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Das Abitur legte er am Humanistischen Gymnasium [[1940]] ab, das er ab 1931 besuchte, dem heutigen Schliemann-Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er 1939 bis 1941 Rechts-/Staatswissenschaft sowie Volkswirtschaft an den Universitäten Erlangen und München und legte die 1. juristische Staatsprüfung ab. Im August 1941 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Er war Luftwaffensoldat, Funker, Fahnenjunker. Im Februar 1945 in der Eifel verwundet, geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 13 Monate verbrachte er in den USA. | Das Abitur legte er am Humanistischen Gymnasium [[1940]] ab, das er ab 1931 besuchte, dem heutigen Schliemann-Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er 1939 bis 1941 Rechts-/Staatswissenschaft sowie Volkswirtschaft an den Universitäten Erlangen und München und legte die 1. juristische Staatsprüfung ab. Im August 1941 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Er war Luftwaffensoldat, Funker, Fahnenjunker. Im Februar 1945 in der Eifel verwundet, geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 13 Monate verbrachte er in den USA. | ||
Im Frühjahr 1946 kehrte er aus der Gefangenschaft heim. Die nächsten Monate verbrachte er als Bauhilfsarbeiter als Sühne der Entnazifizierung. Ein Jahr später 1947 setzte er seine juristische Ausbildung fort. Zwei Jahre war er im Vorbereitungsdienst als Referendar beim Amtsgericht Hersbruck tätig. Am 11. Mai 1950 legte er das große juristische Staatsexamen ab und war nun Gerichtsassessor beim Landgericht Nürnberg-Fürth | Im Frühjahr 1946 kehrte er aus der Gefangenschaft heim. Die nächsten Monate verbrachte er als Bauhilfsarbeiter als Sühne der Entnazifizierung. Ein Jahr später 1947 setzte er seine juristische Ausbildung fort. Zwei Jahre war er im Vorbereitungsdienst als Referendar beim Amtsgericht Hersbruck tätig. Am 11. Mai 1950 legte er das große juristische Staatsexamen ab und war nun Gerichtsassessor beim Landgericht Nürnberg-Fürth. Im August 1950 [[1950]] trat er als 30-jähriger das Amt eines Ratsassessors bei der Stadt Fürth an. | ||
Er leitete das Wohnungsreferat, dann ab Oktober als Ratsassessor vertretungsweise das Fürsorgereferat (Gesundheitswesen, Wohlfahrt/Soziales, Jugendamt, Flüchtlingsamt, Ausgleichsamt). Die Bereiche Wirtschafts- und Gewerbeförderung sowie Recht und Ordnung folgten. | Er leitete das Wohnungsreferat, dann ab Oktober als Ratsassessor vertretungsweise das Fürsorgereferat (Gesundheitswesen, Wohlfahrt/Soziales, Jugendamt, Flüchtlingsamt, Ausgleichsamt). Die Bereiche Wirtschafts- und Gewerbeförderung sowie Recht und Ordnung folgten. | ||
Am 1. August 1953 wurde er zum berufsmäßigen Stadtrat als Wirtschaftsreferent gewählt, wobei ihm | Am 1. August 1953 wurde er zum berufsmäßigen Stadtrat als Wirtschaftsreferent gewählt, wobei ihm zusätzlich das Rechtswesen und die Liegenschaften der Stadt unterstellt waren. 1959 wählte der Stadtrat ihn auf weitere 6 Jahre. | ||
