Sahlmannvilla: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Gebäude wurde vermutlich in den 1970er Jahren von der [[Dresdner Bank]] (heute: [[Commerzbank]]) gekauft und als solches genutzt. Allerdings wurden im Rahmen der Umgestaltung des [[Bahnhofplatz]]es zum [[Platz der Zukunft]] (Bebauungsplan 302) auch der Abriss der Sahlmannvilla erwogen. Neben dem Abriss der Villa sah der Bebauungsplan 302 auch den Abriss weiterer Gebäude an der Nordseite des [[Bahnhofplatz]]es vor, sowie den Abbruch der ehem. [[Hauptpost]]. Nur aus wenigen Bereichen der Stadtgesellschaft kamen Bedenken gegenüber diesem Bebauungsplan. So positionierten sich u.a. der damals noch relativ junge [[Altstadtverein St. Michael]] und der Bezirksheimatpfleger entschieden gegen die Abrisspläne, allerdings vergeblich.  
Das Gebäude wurde vermutlich in den 1970er Jahren von der [[Dresdner Bank]] (heute: [[Commerzbank]]) gekauft und als solches genutzt. Allerdings wurden im Rahmen der Umgestaltung des [[Bahnhofplatz]]es zum [[Platz der Zukunft]] (Bebauungsplan 302) auch der Abriss der Sahlmannvilla erwogen. Neben dem Abriss der Villa sah der Bebauungsplan 302 auch den Abriss weiterer Gebäude an der Nordseite des [[Bahnhofplatz]]es vor, sowie den Abbruch der ehem. [[Hauptpost]]. Nur aus wenigen Bereichen der Stadtgesellschaft kamen Bedenken gegenüber diesem Bebauungsplan. So positionierten sich u.a. der damals noch relativ junge [[Altstadtverein St. Michael]] und der Bezirksheimatpfleger entschieden gegen die Abrisspläne, allerdings vergeblich.  


Nach eigenem Bekunden hat der damalige Stadtbaurat Wolfgang Schneider dem Eigentümer einen Bauwettbewerb unter Erhalt der Sahlmannvilla vorgeschlagen. Allerdings hatte die Zentrale der Dresdner Bank ohne Rücksprache mit der Bauverwaltung in Fürth bereits dem Bayerischen Landesamt in München eine Abrissgenehmigung abgerungen. Das Landesamt für Denkmalpflege kommunizierte rasch die offene Bereitschaft, den Abbruch hinzunehmen.<ref>Zeitzeugengespräch mit Wolfgang Schneider, Baureferent a.D., 2021</ref> – Dennoch erhob das Landesamt für Denkmalpflege Ende der 1970er Jahre vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eine Normenkontrollklage gegen den Bebauungsplan 302, da die Stadt Fürth versäumt hatte, das Landesamt als "Träger öffentlicher Belange" vorschriftsmäßg zu beteiligen. Der Abriss der Sahlmannvilla erfolgte, obwohl die Stadt Fürth vom Verwaltungsgerichtshof aufgefordert worden war, den Plan formell aufzuheben.<ref>Stadtplanungsamt Fürth, [[Kunst galerie fürth]]: Ausstellung ''Traum oder Alptraum? Nichrealisierte Architekturentwürfe für die Stadt Fürth nach 1945''. Kunst Galerie Fürth vom 11. Mai bis 10. Juni 2007.</ref>
Nach eigenem Bekunden hat der damalige Stadtbaurat Wolfgang Schneider dem Eigentümer einen Bauwettbewerb unter Erhalt der Sahlmannvilla vorgeschlagen. Allerdings hatte die Zentrale der Dresdner Bank ohne Rücksprache mit der Bauverwaltung in Fürth bereits dem Bayerischen Landesamt in München eine Abrissgenehmigung abgerungen. Das Landesamt für Denkmalpflege kommunizierte rasch hinter den Kulissen die offene Bereitschaft, den Abbruch hinzunehmen.<ref>Zeitzeugengespräch mit Wolfgang Schneider, Baureferent a.D., 2021</ref> – Dennoch erhob das Landesamt für Denkmalpflege Ende der 1970er Jahre vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eine Normenkontrollklage gegen den Bebauungsplan 302, da die Stadt Fürth versäumt hatte, das Landesamt als "Träger öffentlicher Belange" vorschriftsmäßg zu beteiligen. Der Abriss der Sahlmannvilla erfolgte, obwohl die Stadt Fürth vom Verwaltungsgerichtshof aufgefordert worden war, den Plan formell aufzuheben.<ref>Stadtplanungsamt Fürth, [[Kunst galerie fürth]]: Ausstellung ''Traum oder Alptraum? Nichrealisierte Architekturentwürfe für die Stadt Fürth nach 1945''. Kunst Galerie Fürth vom 11. Mai bis 10. Juni 2007.</ref>


Die Sahlmannvilla wurde [[1983]] unter Protest zu Gunsten eines historisierenden Neubaus, abgerissen. Lediglich ein Balkon, eine sog. Spolie, wurde erhalten und an der südlichen Gebäudeecke über dem Eingang angebracht - als Erinnerung an den Vorgängerbau.
Die Sahlmannvilla wurde [[1983]] unter Protest zu Gunsten eines historisierenden Neubaus, abgerissen. Lediglich ein Balkon, eine sog. Spolie, wurde erhalten und an der südlichen Gebäudeecke über dem Eingang angebracht - als Erinnerung an den Vorgängerbau.

