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Die [[Jewish Chapel]] befand sich im 3. Obergeschoss und war neben der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde ab 1960 noch ein zweiter jüdischer Gebetsraum in der Stadt Fürth, der für ganz Süddeutschland zuständig war und von der [[U.S. Army]] getragen wurde | Die [[Jewish Chapel]] befand sich im 3. Obergeschoss und war neben der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde ab 1960 noch ein zweiter jüdischer Gebetsraum in der Stadt Fürth, der für ganz Süddeutschland zuständig war und von der [[U.S. Army]] getragen wurde.</br> | ||
Die Anschrift Sonnenstraße 36 kollidiert mit einigen Angaben in der einschlägigen Literatur, in der beschrieben steht, dass die Jewish Chapel sich in der Nr. 43 befand. Die Nummer 43 bezieht sich allerdings nicht auf die Straßennummer, sondern vielmehr auf die Durchnummerierung der Gebäude innerhalb der Kaserne in Zeiten der U.S. Army. Die heutige Sonnenstraße 36 hatte in jener Epoche die Hausnummer 43. Diese Zahl ist auf einigen historischen Fotos auch gut zu erkennen. | |||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== |
Aktuelle Version vom 29. August 2024, 08:46 Uhr
Ehemaliges Offizierskasino (Gebäude Nr. 43) der Artilleriekaserne mit Depot, heute zur hochwertigen Wohnanlage umgebaut, Juli 2015 |
- Straße / Hausnr.
- Sonnenstraße 36
- Akten-Nr.
- D-5-63-000-1585 zugehörig
- Objekt
- Ehemaliges Offizierskasino (Gebäude Nr. 43)
der Artilleriekaserne mit Depot - Baujahr
- 1892
- Baustil
- Neurenaissance
- Geokoordinate
- 49° 27' 45.68" N, 10° 59' 55.45" E
- Gebäude besteht
- Ja
- Denkmalstatus besteht
- Ja
- Quellangaben
- BLfD - Denkmalliste Fürth
Freistehender, dreigeschossiger Backsteinbau mit reichen Sandsteingliederungen und Mittelrisalit, Neurenaissance, 1892/93, Umbau mit Aufstockung 2006.
Zeitgenössische Beschreibung des Gebäudes
Aus der Regimentsgeschichte des 6. Feldartillerieregiments:
Zwar hieß es vorschriftsmäßig Dienstgebäude, denn die Geschäftszimmer des Regiments und der Abteilungen lagen dort im Erdgeschoß, aber sie nahmen nur geringen Raum ein. Schon dieses Stockwerk mußten sie mit der Offiziersküche teilen und auch die Köchin fand noch auf dem gleichen Flur ihre Wohnung. Da die beiden übrigen Stockwerke ausschließlich die Wohn- und Gesellschaftsräume der Offiziere bargen, so nannte man das ganze Gebäude lieber Offizierskasino oder kurz Kasino. Waren schon die beiden Abteilungskasernen, was Einfachheit der Linienführung und Schmucklosigkeit der Fassade anbelangt, mustergültig, so war das Kasino, ebenfalls aus Backsteinen wie aus einem Kinderbaukasten aufgestellt, ausgesprochen hässlich. Es ist noch heute bedauerlich, daß kein Architekt in Deutschland sich je bemühte, auch im Kasernenbau bei aller Sparsamkeit etwas für das Auge Erfreuliches zu schaffen. Aber nicht nur äußerlich, auch in der Anordnung der Kasinoräume, welche sich im zweiten Stock befanden, hätte manches besser sein können. Im ersten Stock lagen die sechs Leutnantswohnungen, je nach dem Geschmack der Bewohner, behaglich und oft auch recht hübsch eingerichtet.