Bei der Wahl vom [[8. März]] [[1964]] trat Kurt Scherzer gegen den Oberbürgermeister-Kandidaten der [[SPD]] [[Heinrich Stranka]] an. Im Wahlkampf versuchte Scherzer hierbei, mit einer Kampagne Kapital aus der Tatsache zu schlagen, dass [[Heinrich Stranka|Stranka]] im Gegensatz zu ihm kein gebürtiger Fürther war. Dennoch gewann Scherzer mit 51,7 % zu 48,3 % nur knapp. Bis zu seinem Tode [[1984]] blieb [[Heinrich Stranka|Stranka]] unter Scherzer 2. [[Bürgermeister]]. | Bei der Wahl vom [[8. März]] [[1964]] trat Kurt Scherzer gegen den Oberbürgermeister-Kandidaten der [[SPD]] [[Heinrich Stranka]] an. Im Wahlkampf versuchte Scherzer hierbei, mit einer Kampagne Kapital aus der Tatsache zu schlagen, dass [[Heinrich Stranka|Stranka]] im Gegensatz zu ihm kein gebürtiger Fürther war. Dennoch gewann Scherzer mit 51,7 % zu 48,3 % nur knapp. Bis zu seinem Tode [[1984]] blieb [[Heinrich Stranka|Stranka]] unter Scherzer 2. [[Bürgermeister]]. | ||
Dafür dass sich Scherzer 1964 gegen Stranka durchsetzte, gab es noch einen wesentlichen Faktor: Als Kandidat der FDP hätte Scherzer eigentlich auf Liste 3 antreten müssen. Dank der Unterstützung der CSU und die Bildung einer „Fürther Wählerschaft CSU und FDP“ konnte er jedoch auf Liste 1 kandidieren. | |||
1984 trat Scherzer aus Altersgründen nicht mehr zur Kommunalwahl an. | 1984 trat Scherzer aus Altersgründen nicht mehr zur Kommunalwahl an. | ||
Insgesamt wurden in der Amtszeit von Kurt Scherzer als Oberbürgermeister rund 1,867 Mrd. Mark in die Stadtentwicklung investiert. Bis heute prägen die Stadt eine Reihe von Entscheidungen positiv wie negativ, die in die Amtszeit Kurt Scherzers ([[FDP]]) fielen: Die Entscheidungen zum [[Main-Donau-Kanal]], die Eröffnung der [[Fußgängerzone]], der Bau der [[Stadthalle]], sowie der Erwerb des [[Schloss_Burgfarrnbach|Burgfarrnbacher Schlosses]] durch die Stadt. Auch umstrittene Projekte wie z. B. der Bau des [[City-Center|City-Centers]] mit Abriss des [[Geismann-Areal|Geismann-Areals]], der [[Königsplatz]]-Durchbruch, der [[U-Bahn|U-Bahnbau]] und die [[Gänsberg#"Flächensanierung"|Gänsberg-"Sanierung"]] wurden unter Scherzer durchgeführt. Insbesondere der Abriss des alten Gänsbergs und der jahrelange Leerstand der Areals zwischen [[Rathaus]] uns [[Rednitz]] wurde Scherzer durch die nach Ihm benannte "''Scherzer-Wüste''" bei der Kommunalwahl [[1978]] fast zum Verhängnis. Als OB-Kandidat fiel sein Wahlergebnis von ehemals 95,3 % auf gerade einmal 65,3 % (Minus 30 %), die [[SPD]] verlor im [[Stadtrat]] die absolute Mehrheit und konnte sich nur knapp vor der [[CSU]] behaupten (SPD 43,7% vs. CSU 40,9 %). | Insgesamt wurden in der Amtszeit von Kurt Scherzer als Oberbürgermeister rund 1,867 Mrd. Mark in die Stadtentwicklung investiert. Bis heute prägen die Stadt eine Reihe von Entscheidungen positiv wie negativ, die in die Amtszeit Kurt Scherzers ([[FDP]]) fielen: Die Entscheidungen zum [[Main-Donau-Kanal]], die Eröffnung der [[Fußgängerzone]], der Bau der [[Stadthalle]], sowie der Erwerb des [[Schloss_Burgfarrnbach|Burgfarrnbacher Schlosses]] durch die Stadt. Auch umstrittene Projekte wie z. B. der Bau des [[City-Center|City-Centers]] mit Abriss des [[Geismann-Areal|Geismann-Areals]], der [[Königsplatz]]-Durchbruch, der [[U-Bahn|U-Bahnbau]] und die [[Gänsberg#"Flächensanierung"|Gänsberg-"Sanierung"]] wurden unter Scherzer durchgeführt. Insbesondere der Abriss des alten Gänsbergs und der jahrelange Leerstand der Areals zwischen [[Rathaus]] uns [[Rednitz]] wurde Scherzer durch die nach Ihm benannte "''Scherzer-Wüste''" bei der Kommunalwahl [[1978]] fast zum Verhängnis. Als OB-Kandidat fiel sein Wahlergebnis von ehemals 95,3 % auf gerade einmal 65,3 % (Minus 30 %), die [[SPD]] verlor im [[Stadtrat]] die absolute Mehrheit und konnte sich nur knapp vor der [[CSU]] behaupten (SPD 43,7% vs. CSU 40,9 %). | ||
Über die Wesensart von OB Kurt Scherzer, seine Meinung Anderen nicht aufzudrängen, sondern sie durch seine Überlegungen zum Nachdenken zu bringen, seien hier einige seiner Äußerungen bei Sitzungen im Rathaus zitiert. Sie sind von mir [P. Frank] notiert worden, als ich als Protokollführer der Stellenplan-Kommission bei den Sitzungen ab 1979 dabei war. | Über die Wesensart von OB Kurt Scherzer, seine Meinung Anderen nicht aufzudrängen, sondern sie durch seine Überlegungen zum Nachdenken zu bringen, seien hier einige seiner Äußerungen bei Sitzungen im Rathaus zitiert. Sie sind von mir [P. Frank] notiert worden, als ich als Protokollführer der Stellenplan-Kommission bei den Sitzungen ab 1979 dabei war. Diese tagte, bevor Anträge in den Personalausschuss und dann in den Stadtrat gingen. | ||
„Ich versuche, das logisch zu verstehen. Und wenn ich´s getan habe, bin ich bereit, das mitzutragen.“ | „Ich versuche, das logisch zu verstehen. Und wenn ich´s getan habe, bin ich bereit, das mitzutragen.“ | ||
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Ein Porträt von Kurt Scherzer als Ölbild wurde im Flur des Rathauses nahe dem Direktorium aufgehängt, in dem er einst amtierte. Scherzer selbst schenkte der Stadt FÜrth 1980 das Gemälde. Im Stadtarchiv wurde hierzu vermerkt, dass es einen Wert von 5.000 DM habe.<ref>Stadtarchiv Fürth, biografische Sammlung, Heinrich Stranka, Notizen zum Öldbild </ref> | Ein Porträt von Kurt Scherzer als Ölbild wurde im Flur des Rathauses nahe dem Direktorium aufgehängt, in dem er einst amtierte. Scherzer selbst schenkte der Stadt FÜrth 1980 das Gemälde. Im Stadtarchiv wurde hierzu vermerkt, dass es einen Wert von 5.000 DM habe.<ref>Stadtarchiv Fürth, biografische Sammlung, Heinrich Stranka, Notizen zum Öldbild </ref> | ||
Im April [[2017]] wurde ein Teil seines Nachlasses in einem Nürnberger Auktionshaus zum Verkauf angeboten. Das [[Stadtarchiv]] hatte bereits zuvor die Gelegenheit einige Dinge aus dem Nachlass direkt von der Familie zu bekommen | Im April [[2017]] wurde ein Teil seines Nachlasses in einem Nürnberger Auktionshaus zum Verkauf angeboten. Das [[Stadtarchiv]] hatte bereits zuvor die Gelegenheit, einige Dinge aus dem Nachlass direkt von der Familie zu bekommen.<ref>Johannes Alles: ''Fürths Ex-OB: Scherzers Medaillen unterm Hammer''. In: Fürther Nachrichten vom 20. April 2017 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/furths-ex-ob-scherzers-medaillen-unterm-hammer-1.6024752 online abrufbar]</ref> | ||
