Hans Böckler: Unterschied zwischen den Versionen
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Mit sieben Jahren kam Hans Böckler mit seinen Eltern Andreas Böckler<ref>Gemeindlicher Dienstknecht bzw. Stadtkutscher, Löwenplatz 1 (ab 1890 Bergstraße 2) nach Adressbuch Fürth 1886, S. 32, 215</ref> und Christine Böckler, geb. Kornhausch<ref>Gemeindedienstknechtswitwe, Löwenplatz 2 (ab 1890 Mohrenstraße 32) nach Adressbuch Fürth 1889, S. 19</ref><ref>Personenstandsregister, Standesamt Köln I, Sterbefälle, 1951, Bd 02 (abgerufen am 11.04.2018) - [http://historischesarchivkoeln.de/lav/index.php?img=/Personenstandsregister/Standesamt_Koeln_I/Sterbefaelle/1951/1951_Bd_02/0486.jpg Sterbeurkunde Johann Georg Böckler vom 26.02.1951]</ref> von Trautskirchen in seine zweite Heimat nach Fürth.<ref>Fürther Nachrichten, Februar 1951</ref> [[1894]] trat er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. Er lernt in Fürth den Beruf des Goldschlägerhandwerks und wird gleichzeitg Mitglied im Deutschen Metallarbeiterverband. Böckler wird nachgesagt, Autodidakt gewesen zu sein. So soll er sein Wissen in Sachen der Mathematik und Buchführung in Abendkursen der Gewerkschaft angeeignet haben. | Mit sieben Jahren kam Hans Böckler mit seinen Eltern Andreas Böckler<ref>Gemeindlicher Dienstknecht bzw. Stadtkutscher, Löwenplatz 1 (ab 1890 Bergstraße 2) nach Adressbuch Fürth 1886, S. 32, 215</ref> und Christine Böckler, geb. Kornhausch<ref>Gemeindedienstknechtswitwe, Löwenplatz 2 (ab 1890 Mohrenstraße 32) nach Adressbuch Fürth 1889, S. 19</ref><ref>Personenstandsregister, Standesamt Köln I, Sterbefälle, 1951, Bd 02 (abgerufen am 11.04.2018) - [http://historischesarchivkoeln.de/lav/index.php?img=/Personenstandsregister/Standesamt_Koeln_I/Sterbefaelle/1951/1951_Bd_02/0486.jpg Sterbeurkunde Johann Georg Böckler vom 26.02.1951]</ref> von Trautskirchen in seine zweite Heimat nach Fürth.<ref>Fürther Nachrichten, Februar 1951</ref> [[1894]] trat er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. Er lernt in Fürth den Beruf des Goldschlägerhandwerks und wird gleichzeitg Mitglied im Deutschen Metallarbeiterverband. Böckler wird nachgesagt, Autodidakt gewesen zu sein. So soll er sein Wissen in Sachen der Mathematik und Buchführung in Abendkursen der Gewerkschaft angeeignet haben. | ||
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Hans Böckler (*26.02.1875 in Trautskirchen; Krs. Neustadt a. d. Aisch) lebte schon ab 1876 in Fürth. Die Mutter Anna Christina, geb. Kornbausch, zog mit ihm nach Fürth. Der Vater Georg Andreas Böckler war Dienstknecht, dann Taglöhner und Kutscher bei der Stadt, wohnte in Fürth, Königstraße 44. Dort in der Altstadt wuchs Hans auf. | |||
Als Gassenjunge war er stets zu Streichen aufgelegt. Als er mit 9 Jahren im Abflussrohr einer Dachrinne Papier und Stroh anzündete, um es wie in einem Schlot rauchen zu lassen, drohte am Ende des Rohres an der obersten Etage die Betten einer Hausfrau Feuer zu fangen. Hans lief aber nicht weg; er stand zu seiner Tat und schrie laut: „Fraa! Fraa! Dennas ihre Bettn nei, es brennt, es brennt!“ Dies zeige – so der Geschichtenerzähler Christoph Bausenwein – schon jenes Gefühl für Verantwortung, für das der spätere Führer der Deutschen Gewerkschaften berühmt werden sollte. | |||