Die Wohnlichkeit des Kasinos litt unter der unzweckmäßigen Lage seiner Räume zum Eingang und zueinander. Sofort dem Eingang gegenüber lag der große Saal, da er nur selten benutzt wurde, meist verschlossen, und das ganze Kasino in zwei, nur durch einen dunklen Gang verbundene Hälften trennend. Wendete man sich nach links, so kam man am Ordonanzenraum mit dem stets duftenden Speiseaufzug vorbei ins Frühstückszimmer und durch dieses in den täglich benützten Eßraum der Tischgesellschaft, welchem Dank seiner viereckigen Form mit einer Front von drei dicht neben einander liegenden übergoßen Fenstern, der stets verschlossenen Flügeltüre nach dem Saal und der dritten Türe nach dem Gang auch der erlesenste Geschmack keine Behaglichkeit abgewinnen konnte. Der am meisten und allseitigst benützte Raum war das Frühstückszimmer. Seine mit Rupfen bespannten Wände zierten hübsche Bilder und Geweihe und seine Möbel hatten die vorschriftsmäßige Gestaltung möglichst abgestreift, was natürlich nicht ohne pekuniäre Opfer des Offizierskorps zu erreichen gewesen war. Fast täglich kamen nach dem winterlichen Rekruten-Drillen und den Reitschulen, oder dem sommerlichen Ausrücken die Offiziere des Regiments zusammen, besprachen dies und das, lachten sich eins oder schwemmten dienstlichen Aerger mit einem dünnen Schoppen hinunter.
Wandte man aber vom Eingang aus seine Schritte nach rechts, so ging es am Arbeitszimmer des Wirtschafters vorbei in eine winzige und kaum eingerichtete Garderobe, von welcher niemand sagen konnte, wozu sie eigentlich da war; dann in das Bibliothekszimmer mit wenig Schmuck und Büchern und schließlich in das Empfangszimmer. Dieses war, abgesehen von seiner ungünstigen Lage in der hintersten Ecke des Kasinos ein ganz hübscher Repräsentationsraum, von dem aus der Saal durch eine zweite Flügeltür erreichbar war. Alle diese Räume gewannen erst einiges Ansehen, als unter Oberst Merlack an ihre gründliche Erneuerung und bessere Ausstattung gegangen wurde, soweit Schema F und der schmale Geldbeutel der Offiziere dies zuließen. Der kunstsinnige Major Seuffert erwarb sich ein bleibendes Verdienst durch die wohlüberlegte Sparsamkeit und den guten Geschmack, mit dem er an die Ausschmückung des Offizierskasinos heranging; als aber S. K. Hoheit Prinzregent Luitpold uns eine wertvolle Kopie seines lebensgroßen Bildnisses von Kaulbach schenkte, bildete diese den schönsten und vielbewunderten Schmuck des Ganzen.
Das waren also jene verruchten Räume, in denen bei unerhörtem Luxus und täglichen Strömen von Champagner die tollsten Feste gefeiert wurden. Die Speisenfolge bei den offiziellen Festen des Jahres war stets dieselbe und änderte sich auch bei anderen Gelegenheiten durchaus nicht. Bei Suppe, Fisch, Braten und Mehlspeise wurden Königs und Kaisers Geburtstag gefeiert. Dazu trank man ein Gläschen Bier und deutschen Sekt, ältere Semester leisteten sich wohl auch eine Flasche Rheinwein oder gar Bordeaux dazu. Französischen Champagner haben die Räume des Kasinos wohl niemals gesehen. Wiederum durch pekuniäre Opfer der aktiven Offiziere und zahlreiche Stiftungen der Reserve-Offiziere hatte sich allmählich ein recht hübscher Tafelschmuck angesammelt und die festlich gedeckte Tafel machte einen stattlichen Eindruck. Auch der große Saal wirkte alsdann festlich, die Regimentsmusik spielte, Epauletten und Orden funkelten und wohl nirgends klang das Hoch auf unseren Allergnädigsten König und auf den allerhöchsten Kriegsherrn begeisterter als bei uns. Tanzte dann etwa in vorgerückter Stunde der Herr Brigade-Kommandeur mit dem jüngsten Leutnant eine Quadrille oder schwang sich die ganze Tafelrunde im Walzer, wer konnte wohl daran etwas auszusetzen haben? Lahme Seelen und Duckmäuser waren wir allerdings nicht.
