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Version vom 23. Dezember 2007, 12:16 Uhr
Stadttheater | |
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Anschrift: | Königstraße 116 |
Erbaut: | 1901 bis 1902 |
Änderung: | 1938 Abriss des Rondells |
Baustil: | Neubarock (Historismus) |
Architekten: | Fellner und Helmer (Wien) |
Besonderheiten: | siehe unten |
Das Fürther Stadttheater gehört zu den berühmtesten Wahrzeichen der Stadt.
Es wurde 1901 bis 1902 nach Plänen der um die Jahrhundertswende äußerst populären Theaterarchitekten Fellner und Helmer aus Wien erbaut. Die Kosten wurden bedeutend durch Spenden aus der Fürther Bevölkerung getragen. Das Stadttheater war das erste Gebäude in Fürth mit einer elektrischen Beleuchtung.
Ausgestaltung
Die Architekten Fellner und Helmer aus Wien orientierten sich an der Formensprache der italienischen Renaissance-Baukunst und des Barock, wobei an Übertragungen dieser Baustile in der Pariser Architektur um 1900 angeknüpft wurde (Petit Palais). Sie gestalteten reiche Innendekorationen mit dem Ziel einer vollendeten Raumausnutzung und schufen so in nur 14 Monaten ein einheitliches Kunstwerk. Das Bildprogramm des Theaters weist deutlich auf die Merkmale des Musik- und Sprechtheaters hin: Im Inneren sind die Masken in den Treppenhäusern von Schriftproben und Musikinstrumenten umgeben, und auch im Foyer finden sich bei den Puttendarstellungen Instrumente und ein auf einem Bücherstoß kniender Putto. Die Fassaden schmücken sechs Repräsentanten aus dem Bereich der Musik und des Schauspiels in Form von Bildnismedaillons oder Büsten über den Fenstern. Dabei sind nur Vertreter der deutschsprachigen Kunst gewählt. Mit Mozart, Beethoven und Wagner als Inbegriff der Musik, Goethe, Schiller und Lessing als Meister der Sprache, ist das Theatergebäude zu einem Denkmal der deutschen Sprach- und Musikkunst geworden. Der Giebel wird von einer Kolossalstatue besetzt, einer vielseitig interpretierbaren weiblichen Gestalt mit einer brennenden Fackel, der Lichtbringerin. Zu ihren Füßen eine auf den Rücken gestürzte männliche Figur und hinter ihr ein Löwe. Bei dieser Komposition liegt eine Verbindung zu Orpheus nahe, der durch Gesang und Saitenspiel selbst wilde Tiere bezaubert haben soll.
"Lauter Edelsteine der Kunst heben" (1902 - 1920)
Dieses Versprechen gab der Direktor Hans Reck zum Abschluss der festlichen Eröffnungsvorstellung am 17.September 1902 mit Beethovens "Fidelio". Mit diesem Werk beginnt die Geschichte des Fürther Theaters am Hallplatz: In den 20er und 30er Jahren erwirbt sich das Theater einen Ruf als Uraufführungsbühne, vor allem für Operettenaufführungen, die teilweise von Komponisten wie Franz Doelle, Eduard Künnecke oder Paul Lincke selbst dirigiert worden sind.
In dieser Zeit ist die Fürther Bühne für viele Künstler wie Werner Krauss oder Emil Jannings ein Sprungbrett. Der damalige Direktor Reck erwirtschaftet mit 103 800 RM eine Jahreseinnahme, die mehr als das Dreifache der Jahreseinnahme im alten Haus beträgt. Obwohl das Theater städtisches Eigentum ist, wird es nach dem Pachtsystem vergeben. Die Stadt erhält Abgaben, im Gegenzug werden Heizung und Licht geliefert. Zudem ist das Theater verpflichtet, große Oper, Operette und Schauspiel auf die Bühne zu bringen.