Von [[1897]] bis [[1899]] absolviert Böckler seinen Wehrdienst im Kaiserreich. Zurück aus dem Wehrdienst - nun wohnhaft in der [[Königstraße 23]]<ref>„Böckler, Joh. Georg, Silberschlägergeh., Königstraße 23, II.“ nach Adressbuch Fürth 1901, 1. Teil, S. 21; ebenso nach Adressbuch 1903, 1. Teil, S. 23</ref> - wird er [[1899]] Vorsitzender des Fürther Gewerkschaftskartells. [[1902]] wird er in den [[Stadtrat]] gewählt, nachdem er gemeinsam mit Michael und [[Hans Vogel]] den Fürther Arbeiter Turn- und Sportverein aufgebaut hatte. Im gleichen Jahr ist er am 22. Dezember 1902 bei der konstituierenden Versammlung zur Gründung der Allgemeinen Ortskrankenkasse ([[AOK Fürth]]) beteiligt und wird auch deren Vorstandsmitglied. Nur kurze Zeit später wird er [[1903]] Hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär an der Saar. [[1908]] wechselt er in den Bezirk Frankfurt/Main und wird Mitarbeiter des Metallarbeiterverbandes. Zwei Jahre später ([[1910]]) wird er Leiter der Metallarbeiterverbandes Schlesien mit Sitz in Breslau. | Von [[1897]] bis [[1899]] absolviert Böckler seinen Wehrdienst im Kaiserreich. Zurück aus dem Wehrdienst - nun wohnhaft in der [[Königstraße 23]]<ref>„Böckler, Joh. Georg, Silberschlägergeh., Königstraße 23, II.“ nach Adressbuch Fürth 1901, 1. Teil, S. 21; ebenso nach Adressbuch 1903, 1. Teil, S. 23</ref> - wird er [[1899]] Vorsitzender des Fürther Gewerkschaftskartells. [[1902]] wird er in den [[Stadtrat]] gewählt, nachdem er gemeinsam mit Michael und [[Hans Vogel]] den Fürther Arbeiter Turn- und Sportverein aufgebaut hatte. Im gleichen Jahr ist er am 22. Dezember 1902 bei der konstituierenden Versammlung zur Gründung der Allgemeinen Ortskrankenkasse ([[AOK Fürth]]) beteiligt und wird auch deren Vorstandsmitglied. Nur kurze Zeit später wird er [[1903]] Hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär an der Saar. [[1908]] wechselt er in den Bezirk Frankfurt/Main und wird Mitarbeiter des Metallarbeiterverbandes. Zwei Jahre später ([[1910]]) wird er Leiter der Metallarbeiterverbandes Schlesien mit Sitz in Breslau. | ||
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Auf dem Gründungskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) der britischen Besatzungszone vom 22. - [[25. April]] [[1947]] wird Böckler in zum 1. Vorsitzenden gewählt. Gleichzeitig war er Mitglied der internationalen Gewerkschaftskommission in Fragen des Marshallplans. | Auf dem Gründungskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) der britischen Besatzungszone vom 22. - [[25. April]] [[1947]] wird Böckler in zum 1. Vorsitzenden gewählt. Gleichzeitig war er Mitglied der internationalen Gewerkschaftskommission in Fragen des Marshallplans. | ||
Mit 73 Jahren wurde ihm [[1948]] die Ehrendoktorwürde der Universität Köln für seine "''Lebensarbeit für das Wohl des deutschen Arbeiters''" verliehen. Am [[13. Oktober]] [[1949]] gelingt ihm die nationale Gründung des ''Deutschen Gewerkschaftsbundes'' (DGB) in München als Dachverband der neuen Gewerkschaften. Von [[1949]] bis [[1951]] war Hans Böckler Vorsitzender des ''Deutschen Gewerkschaftsbundes'' (DGB). | Mit 73 Jahren wurde ihm [[1948]] die Ehrendoktorwürde der Universität Köln für seine "''Lebensarbeit für das Wohl des deutschen Arbeiters''" verliehen. Am [[13. Oktober]] [[1949]] gelingt ihm die nationale Gründung des ''Deutschen Gewerkschaftsbundes'' (DGB) in München als Dachverband der neuen Gewerkschaften. Von [[1949]] bis [[1951]] war Hans Böckler Vorsitzender des ''Deutschen Gewerkschaftsbundes'' (DGB). | ||
== Ehrungen == | == Ehrungen == |
Version vom 1. April 2022, 15:21 Uhr
Hans Böckler mit seiner Frau |
- Namenszusatz
- Dr. h. c.
