Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Fürth 1897: Unterschied zwischen den Versionen
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Nach den Kriegswirren erfolgte nochmals eine Namensänderung: am 17. Dezember [[1947]] erfolgte die Eintragung in das Fürther Vereinsregister unter dem heutigen Namen "Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Fürth 1897 e. V.". Ende 1947 begann die Errichtung eines Kantinengebäudes durch die Brauerei Humbser als Ersatz für einen im Krieg zerstörten Vorgängerbau. Das aus Holz bestehende Gebäude wurde 1948 fertiggestellt und 1950 um Aborte und einen Kühlraum erweitert. Alle fünf Jahre war eine Genehmigung zum Weiterbetrieb von der Stadt einzuholen, diese war vom Zustand der „Wirtschaftsbaracke“ abhängig. | Nach den Kriegswirren erfolgte nochmals eine Namensänderung: am 17. Dezember [[1947]] erfolgte die Eintragung in das Fürther Vereinsregister unter dem heutigen Namen "Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Fürth 1897 e. V.". Ende 1947 begann die Errichtung eines Kantinengebäudes durch die Brauerei Humbser als Ersatz für einen im Krieg zerstörten Vorgängerbau. Das aus Holz bestehende Gebäude wurde 1948 fertiggestellt und 1950 um Aborte und einen Kühlraum erweitert. Alle fünf Jahre war eine Genehmigung zum Weiterbetrieb von der Stadt einzuholen, diese war vom Zustand der „Wirtschaftsbaracke“ abhängig. | ||
Die Fünfziger Jahre brachten die nächsten heftigen Turbulenzen in der Vereinsgeschichte. Der Bedarf an Gelände für Industrieansiedlungen, sozialem Wohnungsbau und nicht zuletzt die baulichen Aktivitäten der [[US Army|Amerikaner]] in der Fürther Südstadt (sog. „US-Moralprogramm“) betrafen große Teile des Kleingartenwesen in der Stadt Fürth. Den Baumaßnahmen fielen bis [[1954]] über 1200 Kleingärten zum Opfer. Die Kleingärtner waren bei Weigerung der Auflassung ihrer Parzellen mit Beschlagnahme konfrontiert und wurden gezwungen innerhalb weniger Tage ihre Lauben und Gärten selbst zu zerstören. Trotz heftiger Proteste wurde Anfang 1954 die gesamte Kolonie II, ein Teil des Sportplatzgeländes des benachbarten [[ASV Fürth]], ein Grundstück des Vereins [[Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Volkswohl|Volkswohl]] sowie einige Privatgärten (sog. „Münchs-Gärten“) aufgelöst um geplanten 396 US-Wohnungen Platz zu machen. Zwei Jahre zuvor war die Kolonie IV entstanden. Wegen der teilweise komplizierten Eigentumsverhältnisse wurde von der Stadt Fürth ein Experte aus der Gartenbauschule in Triesdorf engagiert der aufwändige Berechnungen durchführte. Den betroffenen Pächtern und Bewohnern wurden schließlich Entschädigungen zwischen 100 - 3000 DM gezahlt, nicht immer konnte jedoch Ersatzland oder Wohnraum im selben Maße zur Verfügung gestellt werden. Von Baugenossenschaften bereitgestellte Ausweichwohnungen wurden zeitlich befristet vermietet, mit peniblem Blick auf die genaue Einhaltung der Verträge. Besonders bitter war in diesem Zusammenhang, dass die durchaus solide errichteten Behelfsheime in Kolonie II zum Zeitpunkt des Abrisses erst wenige Jahre alt oder sogar noch in Bau waren und Wohnraum immer noch ein knappes Gut darstellte. 1955 stand kurzzeitig sogar Anlage I vor der Teilräumung was jedoch durch vehementen Widerspruch des Vereins verhindert werden konnte. | Die Fünfziger Jahre brachten die nächsten heftigen Turbulenzen in der Vereinsgeschichte. Der Bedarf an Gelände für Industrieansiedlungen, sozialem Wohnungsbau und nicht zuletzt die baulichen Aktivitäten der [[US Army|Amerikaner]] in der Fürther Südstadt (sog. „US-Moralprogramm“) betrafen große Teile des Kleingartenwesen in der Stadt Fürth. Den Baumaßnahmen fielen bis [[1954]] über 1200 Kleingärten zum Opfer. Die Kleingärtner waren bei Weigerung der Auflassung ihrer Parzellen mit Beschlagnahme konfrontiert und wurden gezwungen innerhalb weniger Tage ihre Lauben und Gärten selbst zu zerstören. Trotz heftiger Proteste wurde Anfang 1954 die gesamte Kolonie II, ein