Notwohnungen in Stadeln (Baracken): Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Baracken Notwohnungen Stadeln''' waren Baracken für Fremdarbeiter der [[Dynamit-Nobel|Dynamit Nobel]] im [[Zweiter Weltkrieg|Krieg]] in [[Stadeln]] und nach dem Krieg Notquartiere für Flüchtlinge und Sinti.
Die '''Baracken Notwohnungen Stadeln''' waren Baracken für Fremdarbeiter der [[Dynamit-Nobel|Dynamit Nobel]] im [[Zweiter Weltkrieg|Krieg]] in [[Stadeln]]. Insgesamt befanden sich drei Barackensiedlungen in [[Stadeln]]. Nach dem Krieg wurden diese Baracken im wesentlichen als Notquartiere für Flüchtlinge und Sinti genutzt.
 
==Geschichte==
==Geschichte==
Im Krieg und nach dem Krieg gab es 3 der o. g. Lager in Stadeln. Das größte Lager lag direkt nach dem früheren schienengleichen Bahnübergang (jetzt Bahnunterführung) an der Erlanger Straße Richtung Stadeln auf der rechten Seite von der Straße bis hinter zur Bahn hin mitten im Wald. Man muss sich vorstellen dass die Straße auf der Ebene der Schienen also sehr hoch verlaufen ist und es direkt von der Straße mit einer extra Zufahrt in das Lager ging. Die tiefe Ausschachtung der jetzigen Unterführung muss man sich wegdenken. Dieses Lager war das einzige mit hohen Zaun, breiten Einfahrtstor und Stacheldraht und dürfte im Krieg bewacht worden sein. Es stand eine sehr große Baracke in dem Gelände und hinten an den Bahngleisen war ein Hundezwinger.
Während und nach dem 2. Weltkrieg gab es in Stadeln drei Bracken-Siedlungen. Das größte der drei Lager lag direkt nach dem früheren schienengleichen Bahnübergang (jetzt Bahnunterführung) an der Erlanger Straße Richtung Stadeln auf der rechten Seite. Von her erstreckte sich die Baracke von der Straße bis hinter zur Bahn in den Wald. Zu dieser Zeit verlief die Bahnlinie noch ebenerdig, so dass direkt von der Straße durch eine extra Zufahrt in das Lager gelangte. Die tiefe Ausschachtung der jetzigen Unterführung kam erst viel später. Dieses Lager war mit einem hohen Zaun und Stacheldraht umgeben, dessen breites Einfahrtstor während des 2. Weltkrieges vermutlich bewacht wurde. Auf dem umzäunten Gelände stand ein sehr große Baracke, dahinter an den Bahngleisen war ein Hundezwinger.
Nach dem Krieg war hier die Sinti Familie Paul Franz mit seiner Frau Dina ab 1946 einquartiert und beim Vorbeigehen am Zaun gab es immer wieder was zu sehen. Große Autos, oft auch in der Nebensaison abgestellte Kirchweihgeräte und ähnliche interessante Sachen für uns Jungs. In unserer Schule kamen oft auch die Kinder von dieser Großfamilie zum Unterricht. Oft nur für einige Wochen, dann ging es schon wieder weiter. Ich erinnere mich an interessante Gespräche mit einigen, vor allem wo die damals schon waren. Europaweit waren sie als Artisten u.a. unterwegs, während wir mit unseren Ausflügen mit dem Siedlerverein, beispielsweise nach Dinkelsbühl oder Bamberg, die Provinzialität unsererseits erahnen konnten. 