== Persönliches == | == Persönliches == |
Version vom 7. Juni 2023, 12:21 Uhr
Funktion | FunktionVon | FunktionBis |
---|---|---|
Bundesvorsitzender des Deutschen Turner-Bundes | 1970 | 1973 |
Mitglied des Bezirkstages | ||
Oberbürgermeister | 1 Mai 1964 | 1984 |
Auszeichnung | VerleihungAm | AuszeichnungBemerkung |
---|---|---|
Bayerischer Verdienstorden | 1983 | |
Bezirksmedaille Mittelfranken | 14 März 1989 | |
Bundesverdienstkreuz | 1973 | 1. Klasse |
Goldene Bürgermedaille | 28 April 1984 | |
Kommunale Verdienstmedaille | 11 Juli 1979 | durch Heinrich von Mosch |
Medaille in Gold des Bayerischen Sparkassen- und Giroverbandes | 1984 | |
Straßenbenennung | 16 April 2014 | |
Verdienstmedaille der amerikanischen Streitkräfte | 1984 |
Adressart | VonObjekt |
---|---|
Letzer Wohnort in Fürth | Reichsbodenweg 33 |
Person | Verwandtschaftsgrad |
---|---|
Babette Scherzer, geb. Hartlöhner | Mutter |
Erna Scherzer | Ehefrau |
Herta Leipold | Tochter |
Johann Scherzer | Vater |
Kurt Scherzer (geb. 12. Mai 1920 in Fürth; gest. 1. November 2006 ebenda) war Jurist, Bezirksrat, Mitglied des Fürther Stadtrates, berufsmäßiger Stadtrat, Wirtschaftsreferent und von 1964 bis 1984 Oberbürgermeister der Stadt Fürth. Er war Parteimitglied der FDP.
Scherzer war bis 1984 der Fürther Oberbürgermeister mit der längsten Amtszeit nach dem 2. Weltkrieg und ist mit über 95,3 % (1972) der mit dem zweitbesten Wahlergebnis. Er war verheiratet mit Erna Scherzer und hatte eine Tochter.
Leben und Wirken
Das Abitur legte er am Humanistischen Gymnasium 1940 ab, das er ab 1931 besuchte, dem heutigen Schliemann-Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er 1939 bis 1941 Rechts-/Staatswissenschaft sowie Volkswirtschaft an den Universitäten Erlangen und München und legte die 1. juristische Staatsprüfung ab. Im August 1941 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Er war Luftwaffensoldat, Funker, Fahnenjunker. Im Februar 1945 in der Eifel verwundet, geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 13 Monate verbrachte er in den USA. Im Frühjahr 1946 kehrte er aus der Gefangenschaft heim. Die nächsten Monate verbrachte er als Bauhilfsarbeiter als Sühne der Entnazifizierung. Ein Jahr später 1947 setzte er seine juristische Ausbildung fort. Zwei Jahre war er im Vorbereitungsdienst als Referendar beim Amtsgericht Hersbruck tätig. Am 11. Mai 1950 legte er das große juristische Staatsexamen ab und war nun Gerichtsassessor beim Landgericht Nürnberg-Fürth. Im August 1950 1950 trat er als 30-jähriger das Amt eines Ratsassessors bei der Stadt Fürth an.
Er leitete das Wohnungsreferat, dann ab Oktober als Ratsassessor vertretungsweise das Fürsorgereferat (Gesundheitswesen, Wohlfahrt/Soziales, Jugendamt, Flüchtlingsamt, Ausgleichsamt). Die Bereiche Wirtschafts- und Gewerbeförderung sowie Recht und Ordnung folgten. Am 1. August 1953 wurde er zum berufsmäßigen Stadtrat als Wirtschaftsreferent gewählt, wobei ihm zusätzlich das Rechtswesen und die Liegenschaften der Stadt unterstellt waren. 1959 wählte der Stadtrat ihn auf weitere 6 Jahre.