Version vom 21. August 2024, 13:25 Uhr

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Sahlmannvilla um 1907, Postkarte 1930 gelaufen
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Die Sahlmannvilla am Bahnhofplatz 4 wurde 1867 ursprünglich für den Kaufmann Zacharias Adelsdorfer errichtet. Der ortsbildprägende Villenbau wurde später unter dem Namen des großbürgerlichen Hopfenhändlers Anton Sahlmann bekannt, der sie 1881 erwarb. Im Kartenausschnitt in der Faktenbox auf der rechten Seite wird der ehemalige Standort des Gebäudes im aktuellen Stadtplan angezeigt.

Geschichte

Die Villa am Eck der damaligen Lerchenstraße (heute Gebhardtstraße) und Peterstraße (heute: Gustav-Schickedanz-Straße) wurde im Auftrag von Zacharias Adelsdorfer 1867 errichtet. Das Exportgeschäft »Z. Adelsdorfer jun.« geriet 1871 in finanzielle Schwierigkeiten und Adelsdorfer tauchte unter. Am 9. Januar 1872 wurde auf Betreiben seiner Frau Rosa Adelsdorfer (geborene Dormitzer) die Zwangsvollstreckung verfügt.[1] »Das Activvermögen besteht [zu diesem Zeitpunkt] aus dem neu gebauten Wohnhaus Nr. 6 in der Lerchenstraße dahier und dem darin befindlichen Mobiliar; diese Vermögensbestandtheile auf 114,983 fl. veranschlagt (...)«.[2]

Die Villa wurde am 19. August 1872 meistbietend von Wilhelm Evora ersteigert, der sie am 15. März 1873 an den Kaufmann Emmanuel Baerlein verkaufte. Am 20. April 1881 schließlich erwarb der Hopfenhändler Anton Sahlmann das Anwesen.[3] Die Sahlmanns waren eine über Nürnberg und Fürth verteilt lebende Bürgerfamilie, die vor allem als Hopfenhändler zu Wohlstand gekommen war. Aus der Familie gingen mehrere Persönlichkeiten wie Anton, Bernhard und Karl hervor, die als Mitglieder des Magistrats, Stifter und Aufsichtsräte großer Fürther Unternehmen bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens waren. Die besondere Bedeutung der Familie und ihres Stammsitzes zeigt sich in der Tatsache, dass Anton Sahlmann hier am 25./26. Mai 1906 sogar Gastgeber Prinz Ludwigs bei dessen Besuch in Fürth war.

Der Nachfolgebau der Dresdner Bank, heute Commerzbank, auf dem Bild jedoch noch das alte Dresdner-Bank-Gebäude

Während des Nationalsozialismus wurde das Gebäude zur Reichspogromnacht konfisziert. Die NSDAP nutzte den Bau, um jüdische Mitbürger festzusetzen und anschließend über den benachbarten Bahnhof per Zug zu deportieren, u. a. in das Konzentrationslager Izbica in Polen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges diente die Villa als Gefechtsstand der deutschen Wehrmacht.

In der Nachkriegszeit kam die Villa in das Eigentum der Gebrüder Stojan OHG. In den 1950er Jahren befand sich in dem Gebäude die Schulzahnklinik und Säuglingsfürsorgestelle der Stadt Fürth.[4] Entlang der Zaunanlage wurden schon Ende der 1940er Jahre mehrere provisorische Kiosk- und Ausstellungs-Bauten errichtet, 1955 dann ein großer Ausstellungsraum für Möbel Böhm und das Modehaus Fiedler entlang der Ecke zur Gustav-Schickedanz-Straße. Im Villenbau befand sich zuletzt unter anderem ein Billard-Lokal.

Abriss 1983

Das Gebäude wurde vermutlich in den 1970er Jahren von der Dresdner Bank (heute: Commerzbank) gekauft und als solches genutzt. Allerdings wurden im Rahmen der Umgestaltung des Bahnhofplatzes zum Platz der Zukunft (Bebauungsplan 302) auch der Abriss der Sahlmannvilla erwogen. Neben dem Abriss der Villa sah der Bebauungsplan 302 auch den Abriss weiterer Gebäude an der Nordseite des Bahnhofplatzes vor, sowie den Abbruch der ehem. Hauptpost. Nur aus wenigen Bereichen der Stadtgesellschaft kamen Bedenken gegenüber diesem Bebauungsplan. So positionierten sich u.a. der damals noch relativ junge Altstadtverein St. Michael und der Bezirksheimatpfleger entschieden gegen die Abrisspläne, allerdings vergeblich.