Teil des Sportplatzgeländes des benachbarten [[ASV Fürth]], ein Grundstück des Vereins [[Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Volkswohl|Volkswohl]] sowie einige Privatgärten (sog. „Münchs-Gärten“) aufgelöst um geplanten 396 US-Wohnungen Platz zu machen. Zwei Jahre zuvor war die Kolonie IV entstanden. Wegen der teilweise komplizierten Eigentumsverhältnisse wurde von der Stadt Fürth ein Experte aus der Gartenbauschule in Triesdorf engagiert der aufwändige Berechnungen durchführte. Den betroffenen Pächtern und Bewohnern wurden schließlich Entschädigungen zwischen 100 - 3000 DM gezahlt, nicht immer konnte jedoch Ersatzland oder Wohnraum im selben Maße zur Verfügung gestellt werden. Von Baugenossenschaften bereitgestellte Ausweichwohnungen wurden zeitlich befristet vermietet, mit peniblem Blick auf die genaue Einhaltung der Verträge. Besonders bitter war in diesem Zusammenhang, dass die durchaus solide errichteten Behelfsheime in Kolonie II zum Zeitpunkt des Abrisses erst wenige Jahre alt oder sogar noch in Bau waren und Wohnraum immer noch ein knappes Gut darstellte. 1955 stand kurzzeitig sogar Anlage I vor der Teilräumung was jedoch durch vehementen Widerspruch des Vereins verhindert werden konnte. Zusätzlich liefen im Hintergrund Verhandlungen mit der Stadt über den Verbleib von sog. „Schwarzbauten“. | ||
Seit dem sechzigjährigen Bestehen der Gärten im Jahr [[1957]] bewegte sich das Vereinsleben in ruhigeren Gewässern. In dieser Zeit konnten manche Mitglieder bereits auf 40 Jahre Mitgliedschaft zurückblicken. Als die Stadt Fürth 1967 die Aufstellung eines Flächennutzungsplanes vorantrieb, forderte der Verein die Ausweisung der Kolonien als Grünland was für die Kolonien III und IV in der Folgezeit auch erreicht werden konnte. Das 75-jährige Jubiläum [[1972]] wurde mit einem Festakt im [[Kolpingsaal]] begangen, musikalisch begleitet von den damals regional sehr bekannten [[Wikipedia:Peterlesboum|Peterlesboum]]. Der amtierende Vorstand Höfer berichtete von einem Bestand an 56 Eigentumsparzellen und zwei gepachteten Grundstücken mit ca. 60 Parzellen. Das sog. „Räumungsgespenst“, die allgegenwärtige Angst der Kleingärtner, ging jedoch noch länger um da sich zu dieser Zeit der Bebauungsplan Nr. 299 in Aufstellung befand welcher nicht unerhebliche Auswirkungen auf das Vereinsgeländes und die direkte Umgebung hatte. <ref>Auszug aus den Vereins-Chroniken von 1957, 1972 und 1997 sowie Recherche Günter Scheuerer (Fürth) im März - April 2023. Informationen zur Enteignung 1954: Stadtarchiv Fürth, AGr. 9/794</ref> | Seit dem sechzigjährigen Bestehen der Gärten im Jahr [[1957]] bewegte sich das Vereinsleben in ruhigeren Gewässern. In dieser Zeit konnten manche Mitglieder bereits auf 40 Jahre Mitgliedschaft zurückblicken. Als die Stadt Fürth 1967 die Aufstellung eines Flächennutzungsplanes vorantrieb, forderte der Verein die Ausweisung der Kolonien als Grünland was für die Kolonien III und IV in der Folgezeit auch erreicht werden konnte. Das 75-jährige Jubiläum [[1972]] wurde mit einem Festakt im [[Kolpingsaal]] begangen, musikalisch begleitet von den damals regional sehr bekannten [[Wikipedia:Peterlesboum|Peterlesboum]]. Der amtierende Vorstand Höfer berichtete von einem Bestand an 56 Eigentumsparzellen und zwei gepachteten Grundstücken mit ca. 60 Parzellen. Das sog. „Räumungsgespenst“, die allgegenwärtige Angst der Kleingärtner, ging jedoch noch länger um da sich zu dieser Zeit der Bebauungsplan Nr. 299 in Aufstellung befand welcher nicht unerhebliche Auswirkungen auf das Vereinsgeländes und die direkte Umgebung hatte. <ref>Auszug aus den Vereins-Chroniken von 1957, 1972 und 1997 sowie Recherche Günter Scheuerer (Fürth) im März - April 2023. Informationen zur Enteignung 1954: Stadtarchiv Fürth, AGr. 9/794</ref> |
Version vom 21. April 2023, 14:18 Uhr
Der Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Fürth 1897 e. V. ist ein aus drei Kolonien bestehender Kleingartenverein in der Fürther Südstadt.
