Normalerweise führt der kurz vor ihr vereinigte Rednitzgraben und Scherbsgraben unter der Brücke nur wenig Wasser. Wenn jedoch die Rednitz Hochwasser führt, teilt die "Insel" mit Altenheim Kursana, dem Kulturforum und dem Saturn-Markt die Fluten und es wälzen sich große Wassermengen unter der fast 90 m langen Brücke hindurch. Das ganze Rednitztal ist mit Wasser bedeckt und auf der Brücke stehend meint man, auf einen mächtigen Fluss zu blicken. Die Flutbrücke ermöglicht der Bundesstraße 8 eine hochwassersichere Überquerung des Westarmes des Rednitztales. Die Flutbrücke stellt eine der Hauptverkehrsadern der Stadt Fürth dar und wird pro Tag von durchschnittlich 45 000 Kraftfahrern (2004) befahren.
Geschichte
Früher führte die Straße nach Würzburg zwischen der Maxbrücke und Billinganlage (die Namen erhielten beide erst später) einfach im Talgrund entlang. Da bei Hochwasser weder die Furt noch später die einfach gebauten Vorläufer der Maxbrücke passierbar waren, spielte dies auch keine größere Rolle. Im 17./18. Jahrhundert ermöglichte ein hölzerner Steg die trockene Überquerung des Flusstals. Der Chronist Saueracker beschrieb 1789: "Einen [...] Steg [500 Schritte], und der zugleich mit Schaisen befahren werden kan, wird über das untere Thal, so von der Rednitz bewässert wird, seit 100 Jahr von der Gemein unterhalten; um dadurch die Passasche nach Frankfurt offen zu halten."[1]
Dieser Steg wurde 1813/14 abgebrochen und durch einen 9 Fuß hohen und 33 Fuß breiten "Chaussee-Damm" ersetzt, der sich bis zur heutigen Billinganlage erstreckte.[2]
Wie gefährlich eine solche Fluss-/Furtüberquerung sein kann, schilderte Fronmüller in seiner Chronik:
Am 25. Februar 1828 wollte der regierende Herzog von Nassau, in einer Chaise mit sechs Pferden von Würzburg kommend, auf der Landstraße das Rednitztal passiren, welches stark überschwemmt war. Es waren viele Fuhrwerke auf beiden Seiten der Straße aufgestellt, welche auf die Abnahme des Wassers harrten. Der Herzog, auf die Gefahr aufmerksam gemacht, ließ sich in einem Kahn übersetzen und die Chaise leer durchfahren. Das mit sechs Pferden bespannte Fuhrwerk wurde jedoch von der starken Strömung fortgerissen. Dem auf dem vorderen Pferde befindlichen Postillon gelang es, dieselben frei zu machen und glücklich herauszukommen; der zweite Postillon aber fiel unter die umgestürzte Chaise und die von der Strömung fortgetriebenen Pferde. Mehrere Personen [...] sprangen in die Fluth und retteten Chaise, Postillon und Pferde. Der Herzog theilte Geld unter dieselben aus [...]]. Sodann richtete er eine eindringliche Eingabe, worin er auf die Gefährlichkeit dieser Passage aufmerksam machte, an die bayerische Staatsregierung.[3]
Verschiedene Provisorien wurden gebaut und wieder zerstört, bis 1848 an der Stelle der heutigen Flutbrücke mit der Errichtung eines festen Bauwerks begonnen wurde. Die Staatsregierung ließ den 40.000 Gulden teuren Bau durch Arbeitslose errichten. Im Jahre 1850 wurde die "Dammdurchstich-Brücke" eröffnet.
Die Flutbrücke im Bau
Bereits 1886 wies die Brücke irreparable Schäden auf und musste einem Neubau an gleicher Stelle weichen, der Ende Dezember 1886 fertiggestellt wurde. Die ursprüngliche Breite von 8,4 m genügte bis 1927, dann kamen noch 2 m dazu, indem man die Gehsteige an zusätzlichen Eisenträgern außen anhängte. Dem wachsenden Verkehr wurde auch dadurch Rechnung getragen, dass in der Brückenmitte zwei Straßenbahngleise verlegt wurden. Die Flutbrücke entging den Sprengkommandos des Jahres 1945, war aber durch Bomben beschädigt. Es war bereits abzusehen, dass ihre Breite wiederum nicht ausreichen würde und so fügte man zwischen 1948 und 1949 nochmals etwa 6 m an. Man verbreiterte dazu die Pfeiler und verstärkte das gesamte Bauwerk für insgesamt etwa 675.000 DM. Als Würzburger Straße und Billinganlage 1966 umgestaltet wurden, schrägte man die Abbiegespur zur Vacher Straße ab. Weitere elf Jahre später waren Ausbesserungsarbeiten notwendig und 1990 zeigte sich, dass die Geländer der "angeklebten" Gehwege nicht mehr tragfähig waren und gesperrt werden mussten. Zusätzlich hatte sich das gesamte Bauwerk um bis zu 10 cm gesenkt. Ein Neubau war erforderlich.
