Königstraße 55: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 27. Januar 2024, 02:35 Uhr
- Straße / Hausnr.
- Königstraße 55
- Akten-Nr.
- D-5-63-000-616
- Objekt
- Wohnhaus
- Teil des Ensembles
- Altstadt
- Geokoordinate
- 49° 28' 43.63" N, 10° 59' 14.34" E
- Gebäude besteht
- Ja
- Denkmalstatus besteht
- Ja
- Quellangaben
- BLfD - Denkmalliste Fürth
Dreigeschossiger giebelständiger Putzbau mit Satteldach und traufseitigem und im Obergeschoss verschiefertem Anbau zu Nr. 57, wohl 18. Jahrhundert; bauliche Gruppe mit Königstraße 57 / 59; Teil des Ensembles Altstadt.
Geschichte
In der Entstehungszeit des alten Bauernhofes, die um 1400 vermutet wird[1], umfasst der Hof die heutigen Hausnummern Königstraße 55, 57 und 59. Die Lage im Zentrum spricht für eine möglicherweise bereits in fränkischer Zeit vorgenommene Bebauung, auch wenn diese etwas „abseits der großen Fernstraße nach Frankfurt lag, die von der Pegnitzfurt [sic] kommend am heutigen Grünen Markt zur Kirche St. Michael abbog und durch die heutige Gustavstraße führte, während die dazwischenliegende „mittlere Königstraße“ noch bis ins 17. Jahrhundert als „Schell(m)engasse“, dann als „Rosengasse“ (nach dem Gasthaus zur [Weißen] Rose), eine vergleichsweise untergeordnete Rolle spielte.“[2]
Eigentümer des Urhofes (heute: Königstraße 55, 57 und 59)[1]
- 1400: Ernst Baumgärtner zu Nürnberg
- 1452: Michael Kopp
- 1478: Ullein Kopp
- 1538: Kinder Kopp als Erben
- 1539 am 29. September erwarb Hanns Holper, bambergischer Amtmann[3], der vom markgräflich-ansbachischen Amtmann im Zuge der Türkensteuer ins Gefängnis nach Cadolzburg verschleppt wurde, den Hof für 150 Gulden.[2]
- 1545: Katharina Holper bestätigte den Kauf des Hofes durch ihren Mann von Ullein Kopps Sohn[4], da möglicherweise der Ehemann zu diesem Zeitpunkt noch als Gefangener des Ansbacher Markgrafen im Gefängnis einsaß.
- 1567 wurde Agnes Meister mit dem Hof ihres verstorbenen Ehemannes belehnt.
- 1576: Fritz Meister erhält am 23. Mai 1576 einen Zinslehenrevers, der den Bauernhof mit 15 Morgen Feld, 3 Tagwerk Wiesen und beiläufig 1 Morgen Holz ausweist.[5]
- 1595: Simon Lenger, Bierbrauer
- 1611: Michel Lenger[6], Bruder des Bierbrauers Simon Lenger veräußert Wirtschaftsflächen des Hofes z. B. an den Büttner Michael Anger, und 1615 an den Bierbrauer Paulus Schmid.[7] Parallel dazu beginnt die Zerschlagung (Dismembration) des Bauernhofes. Der Jude Haym erwarb ein Häuslein auf dem Areal des Bauernhofes, das im hinteren Teil der heutigen Königstraße 59 lag. Auch der Büttner Anger hatte ein Areal des Bauernhofes erworben, sodass 1617 seine Witwe damit belehnt werden konnte.
Die erfolgte Dreiteilung des Besitzes führte zu der heutigen Besitzfolge und Hausnummerierung.
Der Übergang des Hofes in jüdischen Besitz[8]
- 1629 war besonders das Areal um die mittlere Königstraße innerhalb weniger Jahrzehnte von Juden bewohnt. „Briel Judt“ ist nach den Lehenbüchern als Nachfolger des Salomon Judt (auf Königstraße 55) geführt, ebenso auf der späteren Nummer Königstraße 57 als Nachfolger des Isaac Judt von Hallstadt. Neben dem Wirtshaus Zum roten Roß ist Nachfolger des Juden Haym ein Issac Judt von Memmelsdorf.[9]
- 1634 traf der durch plündernde Kroaten gelegte Brand im Dreißigjährigen Krieg besonders Briel Judt.[10] Für sein Anwesen (genauso wie für Königstraße 57) gibt es erst 1651 wieder Einnahmen. Dagegen wurden die Zahlungen des Isaac Judt von Memmelsdorf (auf Königstraße 59), bzw. seiner Kinder, bereits 1636 wieder aufgenommen.
