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„Die Chefs der beiden Detachments, Cofer und Whitaker (Ansbach), die anfangs manchen als finster und unnahbar erschienen waren, genossen sogar schon bald großes Ansehen in der Bevölkerung. Man schätzte sie wegen ihrer Fairness, und vor allem rechnete man es ihnen hoch an, dass sie die DP’s (Displaced Persons = Flüchtlinge) im Zaum zu halten verstanden und manche Fehler des CIC rückgängig gemacht hatten. Ein halbes Jahr nach der Etablierung der Militärregierung standen sie auch mit ‚ihren‘ Landräten und Bürgermeistern schon fast in freundschaftlichem Kontakt.“<ref name="Woller"/> | „Die Chefs der beiden Detachments, Cofer und Whitaker (Ansbach), die anfangs manchen als finster und unnahbar erschienen waren, genossen sogar schon bald großes Ansehen in der Bevölkerung. Man schätzte sie wegen ihrer Fairness, und vor allem rechnete man es ihnen hoch an, dass sie die DP’s (Displaced Persons = Flüchtlinge) im Zaum zu halten verstanden und manche Fehler des CIC rückgängig gemacht hatten. Ein halbes Jahr nach der Etablierung der Militärregierung standen sie auch mit ‚ihren‘ Landräten und Bürgermeistern schon fast in freundschaftlichem Kontakt.“<ref name="Woller"/> | ||
Die Größe der Einheit in Fürth veränderte sich laufend. Im Mai [[1945]] kamen vier weitere Offiziere nach Fürth in das Detachment, darunter ein Captain Carl Barker - ein 35jähriger bulliger und "humorloser" Berufssoldat der dafür bekannt war, dass er starke Ressentiments gegenüber die der deutschen Bevölkerung hatte. [[Otto Gellinger]], ein Fürther [[SPD|Sozialdemokrat]], schilderte eine Szene mit Barker, die für Ihn typsich war: "''Bezeichnend für seinen Charakter und seine Einstellung waren die Spiele, die er trieb, indem er Zigaretten, Schokolade u.a. auf den Tisch legte, mich sitzen ließ und aus dem Zimmer ging. Nach seinem Kommen prüfte er, ob was fehlte''."<ref name="Woller"/> Zu den Aufgaben Barkers gehörte es u.a. den Aufbau der deutschen Polizei in die Wege zu leiten, später fiel die Frage der Entnazifizierung ebenfalls in seinen Verantwortungsbereich. Neben Barker arbeitete noch ein Offizier für den Bereich "Trade and Industry" / Wirtschaft und Gilbert N. Harrison, ein Rechtsanwalt aus Brownwood in Texas, der die deutschen Justizbehörden wieder zum Laufen bringen sollte. Ab Mai [[1945]] stieß noch ein Deputy Military Government Officier zum Team von Cofer, um diesen in seiner Arbeit zu unterstützen und zu entlasten. | |||
== Literatur == | == Literatur == |
Version vom 17. Juni 2017, 15:01 Uhr
Military Government war die von der US Army eingerichtete Militärregierung. Sie nahm in Fürth am 23. April 1945 unter Captain John D. Cofer ihre Arbeit auf. Hierzu wurden im Rathaus Räume durch die US-Army beschlagnahmt, womit Cofer seinen Amtsitz als Stadtkommandant und Chef der zivilen amerikanischen Militärregierung und Stadtoberhaupt von Fürth wahrnehmen konnte.
Ziele waren die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung und des zivilen Lebens in der Stadt und die Wahrung der Interessen der Siegermächte nach dem Zweiten Weltkrieg. Cofers Nachfolger wurde 1946 Major A. C. Abbot. Dann folgte als erster Zivilist bis 1949 Stewart Hillard. Letzter Vertreter des Military Government in Fürth war Charles M. Emerick, der am 19. Dezember 1951 die Verwaltung der Stadt Fürth endgültig in die Hände von Oberbürgermeister Hans Bornkessel übergab.
