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urtheilt. Der Bauer wurde mit 140 Streichen zu Tod ge­prügelt. Als der Jude sah, daß es ihm auch an das Leben
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ging, so bekehrte er sich zur katholischen Religion. Dessen­ ungeachtet konnte er Begnadigung nicht finden, sondern wurde gleich nach der Taufe am Stadelner Wald erschossen. Ueber das Schicksal des Metzgers ist nichts bekannt. {{fnFC|347}} — Bamberg protestirte in diesem Jahre gegen die eigenmächtigen Werbungen des Markgrafen im Lehensgute zu Fürth am 25. April. {{fnFC|348}} Die Vexationen hörten überhaupt nicht auf. So fiel es einigen domprobstischen Schutzjuden in gleichem Jahre ein, aus ihren Äckern auf dem Koppenhofe Gärten zu machen und dieselben zu umzäunen. Hierin fand Ansbach einen Eingriff in seine Rechte; ohne markgräfliche Erlaubniß dürfe solches nicht statt­finden; es wurde eine Generalinhibition wegen Verwandlung von Äckern in Gärten erlassen, und die Äcker mußten Äcker bleiben. {{fnFC|349}}
  
urtheilt. Der Bauer wurde mit 140 Streichen zu Tod ge­
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Wegen Mangel an Raum wurde [[Jahr::1697]] neben der Haupt­synagoge gegen Süden eine zweite erbaut, neue oder Kaalsschule genannt, mit einem Frauenbade. Sie war für die Frauen bestimmt. Unter denselben befand sich die Mickveh, eine soge­nannte „Tuck" für die Bräute, und eine Badestube für die Weiber. {{fnFC|350}} Außerdem bestanden noch fünf Nebenschulen (die von Eisig, Bärmann, Gabriel, Fränkel, Klef.) — In diesem Jahre wurde von den sämmtlichen „Nürnberger Ungemeindlichen" eine Eingabe an den Rath von Nürnberg eingereicht, worin sie sich wegen Bedrückung in Bezug auf Einquartierung beklagten, obschon sie von allen gemeindlichen Vortheilen ausgeschlossen seien. Dabei bemerkten sie, daß ihre Häuser meistens nach dem dreißigjährigen Kriege erbaut worden seien {{fnFC|351}} — Michael Bewerer reparirte für die Gemeinde die zwei Feuerkünste. {{fnFC|352}} Die drei Martersäulen der Fürther Gemeinde wurden durch
prügelt. Als der Jude sah, daß es ihm auch an das Leben
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Maurer und Maler renovirt, eine auf der Straße nach Nürn­berg, eine nächst der Badbrücke, eine dritte auf der Fürther
ging, so bekehrte er sich zur katholischen Religion.
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Ebene gegen Farrnbach. {{fnFC|352}} — Nach dem am 25. Februar er­folgten Tode des Pfarrers Lochner, der bei den Juden, wohl auch bei den Katholiken nicht beliebt war, suchte der Domprobst die Succession seines Sohnes, des damaligen Diakons Daniel Lochner, zu verhindern und ließ deshalb am 25. März durch den Syndikus des Kapitels, Mertloch, das Ersuchen an den
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ungeachtet konnte er Begnadigung nicht finden, sondern wurde
 
gleich nach der Taufe am Stadelner Wald erschossen. Ueber
 
das Schicksal des Metzgers ist nichts bekannt."') — Bamberg
 
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Die Vexationen hörten überhaupt nicht auf. So fiel es einigen
 
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Hierin fand Ansbach einen Eingriff in seine
 
Rechte; ohne markgräfliche Erlaubniß dürfe solches nicht statt­
 
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von Äckern in Gärten erlassen, und die Äcker mußten Äcker
 
 
 
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Wegen Mangel an Raum wurde 1697 neben der Haupt­
 
synagoge gegen Süden eine zweite erbaut, neue oder Kaalsschule
 
genannt, mit einem Frauenbade. Sie war für die Frauen
 
bestimmt. Unter denselben befand sich die Mickveh, eine soge­
 
nannte „Tuck" für die Bräute, und eine Badestube für die
 
Weiber."°) Außerdem bestanden noch fünf Nebenschulen (die
 
von Eisig, Bärmann, Gabriel, Fränkel, Klef.) — In diesem
 
 
 