Bei der Wahl vom 8. März 1964 trat Kurt Scherzer gegen den Oberbürgermeister-Kandidaten der SPD Heinrich Stranka an. Im Wahlkampf versuchte Scherzer hierbei, mit einer Kampagne Kapital aus der Tatsache zu schlagen, dass Stranka im Gegensatz zu ihm kein gebürtiger Fürther war. Dennoch gewann Scherzer mit 51,7 % zu 48,3 % nur knapp. Bis zu seinem Tode 1984 blieb Stranka unter Scherzer 2. Bürgermeister.
Dafür dass sich Scherzer 1964 gegen Stranka durchsetzte, gab es noch einen wesentlichen Faktor: Als Kandidat der FDP hätte Scherzer eigentlich auf Liste 3 antreten müssen. Dank der Unterstützung der CSU und die Bildung einer „Fürther Wählerschaft CSU und FDP“ konnte er jedoch auf Liste 1 kandidieren. 1984 trat Scherzer aus Altersgründen nicht mehr zur Kommunalwahl an.
Insgesamt wurden in der Amtszeit von Kurt Scherzer als Oberbürgermeister rund 1,867 Mrd. Mark in die Stadtentwicklung investiert. Bis heute prägen die Stadt eine Reihe von Entscheidungen positiv wie negativ, die in die Amtszeit Kurt Scherzers (FDP) fielen: Die Entscheidungen zum Main-Donau-Kanal, die Eröffnung der Fußgängerzone, der Bau der Stadthalle, sowie der Erwerb des Burgfarrnbacher Schlosses durch die Stadt. Auch umstrittene Projekte wie z. B. der Bau des City-Centers mit Abriss des Geismann-Areals, der Königsplatz-Durchbruch, der U-Bahnbau und die Gänsberg-"Sanierung" wurden unter Scherzer durchgeführt. Insbesondere der Abriss des alten Gänsbergs und der jahrelange Leerstand der Areals zwischen Rathaus uns Rednitz wurde Scherzer durch die nach Ihm benannte "Scherzer-Wüste" bei der Kommunalwahl 1978 fast zum Verhängnis. Als OB-Kandidat fiel sein Wahlergebnis von ehemals 95,3 % auf gerade einmal 65,3 % (Minus 30 %), die SPD verlor im Stadtrat die absolute Mehrheit und konnte sich nur knapp vor der CSU behaupten (SPD 43,7% vs. CSU 40,9 %).
Über die Wesensart von OB Kurt Scherzer, seine Meinung Anderen nicht aufzudrängen, sondern sie durch seine Überlegungen zum Nachdenken zu bringen, seien hier einige seiner Äußerungen bei Sitzungen im Rathaus zitiert. Sie sind von mir [P. Frank] notiert worden, als ich als Protokollführer der Stellenplan-Kommission bei den Sitzungen ab 1979 dabei war. Diese tagte, bevor Anträge in den Personalausschuss und dann in den Stadtrat gingen.
„Ich versuche, das logisch zu verstehen. Und wenn ich´s getan habe, bin ich bereit, das mitzutragen.“ „Das erscheint logisch. Wird das allseits anerkannt?“ „Ich bin geneigt, da mitzugehen.“ Nach einer Zusammenfassung der Äußerungen: „Hab ich's richtig wieder amol interpretiert?" „Ich wage es hier nicht auf die Barrikaden zu gehen!“ „Man sollte das nicht übers Knie brechen und vertagen.“ „Ich sehe das Nein nicht als endgültig an. Ich sehe neuen Anträgen entgegen aufgrund neuer Stellenbeschreibungen.“ Und zu einem Fraktionsvorsitzenden: „Man sollte sich nicht von persönlichem Beknien leiten lassen.“ Zusammenfassend: Scherzer verstand es, den Sitzungsteilnehmern nahezubringen, nicht voreilig zu urteilen, sondern erst die Argumente abzuwägen.