Geschichte
Gründung
Durch die aufblühende Glasindustrie waren vor der Jahrhundertwende etliche Zuwanderer aus der Oberpfalz nach Fürth gekommen. Sie fanden bei der alteingesessenen königlich bayrischen Hofspiegelfabrik N. Wiederer & Co. Arbeit und wohnten vorwiegend in der Gegend Wald-, Leyher- und Balbiererstraße, dem sogenannten Glasscherbenviertel.
Bereits zu dieser Zeit wurden Kaninchen an allen erdenklichen Orten wie Hinterhöfen, Balkonen sowie Keller- oder Dachbodenabteilen gehalten. Die Kaninchenzucht bedeutete damals vor allem öfter mal Fleisch auf dem Teller und war mehr ein lebensnotwendiger Beitrag zur Familienernährung als eine Freizeitbeschäftigung. Mit zunehmender Bebauung der Südstadt wurden diese Haltungsformen jedoch immer weniger akzeptiert.
Deshalb wurde von fünfzehn Kleintierfreunden am 15. September 1897 der "Kaninchenzüchterverein für Fürth und Umgebung" gegründet. Gründungsvorstand war der "Tünchnermeister" Benno Schögl. Als Zweck des nicht politischen Vereins wurde die "Förderung und Verbreitung der Kaninchenzucht unter besonderer Berücksichtigung der Bedeutung derselben in volkswirtschaftlicher Beziehung" vermerkt. 1901 wurde der Verein wieder aus dem Vereinsregister getilgt, existierte aber als nichteingetragener Verein weiter. Die Gründe hierfür waren nicht mehr in Erfahrung zu bringen.
Der Eigentümer der Firma Wiederer, Herr Kommerzienrat Konrad Georg Schwarz, unterstützte die Zucht durch Verpachtung eines Grundstücks im Jahr 1912 an seine Mitarbeiter - dies entspricht dem Gelände der heutigen Kolonie I (die sog. "Wiederergärten"). Das gepachtete Stück Land bestand zu dieser Zeit aus einem „Moor- und Sumpfgelände“, bedingt durch die Nähe zum Weidiggraben und Leyher Landgraben. 1913 erfolgte die Wiedereintragung ins Vereinsregister und Umbenennung in "Nutzkaninchenverein für Fürth und Umgebung", im Fürther Volksmund bald bekannt als "die Hoserer".[1]
Rasanter Aufschwung
Nach dem Beitritt des Ziegenzuchtvereins im Jahre 1915 lautete der Vereinsname nunmehr "Nutzkaninchen- & Ziegenzuchtvereinigung Fürth und Umgebung", bis am 4. Mai 1918 eine erneute Umbenennung in "Kleintierzucht- und Gartenbauverein 1897" erfolgte. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und während der Inflation wurden die Gärten nachts von einer eigens dafür aufgestellten „Stadtwache“, bestehend aus Vereinsmitgliedern, beaufsichtigt. Aufgrund der allgemeinen Not häuften sich Diebstähle, vor allem bei den außenliegenden Gärten. In der Folgezeit nahm das Kleingartenwesen einen regen Aufschwung, davon zeugt der 1923 erfolgte Anschluss an den heutigen Stadtverband der Kleingärtner und die Gründung der Kolonie II mit ca. 30 neuen Gärten im Jahr 1927.[2]
Nationalsozialismus
Vor dem Hintergrund der politischen Entwicklung folgte eine turbulente Zeit mit "Gleichschaltungsschwierigkeiten". Langjährige und bewährte Mitglieder wurden aus den Vorstandsämtern verdrängt und durch Parteigenossen ersetzt. Allerdings scheinen sich diese nicht bewährt zu haben, da sie bereits zwei Jahre später in den Vorstandlisten nicht mehr auftauchen und der Vorstand nunmehr wieder aus altbekannten Funktionären aus der Zeit vor 1933 bestand. Die Gründe hierfür waren nicht mehr in Erfahrung zu bringen. Der Verein erhielt den Namenszusatz "Kolonie Deutsche Scholle" und wurde unter Zwang in die neugeschaffene Stadtgruppe Fürth im Reichsverband der Kleingärtner und Kleinsiedler und Deutschlands eingegliedert.
