Walter Herz: Unterschied zwischen den Versionen
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Weil jüdische Studenten seit dem 15. Dezember 1933 nicht mehr zu akademischen Prüfungen zugelassen wurden, konnte Walter Herz das zweite Staatsexamen nicht mehr ablegen. Auch Hanna Levy musste ihr Studium abbrechen. Um Geld zu verdienen, begann Walter Herz im Herbst 1933 eine Lehre als Maschinenschlosser, die er noch abschließen konnte. Am 12. August 1935 heirateten Hanna und Walter 1936 zog Hannas Mutter, Frida Levy, aus Wuppertal zu den beiden in die Eislebener Straße 7 nach Berlin. Drei Geschwister Hannas waren schon im Exil und die zurück gebliebene Familie wollte gemeinsam die Auswanderung vorbereiten.<ref>Frida-Levy-Gesamtschule Essen (Hrsg.): Frida Levy, 2. Auflage September 2006 Essen, S. 43</ref> | |||
Walter Herz | == Verhaftung und Ermordung == | ||
Bis zu ihrer geplanten Flucht wollten Hanna und Walter Herz in einer trotzkistischen Gruppe noch gegen die Nazi-Diktatur kämpfen. Sie wurden am 3. oder 4. November 1936 in Magdeburg verhaftet und ins Polizeigefängnis eingeliefert. Walter Herz wurde am 18. November 1937 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu vier Jahren Zuchthaus und vier Jahren Ehrverlust“ verurteilt. Die Strafe verbüßte er im Gefängnis Hameln. Er wurde am 18. November 1940 nach der Entlassung aus dem Gefängnis durch die Staatspolizei Magdeburg in Schutzhaft genommen und am 23. Januar 1941 in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert dort unter der Häftlingsnummer 2640 registriert.<ref>ITS Arolsen schriftliche Auskunft vom 16.10.2013</ref> | |||
Frida Levy unternahm alles ihr mögliche, um die Tochter und ihren Schwiegersohn aus dem Gefängnis zu befreien – ohne Erfolg. Nur Hanna Herz konnte nach ihrer Freilassung im Mai 1939 zu ihrem Bruder Berthold nach Schweden flüchten. Mit einem Brief an den Reichsanwalt versuchte Frida Levy noch einmal am 7. August 1940 das Leben von Walter Herz zu retten: ''„Zur Begründung führe ich folgendes an: Mein Schwiegersohn hat die Möglichkeit, nach Schweden einzuwandern. Ob die Möglichkeit einer Auswanderung nach Beendigung der Strafzeit noch bestehen wird, erscheint sehr fraglich. [...] Da infolge des Krieges die Auswanderungsmöglichkeiten sich sehr verringert haben, liegt es mir am Herzen, dass mein Schwiegersohn von dieser sich bietenden Gelegenheit Gebrauch machen kann“'' , Die Antwort der Behörde am 8. Oktober 1940 war sein Todesurteil: ''„Mit Rücksicht auf die derzeitigen außenpolitischen Verhältnisse wird eine Auswanderung praktisch unmöglich sein. Es erscheint zweckmäßig, das Gesuch abzulehnen, selbst wenn der Verurteilte alle zur Ausreise notwendigen Papiere besitzen sollte.“''<ref>Frida-Levy-Gesamtschule Essen (Hrsg.), a.o.a.O., S. 50f</ref> | |||
Von Buchenwald wurde Walter Herz am 7. Juli 1942 nach Dachau (Häftlingsnummer 30974) überführt und im Rahmen der Aktion 14f13, dem sogenannten Invalidenprogramm, am 7. Oktober 1942 von Dachau nach Hartheim bei Linz gebracht und ermordet.<ref>Archiv Dachau, Häftlingsliste, Walter Herz Häftlingsnr. 30974</ref> | |||