Scherzer nahm während seiner politisch aktiven Zeit Ämter im Bayerischen und im Deutschen Städtetag und bei der deutschen Sektion des Rates der Gemeinden Europas wahr. Außerdem war er Abgeordneter im Bezirkstag Mittelfranken und Verwaltungsratsmitglied bei der Bundesanstalt für Arbeit. Scherzer war Gründungsmitglied der Vereinigung liberaler Kommunalpolitiker (VLK).
Ein Porträt von Kurt Scherzer als Ölbild wurde im Flur des Rathauses nahe dem Direktorium aufgehängt, in dem er einst amtierte. Scherzer selbst schenkte der Stadt FÜrth 1980 das Gemälde. Im Stadtarchiv wurde hierzu vermerkt, dass es einen Wert von 5.000 DM habe.[1]
Im April 2017 wurde ein Teil seines Nachlasses in einem Nürnberger Auktionshaus zum Verkauf angeboten. Das Stadtarchiv hatte bereits zuvor die Gelegenheit, einige Dinge aus dem Nachlass direkt von der Familie zu bekommen.[2]
Persönliches
Im Alter von 28 Jahren heiratete er Erna Bräutigam, aus der Ehe ging Tochter Herta (verh. Leipold) hervor. Bildungsreisen waren die Leidenschaft des Ehepaares. Ein Schlaganfall 1991 mit einer fast vollständigen Lähmung der rechten Körperseite brachte ihn aus seinem Drang der Aktivität.
Scherzers Freizeitausgleich war das Fotografieren. Die Foto-Pirsch war sonntags nach dem Kirchgang. Seine Frau Erna berichtete im Mai 1968 der AZ am Sonntag, dass es ihrem Mann vor allem Sehenswürdigkeiten und kleine versteckte Kostbarkeiten in den Dorfkirchen unserer Umgebung angetan haben. Die Bilder kamen dann in die „ganz stattliche Dia-Sammlung“. Sein Ausgleichssport war die Gartenarbeit beim Haus am Reichsbodenweg. Dem Wandern war er zugetan; speziell nach Hollersbach ging es oft und er stieg hinauf zur Fürther Hütte.
Für seine Freunde war er der „Willi“, weil dieser Vorname vom Vater bevorzugt wurde. Die Anmeldung des Nathanstifts an das Standesamt nach Befragung der Mutter war wohl ein Versehen. Der Vater Johann war bei der Polizei Kriminalsekretär. Das Einwohnerbuch von 1935 weist ihn dann als „Kriminaloberkommissar“ aus mit Wohnung in der Denglerstraße. Daraus kann gefolgert werden, dass er sich gegenüber den Nazis gut gestellt hat und er so seinen Aufstieg machte. Dort an der Denglerstraße wuchs der Willi bzw. Kurt auf, zwischen Pfisterschule und dem Flussbad.
Turner
Sportlich aktiv und engagiert war Scherzer als Turner beim TV Fürth 1860 und später als überregionaler Funktionär: 12 Jahre war er Vorsitzender des Bayerischen Turnverbandes, schließlich dessen Ehrenvorsitzender. 1970 - 1973 war Scherzer Bundesvorsitzender des Deutschen Turner-Bundes, führte diesen zur Zeit der Olympischen Spiele in München.
Causa Franz Jakob
Nach dem Ausscheiden seines Vorgängers Hans Bornkessel 1964, erhielt Scherzer kurz nach seiner Wahl zum Oberbürgermeister Post von seinem Amtsvorgängers Franz Jakob und dessen Ehefrau. Jakob war während des Nationalsozialismus von 1933 bis 1939 ebenfalls Oberbürgermeister in Fürth, und wurde nach dem 2. Weltkrieg als Hauptschuldiger der Gruppe I. im Rahmen der Entnazifizierung durch die Alliierten zu 10 Jahren Haft verurteilt, einschließlich des Einzugs seines Vermögens und der Streichung seiner Pensionsleistungen, die er während der Zeit des Nationalsozialismus erworben hatte. Allerdings erhielt Jakob bereits seit 1959 dreimal im Jahr eine freiwillige Zahlung von Hans Bornkessel, trotz anders lautendem Beschluss des Stadtrates. Der Stadtrat hatte zuvor in der Abwägung sich gegen eine Zahlung der Stadt Fürth an seinen ehem. Oberbürgermeister ausgesprochen, allerdings überging Bornkessel diesen Beschluss und ließ Jakob aus heute nicht mehr bekannten Gründen diese finanziellen Mittel aus seinem eigenen "Verfügungsmitteln" zukommen.