- 1651: Wolfgang Jacob Walter von Nürnberg belehnt für auffällig geringe 175 Gulden „deß verstorbenen Isaacs Juden von Hallstadt abgebranden Bauernhof zu Fürth zwischen Löben und Briel Juden, beede Anstößer”.[11]
- Bannhof(fer) (kaum General, wie im Bamberger Salbuch von 1700/1704 eingetragen)
- 1664: Johann Friedrich Kürzel, danach Friedrich Knerr, Barbier
- 1668: Gabriel und Löb Judt, danach Jacob Eißig
- 1714 erwarben Wolf Gabriel und Salomon Hirsch Fränkel am 13. April das Eisig-Gut.[12]
- 1763: Jacob Eißig kaufte aus dem Gabriel'schen Hof eines der 6 Viertel heraus.[13]
Frühere Adressen
- 1717: Hs.-Nr. 221 nach Vetter-Plan
- 1792: Hs.-Nr. 238 („In der Rosengasse.”)
- 1827: "Königsstraße" 234, II. Stadtbezirk
- 1860: "Königsstraße" 140
- 1890: Königstraße 55
Siehe auch
Bilder
Altane, Westseite Gabrielschul vom Innenhof Königstraße 55 und Königstraße 57
- ↑ 1,0 1,1 vgl. Gottlieb Wunschel: "Alt-Fürth", 1940 - zu "Königstraße 55"
- ↑ 2,0 2,1 Robert Giersch, Dr. Andreas Schlunk: „Archivalienforschung zur Geschichte des sogenannten Gabrielhofes mit der Gabrielsynagoge, Königstraße 57, 90762 Fürth“, 1994, S. 2
- ↑ 1544 noch als bambergischer Amtmann nachgewiesen, siehe Fronmüllerchronik, 1887, S. 38
- ↑ vgl. Gottlieb Wunschel: "Alt-Fürth", 1940 - zu "Königstraße 55", der unter Nummer 6) den Grundakt 1023, S. 165 zitiert
- ↑ vgl. Gottlieb Wunschel: "Alt-Fürth", 1940 - zu "Königstraße 55", der unter Nummer 8) den Grundakt 1269, S. 22 zitiert
- ↑ Gottlieb Wunschel schreibt „Lenger“, Robert Giersch „Langer“
- ↑ Robert Giersch, Dr. Andreas Schlunk: „Archivalienforschung zur Geschichte des sogenannten Gabrielhofes mit der Gabrielsynagoge, Königstraße 57, 90762 Fürth“, 1994, S. 5
- ↑ Robert Giersch, Dr. Andreas Schlunk: „Archivalienforschung zur Geschichte des sogenannten Gabrielhofes mit der Gabrielsynagoge, Königstraße 57, 90762 Fürth“, 1994, S. 7 ff
- ↑ Robert Giersch, Dr. Andreas Schlunk: „Archivalienforschung zur Geschichte des sogenannten Gabrielhofes mit der Gabrielsynagoge, Königstraße 57, 90762 Fürth“, 1994, S. 7, mit Zitat von Untertanenliste 4./14. Mai 1669 in StAB. Rep. A 221/VII, Standbücher der Dompropstei B 3115/1
- ↑ Robert Giersch, Dr. Andreas Schlunk: „Archivalienforschung zur Geschichte des sogenannten Gabrielhofes mit der Gabrielsynagoge, Königstraße 57, 90762 Fürth“, 1994, S. 8
- ↑ vgl. Gottlieb Wunschel: "Alt-Fürth", 1940 - zu "Königstraße 55", Wunschel zitiert das Gerichtsbuch 1028, S. 246
- ↑ Robert Giersch, Dr. Andreas Schlunk: „Archivalienforschung zur Geschichte des sogenannten Gabrielhofes mit der Gabrielsynagoge, Königstraße 57, 90762 Fürth“, 1994, S. 13
- ↑ Ein Bauernhof wurde gewöhnlich zu 4 Viertelgütern gerechnet. Der Wolf Gabriel'sche Hof wurde nach dem Eißigkauf zu 5 Viertel veranlagt, vorher zu 6 Viertel. Siehe Robert Giersch, Dr. Andreas Schlunk: „Archivalienforschung zur Geschichte des sogenannten Gabrielhofes mit der Gabrielsynagoge, Königstraße 57, 90762 Fürth“, 1994, S. 33