Straßennamen auf der Hardhöhe und der Hardsiedlung: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 17. Februar 2018, 16:53 Uhr
Das Straßennetz im Stadtteil Hardhöhe ist nicht historisch gewachsen, sondern das Ergebnis bewusster städtebaulichen Planung. Es entstand zum größten Teil bei 2 intensiven Bauphasen von 1934-1940 und 1958-1970. Und bis auf wenige Ausnahmen liegen der Namensgebung für die einzelnen Straßen 4 Themenkreise zu Grunde:
- Ortsnamen aus dem früheren Ostpreußen
- Städtenamen aus dem früheren Sudetenland
- Wissenschaftler
- Unternehmer
Bei einigen Straßenschildern weisen kleine Zusatzschilder auf die Namensgeber hin. Die vielen kleinen Wege innerhalb des Wohngebiets und am Rand des Stadtteils haben keine Namen. Eine Übersicht zu allen Fürther Straßen bzw. Straßennamen findet sich in der Kategorie Plätze,Straßen,Anlagen.
Straßen vor 1914
Vor 1914 waren in dem früher bewaldeten Gebiet der heutigen Hardhöhe nur wenige Straßen bzw. Wege vorhanden. An der Nordseite verlief seit dem Mittelalter die alte Reichsstraße von Frankfurt über Würzburg nach Fürth und weiter nach Regensburg. Die Straße hieß früher Frankfurter Landstraße und heißt ab dem 9. Mai 1889 Würzburger Straße. Im Süden verlief auch seit Jahrhunderten die Verbindungsstraße von Fürth kommend nach Unterfürberg und weiter über Oberfürberg zum Stadtwald Richtung Cadolzburg, die heutige Cadolzburger Straße.
Von Unterfarrnbach führte eine Straße oder ein Weg mit dem Namen „In der Lache“ in Nord-Süd-Richtung quer über die Hardhöhe nach Unterfürberg – heute Hamburger Straße, Allensteiner Straße und Lycker Straße. Der alte Name deutet auf einen früheren Tümpel oder ein Feuchtgebiet hin, gespeist von Regen- oder Schmelzwasser. Vielleicht gab es eine solche Stelle im Bereich der heutigen Bahnhaltestelle Unterfürberg, hier verlief die Straße durch eine Bodensenke.
Eine alte Karte von 1733 zeigt bereits einen Weg, der von Fürth nach Westen auf die Hard und weiter nach Oberfürberg führt, wahrscheinlich der Vorläufer der heutigen Hardstraße. Der vom Rednitztal aufsteigende Weg hieß ursprünglich „Diebsteig“ [1]. Bereits vor 1910 wurde für den Weg eine Brücke über die Bahnlinie nach Bamberg gebaut. Ein weiterer Weg weiter nördlich wurde 1978 durch den Bau der Bahnlinie unterbrochen, der westliche Teil verschwand später mit dem Bau des Industrieflughafens. (Östlicher Teil: Am Sonnenhof, Stiftungsstraße) Vom höchsten Punkt der Hardhöhe führte ein Weg nach Oberfürberg, die ehemalige Vogelstraße.
Straßen in der Hardsiedlung
Die Hardsiedlung südlich der Hardstraße entstand ab 1934 als Gemeinschaftssiedlung (Reichsheimstätte). Bei der Namensgebung für die Straßen kam der Fürther Stadtrat im Dez. 1934 einem Wunsch seines „jüngsten Ehrenbürgers“ Albert Forster nach, SS-Gruppenführer aus Fürth, NSDAP-Gauleiter von Danzig und persönlicher Freund Julius Streichers und des Fürther NSDAP-Oberbürgermeisters Jakob Frank. Die Straßen der Siedlung wurden nach Orten im näheren Umfeld von Danzig und dem Fluss Mottlau benannt [2]. Dies galt auch für die nahe Volkswohlsiedlung Wehlauer Straße. Die alte Straße „In der Lache“ wurde in Lycker Straße umbenannt. Die Straßen waren unbefestigt, erst in den 60er-Jahren wurde die Kanalisation in der ganzen Siedlung fertig gestellt und die Straßen ausgebaut.
Das Namensschema wurde auch nach dem 2. Weltkrieg beibehalten (Allensteiner Straße, Marienburger Straße, Königsberger Straße). Nur die Langfuhrer Straße wurde im Juni 1949 in Stettiner Straße umbenannt. Im Neubaugebiet um die Stettiner Straße hat man mit der Greifswalder-, der Coseler- und der Breslauer Straße Ortsnamen aus Vorpommern und Schlesien gewählt.
Straßen in der neuen Trabantenstadt Hardhöhe
Beim Neubau der Trabantenstadt auf dem früheren Flugplatzgelände wurden für die Straßennamen 2 Themenkreise festgelegt. Die meisten Straßen östlich der Soldnerstraße wurden nach Städten im früheren Sudetenland benannt, eine Erinnerung an die frühere Heimat vieler Vertriebener, die hier ihr neues Zuhause fanden. Geplant waren zwischen Siemens- und Reichenberger Straße noch eine Karlsbader und Teplitzer Straße, die aber nicht gebaut wurden [3].
Die übrigen Straßen wurden nach bekannten Naturwissenschaftlern, Mathematikern und Astronomen benannt. Georg von Soldner, der Namenspatron der zentralen Hauptstraße, war bayrischer Landvermesser, Mathematiker und Astronom.
Einzige Ausnahme war die Siemensstraße, die das Wohngebiet gegenüber dem Industriegebiet im Osten abgrenzt (Werner von Siemens, Erfinder und Unternehmer). Die Firma Siemens hatte bereits 1955 mit dem Bau ihres Werkes auf der Hardhöhe begonnen. Die Lycker Straße wurde in das neue Wohngebiet hinein verlängert (heute Allensteiner Straße).
Bei der Erweiterung des Wohngebiets westlich der Hardstraße blieb man mit Philipp Reis, Albert Einstein und Justus Liebig bei Naturwissenschaftlern, aber zwei Straßen sind nach dem Flugpionier und Unternehmer Otto Lilienthal und dem Ingenieur und Industriellen Gottlieb Daimler benannt.
Straßen im Industriegebiet Hardhöhe-West
Bereits in den 1990er-Jahren zog der OBI-Baumarkt von der Würzburger Straße 171 in das neue Industriegebiet. Als Zufahrt wurde die Stichstraße Am Annaberg gebaut, benannt nach einem früheren Flurnamen.
2011-13 wurde das Industriegebiet durch 3 neue Straßen erschlossen. Die Zufahrtstraße von der Würzburger Straße (ursprünglich Am Kieselbühl) wurde verlängert und umbenannt in Am Grünen Weg – eine Reminiszenz an die Firma Ebl Naturkost, der 1. Ansiedlung im neuen Gebiet. Von der Hafenstraße führt die Manfred-Roth-Straße durch das gesamte Gebiet, benannt nach dem Unternehmer und Firmenleiter der Unternehmensgruppe Norma. Die Dieter-Streng-Straße erinnert an den Unternehmer Dieter Streng von den OBI-Baumärkten.
Literatur
- Adolf Schwammberger: Die Fürther Straßennamen. In: Fürther Heimatblätter, 1957/1-2, S.1 - 34
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Die Fürther Hardhöhe (Buch), S. 25 ff.
- ↑ Die Fürther Hardhöhe (Buch), S. 27 ff.
- ↑ Stadtplan von 1960, Städteverlag Stuttgart - Bad Cannstadt