1934 wurden die "Wiederergärten" von Kommerzienrat und Fabrikbesitzer Georg Schwarz an den Reichsverband Deutscher Kleingärtner, vertreten durch Georg Vogtmann, für 22.000 Goldmark verkauft. Durch ein noch vorhandenes Kontobuch, lautend auf den Namen Michael Schmidt, ist belegbar, dass die Vereinsmitglieder ihren Garten zu einem Preis von RM 1,75/m² vom Reichsverband käuflich erwerben und durch Rückzahlung in kleinsten Raten tilgen konnten. 1935 beschloss der Reichsverband, dem der GBV untergeordnet war, Juden von der Mitgliedschaft auszuschließen. 1936 erfolgte die Gründung der Kolonie III. Durch diese Neuanlage wuchs die Mitgliederzahl von 98 auf 130 Personen.
Im August 1937 fand unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und zahlreicher Gäste die 2. Landestagung Bayerischer Kleingärtner in Fürth statt. Durch Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kam das Vereinsleben nahezu zum Erliegen. Durch die kriegsbedingte Zerstörung von Wohnraum wurden ab 1943 eine Reihe von Behelfsheimen auf dem Vereinsgelände teils mit und teils ohne offizielle Baugenehmigung errichtet, es entstand ein „wildes“ Siedlungsgebiet.[3]
Nachkriegszeit
Nach Beendigung des Krieges begann die Nachfrage nach Gartenland sprunghaft zu steigen. Die Zahl der Kleingärten erhöhte sich in Fürth auf 3200. So konnten die Kleingärtner mit ihren Produkten sehr zur Linderung der Lebensmittelknappheit beitragen.
Nach den Kriegswirren erfolgte nochmals eine Namensänderung: am 17. Dezember 1947 erfolgte die Eintragung in das Fürther Vereinsregister unter dem heutigen Namen "Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Fürth 1897 e. V.". Ende 1947 begann die Errichtung eines Kantinengebäudes durch die Brauerei Humbser als Ersatz für einen im Krieg zerstörten Vorgängerbau. Das aus Holz bestehende Gebäude wurde 1948 fertiggestellt und 1950 um Aborte und einen Kühlraum erweitert. Alle fünf Jahre war eine Genehmigung zum Weiterbetrieb von der Stadt einzuholen, diese war vom Zustand der „Wirtschaftsbaracke“ abhängig.