Eine große Barackensiedlung war auch mitten aus dem Wald im Krieg herausgeschlagen worden und zwar an der Landstraße nach Kronach Nähe des ehemaligen Bahnüberganges (jetzige Theodor-Heuss-Brücke) beim heutigen Platanenweg. Es waren ca. 10 Baracken die hoch auf Steinen um einen sandigen Appellplatz gegliedert waren wo in der Mitte eine einsame Handpumpe stand, die die Wasserversorgung für alle Baracken war. Hier waren für die Dynamit Nobel „Pulver“ im Krieg Fremdarbeiter, wie in den anderen Baracken Lagern in Stadeln, auch einquartiert. Nach dem Krieg waren alle Baracken über eine lange Zeit voll mit Flüchtlingen aus den verlorenen Ostgebieten, hauptsächlich aus Schlesien, für die es einfach keine anderen Wohnquartiere gab. Heute ist dies alles überbaut und nur noch alte Stadelner kennen die damaligen Zustände noch.   
Aber [[1946]] wohnte in dieser Baracke die Sinti Schausteller-Familie [[Paul Franz]] mit seiner Frau Dina. Zeitzeugen berichten, dass beim Vorbeigehen am Zaun immer wieder was zu sehen war, z.b. große Autos, oft auch in der Kirchweih-Nebensaison abgestellte Kirchweihgeräte und ähnliche interessante Sachen. Die Kinder der Großfamilie Franz wurden ebenfalls in der Stadelner Schule unterrichtet. Oft gingen die Kindern in Stadeln nur für einige Wochen in den Unterricht, ehe sie dann mit ihren Familien zur nächsten Kirchweih/ Rummel weiterzogen. Ein Zeitzeuge erinnerte sich an die Familie und seine Mitschüler: ''"Ich erinnere mich an interessante Gespräche mit einigen, vor allem wo die damals schon waren. Europaweit waren sie als Artisten u.a. unterwegs, während wir mit unseren Ausflügen mit dem Siedlerverein, beispielsweise nach Dinkelsbühl oder Bamberg, die Provinzialität unsererseits erahnen konnten."''<ref>Zeitzeugenbericht von Benutzer Nobbi48, 28. April 2019  </ref>  


Eine dritte sehr lange Baracke lag zwischen der jetzigen Waldschänke und der Firma Gmöhling. Sie erstreckte sich von der Stadelner Hauptstraße (damals Erlanger Straße) bis hinter zum Wohnblock An der Waldschänke Nr. 5. Der Barackentyp war ca. 50 Meter lang, hatte einen durchgehenden Mittelgang und rechts und links zweigten die Zimmer ab. Dieses Gebäude wurde genau so genutzt wie die große Barackensiedlung am Kronacher Bahnübergang und war voll mit Flüchtlingen überbelegt.
Eine weitere große Barackensiedlung war mitten aus dem Wald während des [[2. Weltkrieg]]s herausgeschlagen worden. Diese befand sich an der Landstraße nach [[Kronach]] beim heutigen [[Platanenweg]], nähe des ehemaligen Bahnüberganges (jetzige [[Theodor-Heuss-Brücke]]). Es waren ca. 10 Baracken, die hoch auf Steinen gebaut waren um einen sandigen Appellplatz. In der Mitte stand eine Brunnenhandpumpe, die die Wasserversorgung aller Baracken sicherstellen sollte. Nach dem Krieg wurden die Baracken über eine lange Zeit mit Flüchtlingen aus den Ostgebieten belegt, hauptsächlich aus Schlesien, da es häufig keine anderen Wohnquartiere mehr gab. Heute sind die Baracken nicht mehr vorhanden. Der Platz wurde inzwischen überbaut, so dass sich nur noch die älteren Stadelner dessen Geschichte und Existenz noch kennen.


Alle Baracken konnten erst mit der Bautätigkeit der [[Gewo Stadeln]] (hier zu ein Verweis auf die Sonderschrift der Gewo Stadeln von 1970 über das 10 jähre Bestehen dieser Gesellschaft die komplett als Scan zur Verfügung steht) und den Neubauten an der Westlichen Waldringstraße 26, 28/30, 32/34, 36/38 und Östliche Waldringstraße 45/47 ab 1962 aufgelöst werden und deren Bewohnern in eine neuzeitliche Wohnungen umziehen. Die damit freigewordenen Flächen wurden schnell neu überbaut und heute ist von diesen nachkriegszuständen in Stadeln nichts mehr zu sehen.
Eine dritte sehr lange Baracke lag zwischen der jetzigen Waldschänke und der Firma [[Gmöhling]]. Sie erstreckte sich von der [[Stadelner Hauptstraße]] (damals Erlanger Straße) bis hinter zum Wohnblock [[An der Waldschänke|An der Waldschänke 5]]. Der Barackentyp war ca. 50 Meter lang, hatte einen durchgehenden Mittelgang und rechts und links zweigten die Zimmer ab. Dieses Gebäude wurde genau so genutzt, wie die große Barackensiedlung am Kronacher Bahnübergang und war meist mit Flüchtlingen aus den Ostgebieten überbelegt.
 