Als Scherzer 1964 der Nachfolger Bornkessels wurde, fragte die Familie Jakob bei Scherzer schriftlich nach, ob diesem die bisherige Regelung der finanziellen Zuwendung bekannt sei, worauf dies Scherzer bejahte und sogar die Zuwendungen partiell erhöhte. Aus dem Schriftverkehr zwischen Jakob und Scherzer geht ebenfalls hervor, dass Scherzer offensichtlich mit dem Sohn Jakobs zur Schule ging und diese sich noch aus der Zeit vor dem Krieg kannten. Scherzer bat Jakob den Sohn zu grüßen, und falls er mal in Fürth sei, solle er sich bei ihm mal melden.
Als Jakob 1965 im Alter von 73 Jahren bei einem Zugunfall starb, entschied sich Scherzer für eine Fortführung der Zahlungen. Die Zahlungen endeten schließlich mit dem Tod der Ehefrau Jakobs in den 1970er Jahren.[3]
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1973 wurde Kurt Scherzer mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Verdienstkreuz 1. Klasse) ausgezeichnet.
- Im Jahr 1983 folgte der Bayerische Verdienstorden.
- Am 28. April 1984 erhielt er die Goldene Bürgermedaille. Der Beschluss hierzu wurde am 22. Februar 1984 getroffen.
- Bei der Amtsübergabe an Nachfolger Lichtenberg 1984 wurde Kurt Scherzer die Medaille in Gold des Bayerischen Sparkassen- und Giroverbandes sowie die Verdienstmedaille der amerikanischen Streitkräfte verliehen.
- Als Gründungsmitglied war er Träger der Ehrennadel der Vereinigung liberaler Kommunalpolitiker in Gold.
- Am 13. Januar 2012 wurde im Ortsteil Unterfürberg die Kurt-Scherzer-Straße nach ihm benannt. Der Beschluss hierzu wurde am 26. Oktober 2011 im Stadtrat getroffen.
Veröffentlichungen
Dies ist eine Liste von Medien rund um die Stadt Fürth, die von "Kurt Scherzer" erstellt wurden.
Untertitel | Erscheinungsjahr | Autor | Verlag | Genre | Ausfuehrung | Seitenzahl | ISBNnr | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Stadt Fürth (Buch) | 1962 | Adolf Schwammberger Hans Bornkessel Kurt Scherzer U. A. | Bayerland Verlag e. V., München | Stadtgeschichte Wirtschaft und Technik (Lektüre) | Heft, DIN A4 | 50 |
Literatur
- Scherzer, Kurt, Oberbürgermeister. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 315
- Walter Popp; Erika Jahreis: Herrn Oberbürgermeister Kurt Scherzer zum 60. Geburtstag. In: Fürther Heimatblätter, 1980/2, S. 25 - 29
- Oldrich: Die zwei Gesichter des Herrn Scherzer, Fürther Freiheit, Jahrgang 1, Heft 2, Fürth Eigendruck, S. 12 ff.