Die Fünfziger Jahre brachten die nächsten heftigen Turbulenzen in der Vereinsgeschichte. Der Bedarf an Gelände für Industrieansiedlungen, sozialem Wohnungsbau und nicht zuletzt die baulichen Aktivitäten der Amerikaner in der Fürther Südstadt (sog. „US-Moralprogramm“) betrafen große Teile des Kleingartenwesen in der Stadt Fürth. Den Baumaßnahmen fielen bis 1954 über 1200 Kleingärten zum Opfer. Die Kleingärtner waren bei Weigerung der Auflassung ihrer Parzellen mit Beschlagnahme konfrontiert und wurden gezwungen innerhalb weniger Tage ihre Lauben und Gärten selbst zu zerstören. Trotz heftiger Proteste wurde Anfang 1954 die gesamte Kolonie II, ein Teil des Sportplatzgeländes des benachbarten ASV Fürth, ein Grundstück des Vereins Volkswohl sowie einige Privatgärten (sog. „Münchs-Gärten“) aufgelöst um geplanten 396 US-Wohnungen Platz zu machen. Zwei Jahre zuvor war die Kolonie IV entstanden. Wegen der teilweise komplizierten Eigentumsverhältnisse wurde von der Stadt Fürth ein Experte aus der Gartenbauschule in Triesdorf engagiert der aufwändige Berechnungen durchführte. Den betroffenen Pächtern und Bewohnern wurden schließlich Entschädigungen zwischen 100 - 3000 DM gezahlt, nicht immer konnte jedoch Ersatzland oder Wohnraum im selben Maße zur Verfügung gestellt werden. Von Baugenossenschaften bereitgestellte Ausweichwohnungen wurden zeitlich befristet vermietet, mit peniblem Blick auf die genaue Einhaltung der Verträge. Besonders bitter war in diesem Zusammenhang, dass die durchaus solide errichteten Behelfsheime in Kolonie II zum Zeitpunkt des Abrisses erst wenige Jahre alt oder sogar noch in Bau waren und Wohnraum immer noch ein knappes Gut darstellte. 1955 stand kurzzeitig sogar Anlage I vor der Teilräumung was jedoch durch vehementen Widerspruch des Vereins verhindert werden konnte. Zusätzlich liefen im Hintergrund Verhandlungen mit der Stadt über den Verbleib von sog. „Schwarzbauten“.
Seit dem sechzigjährigen Bestehen der Gärten im Jahr 1957 bewegte sich das Vereinsleben in ruhigeren Gewässern. In dieser Zeit konnten manche Mitglieder bereits auf 40 Jahre Mitgliedschaft zurückblicken. Als die Stadt Fürth 1967 die Aufstellung eines Flächennutzungsplanes vorantrieb, forderte der Verein die Ausweisung der Kolonien als Grünland was für die Kolonien III und IV in der Folgezeit auch erreicht werden konnte. Das 75-jährige Jubiläum 1972 wurde mit einem Festakt im Kolpingsaal begangen, musikalisch begleitet von den damals regional sehr bekannten Peterlesboum. Der amtierende Vorstand Höfer berichtete von einem Bestand an 56 Eigentumsparzellen und zwei gepachteten Grundstücken mit ca. 60 Parzellen. Das sog. „Räumungsgespenst“, die allgegenwärtige Angst der Kleingärtner, ging jedoch noch länger um da sich zu dieser Zeit der Bebauungsplan Nr. 299 in Aufstellung befand welcher nicht unerhebliche Auswirkungen auf das Vereinsgeländes und die direkte Umgebung hatte. [4]
Jüngere Vergangenheit
Im Zuge des Neubaus der Hans-Bornkessel-Straße mussten 1982 zehn Gärten der Anlage IV dem Straßenbau weichen, gleichzeitig entstanden aber elf neue Parzellen als Ausgleich. Im direkten Umfeld fand ein tiefgreifender Wandel statt, denn die angrenzenden, zumeist landwirtschaftlich genutzten Flächen, wurden ab Mitte der Achtziger Jahre zunehmend überbaut. Es entstand ein tristes Industriegebiet. 1986 konnte der Verein das Gelände der Kolonie III als Eigentum erwerben. Zum 100-jährigen Jubiläum 1997 wurde nach langem Bemühen (die Verhandlungen liefen bereits seit 1983) damit begonnen, die Kolonie IV um 19 Gärten zu erweitern. Die Umwandlung eines Teils des Vereinsgeländes in Bau- bzw. Grünland regte zu weiteren Erschließungs- und Baumaßnahmen im Bereich der Kühschanze an. Von den aktiven Vereinsmitgliedern waren Stand 1997 nur noch vier aktive Kleintierzüchter, 2017 noch einer. Der allgemeine Trend entfernte sich von der Tierhaltung und vom Nutzpflanzenanbau.[5]
Situation heute
Der Kleingärtner sucht heute in seinem Garten in erster Linie Erholung, will die Natur erleben, dem Alltagsstress entfliehen und vor Allem die Seele baumeln lassen.