Weg nach Fürth
Cofer und sein Team gehörten dem Detachment B-229 an, die bereits von 1942 bis 1944 in den Vereinigten Staaten bzw. später in Großbritannien auf ihre Rolle im besetzten Deutschland vorbereitet wurden. Die Rekrutierung dieser Personen wurde durch die Allierten im Vorfeld in der Regel mit Sorgfalt getroffen, so dass diese Funktion häufig Personen übernahmen, die bereits Führungsaufgaben im öffentlichen Dienst oder in der Wirtschaft hatten. Das Detachment B-229 war 1944 in Shrivenham/ Großbritannien zusammengestellt worden, mit der Aufgabe im Zielgebiet ihre Aufgaben als Stadtverwaltung zu übernehmen. Die Offiziere "studierten von dieser Zeit an ständig die besonderen Bedingungen, die wirtschaftlichen, politischen und Verwaltungsstrukturen" ihrer Bestimmungsorte. Die Einheit wurde im September 1944 nach Frankreich verlegt und ca. 35 Meilen südwestlich von Paris, in Rochefort, einquartiert. Die Moral der Truppe war nicht die Beste, da die Unterkunft in Frankreich äußerst unbefriedigend war. So waren die Offiziere aus Platzmangel während des Winters lediglich in Zelten untergebracht, so dass diese stark unterkühlt waren. Im Februar 1945 wurde das Detachment B-229 über die Eifel nach Bad Neuenahr/ Ahr in Rheinland-Pfalz. Fast hätte diese Einheit Geschichte geschrieben, denn sie hatten den Befehl als erste US-Truppe über die Brücke von Remagen zu gehen. Da die Truppe zu schlecht ausgestattet war, kam es nicht dazu, so dass die Einheit zunächst weitere vier Wochen in Bad Neuenahr/Ahr blieb. Der nächste Zwischenstopp war Bad Fredeburg im Sauerland ehe die Einheit am 21. April 1945 den Befehl bekam. nach Fürth zum Zielort ihres Einsatzes zu ziehen. Am 23. April 1945 kam das Detachment B-229 am späten Abend nach einer zweitägigen Fahrt frierend, übermüdet und hungrig an - um das Interims-Detachment abzulösen, dass schon seit drei Tagen in Nürnberg erwartet wurde.[1]
Wirken in Fürth
Das Team um Captain John D. Cofer bestand aus zwei Unteroffizieren und sechs einfachen Soldaten. Von der in England und Frankreich ausgebildeten achtköpfigen Mannschaften schafften es nur Cofer und ein Soldat an den Zielort. Das Detachment B-229 quartierte sich zunächst in den Amtsräumen im Rathaus ein und ließ an der Fassade ein Holzschild „Military Government“ anbringen. Die Aufgaben waren vielfältig. Es galt, trotz der Kriegszerstörungen, des Mangels an Lebens- und Transportmitteln und an Brennstoffen die Verwaltung und die Sicherheit der Stadt aufrecht zu erhalten. An höhere Dienststellen waren teilweise tägliche Berichte zu schreiben und die Verbindung zu den hier stationierten - aber organisatorisch völlig getrennten - Militäreinheiten aufrecht zu erhalten. „Stadtkommandanten“ in Fürth waren immer die höchsten Offiziere der in den Fürther Kasernen stationierten Truppen der US Army. Cofer war kein Bestandteil dieser Einheiten, sondern auf deren Unterstützung angewiesen, wenn er etwa Transportmittel benötigte. Zusätzlich wurde ein Mitteilungsblatt der Amerikanischen Militärregierung Fürth herausgegeben, dass erstmals am 16. Mai 1945 erschien. Zu den ersten Publikationen der Stadt Fürth in der Nachkriegszeit gehört auch der Druck eines Amerikanischen Wörterbuches, dem American Textbook am 1. Juli 1945, zur Verbesserung der Kommunikation zwischen den Alliierten und der deutschen Bevölkerung.
Captain Cofer selbst „genoss den Ruf eines korrekten, ruhigen Mannes mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn“ und galt als „ausgesprochen deutschfreundlich“.[1] Er musste den Widerspruch zwischen der Schaffung einer funktionierenden Verwaltung und der Ausschaltung der nationalsozialistisch belasteten, aber dabei erforderlichen, Fachleute lösen. Zuerst versuchte er pragmatisch, sich bei den Stellenbesetzungen von deutschen NS-Gegnern beraten zu lassen.