In der Sterbeurkunde wird als Todestag der [[13. Oktober]] [[1942]] in Dachau (der wahre Todesort Hartheim sollte nicht erscheinen) vermerkt. Auch die Todesursache wurde verschleiert: Man gab „Versagen von Herz und Kreislauf bei Lungenentzündung.“ an. Die Urne mit der Asche wurde am 23. Februar 1943 auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beigesetzt.<ref>Archiv des Landesamtes für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, Abteilung I – Entschädigungsbehörde, Akte 63.950 Walter Herz Blatt A2b. zitiert nach „Versteinerte Spuren Zur Erinnerung an ehemalige jüdische Studierende der Friedrich –Wilhelms -Universität“, Berlin 2010</ref> Im Februar 1943 erschien in der Zeitung „Der Aufbau“ in New York seine Todesanzeige, aufgegeben von seinen Eltern, die der Shoah entkommen waren.<ref>Rootsweb - Finding our roots together Homepage [http://freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com/~alcalz/aufbau/1943/1943pdf/j9a08s18.pdf online], abgerufen am 15.9.2013</ref> | |||
== Siehe auch == | |||
* [[Opfer des Nationalsozialismus]] | |||
== | == Weblinks == | ||
* [ | * Humboldt-Universität Berlin, Projekt Stolpersteine [https://www.hu-berlin.de/ueberblick/geschichte/stolpersteine/biographien/WalterHerz online] | ||
== | == Einzelnachweise == | ||
<references/> | <references/> | ||
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==Bilder== | |||
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Aktuelle Version vom 7. Januar 2024, 00:30 Uhr
- Vorname
- Walter
- Nachname
- Herz
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 15. April 1910
- Geburtsort
- Fürth
- Todesdatum
- 7. Oktober 1942
- Todesort
- Hartheim
- Beruf
- Student
Walter Herz (geb. 15. April 1910 in Fürth; ermordet 7. Oktober 1942 in Hartheim) war Student und jüdischer Widerstandskämper gegen die Nazi-Dikatur.
Leben und Studium
„Mein im Konzentrationslager Dachau ums Leben gekommener Ehemann Walter Herz, geb. 15.04.1910 Fürth/Bayern, hat in den Jahren 1929–1933 Jura und Nationalökonomie studiert. Er legte im Jahre 1933 bereits unter für jüdische Kandidaten erschwerten Bedingungen sein Referendarexamen in Berlin ab. Jedoch wurden ihm weitere Ausbildung, Anstellung im Staatsdienst und damit überhaupt jegliche Erwerbstätigkeit im Anschluss an sein juristisches Studium unmöglich gemacht durch die nationalsozialistischen Rassengesetze…“.[1], so schildert Hanna Herz, geb. Levy, der Berliner Entschädigungsbehörde im Jahr 1956 das Schicksal ihres Mannes.
Walter Herz zog 1926 mit seinen Eltern nach Gelsenkirchen. Sein Vater war Teilhaber des Herrengarderobenmaßgeschäfts Gebr. Rose & Fritz Beck in der damaligen Weinstraße 7 in Fürth.[2] Bis 1932 studierte Walter Herz in Berlin Jura. Seit 1923 war er Mitglied der „Kameraden“, einem deutsch-jüdischem Wanderbund. Hier lernten sich auch Hanna Levy und Walter Herz kennen. Nach Auseinandersetzungen über die politische Ausrichtung des Wanderbundes, wurden sie 1927 mit der Gruppe „Schwarzer Haufen“ ausgeschlossen. Der „Schwarze Haufen“ verstand sich als radikalste, nichtzionistische Variante der jüdischen Jugendbewegung.[3]
Weil jüdische Studenten seit dem 15. Dezember 1933 nicht mehr zu akademischen Prüfungen zugelassen wurden, konnte Walter Herz das zweite Staatsexamen nicht mehr ablegen. Auch Hanna Levy musste ihr Studium abbrechen. Um Geld zu verdienen, begann Walter Herz im Herbst 1933 eine Lehre als Maschinenschlosser, die er noch abschließen konnte. Am 12. August 1935 heirateten Hanna und Walter 1936 zog Hannas Mutter, Frida Levy, aus Wuppertal zu den beiden in die Eislebener Straße 7 nach Berlin. Drei Geschwister Hannas waren schon im Exil und die zurück gebliebene Familie wollte gemeinsam die Auswanderung vorbereiten.[4]
Verhaftung und Ermordung