Der Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Fürth 1897 e. V. zählt heute in drei Anlagen 134 Gärten. Zahlreiche passive Mitglieder unterstützen den Verein. Die Verwaltung konnte das sehr in Vergessenheit geratene Vereinsleben durch Veranstaltung neuer und bewährter Feste erfolgreich wiederbeleben. So gibt es unter Anderem eine Faschingsveranstaltung, ein Gartenfest, ein Herbstfest, eine Weihnachtsfeier, eine Pflanzentauschbörse, einen Frühjahrsputz („Rama-Dama“) sowie die Teilnahme an Stadtteilflohmärkten. Die Corona-Pandemie beschleunigte den Umstieg auf die digitale Verwaltung und erhöhte den Zulauf an Garteninteressenten enorm.
2022 und 2023 feiert der Verein sein 125-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsjahr.
Zeitstrahl / Kurzchronik
- 1897: Gründung des Vereins unter dem Namen „Kaninchenzüchterverein für Fürth und Umgebung“
- 1901: Abmeldung aus dem Vereinsregister, Weiterbestand als nichteingetragener Verein
- 1912: Verpachtung eines Grundstücks in der Südstadt durch die Fa. Wiederer - Entstehung von Kolonie I („Wiederer-Gärten“)
- 1913: Wiedereintragung in das Vereinsregister und Umbenennung des Vereins in „Nutzkaninchenverein für Fürth und Umgebung“. Umzäunung des Vereinsgeländes
- 1915: Anschluss des Ziegenzuchtvereins und Umbenennung in „Nutzkaninchen- und Ziegenzuchtverein für Fürth und Umgebung“
- 1918: Erneute Namensänderung in „Gartenbau- und Kleintierzuchtverein für Fürth und Umgebung e. V.“
- 1923: Anschluss an den Reichsverband der Kleingärtner (dem heutigen Stadtverband)
- 1927: Errichtung der Kolonie II mit 30 Gärten
- 19....: Errichtung einer Futtermittelhalle
- 1929: Anschluss der Kolonie I an das öffentliche Wassernetz, Strom folgte zwei Jahre später
- 1931: Vergabe der Adresse Oststraße 48 an den Verein und erstmalige Erwähnung einer „Vereinskantine“
- 1933: Gleichschaltung des Vereins durch die Nationalsozialisten und Umbenennung in „Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Fürth i. B. e. V. - Kolonie Deutsche Scholle“
- 1934: Erwerb des Geländes der Kolonie I durch den Reichsverband für 22.000 Goldmark und Weiterverkauf der Parzellen an die Pächter
- 1936: Errichtung der Kolonie III mit über 30 Gärten
- 1943: Erstmalige Errichtung von Behelfsheimen auf dem Vereinsgelände
- 1947: 50-jähriges Jubiläum und erneute Umbenennung des Vereins in „Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Fürth 1897 e. V.“
- 1948: Errichtung einer Wirtschaftsbaracke durch die Brauerei Humbser als Ersatz für den kriegszerstörten Vorgängerbau
- 1950: Anerkennung des Vereins durch die US-Besatzungsmacht
- 1952: Errichtung von Kolonie IV mit 24 Gärten
- 1954: Zwangsräumung der Kolonie II für Wohnbebauung durch die US-Amerikaner
- 1957: Feier des 60-jährigen Jubiläums in der Vereinsgaststätte
- 1967: Erweiterung der Vereinsgaststätte um eine angeschlossene Wirtswohnung durch die Brauerei Humbser
- 1972: Feier des 75-jährigen Jubiläums im Kolpingsaal und auf dem Vereinsgelände
- 1980: Umbenennung eines Teils der Oststraße in Hans-Bornkessel-Straße. Dadurch Änderung der Vereinsadresse von Oststraße 48 auf Hans-Bornkessel-Straße 10
- 1982: In der Kolonie IV Verlust von 10 Gärten durch Weiterbau der Hans-Bornkessel-Straße. In der Folgezeit Schaffung von insg. 11 neuen Gärten als Ausgleich
- 1986: Erwerb des gepachteten Geländes der Kolonie III durch den Verein
- 1997: Dreitägige Feier des 100-jährigen Jubiläums auf dem Vereinsgelände u. A. mit Auftritt von Heißmann & Rassau. Spatenstich zur Erweiterung der Kolonie IV um 19 Gärten. Ausgliederung der im Verein beheimateten Kaninchenzüchtergruppe B462 auf ein eigenes Gelände an der Kühschanze
- 2000: Offizielle Einweihung der neuen Gärten in Kolonie IV
- 2008: Ankauf einer zentral gelegenen Gartenparzelle in Kolonie I für den Eigenbedarf und in der Folgezeit Umbau zum Gemeinschaftsgarten „P13“
- 2021: Übernahme der Vereinsgaststätte von der Tucher-Brauerei
- 2022/23: Feier des 125-jährigen Jubiläums mit einem Jubiläumsjahr mit insg. zehn Veranstaltungen[6]
Liste der 1. Vorstände
Erläuterung: Die Vorstände aus den Anfangsjahren konnten nicht mehr alle lückenlos ermittelt werden. Die Amtszeiten sind vereinfacht dargestellt, z. B. bedeutet die Angabe 1995 - 1999 den Zeitraum von Februar 1995 - Januar 2000 da die Jahreshauptversammlung in der Regel in der dritten Januarwoche stattfindet.
