbergischen ''Gottshauspflegern'' für 18 fl. ein Karren (wohl eine eher minderwertige Kutsche) angeschafft, damit der Pfarrer auf die 14 Pfarrdörfer zur Seelsorge fahren könne. In einer allgemeinen Bekanntmachung erläuterte man dem Pfarrvolk, dass man mit einem angeschirrten Pferd zum Pfarrhof reiten, den Karren anspannen und somit den Pfarrer fahren könne. Nach einem ersten Einsatz bemächtigte sich aber der bambergische Amtmann des Karrens und Pistorius musste nun für jeden Einsatz um Erlaubnis für die Benutzung bitten. Der Syndikus aus Nürnberg wurde vorstellig und verlangte unter Nachdruck ''die Restitution des Karrens''. Unter dem Protest Bambergs kam er wieder zurück, wurde künftig mit zwei Ketten angeschlossen und bekam sogar noch einen eigenen Schuppen. <ref> Fronmüllerchronik, 1887, S. 51 (dort zitiert nach Sax, Michaelschronik, S.23</ref> <br />  
Kurz vor Urban Pistorius' Tod im Jahr [[1568]] wurde von den nürnbergischen ''Gottshauspflegern'' für 18 fl. ein Karren (wohl eine eher minderwertige Kutsche) angeschafft, damit der Pfarrer auf die 14 Pfarrdörfer zur Seelsorge fahren könne. In einer allgemeinen Bekanntmachung erläuterte man dem Pfarrvolk, dass man mit einem angeschirrten Pferd zum Pfarrhof reiten, den Karren anspannen und somit den Pfarrer fahren könne. Nach einem ersten Einsatz bemächtigte sich aber der bambergische Amtmann des Karrens und Pistorius musste nun für jeden Einsatz um Erlaubnis für die Benutzung bitten. Der Syndikus aus Nürnberg wurde vorstellig und verlangte unter Nachdruck ''die Restitution des Karrens''. Unter dem Protest Bambergs kam er wieder zurück, wurde künftig mit zwei Ketten angeschlossen und bekam sogar noch einen eigenen Schuppen.<ref>Fronmüllerchronik, 1887, S. 51 (dort zitiert nach Sax, Michaelschronik, S. 23)</ref> <br />  
Pistorius starb am [[31. August]] [[1586]]. Seine Witwe blieb mit Erlaubnis des damaligen Kirchenpflegers bis zum 28. Dezember im Pfarrhof wohnen.<ref name="AW-162"/>
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* [[St. Michael]]
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[[Kategorie:Geistlicher]]
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Aktuelle Version vom 7. Januar 2024, 00:12 Uhr

Urban Pistorius (geb. 1541 Lobenstein; gest. 31. August 1586 in Fürth) wurde im thüringischen Lobenstein geboren. Er erhielt seine Ausbildung in Coburg, Zwickau und Nürnberg und ging 1562 zum Studium nach Wittenberg, wo er 1566 den Grad Phil. Magister erwarb.[1]

1568 nahm er die Pfarrstelle in Kornburg an.

Im Mai 1579 wurde er auf die Pfarrstelle in Fürth berufen. 21 Jahre nach Fabricius' Streitschrift wendet sich Urban Pistorius an den Nürnbergischen Kirchenpfleger Paulus Koler und berichtet über ein angeblich jüdisches Bauvorhaben auf dompröpstischen Grund in der damals noch Bauerngasse genannten Gustavstraße. Pistorius befürchtete dabei auch eine Judenschul, die dann - sonderlich am Sabbat - eine dermaßene Lärmbelästigung in der Nähe des Pfarrhofes zeitigen würde, dass er sich nicht mehr auf die Sonntagspredigt konzentrieren könne, um diese zu meditieren. Wenn man gar noch eine Möglichkeit der Schächtung dort errichtete, würden seine Pfarrkinder durch solch abgöttischen Frevel beeinträchtigt, wenn sie samstags zur Beichte gingen.[2]

Kurz vor Urban Pistorius' Tod im Jahr 1568 wurde von den nürnbergischen Gottshauspflegern für 18 fl. ein Karren (wohl eine eher minderwertige Kutsche) angeschafft, damit der Pfarrer auf die 14 Pfarrdörfer zur Seelsorge fahren könne. In einer allgemeinen Bekanntmachung erläuterte man dem Pfarrvolk, dass man mit einem angeschirrten Pferd zum Pfarrhof reiten, den Karren anspannen und somit den Pfarrer fahren könne. Nach einem ersten Einsatz bemächtigte sich aber der bambergische Amtmann des Karrens und Pistorius musste nun für jeden Einsatz um Erlaubnis für die Benutzung bitten. Der Syndikus aus Nürnberg wurde vorstellig und verlangte unter Nachdruck die Restitution des Karrens. Unter dem Protest Bambergs kam er wieder zurück, wurde künftig mit zwei Ketten angeschlossen und bekam sogar noch einen eigenen Schuppen.[3]
Pistorius starb am 31. August 1586. Seine Witwe blieb mit Erlaubnis des damaligen Kirchenpflegers bis zum 28. Dezember im Pfarrhof wohnen.[1]

Herkunft des Familiennamens

Der Name "Pistorius" kommt von der Berufsbezeichnung "Müller, Bäcker" - lateinisch pistor - in einer hyperlateinischen Form, bei der das Suffix -(ic)ius an eine bereits erfolgte Übersetzung noch angehängt wird. Die Latinisierung und Graezisierung von Familiennamen war eine Modeerscheinung sonderlich im Humanismus. Möglicherweise schämten sich einige Studenten bei der Einschreibung in die Matrikellisten der Universität ihrer bildungsfernen Vorfahren und suchten dies mit einer Umbenennung zu übertünchen.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Andreas Würfel: Diptycha Ecclesiarum Oppidis et Pagis Norimbergensibus, 1759, S. 162 - online
  2. Barbara Ohm: Geschichte der Juden in Fürth, 2014, S. 21
  3. Fronmüllerchronik, 1887, S. 51 (dort zitiert nach Sax, Michaelschronik, S. 23)

Siehe auch