Vor allem der militärische Abschirmdienst (CIC) und eine Direktive zur Entnazifizierung aus dem US-Hauptquartier vom Juli 1945 zwangen Cofer aber dazu, alle ehemaligen Parteigenossen, ob wichtig oder unwichtig, ob überzeugt oder mitlaufend, zu entlassen. So sah er sich heftiger Kritik ausgesetzt, als er den Stadtkämmerer Adolf Schwiening, Mitglied der NSDAP seit 1937, zum Oberbürgermeister ernannte. Aufgrund einer Beschwerde des CIC startete die amerikanische Militärregierung in Bayern sogar eine Untersuchung gegen Cofer, dem - zu Unrecht, wie sich herausstellte - sogar vorgeworfen wurde, russische Agenten in seinem Büro zu beschäftigen. Cofer musste auf eine härtere Linie umschwenken und bis Oktober 1945 hatten bereits die Hälfte aller pensionsberechtigten Bediensteten der Stadt Fürth die Entlassungspapiere erhalten.[2]
„Die Chefs der beiden Detachments, Cofer und Whitaker (Ansbach), die anfangs manchen als finster und unnahbar erschienen waren, genossen sogar schon bald großes Ansehen in der Bevölkerung. Man schätzte sie wegen ihrer Fairness, und vor allem rechnete man es ihnen hoch an, dass sie die DP’s (Displaced Persons = Flüchtlinge) im Zaum zu halten verstanden und manche Fehler des CIC rückgängig gemacht hatten. Ein halbes Jahr nach der Etablierung der Militärregierung standen sie auch mit ‚ihren‘ Landräten und Bürgermeistern schon fast in freundschaftlichem Kontakt.“[1]
Die Größe der Einheit in Fürth veränderte sich laufend. Im Mai 1945 kamen vier weitere Offiziere nach Fürth in das Detachment, darunter ein Captain Carl Barker - ein 35jähriger bulliger und "humorloser" Berufssoldat der dafür bekannt war, dass er starke Ressentiments gegenüber die der deutschen Bevölkerung hatte. Otto Gellinger, ein Fürther Sozialdemokrat, schilderte eine Szene mit Barker, die für Ihn typsich war: "Bezeichnend für seinen Charakter und seine Einstellung waren die Spiele, die er trieb, indem er Zigaretten, Schokolade u.a. auf den Tisch legte, mich sitzen ließ und aus dem Zimmer ging. Nach seinem Kommen prüfte er, ob was fehlte."[1] Zu den Aufgaben Barkers gehörte es u.a. den Aufbau der deutschen Polizei in die Wege zu leiten, später fiel die Frage der Entnazifizierung ebenfalls in seinen Verantwortungsbereich. Neben Barker arbeitete noch ein Offizier für den Bereich "Trade and Industry" / Wirtschaft und Gilbert N. Harrison, ein Rechtsanwalt aus Brownwood in Texas, der die deutschen Justizbehörden wieder zum Laufen bringen sollte. Ab Mai 1945 stieß noch ein Deputy Military Government Officier zum Team von Cofer, um diesen in seiner Arbeit zu unterstützen und zu entlasten.
Literatur
- Hans Woller: Gesellschaft und Politik in der amerikanischen Besatzungszone. Die Region Ansbach und Fürth. Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte. Institut für Zeitgeschichte, Band 25, R. Oldenbourg Verlag, München, 1986
Siehe auch
- Mitteilungsblatt der Amerikanischen Militärregierung Fürth
- Kapitulation von Fürth
- NSDAP
- Captain John D. Cofer
- Kalbsiedlung
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Hans Woller: Gesellschaft und Politik in der amerikanischen Besatzungszone. Die Region Ansbach und Fürth. Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte. Institut für Zeitgeschichte, Band 25, R. Oldenbourg Verlag, München, 1986, S. 61 ff.
- ↑ Vgl. Weekly Summary, Det. Fürth, 3. November 1945, in: NA, RG 260, 9/96-2/13 (aus Woller)