19. Jahrhundert | 20. Jahrhundert | 21. Jahrhundert |
---|---|---|
1897 - 1899: Benno Schögl | 1900 - 1901: Christof Rost | 2000 - 2011: Metin Güner |
1899 - 1900: Konrad Zürl | 1902 - | 2012 - 2018: Regor Knauer |
1903 - 1907: Konrad Zürl | 2019 - 2022: Metin Güner | |
1908 - | 2023 - : Metin Güner | |
- 1912 | ||
1913 - 1917: Heinrich Schmitt | ||
1918: Josef Zinnbauer | ||
1919 - 1921: Baptist Landgraf | ||
1921 - 1922: Michael Braun | ||
1923 - 1928: Wolfgang Kaiser | ||
1929 - 1930: Hans Hofmann | ||
1931 - 1933: Ernst Sticht | ||
1933 - 1935: Martin Loos | ||
1935: Kaiser | ||
1936 - 1939: Hermann Dickel | ||
1940: Albin Lippold | ||
1941 - 1945: Hans Donhauser | ||
1946 - 1950: Richard Scherzer | ||
1951: Heinrich Güthlein | ||
1952 - 1953: Hermann Dickel | ||
1954 - 1955: Richard Scherzer | ||
1956 - 1962: Wilhelm Höfer | ||
1963 - 1968: Rudolf Herget | ||
1969 - 1972: Wilhelm Höfer | ||
1973 - 1976: Herbert Weiß | ||
1977 - 1979: Willi Kiesel | ||
1980 - 1984: Rudolf Herget | ||
1985 - 1987: Herbert Weiß | ||
1988 - 1993: Klaus Ferkel | ||
1994 - 1995: Ralf Reitzenstein | ||
1995 - 1999: Herbert Weiß |
Literatur
- Kleingärten. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 221
- 75 Jahre GBV. Festschrift, 1972, 24 S.
- Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Fürth 1897 e. V. 100-Jahrfeier 18.-20.07.1997. Festschrift, 1997, 10 S.