Ein weiteres Festmahl sah der große Saal gelegentlich der Hubertusjagd. Nach fröhlicher Jagd sorgten dabei die roten Röcke und zahlreiche Gäste für harmlosen Frohsinn. Einige seltene Tanzvergnügungen brachten auch die Damen des Offizierskorps und der Garnison herbei, welche stets mit besonderem Vergnügen in unseren Räumen weilten, während die von Zeit zu Zeit von der Tischgesellschaft veranstalteten Gästetage den Offizieren Gelegenheit gaben, ihren gesellschaftlichen Dank zu erweisen und uns den Ruf einer schönen Gastlichkeit einbrachten. Das persönlichste und von Generation zu Generation sich fortpflanzende Fest des Regiments aber war der Tag der Schutzheiligen aller Artilleristen, unserer guten Frau Barbara, der 4. Dezember. Natürlich war da auch dienstfrei und die Mannschaften bekamen ihren Schweinebraten mit Kartoffelsalat und Freibier, der Abend aber zog die Offiziere und viele auswärtige Gäste bis zum kommandierenden General und dem Herrn Regimentsinhaber ins Kasino. Im großen Saal war dann eine Bühne aufgeschlagen, davor sammelten sich an kleinen Tischen die Geladenen zu einem einfachen Abendbrot mit Bier und dann ging‘s los. Der Prolog wies in gebundener und humoristischer Rede auf die Bedeutung des Tages für junge und alte Artilleristen hin. Einmal ritt Frau Barbara selbst auf einem leibhaftigen Rößlein in den Saal ein, man denke, im zweiten Stock! Dann folgten dichterische, musikalische und andere mit vielem Humor gewürzte Aufführungen in bunter Reihe, den ganzen Abend lang, nur bestritten von den Offizieren des Regiments, welche mit einer Hingabe plötzlich als Dichter und Komponisten, Zauberkünstler, Klaviervirtuosen, Schauspieler und Akrobaten auftraten, die nur echte Kameradschaft hervorbringen konnte. Von der künstlerischen Höhe des hier Gebotenen spricht ein von Hauptmann Schilling zu einer Barbarafeier komponierter Regimentsmarsch, der nicht nur bei unserem alten Regimente, sondern noch heute bei berittenen Truppen gerne gespielt wird.
Wehen Herzens mußten die aus dem Felde zurückgekehrten Kameraden es sich über sich ergehen lassen, daß unter dem Druck der Verhältnisse die liebgewonnen Räume verlassen werden mussten und ihr gemeinsamer Kasinobesitz, an den sich so viele Erinnerungen knüpften, in alle Winde zerstreut wurde.(…)[1]
Jewish Chapel
Die Jewish Chapel befand sich im 3. Obergeschoss und war neben der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde ab 1960 noch ein zweiter jüdischer Gebetsraum in der Stadt Fürth, der für ganz Süddeutschland zuständig war und von der U.S. Army getragen wurde.
Die Anschrift Sonnenstraße 36 kollidiert mit einigen Angaben in der einschlägigen Literatur, in der beschrieben steht, dass die Jewish Chapel sich in der Nr. 43 befand. Die Nummer 43 bezieht sich allerdings nicht auf die Straßennummer, sondern vielmehr auf die Durchnummerierung der Gebäude innerhalb der Kaserne in Zeiten der U.S. Army. Die heutige Sonnenstraße 36 hatte in jener Epoche die Hausnummer 43. Diese Zahl ist auf einigen historischen Fotos auch gut zu erkennen.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Die Geschichte des K. B. 6. Feldartillerie-Regiments Prinz Ferdinand von Bourbon Herzog von Calabrien, Friedensjahre Kapitel 8, Das Kasino, S. 32 ff.
Bilder
Parademarschübung im Kasernenhof der Artilleriekaserne – links Mitte das Dienstgebäude (Kasino), daneben die Stallung der I. Abteilung;
im Hintergrund sind der Wasserturm der Stadtwerke sowie das Mannschaftsgebäude der Trainkaserne erkennbar (Aufnahme um 1910)