Am 13. September2004 wurde der 3,8 Millionen Euro teure Neubau dem Verkehr übergeben. Die neue Flutbrücke ruht auf vier statt sieben Pfeilern. Sie ist etwa 8,5 Meter breiter als ihre Vorgängerin und bietet dadurch Raum für Abbiegespuren in die Cadolzburger Straße und in die Untere Königstraße. Zudem schafft sie mehr Komfort durch Fuß- und Radwege.
↑E. A. Saueracker: Versuch einer Chronologisch-Diplomatisch-Statistischen Geschichte des Hofmarks Fürth und seiner zwölf einverleibten Ortschaften. Vierter und letzter Theil. Nürnberg, 1789, S. 416 - online
Die Flutbrücke als Verbindung der Innenstadt zur Weststadt über den Wiesengrund, Mai 2023
Flutbrücken-Schild im Wiesengrund unterhalb der Brücke an der Würzburger Straße, April 2020
Flutbrücke und renaturierter Scherbsgraben, Sept. 2008
NL-FW 04 2368 KP Schaack Flutbrücke 6.1.2008
Neuer Fischwanderweg zwischen Rednitz und Scherbsgraben, Dezember 2007
NL-FW 04 2386 KP Schaack Flutbrücke 27.11.2007
Neuer Fischwanderweg Rednitzgraben kurz vor Einmündung in den Scherbsgraben bei der Flutbrücke, Oktober 2007 – im Hintergrund Gebäude Billinganlage 2/8
Bau des Fischwanderwegs Rednitzgraben oberhalb des Scherbsgrabens an der Flutbrücke, September 2007
NL-FW 04 2282 KP Schaack Uferpromenade 11.3.2007
Hotel am Forum Nov 2006 1
Blick über die Flutbrücke, November 2006
Blick von der Billinganlage in Richtung Altstadt, im Hintergrund die gerade laufende Sanierung des Kirchturms von St. Michael, Nov. 2006
Der Scherbsgraben an der Flutbrücke vor der Renaturierung, Juli 2005
Die Behelfsbrücke für den Neubau der Flutbrücke ist abgebaut, als letzte Überbleibsel werden noch die Fundamente beseitigt – Aufnahme vom 17. November 2004
NL-FW 04 2106 KP Schaack Flutbrücke 14.10.2004
Abbau der hölzernen Behelfsbrücke (Kosten 800.000 €) neben neuen Flutbrücke, Ende September 2004
NL-FW 04 2088 KP Schaack Billinganlage 14.9.2004
NL-FW 04 2084 KP Schaack Flutbrücke 7.9.2004
NL-FW 04 2092 KP Schaack Flutbrücke 14.9.2004
NL-FW 04 2090 KP Schaack Flutbrücke 14.9.2004
NL-FW 04 2083 KP Schaack Flutbrücke 7.9.2004
Dichter Verkehr auf der hölzernen Behelfsbrücke, der Gegenverkehr rollt schon auf 2 Fahrstreifen der neuen Flutbrücke, September 2004
Beginn der Abrissarbeiten für die geplante U-Bahnhaltestelle Stadthalle, März 1995
Beginn der Abrissarbeiten für die geplante U-Bahnhaltestelle Stadthalle, März 1995
Beginn der Abrissarbeiten für die geplante U-Bahnhaltestelle Stadthalle, Würzburger Straße 14 ist bereits abgerissen, Hausnummer 12 steht noch, März 1995
Beginn der Abrissarbeiten für die geplante U-Bahnhaltestelle Stadthalle, Jan. 1995
Blick über die Flutbrücke, im Hintergrund das ehem. Gebäude Billinganlage 4, Dez. 1982
Blick über den Scherbsgraben, im Hintergrund das erste Fürther Hochhaus und die Flutbrücke, Nov. 1966
Luftaufnahme aus dem Stadtwesten - rechts im Bild das Klinikum Fürth und die Berg Bräu - im Vordergrund die Vacher Straße, in der Bildmitte die Billinganlage und links die Foerstermühle, ca. 1954
Flutbrücke, im Hintergrund die Schwand und die Brauerei Bergbräu