- Vorname
- Hans
- Nachname
- Böckler
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 26. Februar 1876
- Geburtsort
- Trautskirchen
- Todesdatum
- 16. Februar 1951
- Todesort
- Düsseldorf
- Beruf
- Politiker, Gewerkschaftsfunktionär, Reichstagsmitglied
- Partei
- SPD
Funktion | FunktionVon | FunktionBis |
---|---|---|
Reichstagsmitglied | 1928 | 1933 |
Stadtrat | 1902 | 1903 |
Dr. h. c. Johann Georg “Hans” Böckler (geb. 26. Februar 1875 in Trautskirchen bei Neustadt an der Aisch; gest. 16. Februar 1951 in Köln-Lindenthal) war ein deutscher Politiker (SPD) und Gewerkschaftsfunktionär.
Leben
Mit sieben Jahren kam Hans Böckler mit seinen Eltern Andreas Böckler[1] und Christine Böckler, geb. Kornhausch[2][3] von Trautskirchen in seine zweite Heimat nach Fürth.[4] 1894 trat er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. Er lernt in Fürth den Beruf des Goldschlägerhandwerks und wird gleichzeitg Mitglied im Deutschen Metallarbeiterverband. Böckler wird nachgesagt, Autodidakt gewesen zu sein. So soll er sein Wissen in Sachen der Mathematik und Buchführung in Abendkursen der Gewerkschaft angeeignet haben.
Zu vorstehendem Satz 1 bedarf es einer Berichtigung lt. Recherche P. Frank: Hans Böckler (*26.02.1875 in Trautskirchen; Krs. Neustadt a. d. Aisch) lebte schon ab 1876 in Fürth. Die Mutter Anna Christina, geb. Kornbausch, zog mit ihm nach Fürth. Der Vater Georg Andreas Böckler war Dienstknecht, dann Taglöhner und Kutscher bei der Stadt, wohnte in Fürth, Königstraße 44. Dort in der Altstadt wuchs Hans auf. Als Gassenjunge war er stets zu Streichen aufgelegt. Als er mit 9 Jahren im Abflussrohr einer Dachrinne Papier und Stroh anzündete, um es wie in einem Schlot rauchen zu lassen, drohte am Ende des Rohres an der obersten Etage die Betten einer Hausfrau Feuer zu fangen. Hans lief aber nicht weg; er stand zu seiner Tat und schrie laut: „Fraa! Fraa! Dennas ihre Bettn nei, es brennt, es brennt!“ Dies zeige – so der Geschichtenerzähler Christoph Bausenwein – schon jenes Gefühl für Verantwortung, für das der spätere Führer der Deutschen Gewerkschaften berühmt werden sollte.
Von 1897 bis 1899 absolviert Böckler seinen Wehrdienst im Kaiserreich. Zurück aus dem Wehrdienst - nun wohnhaft in der Königstraße 23[5] - wird er 1899 Vorsitzender des Fürther Gewerkschaftskartells. 1902 wird er in den Stadtrat gewählt, nachdem er gemeinsam mit Michael und Hans Vogel den Fürther Arbeiter Turn- und Sportverein aufgebaut hatte. Im gleichen Jahr ist er am 22. Dezember 1902 bei der konstituierenden Versammlung zur Gründung der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK Fürth) beteiligt und wird auch deren Vorstandsmitglied. Nur kurze Zeit später wird er 1903 Hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär an der Saar. 1908 wechselt er in den Bezirk Frankfurt/Main und wird Mitarbeiter des Metallarbeiterverbandes. Zwei Jahre später (1910) wird er Leiter der Metallarbeiterverbandes Schlesien mit Sitz in Breslau.
Ab 1910 wechselt Böckler von Breslau nach Berlin. Dort wird er Mitarbeiter des Metallarbeiterverbandes in der Berliner Zentrale. In der gleichen Zeit arbeitet er aktiv in der Redaktion der Metallarbeiterzeitung.