Jahre wurde von den sämmtlichen „Nürnberger Ungemeindlichen"
 
eine Eingabe an den Rath von Nürnberg eingereicht, worin sie
 
sich wegen Bedrückung in Bezug auf Einquartierung beklagten,
 
obschon sie von allen gemeindlichen Vortheilen ausgeschlossen
 
seien. Dabei bemerkten sie, daß ihre Häuser meistens nach dem
 
dreißigjährigen Kriege erbaut worden seiend") — Michael
 
Bewerer reparirte für die Gemeinde die zwei Feuerkünste."?)
 
Die drei Martersäulen der Fürther Gemeinde wurden durch
 
Maurer und Maler renovirt, eine auf der Straße nach Nürn­
 
berg, eine nächst der Badbrücke, eine dritte auf der Fürther
 
Ebene gegen Farrnbach."?) — Nach dem am 25. Februar er­
 
folgten Tode des Pfarrers Lochner, der bei den Juden, wohl
 
auch bei den Katholiken nicht beliebt war, suchte der Domprobst
 
die Succession seines Sohnes, des damaligen Diakons Daniel
 
Lochner, zu verhindern und ließ deshalb am 25. März durch
 
den Syndikus des Kapitels, Mertloch, das Ersuchen an den
 

Aktuelle Version vom 5. August 2024, 14:31 Uhr

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112 Sechste Periode (1696—1697).

urtheilt. Der Bauer wurde mit 140 Streichen zu Tod ge­prügelt. Als der Jude sah, daß es ihm auch an das Leben ging, so bekehrte er sich zur katholischen Religion. Dessen­ ungeachtet konnte er Begnadigung nicht finden, sondern wurde gleich nach der Taufe am Stadelner Wald erschossen. Ueber das Schicksal des Metzgers ist nichts bekannt. 347) — Bamberg protestirte in diesem Jahre gegen die eigenmächtigen Werbungen des Markgrafen im Lehensgute zu Fürth am 25. April. 348) Die Vexationen hörten überhaupt nicht auf. So fiel es einigen domprobstischen Schutzjuden in gleichem Jahre ein, aus ihren Äckern auf dem Koppenhofe Gärten zu machen und dieselben zu umzäunen. Hierin fand Ansbach einen Eingriff in seine Rechte; ohne markgräfliche Erlaubniß dürfe solches nicht statt­finden; es wurde eine Generalinhibition wegen Verwandlung von Äckern in Gärten erlassen, und die Äcker mußten Äcker bleiben. 349)

Wegen Mangel an Raum wurde 1697 neben der Haupt­synagoge gegen Süden eine zweite erbaut, neue oder Kaalsschule genannt, mit einem Frauenbade. Sie war für die Frauen bestimmt. Unter denselben befand sich die Mickveh, eine soge­nannte „Tuck" für die Bräute, und eine Badestube für die Weiber. 350) Außerdem bestanden noch fünf Nebenschulen (die von Eisig, Bärmann, Gabriel, Fränkel, Klef.) — In diesem Jahre wurde von den sämmtlichen „Nürnberger Ungemeindlichen" eine Eingabe an den Rath von Nürnberg eingereicht, worin sie sich wegen Bedrückung in Bezug auf Einquartierung beklagten, obschon sie von allen gemeindlichen Vortheilen ausgeschlossen seien. Dabei bemerkten sie, daß ihre Häuser meistens nach dem dreißigjährigen Kriege erbaut worden seien 351) — Michael Bewerer reparirte für die Gemeinde die zwei Feuerkünste. 352) Die drei Martersäulen der Fürther Gemeinde wurden durch Maurer und Maler renovirt, eine auf der Straße nach Nürn­berg, eine nächst der Badbrücke, eine dritte auf der Fürther Ebene gegen Farrnbach. 352) — Nach dem am 25. Februar er­folgten Tode des Pfarrers Lochner, der bei den Juden, wohl auch bei den Katholiken nicht beliebt war, suchte der Domprobst die Succession seines Sohnes, des damaligen Diakons Daniel Lochner, zu verhindern und ließ deshalb am 25. März durch den Syndikus des Kapitels, Mertloch, das Ersuchen an den