Alle drei Barackensiedlungen konnten erst mit der Bautätigkeit der [[Gewo Stadeln]] und den Neubauten an der [[Westliche Waldringstraße|Westlichen Waldringstraße]] 26, 28/30, 32/34, 36/38 sowie an der [[Östliche Waldringstraße|Östlichen Waldringstraße]] 45/47 ab [[1962]] aufgelöst werden und deren Bewohnern in eine neuzeitliche Wohnungen umziehen.<ref>[[Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Stadeln GmbH 1960 bis 1970 (Broschüre)]] - Fürth, Eigenverlag, 1970</ref> Die damit freigewordenen Flächen wurden schnell neu überbaut und sind heute von diesen Nachkriegszuständen in Stadeln nicht mehr zu sehen.


==Zeitzeugenberichte==
==Zeitzeugenberichte==
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Baracke an der Waldschänke:
Baracke an der Waldschänke:
''Beim spielen mit einem Jungen aus dieser Baracke ca. 1953 weiß ich heute noch wie er erzählte, dass es morgen mit seiner Mutter (Vater war gefallen) in die USA auswandert und er davor Angst hat. Aber seine Mutter sei über die ihre jetzige Lage so verzweifelt und keine Zukunft sah, dass sie und ihr Sohn diesen Weg gehen müssen. Denke oft an diese Begegnung zurück und hoffe, dass sie gut da drüben angekommen sind, Fuß fassten und gute Amerikaner geworden sind.''<ref>Benutzer Nobbi48</ref>


''Beim spielen mit einem Jungen aus dieser Baracke ca. 1953 weiß ich heute noch wie er erzählte, dass es morgen mit seiner Mutter (Vater war gefallen) in die USA auswandert und er davor Angst hat. Aber seine Mutter sei über die ihre jetzige Lage so verzweifelt und keine Zukunft sah, dass sie und ihr Sohn diesen Weg gehen müssen. Denke oft an diese Begegnung zurück und hoffe, dass sie gut da drüben angekommen sind, Fuß fassten und gute Amerikaner geworden sind.''<ref>von Nobbi48</ref>
==Siehe auch==
 
* [[Stadeln]]
* [[Gewo Stadeln]]


==Siehe auch==
[[Gewo Stadeln]]
==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
<references />
<references />
==Bilder==
==Bilder==
{{Bilder dieses Gebäudes}}
{{Bilder dieses Gebäudes}}


[[Kategorie:Stadeln]]
[[Kategorie:Stadeln]]

Version vom 28. April 2019, 23:00 Uhr

Die Baracken Notwohnungen Stadeln waren Baracken für Fremdarbeiter der Dynamit Nobel im Krieg in Stadeln. Insgesamt befanden sich drei Barackensiedlungen in Stadeln. Nach dem Krieg wurden diese Baracken im wesentlichen als Notquartiere für Flüchtlinge und Sinti genutzt.

Geschichte

Während und nach dem 2. Weltkrieg gab es in Stadeln drei Bracken-Siedlungen. Das größte der drei Lager lag direkt nach dem früheren schienengleichen Bahnübergang (jetzt Bahnunterführung) an der Erlanger Straße Richtung Stadeln auf der rechten Seite. Von her erstreckte sich die Baracke von der Straße bis hinter zur Bahn in den Wald. Zu dieser Zeit verlief die Bahnlinie noch ebenerdig, so dass direkt von der Straße durch eine extra Zufahrt in das Lager gelangte. Die tiefe Ausschachtung der jetzigen Unterführung kam erst viel später. Dieses Lager war mit einem hohen Zaun und Stacheldraht umgeben, dessen breites Einfahrtstor während des 2. Weltkrieges vermutlich bewacht wurde. Auf dem umzäunten Gelände stand ein sehr große Baracke, dahinter an den Bahngleisen war ein Hundezwinger.

