Louis Benda: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 21. Juli 2022, 12:45 Uhr

Prof. Dr. phil. u. Dr. med. h. c. Louis Benda (geb. 30. Januar 1873 in Fürth; gest. 22. Juli 1945 in Zürich) war stellvertretender Vorsitzender der I.G. Farben und Leiter der pharmazeutischen Abteilung der Firma Leopold Cassella & Co. Benda war mit der Konzertsängerin Alice Benda-Lenné verheiratet. Das Paar hatte zwei gemeinsame Tochter.

Leben und Wirken

Louis (eigentlich: Ludwig) Benda stammte aus einer seit mehreren Generationen in Fürth ansässigen jüdischen Kaufmannsfamilie. Georg Benda war sein Großvater, ein Fabrikbesitzer zur Herstellung von Bronzefarben. Benda selbst kam als drittes Kind des Kaufmanns Wilhelm Ludwig Benda und seiner Frau Dina, geb. Büchenbacher, zur Welt. Sein Vater war Mitbesitzer eines Textilwarengroßhandels und Besitzer einer Broncefarbenfabrik, die er 1885 verkaufte und mit seiner Familie nach Zürich zog. 1887 nahm Benda die Schweizer Staatsangehörigkeit an.

Benda besuchte zunächst mit seinen drei Geschwistern in Nürnberg das Gymnasium, seine Reifeprüfung (Abitur) legte er aber in Zürich ab und studierte ab 1891 am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich das Fach Chemie.[1] Bei Prof. Robert Gnehm schrieb er seine Dissertation über die „Tartrazine“, eine Untergruppe der sog. Azine. Von 1897 bis 1899 war er in einer französischen Großfirma in Lyon tätig und wechselte anschließend in die Farbwerke Casella in Frankfurt a. M. Hier widmete sich Benda zunächst der Erforschung der der Triphenylmethanreihen - eineb wichtiger Grundkörper für bestimmte Farbstoffe. Die Farbstoffe finden vorallem Anwendung in Fetten, Ölen, Holz, Papier, Kosmetikprodukten sowie in Leder, Plastik- und Gummiprodukten. 1919 erhielt er die Prokura und 1925 wurde er in dem Betrieb stellv. Direktor.

Auf Anregung seines Vorgesetzten Dr. Arthur von Weinberg, der um 1890 eine der größten und bedeutensten Firmen für sog. Azofarbstoffe für die Lebensmittelindustrie hatte (Cassella Farbwerke Mainkur), nahm Benda um 1908 mit Prof. Paul Ehrlich kontakt auf zur gemeinsamen Erforschung von chemotherapeutischen Produkten. Basierend auf seinen Erfahrungen in der Forschung um mikrobakterille Stoffe konnte Benda in enger Zusammenarbeit mit Paul Ehrlich rasche und erfolgreiche Entwicklungen in diesem Arbeitsgebiet erzielen. So entwicklte Benda u. a.den Wirkstoff Salvarsan, eines der ersten antimikrobiellen Arzneimitteln gegen Syphilis. Weiterhin synthetisierte er u.a. viele chemische Stoffe gegen verschiedene Infektionserreger. Ein Verkaufsschlager der damaligen Zeit war das sog. "Panaflavin", dass u.a. bei Erkältungen als Pastille oral eingenommen werden konnte und im Mund- und Rachenraum eine antiseptische Wirkung entfalltete. Weiterhin ging der Wirkstoff „Tonophosphan“ zur Stoffwechselstimulation bei Ernährungssstörungen auf Benda zurück. Tonophosphan wurde durch in der Folge auch zur Behandlung von Lungenerkrankungen, wie Tuberkulose, verwendete.[2] Der Wirkstoff ist heute noch in der Anwendung, allerdings überwiegend in der Tiermedizin zur Verbesserung des Stoffwechsels und Erhöhung der Milchproduktion und Fruchtbarkeit bei Nutztieren wie Rinder, Ziegen, Pferde und Schweinen.

Benda galt weiterhin als einer der Pioniere im neuen medizinischen Bereich der Chemotherapie.[3]

Verfolgung während der Zeit des NS-Regime

Nach dem Zusammenschluß der I. G. Farbenindustrie wirkte Benda als Abteilungsleiter der chemisch-pharmazeutischen Abteilung und als Direktor in Höchst a. M. Benda wurde Ende 1932 durch den neuen Werksleiter und Anhänger des Nationalsozialismus Ludwig Hermann zwangsweise in Pension geschickt. Dabei wurede Ihm seine Lehrerlaubnis entzogen. Im April 1939 gelang Benda die Emigration von Frankfurt a.M. nach Zürich in die Schweiz, wobei er ein Großteil seines Vermögens durch die Flucht vor dem Nationalsozialismus verlor.[4] Seinen 70. Geburtstag feierte Benda in Zürich, wo er seit einiger Zeit bereits lebte.[5]

Auszeichnungen

Im Jahr 1927 ehrte die Universität Frankurt a. M. für seine Verdienste um die Entwicklung der Chemotherapie mit dem Ehrendoktor med. h.c. und auf Antrag derselben Fakultät wurde ihm auch der Titel eines Honorar-Professors verliehen.

Literatur

  • Benda, Louis. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 42
  • Ritter, Heinrich: Louis Benda, 1873 - 1945. in: Chemische Berichte, 90.1957, S. I - XIII
  • Lindner, Stephan H.: Höchst, ein I.G. Farben Werk im Dritten Reich, München, 2005, Kapitel "Keine Volksgenossen: Jüdische und als Juden geltende Mitarbeiter", zu Benda insbes. S. 163 ff.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Heinrich Ritter: Louis Benda 1873–1945. In: Chemische Berichte. Band 90, Nr. 1, Januar 1957, S. I–III
  2. H. Naucke: Dt. medizinische Wochenschrift: Über Tonophosphan bei der Behandlung der Lungentuberkulose. Thieme Verlag, Stuttgart, 1923, Nr. 32, S. 1058
  3. Neue Züricher Zeitung, 29. Januar 1943, Nr. 165
  4. Lindner, Stephan H.: Höchst, ein I.G. Farben Werk im Dritten Reich, München, 2005, Kapitel "Keine Volksgenossen: Jüdische und als Juden geltende Mitarbeiter", zu Benda insbes. S. 163 ff.
  5. Neue Züricher Zeitung, 29. Januar 1943, Nr. 165

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