1914 wird Hans Böckler in den Kriegsdienst als Unteroffizier eingezogen, allerdings wird er 1916 an der Ostfront schwer verwundet und im Anschluss als dienstuntauglich entlassen. Am 15. November 1918 wird er zum Sekretär der neugegründeten "Zentralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands" ernannt, von dessen Position er nach kurzer Zeit wieder zurücktritt, da er seine sozialpolitischen Vorstellungen nicht verwirklichen kann. Ab 1920 wird Böckler Bevollmächtigter des Deutschen Metallarbeiterverbandes in Köln. In Köln wird er zusätzlich von 1924 - 1928 erneut Stadtrat.
Vor seiner Wahl 1928 zum Mitglied des Reichstags war Böckler seit 1927 Bezirksleiter des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes Rheinland und Westfalen-Lippe in Düsseldorf. Die Mitgliedschaft im Reichstag endete durch die Machtergreifung der NSDAP 1933. Nach zweimaliger Verhaftung durch die Nationalsozialisten versteckt sich Böckler im Bergischen Land. Nach dem Attentat am 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler durch die sog. Gruppe um Graf Stauffenberg wird Böckler wegen illegaler Gewerkschaftsarbeit per Haftbefehl gesucht. Eine direkte Beteiligung am Attentat ist jedoch ausgeschlossen.
Unmittelbar nach Kriegsende organisiert Böckler die Neugründung des Gewerkschaftsbundes im Rheinland und in Westfalen. Er war Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen seit Gründung am 2. Oktober 1946 bis zum 19. April 1947.[6] Auf dem Gründungskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) der britischen Besatzungszone vom 22. - 25. April 1947 wird Böckler in zum 1. Vorsitzenden gewählt. Gleichzeitig war er Mitglied der internationalen Gewerkschaftskommission in Fragen des Marshallplans.
Mit 73 Jahren wurde ihm 1948 die Ehrendoktorwürde der Universität Köln für seine "Lebensarbeit für das Wohl des deutschen Arbeiters" verliehen. Am 13. Oktober 1949 gelingt ihm die nationale Gründung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in München als Dachverband der neuen Gewerkschaften. Von 1949 bis 1951 war Hans Böckler Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).
Ehrungen
Januar 1951: Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Köln gemeinsam mit Konrad Adenauer
1977 gründet der DGB zu Ehren Hans Böcklers die Hans-Böckler-Stiftung.
Nach ihm ist die Hans-Böckler-Schule und die Hans-Böckler-Straße benannt, seit 2007 ist Hans Böckler auch im "Ehrenweg Fürth" verewigt.
Literatur
- Manfred Mümmler: Hans Böckler: "Anwalt der Armen und Bedrängten", in: Dichter, Denker, Demokraten, Emskirchen, 1991, S. 19 - 29
Siehe auch
Weblinks
- Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, abgerufen 22. März 2014 - im Internet
- Hans Böckler (Wikipedia)
Einzelnachweise
- ↑ Gemeindlicher Dienstknecht bzw. Stadtkutscher, Löwenplatz 1 (ab 1890 Bergstraße 2) nach Adressbuch Fürth 1886, S. 32, 215
- ↑ Gemeindedienstknechtswitwe, Löwenplatz 2 (ab 1890 Mohrenstraße 32) nach Adressbuch Fürth 1889, S. 19
- ↑ Personenstandsregister, Standesamt Köln I, Sterbefälle, 1951, Bd 02 (abgerufen am 11.04.2018) - Sterbeurkunde Johann Georg Böckler vom 26.02.1951
- ↑ Fürther Nachrichten, Februar 1951
- ↑ „Böckler, Joh. Georg, Silberschlägergeh., Königstraße 23, II.“ nach Adressbuch Fürth 1901, 1. Teil, S. 21; ebenso nach Adressbuch 1903, 1. Teil, S. 23
- ↑ Abgeordneter des Landtags NRW (abgerufen am 13.04.2018) - Dr. h. c. Hans Böckler
Bilder
Hans Böckler am Fürther Ehrenweg
DGB Todesanzeige für Hans Böckler im Februar 1951
Hans Böckler mit seiner Frau
Seite 3 des Protokolls der konstituierenden Versammlung zur Errichtung der AOK Fürth mit Unterschrift von Hans Böckler
Originalunterschrift von Hans Böckler vom Protokoll der konstituierenden Versammlung zur Gründung der AOK Fürth am 22.12.1902