Nach eigenem Bekunden hat der damalige Stadtbaurat Wolfgang Schneider dem Eigentümer einen Bauwettbewerb unter Erhalt der Sahlmannvilla vorgeschlagen. Allerdings hatte die Zentrale der Dresdner Bank ohne Rücksprache mit der Bauverwaltung in Fürth bereits dem Bayerischen Landesamt in München eine Abrissgenehmigung abgerungen. Das Landesamt für Denkmalpflege kommunizierte rasch hinter den Kulissen die offene Bereitschaft, den Abbruch hinzunehmen.[5] – Dennoch erhob das Landesamt für Denkmalpflege Ende der 1970er Jahre vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eine Normenkontrollklage gegen den Bebauungsplan 302, da die Stadt Fürth versäumt hatte, das Landesamt als "Träger öffentlicher Belange" vorschriftsmäßg zu beteiligen. Der Abriss der Sahlmannvilla erfolgte, obwohl die Stadt Fürth vom Verwaltungsgerichtshof aufgefordert worden war, den Plan formell aufzuheben.[6]

Die Sahlmannvilla wurde 1983 unter Protest zu Gunsten eines historisierenden Neubaus, abgerissen. Lediglich ein Balkon, eine sog. Spolie, wurde erhalten und an der südlichen Gebäudeecke über dem Eingang angebracht - als Erinnerung an den Vorgängerbau.

Sonstiges

Der Abriss der Sahlmannvilla sorgte innerhalb des Altstadtvereins zu massiven Zerwürfnissen. Insbesondere das Gründungsmitglied des Altstadtvereins, Ernst-Ludwig Vogel, sprach sich vehement für den Erhalt der Villa bzw. gegen die Entscheidung der Stadt Fürth zum Abriss aus. Hierzu gab er, als zweiter Vorsitzender und Pressesprecher des Altstadtvereins, am 28. Februar 1983 eine mehrseitige Stellungnahme heraus, in der er die Stadt Fürth dafür massiv rügte und den Stadträten und dem Oberbürgermeister Scherzer jegliche Qualifikation absprach.[7] Allerdings, so der spätere Vorwurf des Altstadtvereins, hatte Vogel diese Stellungnahme nicht mit dem Vorstand - insbesondere dem ersten Vorsitzenden - abgesprochen. So kam es im Frühjahr 1983 zu einer Aussprache im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Altstadtvereins, in deren Folge Vogel von seinen Ämtern zurücktrat und auch nicht mehr für den Vorstand kandidierte. Der Vorstand stellte sich zwar inhaltlich weitestgehend hinter den Forderungen Vogels hinsichtlich des Erhalts der Villa, allerdings gingen ihnen einige Formulierungen deutlich zu weit. Mit Vogels Rücktritt schied 1983, nach nur knapp zehn Jahren des Vereinsbestehens, das letzte Gründungsmitglied aus dem Vorstand aus.

Frühere Adressen

  • Lerchenstraße 6 (bis 1875)
  • Gebhardtstraße 6 (1875 - 1890)

Literatur

  • Fürther Freiheit April 1983: Quo vadis Altstadtverein? Die "Aera Vogel" ist zu Ende, Fürth Eigenverlag, S. 18 ff.

Lokalberichterstattung

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Bayerische Handelszeitung: Wochenschrift für die Interessen des Handels, des Verkehrs und der Industrie; amtliches Blatt der bayerischen Handelskammertage / 2. 1872
  2. Bayerische Handelszeitung, S. 544, 1872
  3. »Acten des Magistrats der Kgl. Bayr. Stadt Fürth betreffend den Bau am Ecke der Lerchen u. Petersstraße No 6, Adelsdorfer Zacharias Kaufmann 1867«, Bd. I, Bauregistratur der Stadt Fürth
  4. Tauer's Straßen-Verzeichnis von Nürnberg und Fürth, Verlag die Egge - Rudolf Tauer, Nürnberg 1954, S. 172
  5. Zeitzeugengespräch mit Wolfgang Schneider, Baureferent a.D., 2021
  6. Stadtplanungsamt Fürth, Kunst galerie fürth: Ausstellung Traum oder Alptraum? Nichrealisierte Architekturentwürfe für die Stadt Fürth nach 1945. Kunst Galerie Fürth vom 11. Mai bis 10. Juni 2007.
  7. Altstadtbläddla 4/83: Quo vadis Altstadtverein. Fürth, S. 19 ff.

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