Aufbruch in die Selbstständigkeit (1920 - 1944)
1920 geht das Stadttheater endgültig in städtische Verwaltung über. 1933 endet der bestehende Theatervertrag zwischen Nürnberg und Fürth; trotz der Möglichkeit einer Verlängerung bei einem geringfügig höheren Zuschuss will das Fürther Stadttheater in die Selbstständigkeit übergehen; Schauspiel und Operette (300 Operettenaufführungen in den ersten beiden Spieljahren) in eigener Regie inszenieren und Opernaufführungen durch Gastspiele ermöglichen. Willy Seidl, der musikalische Leiter der Nürnberger Operette, wird Intendant in Fürth, nach 1939 folgen ihm Horst Platen und Günter de Resée.
Jähes Ende (1944 - 1952)
Im Herbst 1944 werden dem Theaterleben und der Fürther Selbstständigkeit ein jähes Ende bereitet. Nach 1945 wird das Fürther Stadttheater von den Alliierten beschlagnahmt und zum Kino für amerikanische Soldaten umfunktioniert. In diesem Zusammenhang lebt auch die Theatergemeinschaft mit Nürnberg wieder auf und das Stadttheater erhält die Möglichkeit, an zwei Abenden der Woche von Nürnberg aus bespielt zu werden.
Der Neuanfang (1953 - 1970)
1952 wurde das Fürther Theater von den Alliierten an seine ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben. Doch dieser Neuanfang mit der Chance, durch eine regelmäßige Bespielung wieder den Anschluss an die Weltliteratur und das Gegenwartstheater zu schaffen, erwies sich als eine schwierige Angelegenheit. Zunehmend stagnierte das allgemeine Theaterinteresse und die Besucher- und Abonnentenzahlen folgten diesem Trend. Ein weiteres Manko war die Renovierungsbedürftigkeit des Hauses und daher beschloss man 1965, in den nächsten Jahren eine Restaurierung in Angriff zu nehmen, um Bau- und Feuersicherheit zu gewährleisten und fehlende sicherheitstechnische Anlagen zu installieren. Ende 1969 war endlich Baubeginn. In den nächsten 18 Monaten wurde das komplette Haus für rund 7,7 Millionen DM generalsaniert, die baulichen und technischen Mängel behoben und das renovierte Zuschauerhaus erstrahlte in altem, neuen Glanz. Ziel war es, bauliche und technische Mängel zu beheben und das Zuschauerhaus unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten zu restaurieren.
Wiedereröffnung unter der Leitung von Kraft-Alexander (1970 - 1990)
Am 31.August 1970 endete der Theatervertrag zwischen Nürnberg und Fürth. Durch einen höheren Zuschuss von Fürth wäre eine Vertragserneuerung denkbar gewesen, aber auch diesmal entschied sich Fürth für einen eigenen Weg. Die Theaterkrise dieser Zeit sollte durch die Organisationsform des selbstständigen Gastspielbetriebs überwunden werden. Nach dem umfangreichen Umbau wurde am 14.Januar 1973 das Stadttheater mit der Komödie "Professor Bernardi" von Arthur Schnitzler, einem Gastspiel des Bayerischen Staatsschauspiels, wiedereröffnet. Das Theater konnte sich unter der Theaterleitung von Kraft-Alexander (Intendant von 1972-1990) als eigene Fürther Spielstätte etablieren. Vor allem internationale Gastspiele, wie die der Scottish Opera Edinburgh, der Warschauer Nationaloper oder des Prager Nationaltheaters trugen dazu bei. In dieser Zeit galt das Fürther Stadttheater hauptsächlich als Begegnungsstätte mit osteuropäischen Musiktheatern.
Das Drei-Stufen-Modell (1990 - heute)
Seit 1990 leitet Werner Müller als Intendant das Stadttheater. Er entwickelte das sogenannte Drei-Stufen- Modell, welches das Theater vom Gastspielbetrieb über Koproduktionen - zumeist mit freien Gruppen und Ensembles - bis hin zu regelmäßigen Eigenproduktionen führen sollte.