Aber 1946 wohnte in dieser Baracke die Sinti Schausteller-Familie Paul Franz mit seiner Frau Dina. Zeitzeugen berichten, dass beim Vorbeigehen am Zaun immer wieder was zu sehen war, z.b. große Autos, oft auch in der Kirchweih-Nebensaison abgestellte Kirchweihgeräte und ähnliche interessante Sachen. Die Kinder der Großfamilie Franz wurden ebenfalls in der Stadelner Schule unterrichtet. Oft gingen die Kindern in Stadeln nur für einige Wochen in den Unterricht, ehe sie dann mit ihren Familien zur nächsten Kirchweih/ Rummel weiterzogen. Ein Zeitzeuge erinnerte sich an die Familie und seine Mitschüler: "Ich erinnere mich an interessante Gespräche mit einigen, vor allem wo die damals schon waren. Europaweit waren sie als Artisten u.a. unterwegs, während wir mit unseren Ausflügen mit dem Siedlerverein, beispielsweise nach Dinkelsbühl oder Bamberg, die Provinzialität unsererseits erahnen konnten."[1]

Eine weitere große Barackensiedlung war mitten aus dem Wald während des 2. Weltkriegs herausgeschlagen worden. Diese befand sich an der Landstraße nach Kronach beim heutigen Platanenweg, nähe des ehemaligen Bahnüberganges (jetzige Theodor-Heuss-Brücke). Es waren ca. 10 Baracken, die hoch auf Steinen gebaut waren um einen sandigen Appellplatz. In der Mitte stand eine Brunnenhandpumpe, die die Wasserversorgung aller Baracken sicherstellen sollte. Nach dem Krieg wurden die Baracken über eine lange Zeit mit Flüchtlingen aus den Ostgebieten belegt, hauptsächlich aus Schlesien, da es häufig keine anderen Wohnquartiere mehr gab. Heute sind die Baracken nicht mehr vorhanden. Der Platz wurde inzwischen überbaut, so dass sich nur noch die älteren Stadelner dessen Geschichte und Existenz noch kennen.

Eine dritte sehr lange Baracke lag zwischen der jetzigen Waldschänke und der Firma Gmöhling. Sie erstreckte sich von der Stadelner Hauptstraße (damals Erlanger Straße) bis hinter zum Wohnblock An der Waldschänke 5. Der Barackentyp war ca. 50 Meter lang, hatte einen durchgehenden Mittelgang und rechts und links zweigten die Zimmer ab. Dieses Gebäude wurde genau so genutzt, wie die große Barackensiedlung am Kronacher Bahnübergang und war meist mit Flüchtlingen aus den Ostgebieten überbelegt.

Alle drei Barackensiedlungen konnten erst mit der Bautätigkeit der Gewo Stadeln und den Neubauten an der Westlichen Waldringstraße 26, 28/30, 32/34, 36/38 sowie an der Östlichen Waldringstraße 45/47 ab 1962 aufgelöst werden und deren Bewohnern in eine neuzeitliche Wohnungen umziehen.[2] Die damit freigewordenen Flächen wurden schnell neu überbaut und sind heute von diesen Nachkriegszuständen in Stadeln nicht mehr zu sehen.

Zeitzeugenberichte

Sinti Lager Baracke am Bahnübergang Erlanger Straße:

Nach meiner Erinnerung gab es in Stadeln mit der Ansiedlung dieser Großfamilie keinerlei Probleme. Man hörte ja was die Eltern so sprachen. Das Familienoberhaupt, Paul Franz, war ein grauhaariger Patriarch der alleine in der „Waldschänke“ eine Halbe trank, dabei seine große Pfeife rauchte und auch beim Schafkopfen als Kartelpartner gerne gesehen war. Eine sehr respektable Person in Stadeln. Die Familie und ihre Nachkommen sind bis heute mit Stadeln verbunden, was man auch unter anderen mit den prachtvollen Gräbern am Stadelner Friedhof sehen kann.

Baracken Lager am Kronacher Bahnübergang:

Ein Schulkamerad wohnte hier mit 7 Geschwistern auf engsten Raum und einfachsten Bedingungen, heute nicht mehr vorstellbar.

Baracke an der Waldschänke: Beim spielen mit einem Jungen aus dieser Baracke ca. 1953 weiß ich heute noch wie er erzählte, dass es morgen mit seiner Mutter (Vater war gefallen) in die USA auswandert und er davor Angst hat. Aber seine Mutter sei über die ihre jetzige Lage so verzweifelt und keine Zukunft sah, dass sie und ihr Sohn diesen Weg gehen müssen. Denke oft an diese Begegnung zurück und hoffe, dass sie gut da drüben angekommen sind, Fuß fassten und gute Amerikaner geworden sind.[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Zeitzeugenbericht von Benutzer Nobbi48, 28. April 2019
  2. Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Stadeln GmbH 1960 bis 1970 (Broschüre) - Fürth, Eigenverlag, 1970
  3. Benutzer Nobbi48

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