1879: Unterschied zwischen den Versionen
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:''Am 1. Januar erhielt Bahnamtsinspektor Diem dahier den Michaelsorden I. Klasse. - An gleichem Tage erschien zum ersten Male die Bürgerzeitung unter der Redaktion von [[Gabriel Löwenstein]]. [...]. Der zum Behufe der Herstellung einer städtischen Wasserleitung angelegte Brunnenschacht hatte zu keinem günstigen Resultate geführt, da er zu nahe am Abhange einer Höhe hergestellt worden war und man bald auf Felsen kam; da man jedoch bei Anlegung eines zweiten, mehr in der Nähe des Flusses hergestellten 8 Meter tiefen Schachtes auf einen Grundwasserstrom stieß, der nach dem Ausspruche der für die Wasserversorgung niedergesetzten Kommission mächtig genug ist, die Stadt Fürth mit Wasser zu versorgen, so beschloß der Magistrat in der Sitzung vom 9. Januar den Schacht auszumauern, ihn gegen Hochwasser zu schützen und das Wasser selbst chemisch untersuchen zu lassen.- Am 17. Januar fand unter zahlreicher Betheiligung der Bürgerschaft die Beerdigung des am 16. plötzlich verstorbenen Kaufmannes [[Salomon Kolb]] statt. Er war in verschiedenen Vereinen für das allgemeine Beste vielfach thätig gewesen. - In der Sitzung des Magistrates vom 23. Januar geschah von Seite des Bürgermeisters ehrende Erwähnung eines neuen edelmüthigen Aktes des Ehrenbürgers unserer Stadt Dr. [[Wilhelm Königswarter]], der zum Beginne des Jahres der Stadt eine Summe von 2400 M. überwiesen hat, wovon 400 M. als Kapitalzuschuß von je 100 M. den von ihm dahier bereist begründeten vier Stiftungen zugewendet werden sollen, während über Verwendung des Restes von 2000 M. eine in dem Schreiben des Gebers näher bezeichnete Kommission in Berathung treten soll. [...]. In der Schwurgerichtsstizung vom 28. Januar ist der Drechslermeister S. Kracker in Fürth, welcher am Abend des dritten Novembers 1878 in Folge eines Wirthschaftssteites dem Drechserlgesellen W. Herrmann einen Stich in den Unterleib versetzt hatte, dem derselbe am 5. Nov. unterlag, der Körperverletzung mit nachfolgendem Tode unter mildernden Umständen für schuldig erkannt und 1 Jahr und 6 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. [...]. 11. Febr. Außer den großartigen Stiftungen, welche die Familie Engelhardt zum Andenken an ihr verstorbenen Oberhaupt gemacht, hat sie auch Geschenk von 1000 Mark der weiblichen Arbeitsschule zugewendet, welche seit vielen Jahren durch die Beiträge einen Frauenvereins viel Gutes gewirkt hat, und seit dem Tode der Frau [[Paul Rießner]] unter Leitung der Frauen [[Emma Mayer]] und [[Johanna Henle]] steht. [...]. Am 27. Febr. wurde in der Magistratssitzung das Gutachten des Oberbergraths Dr. [[wikipedia:Carl Wilhelm von Gümbel|Gümbel]] bezüglich der Wasserversorgung Fürths zur Vorlage gebracht. Derselbe bezeichnet das Resultat der Vorarbeiten als ein günstiges; die Ergiebigkeit an Wasser werde eine nachhaltige und unzweifelhaft für die Bedürfnisse der Stadt hinreichende sein, die Qualität könne nach der Lage Fürths keine bessere sein und könne namentlich nicht besser aus den benachbarten Quellengebieten bezogen werden. Als einen Techniker schlug er den Ingenieur Thiem in München vor. Der Magistrat beschloß dieses Gutachten nebst einem Exposé des Bauraths [[Simon Vogel|Vogel]] zu vervielfältigen. An gleichem Tage traf aus München die für die hiesige Einwohnerschaft so erwünschte frohe Botschaft ein, daß Fürth einen Landgerichtssitz erhalten hat. [...]. Die Gemeindekollegien sprachen ihren besonderen Dank gegen Bürgermeister Langhans wegen seiner unermüdlichen Thätigkeit, die er in dieser Angelegenheit entwickelt hatte, aus. [...]. Am 21. März wurde von dem Magistrate beschlossen, das bisherige Realschulgebäude an der Blumen- und [[Julienstraße]] für das K. Landgericht einzuräumen, nachdem die Räumlichkeiten des bisherigen Bezirksgerichts im Rathhause als ungeeignet erklärt werden waren. Zur provisorischen Unterbringung der Realschule wurde das an der [[Hirschengasse]] befindliche Flügelgebäude der Volksschule ins Auge gefaßt. [...]. Edison's Phonograph wurde im Reindel's Hotel ausgestellt. [...]. Der im Magistratskollegium gestellte Antrag, die freundliche Anlage am Ludwigsbahnhofe mit einem Realschulgebäude zu überbauen, machte bei einem großen Theile der Bürgerschafte böses Blut. Man will sich diesen beliebten Spaziergang für Erwachsene und Spielplatz für die Kinder, die Lunge von Fürth genannt, nicht nehmen lassen. Auch der von der für den Realschulhausbau niedergesetzten Kommission gemachte Vorschlag zur Erbauung an der Schwabacher Landstraße fand viele Gegner, namentlich wegen des für die Schüler nicht gefahrlosen Uebergangs über die Eisenbahn. [...]. Am 11. April wurde die vom ornithologischen Vereine veranstaltete zweite deutsche Vogel- und Geflügelausstellung eröffnet, die sich wie im Vorjahre durch Reichhaltigkeit und gutes Arrangement auszeichnete. [...]. Wittwe [[Rosette Nathan]] übergab dem Magistrate die Summe von 15,000 M. zur Gründung einer Stiftung, welche zum Andenken an ihren am 21. Febr. 1879 verstorbenen Sohn den Namen „Moritz Nathanstiftung“ führen soll. [...]. Der Magistrat beabsichtigt, die Trottoire in Zukunft asphaltiren zu lassen. Die Probe, welche mit einem Asphalttrottoir vor dem Braun'schen Hause in der Königswarterstraße gemacht worden ist, hat allgemein zufriedengestellt. Es hat sich dasselbe zur Sommer- und zur Winterzeit gleichmäßig gut gehalten. [...]. Am 24. April fand eine Brandbeschädigung an Wohnhaus und Remise der Nürnberger Sodafabrik am Dooser Weg statt. [...]. Am 10. Mai löste sich der im Jahre [[1857]] gegründete israelitische Männergesangverein auf. Aus dem Vermögen des Vereines wurden 2000 M. der [[Gabriel Rießner]]'schen Stiftung für arme Sturdirende zugewandt. Der Verein zur Unterstützung armer Wöchnerinnen erhielt 300 M. Ursache der Auflösung war, daß Niemand Lust hatte, die Vorstandschaft zu übernehmen. - Am 12. Mai sahen Passanten der [[Maxbrücke]] plötzlich ein Kind in der [[Rednitz]] dahertreiben. Dem Badbesitzer Höfler gelang es, dasselbe mit eigener Lebensgefahr aus dem Flusse zu retten. - Nachdem die Lokalschulkommission in einer Eingabe an den Magistrat nachgewiesen hatte, daß jedes der damaligen 3506 Schulkinder mit Einrechnung der Gebäudekosten auf 36 M. zu stehen kommt, während die die hiesigen Schulen besuchenden auswärtigen Kinder nur ein Schulgeld von 18 Pfg. per Woche entrichten, was kaum den dritten Theil der aufgewendeten Kosten gleichkomme, und deshalb der Antrag daran geknüpft wurde, die betheiligten Gemeinden zu veranlassen, neben dem bisherigen Schulgeld ein Aversum zu den Schulkosten zu leisten, so wurde am 15. Mai dieser Antrag zum Beschluß erhoben, welchem dann auch das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten beistimmte. [...]. Bei der Weltaustellung in Australien betheiligten sich als Aussteller von Fürth: Chr. Winkler und Sohn mit versilberten Spiegelgläsern, W. L. Mailänder mit Exportbier, die Aktiengesellschaft für Glas-, Spiegel- und Zinnfolienfabrikation mit ihren Fabrikaten. [...]. In der Magistratsstitzung vom 5. Juni wurde die Herstellung eines Asphalttrottoirs in der Gustav- und [[Bäumenstraße]] beschlossen und der Firma Mattenstein und Chosseaux in Offenbach um den Preis von 5 M. für den Quadratmeter übertragen. [...]. Die [[Ludwigseisenbahn]] hat eine neue Lokomotive „Bavaria“ aus der Maffei'schen Maschinenfabrik erhalten, welche nach neuester Konstruktion, nämlich ohne Tender, gebaut ist. Der Ankaufspreis betrug 24,000 M. [...]. Am 11. Juni, als am Tage der goldenen Hochzeit unseres Kaiserpaares, prangte die Stadt im Flaggenschmucke. [...]. Am 19. Juni wurde in der Magistratssitzung das Thiem'sche Gutachten verlesen, worin derselbe dem Gümbel'schen Gutachten darin beistimmt, daß eine Wasserversorgung aus den Quellen im Zenn- und Farnbachgrund ganz ungenügend sein würde, daß jedoch bezüglich des aus dem Schachte bei [[Weikershof]] entnommenen Wassers die gemachten Versuche den Beweis, daß nicht auch Flußwasser in den Schacht gelangt sei, nicht erbracht hätten. Er erbot sich daher zu den nothwendigen weiteren Untersuchungen. Da nun bereits die 5000 Mark, welche für die Untersuchungen bestimmt gewesen, absorbirt waren, so kam es, daß mehrere Vertreter der Stadt, immer größere Opfer fürchtend, das ganze Unternehmen aufgegeben wissen wollten. Es kam deshalb nach vielen Debatten zunächst zu keinem Beschluß; am 27. Juni wurden jedoch noch 8000 M. zu weiteren Untersuchungen genehmigt, welchem Beschlusse am 9. Juli auch die Gemeindebevollmächtigten beitraten. - 24. Juni. Regierungsrath Schütz, bisher Kgl. Bezirksamtmann, Inhaber des Michaelsordens, dahier, wurde auf Ansuchen wegen nachgewiesener durch Krankheit bedingter Funktionsunfähigkeit unter Anerkennung seiner langjährigen, treuen und eifrigen Dienstleistungen vom 1. Juli ab in den dauernden Ruhestand versetzt und an seine Stelle der Regierungsassessor August Michael Glaser in Regensburg ernannt. Am 25. Juni fand dahier im [[Weißengarten]] der zweite Verbandstag des Provinzialverbandes der Bäcker Frankens statt. [...]. Als ein erfreuliches Ereigniß ist zu berichten, daß sich der Gartenbauverein in einen allgemeinen Verschönerungsverein für unsere Stadt und Umgebung verwandelt hat. Einem längst gefühlten Bedürfniß ist hiermit Rechnung getragen. [...]. Die Unternehmer waren: Friedr. Jordan, Rud. Kimmel, Sigm. Taylor, Karl Zäh, Adolf Prager, Lor. Dachlauer, Dr. Fronmüller jun., Mich. Barbeck. - In der Sitzung der Gemeindebevollmächtigten vom 8. Juli wurde beschlossen, einen Theil der vom Magistrate für die Wasserversorgung bestimmten Summe von 8000 M. auf Reinigung der öffentlichen Brunnen zu verwenden; ebenso wurde dem Magistratsbeschlusse, die Fahrbahn der [[Gustavstraße]] mit Granit zu pflastern, zugestimmt. [...]. Da die Luftheizungseinrichtung im Schulhause in der [[Hirschengasse]] ruinös geworden ist, so ist der Magistrat wegen Erneuerung der schadhaften Theile mit der Firma Heckmann und Söhne in Mainz ins Benehmen getreten. [...]. Ein von dem Ehrenbürger der Stadt, Dr. [[Wilhelm Königswarter]], derselben neuerdings zugewandtes Geschenk von 6000 M. wurde am 6. August vom Magistrate der Intention des edelmüthigen Gebers gemäß mit dem Morgenstern'schen Legate für seinerzeitige Errichtung eines monumentalen Brunnens vereinigt. - Die Gemeinde [[Ronhof]], welche bisher 20 Kinder in die hiesige Volksschule schickte und neben dem gewöhnlichen Schulgelde noch einen Extrabeitrag zahlen sollte, brachte ihre Kinder in die Poppenreuther Schule. Die 10 Dambacher Kinder wurden vom Magistrate um eine Pauschalsumme vom 20 M. pro Kind in die hiesige Volksschule zugelassen. [...]. Bei der Blechausstellung in Nürnberg wurden am 28. Aug. zwei Fürther Aussteller prämiirt: Peter Haas und Th. H. Senkeisen. jun. [...]. Als Handelsrichter wurden gewählt die Kaufleute L. Münch, B. Braun, S. E. Berolzheimer, M. Lieser, E. Ley, J. Mohr. [...]. Die Frage wegen der definitiven Unterbringung der Realschule nahm die Gemeindekollegien vielfach in Anspruch und gab zur Aufstellung mannigfacher Projekte Veranlassung. In der Sitzung des Magistrats vom 21. Oktober wurde der Antrag auf theilweise Ueberbauung der englischen Anlage bei dem Ludwigsbahnhofe mit allen gegen 2 Stimmen abgelehnt und der Kommissionsantrag, das gesammte Areal der Freimaurergesellschaft an der [[Schwabacher Straße]] jenseits der Eisenbahn käuflich zu erwerben, zum Beschlusse erhoben. [...]. Am 29. Oktober wurde der frühere [[Webermeister]] [[Leonhard Wild]] beerdigt, welcher seit der am 1. Okotber [[1855]] erfolgten Eröffnung der Leichenhalle auf dem christlichen Kirchhofe als Leichenwärter aufgestellt war. [...]. Am 8. Nov. fand eine Gastvorstellung des Hofschaufspielers August Junkermann als Onkel Bräsig in dem gleichnamigen Lustspiele statt. - Entgegen dem Beschlusse des Magistrats vom 21. Oktober, das Realschulgebäude in der Schwabacherstraße außerhalb der Eisenbahn auf dem Areale der [[Freimaurerloge]] zu erbauen, beschloß das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten am 18l Nov. auf Antrag des Baumeisters Evora, den [[Magistrat]] zu ersuchen, die Realschule in Anbetracht, daß das magistratische Projekt eine Erhöhung der Umlagen in Aussicht stelle, definitiv in der [[Hirschengasse]] zu belassen, die Pläne hiezu fertigen und dem Kollegium vorlegen zu lassen. - Am 6. Dezember trat Ernst Possart als Gast in dem Schauspiele: „Ein deutscher Standesherr“ dahier auf. - Da sich um diese Zeit die Folgen der Arbeitslosigkeit und der hohen Lebensmittelpreise unter der ärmeren Bevölkerung schmerzlich fühlbar machten, so wurde von einer Anzahl angesehener Personen aus den verschiedenen Parteien ein Aufruf zur Spendung von monatlichen Beiträgen zur Gründung einer Unterstützungskasse erlassen. [...]. Dem Fr. Theodor Eduard Lehmus, Kgl. Stadtparrer und Kapitelsenior dahier, wurde von Sr. Majestät dem Könige der Titel und Rang eines protestantischen Kirchenrathes verliehen. - 30. Dez. Gabriel und Gebrüder Feuchtwanger, Bankiers. - Die gemeinschaftliche Sitzung des Magistrats und der Gemeindebevollmächtigten vom 30. Dez., welche die Frage über die definitive Unterbringung der Realschule endgiltig entscheiden sollte, verlief resultatlos, indem der Magistrat mit allen Stimmen gegen die des Rathes Hesse bei seinem Beschlusse des Neubaues beharrte, die Gemeindebevollmächtigten dagegen mit 19 gegen 17 Stimmen für das Schulhaus in der [[Hirschengasse]] stimmten. [...]. Lokalstatistik. Die Zahl der Geburten war 1192, [...]. An neuen Stiftungen sind angefallen: die J. W. Engelhardt'sche Unterstützungsstiftung mit 20,000 M., die J. W. Engelhardt'sche Anlagestiftung mit 10,200 M., die allgemeine Moritz Nathan'sche Stiftung mit 5000 M., die [[Hermann Mohr]]'sche Stiftung mit 2000 M., [...].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 503 - 519</ref> | :''Am 1. Januar erhielt Bahnamtsinspektor Diem dahier den Michaelsorden I. Klasse. - An gleichem Tage erschien zum ersten Male die Bürgerzeitung unter der Redaktion von [[Gabriel Löwenstein]]. [...]. Der zum Behufe der Herstellung einer städtischen Wasserleitung angelegte Brunnenschacht hatte zu keinem günstigen Resultate geführt, da er zu nahe am Abhange einer Höhe hergestellt worden war und man bald auf Felsen kam; da man jedoch bei Anlegung eines zweiten, mehr in der Nähe des Flusses hergestellten 8 Meter tiefen Schachtes auf einen Grundwasserstrom stieß, der nach dem Ausspruche der für die Wasserversorgung niedergesetzten Kommission mächtig genug ist, die Stadt Fürth mit Wasser zu versorgen, so beschloß der Magistrat in der Sitzung vom 9. Januar den Schacht auszumauern, ihn gegen Hochwasser zu schützen und das Wasser selbst chemisch untersuchen zu lassen.- Am 17. Januar fand unter zahlreicher Betheiligung der Bürgerschaft die Beerdigung des am 16. plötzlich verstorbenen Kaufmannes [[Salomon Kolb]] statt. Er war in verschiedenen Vereinen für das allgemeine Beste vielfach thätig gewesen. - In der Sitzung des Magistrates vom 23. Januar geschah von Seite des Bürgermeisters ehrende Erwähnung eines neuen edelmüthigen Aktes des Ehrenbürgers unserer Stadt Dr. [[Wilhelm Königswarter]], der zum Beginne des Jahres der Stadt eine Summe von 2400 M. überwiesen hat, wovon 400 M. als Kapitalzuschuß von je 100 M. den von ihm dahier bereist begründeten vier Stiftungen zugewendet werden sollen, während über Verwendung des Restes von 2000 M. eine in dem Schreiben des Gebers näher bezeichnete Kommission in Berathung treten soll. [...]. In der Schwurgerichtsstizung vom 28. Januar ist der Drechslermeister S. Kracker in Fürth, welcher am Abend des dritten Novembers 1878 in Folge eines Wirthschaftssteites dem Drechserlgesellen W. Herrmann einen Stich in den Unterleib versetzt hatte, dem derselbe am 5. Nov. unterlag, der Körperverletzung mit nachfolgendem Tode unter mildernden Umständen für schuldig erkannt und 1 Jahr und 6 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. [...]. 11. Febr. Außer den großartigen Stiftungen, welche die Familie Engelhardt zum Andenken an ihr verstorbenen Oberhaupt gemacht, hat sie auch Geschenk von 1000 Mark der weiblichen Arbeitsschule zugewendet, welche seit vielen Jahren durch die Beiträge einen Frauenvereins viel Gutes gewirkt hat, und seit dem Tode der Frau [[Paul Rießner]] unter Leitung der Frauen [[Emma Mayer]] und [[Johanna Henle]] steht. [...]. Am 27. Febr. wurde in der Magistratssitzung das Gutachten des Oberbergraths Dr. [[wikipedia:Carl Wilhelm von Gümbel|Gümbel]] bezüglich der Wasserversorgung Fürths zur Vorlage gebracht. Derselbe bezeichnet das Resultat der Vorarbeiten als ein günstiges; die Ergiebigkeit an Wasser werde eine nachhaltige und unzweifelhaft für die Bedürfnisse der Stadt hinreichende sein, die Qualität könne nach der Lage Fürths keine bessere sein und könne namentlich nicht besser aus den benachbarten Quellengebieten bezogen werden. Als einen Techniker schlug er den Ingenieur [[wikipedia:Adolf Thiem|Thiem]] in München vor. Der Magistrat beschloß dieses Gutachten nebst einem Exposé des Bauraths [[Simon Vogel|Vogel]] zu vervielfältigen. An gleichem Tage traf aus München die für die hiesige Einwohnerschaft so erwünschte frohe Botschaft ein, daß Fürth einen Landgerichtssitz erhalten hat. [...]. Die Gemeindekollegien sprachen ihren besonderen Dank gegen Bürgermeister Langhans wegen seiner unermüdlichen Thätigkeit, die er in dieser Angelegenheit entwickelt hatte, aus. [...]. Am 21. März wurde von dem Magistrate beschlossen, das bisherige Realschulgebäude an der Blumen- und [[Julienstraße]] für das K. Landgericht einzuräumen, nachdem die Räumlichkeiten des bisherigen Bezirksgerichts im Rathhause als ungeeignet erklärt werden waren. Zur provisorischen Unterbringung der Realschule wurde das an der [[Hirschengasse]] befindliche Flügelgebäude der Volksschule ins Auge gefaßt. [...]. Edison's Phonograph wurde im Reindel's Hotel ausgestellt. [...]. Der im Magistratskollegium gestellte Antrag, die freundliche Anlage am Ludwigsbahnhofe mit einem Realschulgebäude zu überbauen, machte bei einem großen Theile der Bürgerschafte böses Blut. Man will sich diesen beliebten Spaziergang für Erwachsene und Spielplatz für die Kinder, die Lunge von Fürth genannt, nicht nehmen lassen. Auch der von der für den Realschulhausbau niedergesetzten Kommission gemachte Vorschlag zur Erbauung an der Schwabacher Landstraße fand viele Gegner, namentlich wegen des für die Schüler nicht gefahrlosen Uebergangs über die Eisenbahn. [...]. Am 11. April wurde die vom ornithologischen Vereine veranstaltete zweite deutsche Vogel- und Geflügelausstellung eröffnet, die sich wie im Vorjahre durch Reichhaltigkeit und gutes Arrangement auszeichnete. [...]. Wittwe [[Rosette Nathan]] übergab dem Magistrate die Summe von 15,000 M. zur Gründung einer Stiftung, welche zum Andenken an ihren am 21. Febr. 1879 verstorbenen Sohn den Namen „Moritz Nathanstiftung“ führen soll. [...]. Der Magistrat beabsichtigt, die Trottoire in Zukunft asphaltiren zu lassen. Die Probe, welche mit einem Asphalttrottoir vor dem Braun'schen Hause in der Königswarterstraße gemacht worden ist, hat allgemein zufriedengestellt. Es hat sich dasselbe zur Sommer- und zur Winterzeit gleichmäßig gut gehalten. [...]. Am 24. April fand eine Brandbeschädigung an Wohnhaus und Remise der Nürnberger Sodafabrik am Dooser Weg statt. [...]. Am 10. Mai löste sich der im Jahre [[1857]] gegründete israelitische Männergesangverein auf. Aus dem Vermögen des Vereines wurden 2000 M. der [[Gabriel Rießner]]'schen Stiftung für arme Sturdirende zugewandt. Der Verein zur Unterstützung armer Wöchnerinnen erhielt 300 M. Ursache der Auflösung war, daß Niemand Lust hatte, die Vorstandschaft zu übernehmen. - Am 12. Mai sahen Passanten der [[Maxbrücke]] plötzlich ein Kind in der [[Rednitz]] dahertreiben. Dem Badbesitzer Höfler gelang es, dasselbe mit eigener Lebensgefahr aus dem Flusse zu retten. - Nachdem die Lokalschulkommission in einer Eingabe an den Magistrat nachgewiesen hatte, daß jedes der damaligen 3506 Schulkinder mit Einrechnung der Gebäudekosten auf 36 M. zu stehen kommt, während die die hiesigen Schulen besuchenden auswärtigen Kinder nur ein Schulgeld von 18 Pfg. per Woche entrichten, was kaum den dritten Theil der aufgewendeten Kosten gleichkomme, und deshalb der Antrag daran geknüpft wurde, die betheiligten Gemeinden zu veranlassen, neben dem bisherigen Schulgeld ein Aversum zu den Schulkosten zu leisten, so wurde am 15. Mai dieser Antrag zum Beschluß erhoben, welchem dann auch das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten beistimmte. [...]. Bei der Weltaustellung in Australien betheiligten sich als Aussteller von Fürth: Chr. Winkler und Sohn mit versilberten Spiegelgläsern, W. L. Mailänder mit Exportbier, die Aktiengesellschaft für Glas-, Spiegel- und Zinnfolienfabrikation mit ihren Fabrikaten. [...]. In der Magistratsstitzung vom 5. Juni wurde die Herstellung eines Asphalttrottoirs in der Gustav- und [[Bäumenstraße]] beschlossen und der Firma Mattenstein und Chosseaux in Offenbach um den Preis von 5 M. für den Quadratmeter übertragen. [...]. Die [[Ludwigseisenbahn]] hat eine neue Lokomotive „Bavaria“ aus der Maffei'schen Maschinenfabrik erhalten, welche nach neuester Konstruktion, nämlich ohne Tender, gebaut ist. Der Ankaufspreis betrug 24,000 M. [...]. Am 11. Juni, als am Tage der goldenen Hochzeit unseres Kaiserpaares, prangte die Stadt im Flaggenschmucke. [...]. Am 19. Juni wurde in der Magistratssitzung das Thiem'sche Gutachten verlesen, worin derselbe dem Gümbel'schen Gutachten darin beistimmt, daß eine Wasserversorgung aus den Quellen im Zenn- und Farnbachgrund ganz ungenügend sein würde, daß jedoch bezüglich des aus dem Schachte bei [[Weikershof]] entnommenen Wassers die gemachten Versuche den Beweis, daß nicht auch Flußwasser in den Schacht gelangt sei, nicht erbracht hätten. Er erbot sich daher zu den nothwendigen weiteren Untersuchungen. Da nun bereits die 5000 Mark, welche für die Untersuchungen bestimmt gewesen, absorbirt waren, so kam es, daß mehrere Vertreter der Stadt, immer größere Opfer fürchtend, das ganze Unternehmen aufgegeben wissen wollten. Es kam deshalb nach vielen Debatten zunächst zu keinem Beschluß; am 27. Juni wurden jedoch noch 8000 M. zu weiteren Untersuchungen genehmigt, welchem Beschlusse am 9. Juli auch die Gemeindebevollmächtigten beitraten. - 24. Juni. Regierungsrath Schütz, bisher Kgl. Bezirksamtmann, Inhaber des Michaelsordens, dahier, wurde auf Ansuchen wegen nachgewiesener durch Krankheit bedingter Funktionsunfähigkeit unter Anerkennung seiner langjährigen, treuen und eifrigen Dienstleistungen vom 1. Juli ab in den dauernden Ruhestand versetzt und an seine Stelle der Regierungsassessor August Michael Glaser in Regensburg ernannt. Am 25. Juni fand dahier im [[Weißengarten]] der zweite Verbandstag des Provinzialverbandes der Bäcker Frankens statt. [...]. Als ein erfreuliches Ereigniß ist zu berichten, daß sich der Gartenbauverein in einen allgemeinen Verschönerungsverein für unsere Stadt und Umgebung verwandelt hat. Einem längst gefühlten Bedürfniß ist hiermit Rechnung getragen. [...]. Die Unternehmer waren: Friedr. Jordan, Rud. Kimmel, Sigm. Taylor, Karl Zäh, Adolf Prager, Lor. Dachlauer, Dr. Fronmüller jun., Mich. Barbeck. - In der Sitzung der Gemeindebevollmächtigten vom 8. Juli wurde beschlossen, einen Theil der vom Magistrate für die Wasserversorgung bestimmten Summe von 8000 M. auf Reinigung der öffentlichen Brunnen zu verwenden; ebenso wurde dem Magistratsbeschlusse, die Fahrbahn der [[Gustavstraße]] mit Granit zu pflastern, zugestimmt. [...]. Da die Luftheizungseinrichtung im Schulhause in der [[Hirschengasse]] ruinös geworden ist, so ist der Magistrat wegen Erneuerung der schadhaften Theile mit der Firma Heckmann und Söhne in Mainz ins Benehmen getreten. [...]. Ein von dem Ehrenbürger der Stadt, Dr. [[Wilhelm Königswarter]], derselben neuerdings zugewandtes Geschenk von 6000 M. wurde am 6. August vom Magistrate der Intention des edelmüthigen Gebers gemäß mit dem Morgenstern'schen Legate für seinerzeitige Errichtung eines monumentalen Brunnens vereinigt. - Die Gemeinde [[Ronhof]], welche bisher 20 Kinder in die hiesige Volksschule schickte und neben dem gewöhnlichen Schulgelde noch einen Extrabeitrag zahlen sollte, brachte ihre Kinder in die Poppenreuther Schule. Die 10 Dambacher Kinder wurden vom Magistrate um eine Pauschalsumme vom 20 M. pro Kind in die hiesige Volksschule zugelassen. [...]. Bei der Blechausstellung in Nürnberg wurden am 28. Aug. zwei Fürther Aussteller prämiirt: Peter Haas und Th. H. Senkeisen. jun. [...]. Als Handelsrichter wurden gewählt die Kaufleute L. Münch, B. Braun, S. E. Berolzheimer, M. Lieser, E. Ley, J. Mohr. [...]. Die Frage wegen der definitiven Unterbringung der Realschule nahm die Gemeindekollegien vielfach in Anspruch und gab zur Aufstellung mannigfacher Projekte Veranlassung. In der Sitzung des Magistrats vom 21. Oktober wurde der Antrag auf theilweise Ueberbauung der englischen Anlage bei dem Ludwigsbahnhofe mit allen gegen 2 Stimmen abgelehnt und der Kommissionsantrag, das gesammte Areal der Freimaurergesellschaft an der [[Schwabacher Straße]] jenseits der Eisenbahn käuflich zu erwerben, zum Beschlusse erhoben. [...]. Am 29. Oktober wurde der frühere [[Webermeister]] [[Leonhard Wild]] beerdigt, welcher seit der am 1. Okotber [[1855]] erfolgten Eröffnung der Leichenhalle auf dem christlichen Kirchhofe als Leichenwärter aufgestellt war. [...]. Am 8. Nov. fand eine Gastvorstellung des Hofschaufspielers August Junkermann als Onkel Bräsig in dem gleichnamigen Lustspiele statt. - Entgegen dem Beschlusse des Magistrats vom 21. Oktober, das Realschulgebäude in der Schwabacherstraße außerhalb der Eisenbahn auf dem Areale der [[Freimaurerloge]] zu erbauen, beschloß das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten am 18l Nov. auf Antrag des Baumeisters Evora, den [[Magistrat]] zu ersuchen, die Realschule in Anbetracht, daß das magistratische Projekt eine Erhöhung der Umlagen in Aussicht stelle, definitiv in der [[Hirschengasse]] zu belassen, die Pläne hiezu fertigen und dem Kollegium vorlegen zu lassen. - Am 6. Dezember trat Ernst Possart als Gast in dem Schauspiele: „Ein deutscher Standesherr“ dahier auf. - Da sich um diese Zeit die Folgen der Arbeitslosigkeit und der hohen Lebensmittelpreise unter der ärmeren Bevölkerung schmerzlich fühlbar machten, so wurde von einer Anzahl angesehener Personen aus den verschiedenen Parteien ein Aufruf zur Spendung von monatlichen Beiträgen zur Gründung einer Unterstützungskasse erlassen. [...]. Dem Fr. Theodor Eduard Lehmus, Kgl. Stadtparrer und Kapitelsenior dahier, wurde von Sr. Majestät dem Könige der Titel und Rang eines protestantischen Kirchenrathes verliehen. - 30. Dez. Gabriel und Gebrüder Feuchtwanger, Bankiers. - Die gemeinschaftliche Sitzung des Magistrats und der Gemeindebevollmächtigten vom 30. Dez., welche die Frage über die definitive Unterbringung der Realschule endgiltig entscheiden sollte, verlief resultatlos, indem der Magistrat mit allen Stimmen gegen die des Rathes Hesse bei seinem Beschlusse des Neubaues beharrte, die Gemeindebevollmächtigten dagegen mit 19 gegen 17 Stimmen für das Schulhaus in der [[Hirschengasse]] stimmten. [...]. Lokalstatistik. Die Zahl der Geburten war 1192, [...]. An neuen Stiftungen sind angefallen: die J. W. Engelhardt'sche Unterstützungsstiftung mit 20,000 M., die J. W. Engelhardt'sche Anlagestiftung mit 10,200 M., die allgemeine Moritz Nathan'sche Stiftung mit 5000 M., die [[Hermann Mohr]]'sche Stiftung mit 2000 M., [...].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 503 - 519</ref> | ||
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Version vom 7. November 2021, 13:37 Uhr
Ereignisse
Personen
Geboren 1879
Gestorben 1879
Außerdem gestorben:
- 21. Februar: Moritz Nathan
Bauten
- Dambacher Straße 1; Karolinenstraße 2, Wohnhaus in Ecklage (Architekt: Johann Michael Zink) wird errichtet.
- Gartenstraße 16; Gartenstraße 18, Ehemalige Grüner-Bräu (Architekt: Paulus Müller) wird errichtet.
- Karolinenstraße 28, Mietshaus (Architekt: Johann Söhnlein) wird errichtet.
- Karolinenstraße 30, Mietshaus (Architekt: Johann Söhnlein) wird errichtet.
- Karolinenstraße 7, Wohnhaus (Architekt: Wilhelm Krämer) wird errichtet.
- Karolinenstraße 9, Mietshaus (Architekt: Max Mayer) wird errichtet.
- Katharinenstraße 2 (ehemals), Wohnhaus mit Bäckerei wird errichtet.
- Marienstraße 46, Wohnhaus in Ecklage, ehemals mit Gaststätte „Panorama“ (Architekt: Johann Christoph Kißkalt) wird errichtet.
- Maxstraße 15, Mietshaus in Ecklage (Architekt: Melchior Horneber) wird errichtet.
- Neumannstraße 60, Villa wird errichtet.
- Neumannstraße 66, Villa (Architekt: Paulus Müller, Josef Bleschart) wird errichtet.
- Ottostraße 20, Mietshaus in Ecklage (Architekt: Johann Friedrich Adelung) wird errichtet.
- Ottostraße 6, Mietshaus (Architekt: Johann Christoph Kißkalt) wird errichtet.
- Würzburger Straße 60, Wohnhaus (Architekt: Stephan Rieder) wird errichtet.
Fronmüllerchronik
- Am 1. Januar erhielt Bahnamtsinspektor Diem dahier den Michaelsorden I. Klasse. - An gleichem Tage erschien zum ersten Male die Bürgerzeitung unter der Redaktion von Gabriel Löwenstein. [...]. Der zum Behufe der Herstellung einer städtischen Wasserleitung angelegte Brunnenschacht hatte zu keinem günstigen Resultate geführt, da er zu nahe am Abhange einer Höhe hergestellt worden war und man bald auf Felsen kam; da man jedoch bei Anlegung eines zweiten, mehr in der Nähe des Flusses hergestellten 8 Meter tiefen Schachtes auf einen Grundwasserstrom stieß, der nach dem Ausspruche der für die Wasserversorgung niedergesetzten Kommission mächtig genug ist, die Stadt Fürth mit Wasser zu versorgen, so beschloß der Magistrat in der Sitzung vom 9. Januar den Schacht auszumauern, ihn gegen Hochwasser zu schützen und das Wasser selbst chemisch untersuchen zu lassen.- Am 17. Januar fand unter zahlreicher Betheiligung der Bürgerschaft die Beerdigung des am 16. plötzlich verstorbenen Kaufmannes Salomon Kolb statt. Er war in verschiedenen Vereinen für das allgemeine Beste vielfach thätig gewesen. - In der Sitzung des Magistrates vom 23. Januar geschah von Seite des Bürgermeisters ehrende Erwähnung eines neuen edelmüthigen Aktes des Ehrenbürgers unserer Stadt Dr. Wilhelm Königswarter, der zum Beginne des Jahres der Stadt eine Summe von 2400 M. überwiesen hat, wovon 400 M. als Kapitalzuschuß von je 100 M. den von ihm dahier bereist begründeten vier Stiftungen zugewendet werden sollen, während über Verwendung des Restes von 2000 M. eine in dem Schreiben des Gebers näher bezeichnete Kommission in Berathung treten soll. [...]. In der Schwurgerichtsstizung vom 28. Januar ist der Drechslermeister S. Kracker in Fürth, welcher am Abend des dritten Novembers 1878 in Folge eines Wirthschaftssteites dem Drechserlgesellen W. Herrmann einen Stich in den Unterleib versetzt hatte, dem derselbe am 5. Nov. unterlag, der Körperverletzung mit nachfolgendem Tode unter mildernden Umständen für schuldig erkannt und 1 Jahr und 6 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. [...]. 11. Febr. Außer den großartigen Stiftungen, welche die Familie Engelhardt zum Andenken an ihr verstorbenen Oberhaupt gemacht, hat sie auch Geschenk von 1000 Mark der weiblichen Arbeitsschule zugewendet, welche seit vielen Jahren durch die Beiträge einen Frauenvereins viel Gutes gewirkt hat, und seit dem Tode der Frau Paul Rießner unter Leitung der Frauen Emma Mayer und Johanna Henle steht. [...]. Am 27. Febr. wurde in der Magistratssitzung das Gutachten des Oberbergraths Dr. Gümbel bezüglich der Wasserversorgung Fürths zur Vorlage gebracht. Derselbe bezeichnet das Resultat der Vorarbeiten als ein günstiges; die Ergiebigkeit an Wasser werde eine nachhaltige und unzweifelhaft für die Bedürfnisse der Stadt hinreichende sein, die Qualität könne nach der Lage Fürths keine bessere sein und könne namentlich nicht besser aus den benachbarten Quellengebieten bezogen werden. Als einen Techniker schlug er den Ingenieur Thiem in München vor. Der Magistrat beschloß dieses Gutachten nebst einem Exposé des Bauraths Vogel zu vervielfältigen. An gleichem Tage traf aus München die für die hiesige Einwohnerschaft so erwünschte frohe Botschaft ein, daß Fürth einen Landgerichtssitz erhalten hat. [...]. Die Gemeindekollegien sprachen ihren besonderen Dank gegen Bürgermeister Langhans wegen seiner unermüdlichen Thätigkeit, die er in dieser Angelegenheit entwickelt hatte, aus. [...]. Am 21. März wurde von dem Magistrate beschlossen, das bisherige Realschulgebäude an der Blumen- und Julienstraße für das K. Landgericht einzuräumen, nachdem die Räumlichkeiten des bisherigen Bezirksgerichts im Rathhause als ungeeignet erklärt werden waren. Zur provisorischen Unterbringung der Realschule wurde das an der Hirschengasse befindliche Flügelgebäude der Volksschule ins Auge gefaßt. [...]. Edison's Phonograph wurde im Reindel's Hotel ausgestellt. [...]. Der im Magistratskollegium gestellte Antrag, die freundliche Anlage am Ludwigsbahnhofe mit einem Realschulgebäude zu überbauen, machte bei einem großen Theile der Bürgerschafte böses Blut. Man will sich diesen beliebten Spaziergang für Erwachsene und Spielplatz für die Kinder, die Lunge von Fürth genannt, nicht nehmen lassen. Auch der von der für den Realschulhausbau niedergesetzten Kommission gemachte Vorschlag zur Erbauung an der Schwabacher Landstraße fand viele Gegner, namentlich wegen des für die Schüler nicht gefahrlosen Uebergangs über die Eisenbahn. [...]. Am 11. April wurde die vom ornithologischen Vereine veranstaltete zweite deutsche Vogel- und Geflügelausstellung eröffnet, die sich wie im Vorjahre durch Reichhaltigkeit und gutes Arrangement auszeichnete. [...]. Wittwe Rosette Nathan übergab dem Magistrate die Summe von 15,000 M. zur Gründung einer Stiftung, welche zum Andenken an ihren am 21. Febr. 1879 verstorbenen Sohn den Namen „Moritz Nathanstiftung“ führen soll. [...]. Der Magistrat beabsichtigt, die Trottoire in Zukunft asphaltiren zu lassen. Die Probe, welche mit einem Asphalttrottoir vor dem Braun'schen Hause in der Königswarterstraße gemacht worden ist, hat allgemein zufriedengestellt. Es hat sich dasselbe zur Sommer- und zur Winterzeit gleichmäßig gut gehalten. [...]. Am 24. April fand eine Brandbeschädigung an Wohnhaus und Remise der Nürnberger Sodafabrik am Dooser Weg statt. [...]. Am 10. Mai löste sich der im Jahre 1857 gegründete israelitische Männergesangverein auf. Aus dem Vermögen des Vereines wurden 2000 M. der Gabriel Rießner'schen Stiftung für arme Sturdirende zugewandt. Der Verein zur Unterstützung armer Wöchnerinnen erhielt 300 M. Ursache der Auflösung war, daß Niemand Lust hatte, die Vorstandschaft zu übernehmen. - Am 12. Mai sahen Passanten der Maxbrücke plötzlich ein Kind in der Rednitz dahertreiben. Dem Badbesitzer Höfler gelang es, dasselbe mit eigener Lebensgefahr aus dem Flusse zu retten. - Nachdem die Lokalschulkommission in einer Eingabe an den Magistrat nachgewiesen hatte, daß jedes der damaligen 3506 Schulkinder mit Einrechnung der Gebäudekosten auf 36 M. zu stehen kommt, während die die hiesigen Schulen besuchenden auswärtigen Kinder nur ein Schulgeld von 18 Pfg. per Woche entrichten, was kaum den dritten Theil der aufgewendeten Kosten gleichkomme, und deshalb der Antrag daran geknüpft wurde, die betheiligten Gemeinden zu veranlassen, neben dem bisherigen Schulgeld ein Aversum zu den Schulkosten zu leisten, so wurde am 15. Mai dieser Antrag zum Beschluß erhoben, welchem dann auch das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten beistimmte. [...]. Bei der Weltaustellung in Australien betheiligten sich als Aussteller von Fürth: Chr. Winkler und Sohn mit versilberten Spiegelgläsern, W. L. Mailänder mit Exportbier, die Aktiengesellschaft für Glas-, Spiegel- und Zinnfolienfabrikation mit ihren Fabrikaten. [...]. In der Magistratsstitzung vom 5. Juni wurde die Herstellung eines Asphalttrottoirs in der Gustav- und Bäumenstraße beschlossen und der Firma Mattenstein und Chosseaux in Offenbach um den Preis von 5 M. für den Quadratmeter übertragen. [...]. Die Ludwigseisenbahn hat eine neue Lokomotive „Bavaria“ aus der Maffei'schen Maschinenfabrik erhalten, welche nach neuester Konstruktion, nämlich ohne Tender, gebaut ist. Der Ankaufspreis betrug 24,000 M. [...]. Am 11. Juni, als am Tage der goldenen Hochzeit unseres Kaiserpaares, prangte die Stadt im Flaggenschmucke. [...]. Am 19. Juni wurde in der Magistratssitzung das Thiem'sche Gutachten verlesen, worin derselbe dem Gümbel'schen Gutachten darin beistimmt, daß eine Wasserversorgung aus den Quellen im Zenn- und Farnbachgrund ganz ungenügend sein würde, daß jedoch bezüglich des aus dem Schachte bei Weikershof entnommenen Wassers die gemachten Versuche den Beweis, daß nicht auch Flußwasser in den Schacht gelangt sei, nicht erbracht hätten. Er erbot sich daher zu den nothwendigen weiteren Untersuchungen. Da nun bereits die 5000 Mark, welche für die Untersuchungen bestimmt gewesen, absorbirt waren, so kam es, daß mehrere Vertreter der Stadt, immer größere Opfer fürchtend, das ganze Unternehmen aufgegeben wissen wollten. Es kam deshalb nach vielen Debatten zunächst zu keinem Beschluß; am 27. Juni wurden jedoch noch 8000 M. zu weiteren Untersuchungen genehmigt, welchem Beschlusse am 9. Juli auch die Gemeindebevollmächtigten beitraten. - 24. Juni. Regierungsrath Schütz, bisher Kgl. Bezirksamtmann, Inhaber des Michaelsordens, dahier, wurde auf Ansuchen wegen nachgewiesener durch Krankheit bedingter Funktionsunfähigkeit unter Anerkennung seiner langjährigen, treuen und eifrigen Dienstleistungen vom 1. Juli ab in den dauernden Ruhestand versetzt und an seine Stelle der Regierungsassessor August Michael Glaser in Regensburg ernannt. Am 25. Juni fand dahier im Weißengarten der zweite Verbandstag des Provinzialverbandes der Bäcker Frankens statt. [...]. Als ein erfreuliches Ereigniß ist zu berichten, daß sich der Gartenbauverein in einen allgemeinen Verschönerungsverein für unsere Stadt und Umgebung verwandelt hat. Einem längst gefühlten Bedürfniß ist hiermit Rechnung getragen. [...]. Die Unternehmer waren: Friedr. Jordan, Rud. Kimmel, Sigm. Taylor, Karl Zäh, Adolf Prager, Lor. Dachlauer, Dr. Fronmüller jun., Mich. Barbeck. - In der Sitzung der Gemeindebevollmächtigten vom 8. Juli wurde beschlossen, einen Theil der vom Magistrate für die Wasserversorgung bestimmten Summe von 8000 M. auf Reinigung der öffentlichen Brunnen zu verwenden; ebenso wurde dem Magistratsbeschlusse, die Fahrbahn der Gustavstraße mit Granit zu pflastern, zugestimmt. [...]. Da die Luftheizungseinrichtung im Schulhause in der Hirschengasse ruinös geworden ist, so ist der Magistrat wegen Erneuerung der schadhaften Theile mit der Firma Heckmann und Söhne in Mainz ins Benehmen getreten. [...]. Ein von dem Ehrenbürger der Stadt, Dr. Wilhelm Königswarter, derselben neuerdings zugewandtes Geschenk von 6000 M. wurde am 6. August vom Magistrate der Intention des edelmüthigen Gebers gemäß mit dem Morgenstern'schen Legate für seinerzeitige Errichtung eines monumentalen Brunnens vereinigt. - Die Gemeinde Ronhof, welche bisher 20 Kinder in die hiesige Volksschule schickte und neben dem gewöhnlichen Schulgelde noch einen Extrabeitrag zahlen sollte, brachte ihre Kinder in die Poppenreuther Schule. Die 10 Dambacher Kinder wurden vom Magistrate um eine Pauschalsumme vom 20 M. pro Kind in die hiesige Volksschule zugelassen. [...]. Bei der Blechausstellung in Nürnberg wurden am 28. Aug. zwei Fürther Aussteller prämiirt: Peter Haas und Th. H. Senkeisen. jun. [...]. Als Handelsrichter wurden gewählt die Kaufleute L. Münch, B. Braun, S. E. Berolzheimer, M. Lieser, E. Ley, J. Mohr. [...]. Die Frage wegen der definitiven Unterbringung der Realschule nahm die Gemeindekollegien vielfach in Anspruch und gab zur Aufstellung mannigfacher Projekte Veranlassung. In der Sitzung des Magistrats vom 21. Oktober wurde der Antrag auf theilweise Ueberbauung der englischen Anlage bei dem Ludwigsbahnhofe mit allen gegen 2 Stimmen abgelehnt und der Kommissionsantrag, das gesammte Areal der Freimaurergesellschaft an der Schwabacher Straße jenseits der Eisenbahn käuflich zu erwerben, zum Beschlusse erhoben. [...]. Am 29. Oktober wurde der frühere Webermeister Leonhard Wild beerdigt, welcher seit der am 1. Okotber 1855 erfolgten Eröffnung der Leichenhalle auf dem christlichen Kirchhofe als Leichenwärter aufgestellt war. [...]. Am 8. Nov. fand eine Gastvorstellung des Hofschaufspielers August Junkermann als Onkel Bräsig in dem gleichnamigen Lustspiele statt. - Entgegen dem Beschlusse des Magistrats vom 21. Oktober, das Realschulgebäude in der Schwabacherstraße außerhalb der Eisenbahn auf dem Areale der Freimaurerloge zu erbauen, beschloß das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten am 18l Nov. auf Antrag des Baumeisters Evora, den Magistrat zu ersuchen, die Realschule in Anbetracht, daß das magistratische Projekt eine Erhöhung der Umlagen in Aussicht stelle, definitiv in der Hirschengasse zu belassen, die Pläne hiezu fertigen und dem Kollegium vorlegen zu lassen. - Am 6. Dezember trat Ernst Possart als Gast in dem Schauspiele: „Ein deutscher Standesherr“ dahier auf. - Da sich um diese Zeit die Folgen der Arbeitslosigkeit und der hohen Lebensmittelpreise unter der ärmeren Bevölkerung schmerzlich fühlbar machten, so wurde von einer Anzahl angesehener Personen aus den verschiedenen Parteien ein Aufruf zur Spendung von monatlichen Beiträgen zur Gründung einer Unterstützungskasse erlassen. [...]. Dem Fr. Theodor Eduard Lehmus, Kgl. Stadtparrer und Kapitelsenior dahier, wurde von Sr. Majestät dem Könige der Titel und Rang eines protestantischen Kirchenrathes verliehen. - 30. Dez. Gabriel und Gebrüder Feuchtwanger, Bankiers. - Die gemeinschaftliche Sitzung des Magistrats und der Gemeindebevollmächtigten vom 30. Dez., welche die Frage über die definitive Unterbringung der Realschule endgiltig entscheiden sollte, verlief resultatlos, indem der Magistrat mit allen Stimmen gegen die des Rathes Hesse bei seinem Beschlusse des Neubaues beharrte, die Gemeindebevollmächtigten dagegen mit 19 gegen 17 Stimmen für das Schulhaus in der Hirschengasse stimmten. [...]. Lokalstatistik. Die Zahl der Geburten war 1192, [...]. An neuen Stiftungen sind angefallen: die J. W. Engelhardt'sche Unterstützungsstiftung mit 20,000 M., die J. W. Engelhardt'sche Anlagestiftung mit 10,200 M., die allgemeine Moritz Nathan'sche Stiftung mit 5000 M., die Hermann Mohr'sche Stiftung mit 2000 M., [...].[1]
Bilder
Einzelnachweise
- ↑ Fronmüllerchronik, 1887, S. 503 - 519