- Ich erinnere mich... Zeitzeugen im Gespräch. Schrebergärtner - Südstädter Urgestein. In: Auf in den Süden! Geschichte der Fürther Südstadt, 2017, Sandberg Verlag, ISBN 978-930699-94-0, S. 118 - 119
- 1897er Infoblatt (Das "1897er Infoblatt" erschien nach Bedarf mit aktuellen Themen rund um den Verein bis 2018)
- Richard Scherzer: Von „de Hoserer“ in die Penthaus-Wohnung. Eine Kindheit in der „wilden“ Südstadt. In: 100 Jahre Wohnungsgenossenschaft Fürth Oberasbach eG 1920 - 2020, 2021, S. 266 - 267
Lokalberichterstattung
- US-Termine könnten eingehalten werden. Eigentumsgärten der Kolonie 1897 nicht mehr betroffen. In: Nordbayerische Zeitung vom 9. September 1953
- Kleingärtner stellen Bedingungen. Erregte Protestversammlung bei „Volkswohl“ und Gartenbauverein 1897. In: Fürther Nachrichten, Oktober 1953
- US-Projekt: Für 20 Millionen DM Wohnungen in der Südstadt. In: Nordbayerische Zeitung vom 8. Oktober 1953
- Stadtrat: Handeln und Folgen der US-Beschlagnahme lindern. In: Nordbayerische Zeitung vom 9. Oktober 1953
- Vertrauen der Kleingärtner auf „Dauerland“ ist erschüttert. In: Nordbayerische Zeitung vom 12. Oktober 1953
- Öffentliche Kleingärtnerversammlung wurde abgebrochen. In: Nordbayerische Zeitung vom 16. Oktober 1953
- Amerikaner lehnten Tauschgelände an der Leyher Waldspitze ab. In: Nordbayerische Zeitung vom 21. Oktober 1953
- Ehrung für Kleingarten-Jubilare. Gartenbau- und Kleintierzuchtverein 1897 feierte 60jähriges Jubiläum. In: Fürther Nachrichten vom 30. Juni 1957
- „Gstanzl für die Hoserer“. Der GBV feierte 75-jähriges Jubiläum. In: Fürther Nachrichten vom 31. Juli 1972
- Kies erhitzt die Gemüter. Kleingärtnerverband fürchtet um Grundstück zwischen Kolonien III und IV. In: Fürther Nachrichten vom 7. Februar 1982
- Ein Grüngürtel als natürliche Pufferzone. In: Fürther Nachrichten vom 21. Juli 1986
- Kleingärten an der Kühschanze geplant. Die Brachfläche in der Südstadt soll endlich einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden. In: Fürther Nachrichten, 1995
- Von Karnickelställen zum Ziergarten. Der Fürther Gartenbau- und Kleintierzuchtverein 1897 feiert sein hundertjähriges Bestehen. In: Fürther Nachrichten vom 21. Juli 1997
- 19 Gärten statt Stadion. An der Kühschanze wurde eine neue Kolonie eingerichtet. In: Fürther Nachrichten vom 13. Oktober 1997
- Fürther Vereine stellen sich vor. Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Fürth 1897 e. V. In: StadtZeitung, 54. Jahrg., Nr. 7, vom 4. April 1998, S. 10
Siehe auch
- Haus der Kleingärtner
- Kleingartenkolonien
- Stadtverband der Kleingärtner Fürth und Umgebung e. V.
- Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Volkswohl
- Asiatische Tigermücke
- VfR Fürth
- ASV Fürth
- Weidiggraben
- Leyher Landgraben
Adresse
- Gartenbau- und Kleintierzuchtverein 1897 Fürth e. V.
- Hans-Bornkessel-Str. 10
- 90763 Fürth
- E-Mail: gbv1897@gbv1897.de
- Vorstand: Metin Güner
Weblinks
- Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Fürth 1897 e. V. Homepage
Einzelnachweise
- ↑ Auszug aus den Vereins-Chroniken von 1936, 1957, 1972 und 1997 sowie Recherche Günter Scheuerer (Fürth) im März - April 2023
- ↑ Auszug aus den Vereins-Chroniken von 1936, 1957, 1972 und 1997 sowie Recherche Günter Scheuerer (Fürth) im März - April 2023
- ↑ Auszug aus den Vereins-Chroniken von 1936, 1957, 1972 und 1997 sowie Recherche Günter Scheuerer (Fürth) im März - April 2023
- ↑ Auszug aus den Vereins-Chroniken von 1957, 1972 und 1997 sowie Recherche Günter Scheuerer (Fürth) im März - April 2023. Informationen zur Enteignung 1954: Stadtarchiv Fürth, AGr. 9/794
- ↑ Auszug aus den Vereins-Chroniken von 1997 sowie Recherche Günter Scheuerer (Fürth) im März - April 2023
- ↑ Auszug aus den Vereins-Chroniken von 1936, 1957, 1972 und 1997 sowie Recherche Günter Scheuerer (Fürth) im März - April 2023
- ↑ Auszug aus dem Vereinsregister sowie Recherche Günter Scheuerer (Fürth) im März - April 2023
Audios
Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz im Gespräch mit Kleingärtnern des GBV Fürth 1897 im Januar 2017
2017-01-31 Kleingärtner.mp3
Bilder
Blick von Anlage IV in südlicher Richtung vor Bau der Hans-Bornkessel-Straße. Im Hintergrund sind die Speichergebäude der Johnson Barracks zu erkennen. Aufnahme um 1966