Bis zu ihrer geplanten Flucht wollten Hanna und Walter Herz in einer trotzkistischen Gruppe noch gegen die Nazi-Diktatur kämpfen. Sie wurden am 3. oder 4. November 1936 in Magdeburg verhaftet und ins Polizeigefängnis eingeliefert. Walter Herz wurde am 18. November 1937 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu vier Jahren Zuchthaus und vier Jahren Ehrverlust“ verurteilt. Die Strafe verbüßte er im Gefängnis Hameln. Er wurde am 18. November 1940 nach der Entlassung aus dem Gefängnis durch die Staatspolizei Magdeburg in Schutzhaft genommen und am 23. Januar 1941 in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert dort unter der Häftlingsnummer 2640 registriert.[5]
Frida Levy unternahm alles ihr mögliche, um die Tochter und ihren Schwiegersohn aus dem Gefängnis zu befreien – ohne Erfolg. Nur Hanna Herz konnte nach ihrer Freilassung im Mai 1939 zu ihrem Bruder Berthold nach Schweden flüchten. Mit einem Brief an den Reichsanwalt versuchte Frida Levy noch einmal am 7. August 1940 das Leben von Walter Herz zu retten: „Zur Begründung führe ich folgendes an: Mein Schwiegersohn hat die Möglichkeit, nach Schweden einzuwandern. Ob die Möglichkeit einer Auswanderung nach Beendigung der Strafzeit noch bestehen wird, erscheint sehr fraglich. [...] Da infolge des Krieges die Auswanderungsmöglichkeiten sich sehr verringert haben, liegt es mir am Herzen, dass mein Schwiegersohn von dieser sich bietenden Gelegenheit Gebrauch machen kann“ , Die Antwort der Behörde am 8. Oktober 1940 war sein Todesurteil: „Mit Rücksicht auf die derzeitigen außenpolitischen Verhältnisse wird eine Auswanderung praktisch unmöglich sein. Es erscheint zweckmäßig, das Gesuch abzulehnen, selbst wenn der Verurteilte alle zur Ausreise notwendigen Papiere besitzen sollte.“[6]
Von Buchenwald wurde Walter Herz am 7. Juli 1942 nach Dachau (Häftlingsnummer 30974) überführt und im Rahmen der Aktion 14f13, dem sogenannten Invalidenprogramm, am 7. Oktober 1942 von Dachau nach Hartheim bei Linz gebracht und ermordet.[7] In der Sterbeurkunde wird als Todestag der 13. Oktober 1942 in Dachau (der wahre Todesort Hartheim sollte nicht erscheinen) vermerkt. Auch die Todesursache wurde verschleiert: Man gab „Versagen von Herz und Kreislauf bei Lungenentzündung.“ an. Die Urne mit der Asche wurde am 23. Februar 1943 auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beigesetzt.[8] Im Februar 1943 erschien in der Zeitung „Der Aufbau“ in New York seine Todesanzeige, aufgegeben von seinen Eltern, die der Shoah entkommen waren.[9]
Siehe auch
Weblinks
- Humboldt-Universität Berlin, Projekt Stolpersteine online
Einzelnachweise
- ↑ Archiv des Landesamtes für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, Abteilung I – Entschädigungsbehörde, Akte 63.950 Walter Herz Blatt E8,E15. zitiert nach „Versteinerte Spuren Zur Erinnerung an ehemalige jüdische Studierende der Friedrich –Wilhelms -Universität“, Berlin 2010
- ↑ Gisela Naomi Blume, "Zum Gedenken an die von den Nazis ermordeten Fürther Juden", Fürth, 1997 Seite 180
- ↑ Bergbauer, Kurt, Schüler-Springorum, Stefanie "Wir sind jung, die Welt ist offen", eine jüdische Jugendgruppe im 20. Jahrhundert, Berlin 2002 Seite 40
- ↑ Frida-Levy-Gesamtschule Essen (Hrsg.): Frida Levy, 2. Auflage September 2006 Essen, S. 43
- ↑ ITS Arolsen schriftliche Auskunft vom 16.10.2013
- ↑ Frida-Levy-Gesamtschule Essen (Hrsg.), a.o.a.O., S. 50f
- ↑ Archiv Dachau, Häftlingsliste, Walter Herz Häftlingsnr. 30974
- ↑ Archiv des Landesamtes für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, Abteilung I – Entschädigungsbehörde, Akte 63.950 Walter Herz Blatt A2b. zitiert nach „Versteinerte Spuren Zur Erinnerung an ehemalige jüdische Studierende der Friedrich –Wilhelms -Universität“, Berlin 2010
- ↑ Rootsweb - Finding our roots together Homepage online, abgerufen am 15.9.2013
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