In den ersten Spielzeiten fand eine Konzentration des Gastspielbetriebs auf Inszenierungen wichtiger Staats- und Stadttheater statt. Überdies wurde das Fürther Theater im Lauf der Jahre als Tournee-Bühne für internationale Tanzcompagnien etabliert - wie das Göteborg Ballett, das Nederlands Dans Theater oder Elisa Monte Dance aus New York
In den folgenden Jahren stand die Realisierung der zweiten Stufe auf dem Programm, die Koproduktionen mit anderen Theatern. Hierbei orientiert man sich zunächst an der Zusammenarbeit mit innovativen, regionalen Theatern, wie dem CZ-Tanztheater von Jutta Czurda oder der Pocket Opera Company Nürnberg. Im Kinder- und Jugendtheaterbereich sind die Kooperationspartner das Theater Mummpitz und das Theater Pfütze. Es folgten Koproduktionen mit Theatern wie dem Theater an der Ruhr von Roberto Ciulli und der Baracke des Deutschen Theaters Berlin.
1994 ging man mit Eigenproduktionen an die Realisierung der dritten Stufe. Im September 1994 hatte mit "Biedermann und die Brandstifter" unter der Regie von Werner Müller die erste Eigenproduktion Premiere. Statt einem festen Ensemble greift das Stadttheater Fürth auf einen Stamm von ca. 60 Mitarbeitern im künstlerischen Bereich zurück, mit dem die Eigenproduktionen kontinuierlich ausgebaut werden, so dass mittlerweile pro Saison mindestens vier bis sechs Inszenierungen auf die Bühnen gebracht werden können. Für die Produktion "Die Ware Liebe oder Das ist der Mond über Soho" mit Jutta Czurda erhielt das Stadttheater Fürth 1998 den Bayerischen Theaterpreis. Noch immer ist dieses Konzept deutschlandweit singulär.
Im Jahr 2003 feierte das Stadttheater Fürth das 100-jährige Jubiläum, einhergehend mit dem Abschluss einer neuerlichen umfangreichen Sanierung. Seit 2004 bespielt das Stadttheater Fürth auch die Bühne des früheren Schlachthofs - jetzt Kulturforum.
Oper nicht Theater
Das Fürther Stadttheater hat seinen Namen eigentlich zu Unrecht. Es handelt sich nämlich nicht um ein Theater, sondern um ein Opernhaus. Zudem endet die Theaterstraße nicht am Fürther Stadttheater, sondern in einem anderen Stadtteil. Des Rätsels Lösung ist, daß das ursprüngliche Theater (am Ende der Theaterstraße) abbrannte. Nachdem anstatt des alten Theaters ein Opernhaus an anderer Stelle errichtet wurde, war das neue Gebäude fortan das "Fürther Stadttheater".
Man findet bei näherem Hinsehen natürlich schnell die Merkmale eines Opernhauses:
- Orchestergraben
- Kugelförmiger Saal
- Seilboden
Dies sind nur einige Beispiele, zusammenfassend kann man feststellen, daß Theatersäle zur Aufführung von Sprechstücken gebaut wurden und Opernhäuser zur Darbietung von Musikstücken (eben Opern).
Gewusst?
Die Architekten waren ursprünglich mit den Planungen und Bau eines Theaters in Czernowitz (heute Ukraine) beauftragt. Allerdings wurde der Bau dort wegen Finanzierungsproblemen verschoben. Kurzfristig verwendeten die Architekten die Pläne für das Fürther Theater.
1904 bis 1905 wurde dann auch in Czernowitz der Bau nachgeholt. So stehen in den beiden Städten fast identische Theater. Beim Czernowitzer Zwilling lässt sich sogar noch das Rondell bewundern, dass in Fürth längst verschwunden ist.
Weblinks
- Stadttheater Fürth
- Artikel zur Architektur des Stadttheaters Fürth
- Artikel in der Wikipedia über das Büro Fellner und Helmer mit Referenzen
Dieser Artikel basiert in weiten Teilen noch auf dem Artikel Stadttheater_Fürth aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht dort unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |