Fäkalienverladestation: Unterschied zwischen den Versionen

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|Bild=NL-FW 09 KP 015 Georg Mehl Stadeln Fäkalienanstalt Vach 1896.jpg
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Version vom 26. Januar 2024, 22:45 Uhr

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Gesamtansicht der ehem. Fäkalienanstalt Bildmitte am Bahnhof Vach, links Teil vom Lagerhaus der Kunstmühle Vach mit Bahnline und im Hintergrund der Stadelner Gemeindewald, Aufnahme von 1953.
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Die Fäkalienverladestation, auch "Fäkalienanstalt" oder "Odelgrube" benannt, befand sich in unmittelbarer Nähe zum Vacher Bahnhof. Dabei lag die Anstalt südlich vom heutigen Bahnübergang nach Steinach am Bahnhof Vach, mit eigenem Gleisanschluss. Zu Spitzenzeiten wurden bis zu 1.000 Waggons pro Jahr in Stadeln angeliefert. Betreiber der Anlage war allerdings die Stadt Nürnberg. Neben der Benennung als Fäkalienstalt existierten auch noch weitere Namen für die Einrichtung z.B. als „Stadtgemeinde Nürnberg – Fäkaliengruben Anlage“ bzw. die privaten Anschlussgleis wurde als „Industriegleis der Stadt Nürnberg“ bezeichnet.

Ursprung und Entstehung

Durch eine noch fehlende Kanalisation Ende des 19. Jahrhunderts und den nicht mehr zu beherrschende Mengen von abgepumpten Fäkalien der Abortgruben wurde eine neue Art der Verteilung von Fäkalien an die Landwirtschaft in der Umgebung notwendig. Im Südwesten von Nürnberg, in der heutigen Finkenstraße, wurde 1912 ein aufwendiger Verladebahnhof gebaut.

Pferdefuhrwerke lieferten die Fäkalien in den auf drei Verladegleisen stehenden Fäkalienwägen an, so dass diese umgepumpt werden konnten. Im Anschluss wurden die Waggons in der Umgebung der Stadt Nürnberg in neu angelegte Empfangstationen verbracht, wie z.B. in Stadeln. Die dabei verwendeten Fäkalienwägen waren ähnlich aufgebaut wie 2-achsige Tankwägen mit einem ca. 10 m³ Fassungsvermögen.[1]

Nutzung

Plan der ehem. Fäkalienentladestation am Bahnhof Vach, 1925

Die ankommenden Fäkalienwaggons wurden auf einem Damm liegenden Verladegleis geschoben, wobei die Gleislänge ca. 75 m betrug. Dann wurden die Waggons mit Schläuchen und fest verlegten Rohrleitungen im freien Gefälle in das große Sammelbecken entladen. Das Sammelbecken hatte eine Größe von ca. 30 x 12 m und konnte ca. 850 m³ fassen. Das eingezäunte Gelände mit ca. 4.000 m² am Bahnhof Vach hatte neben dem Damm und dem Sammelbecken noch ein Gebäude für das Personal.

Die angelieferten Fäkalien wurden als natürlicher Felddünger kostenlos an Landwirte der Umgebung abgegeben (siehe Zeitzeugenbericht).

Schließung der Anlage

Nach Ausbau der Nürnberger Kanalisation und den neuen Kläranlagen Nord und Süd dürfte ab den 1935er Jahren, auch aus Kostengründen, die Transporte eingestellt worden sein. Das Betriebsgelände wurde verkauft, die Gebäude teilweise abgerissen.

Das Gelände fiel bis weit in die 1960er Jahre in einen Dornröschen Schlaf. Die Umzäunung, jetzt mit großen Pappeln, war noch gut erkennbar - ebenso das Ladegleis und das Betonbecken mit großen verrosteten Maschinen in einem abgetrennten Raum. Allerdings war das Betonbecken bis oben hin voll mit Grundwasser gelaufen.

Vor der Bebauung an der Bahnlinie (Spiegel Lang, BIG) war immer noch ein Trampelpfad vorhanden, der von der damaligen Kronacher Landstraße Nähe Bahnübergang (heute Theodor-Heuss-Straße / Brücke) über die Felder zum Bahnhof führte, direkt durch das Gelände der ehemaligen Fäkalienverladeanstalt, an dem rostigen und unbenutzten Abstellgleis vorbei.

Auf dem damaligen Gelände steht heute die große Lagerhalle der Firma Uvex (vorher der Firma BIG) Steinacher Straße 63. Allein das bestehende, aber nicht mehr an das Schienennetz angeschlossene Ladegleis im Firmengelände, das ohne Funktion früher noch bis zu den neun markanten roten Silos für Kunststoffgranulate der ehem. Firma BIG verlegt war, erinnert als letztes Überbleibsel an die frühere Fäkalienentladestation.

Zeitzeugenbericht

Es war die Umladestation für die Bauern. Ich weiß von meiner Mutter, die hatte einen Bauernhof in Großgründlach und sie holte immer wieder mit dem Odelfass, gezogen von einer Kuh, den Odel zur Düngung ihrer Äcker. Sie war schon früh, meistens um 6:00 in Stadeln, damit sie noch was bekam und evtl. ein 2. Mal was bekam. Sie musste mit einer Handpumpe den Odel in den Wagen pumpen und dann auf dem Acker die Brühe mit der Schöpfe auf das Feld verteilen. Leider wünschen sich heute wieder viele die frühere Romantik zurück, aber dafür wird man niemanden mehr finden.[2]

Literatur

  • Robert Fritzsch: Nürnberger Erinnerungen, Band 5, Als Nürnberg "Stadt der Reichsparteitage hieß", Edelmann Verlag - Korn und Berg, Nürnberg, ISBN 978-3871911651

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Nürnberger Erinnerungen Band 5, Nürnberg, S. 153
  2. Zeitzeugenbefragung durch Norbert Pietsch von Günther Schrems

Bilder