- Fürth 1964 - 1984, Selbstverlag der Stadt Fürth, 1984
- Hohe Auszeichnung für Altoberbürgermeister. In: Fürther Rathaus, Stadtnachricht vom 18. Oktober 2002 - im Internet
- Zum Geburtstag viel Glück. In: Fürther Rathaus, Stadtnachricht vom 12. Mai 2005 - im Internet
- Nachruf auf Alt-OB Kurt Scherzer. In: Fürther Rathaus, Stadtnachricht vom 2. November 2006 - im Internet
- Götz Stumpf: Nachruf Kurt Scherzer - OB (12.05.1920 - 01.11.2006), Akademischer Turnbund (ATB) Nürnberg e. V., 11. November 2006 - im Internet
- Fürth trauert um Kurt Scherzer. Der Altoberbürgermeister ist im Alter von 86 Jahren verstorben. Die Stadt Fürth würdigt Kurt Scherzer mit diesem Nachruf. In: Kommunalpoltisch Liberale Information Bayern (KLIB). Informationsschrift der VEREINIGUNG LIBERALER KOMMUNALPOLITIKER (VLK) in Bayern e. V., 25. Jahrgang, Heft 3, November 2006, S. 10 - 11 - PDF-Datei
Lokalberichterstattung
- Johannes Alles: Fürths Ex-OB: Scherzers Medaillen unterm Hammer. In: Fürther Nachrichten vom 20. April 2017 - online abrufbar
- Johannes Alles: Wie das Fürther Rathaus einem NS-Verbrecher half - Akten belegen, dass die Oberbürgermeister Bornkessel und Scherzer ihrem Vorgänger Franz Jakob regelmäßig Geld schickten. In: Fürther Nachrichten vom 2. Februar 2019 (Druckausgabe) bzw. nordbayern.de vom 3. Februar 2019 - online abrufbar
Siehe auch
- Erna Scherzer
- Kurt-Scherzer-Straße
- Scherzer (Namensklärung)
- FDP
- Oberbürgermeister
- Stadthalle
- Königswarterstraße 20
- Reichsbodenweg 33
- Kurt Scherzer (Wikipedia)
Weblinks
- Stadt Fürth: Nachruf auf Alt-OB Kurt Scherzer - Website
Einzelnachweise
- ↑ Stadtarchiv Fürth, biografische Sammlung, Heinrich Stranka, Notizen zum Öldbild
- ↑ Johannes Alles: Fürths Ex-OB: Scherzers Medaillen unterm Hammer. In: Fürther Nachrichten vom 20. April 2017 - online abrufbar
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 4/70 b - "Unterstützungen H-J"
Bilder
Kurt Scherzer, Oberbürgermeister 1964 - 1984; Porträt in der Galerie im Rathaus
Der Vorstand des Vereins Alt Fürth bei seiner Feier zum 50jährigen Bestehen. v.l.n.r.: Helmut Mahr, Erich Reinhardt, Manfred Mümmler, Walter Ley, Theodora Ott, Josef Dettenthaler, Max Eichler, Dr. Helmut Richter, Dr. Walter Fischer, Wilhelm Kleppmann, Dr. Hans Neidiger, Emil Ammon, OB Kurt Scherzer.
Eröffnung des neuen Gedenksteins und Denkmals der Martinskapelle durch den Lions Club Fürth im April 1983. Am Rednerpult OB Kurt Scherzer.
Eröffnung des neuen Gedenksteins und Denkmals der Martinskapelle durch den Lions Club Fürth im April 1983 mit OB Kurt Scherzer
Baubeginn U-Bahn Fürth, Festakt an der Jakobinenstraße, 9. Juli 1979, im Bild (von links nach rechts): Wolfgang Schneider, Willy Prölß und Kurt Scherzer
Baubeginn U-Bahn Fürth, Festakt an der Jakobinenstraße, 9. Juli 1979, im Bild Kurt Scherzer.
Baubeginn U-Bahn Fürth, Festakt an der Jakobinenstraße, 9. Juli 1979, im Bild links Kurt Scherzer, in der Mitte Willy Prölß, rechts der Fürther Stadtbaurat Wolfgang Schneider
Baubeginn U-Bahn Fürth, Festakt an der Jakobinenstraße, 9. Juli 1979, im Bild Kurt Scherzer
Baubeginn U-Bahn Fürth, Festakt an der Jakobinenstraße, 9. Juli 1979, im Bild Kurt Scherzer, am Rednerpult der Fürther Stadtbaurat Wolfgang Schneider
Baubeginn U-Bahn Fürth, Festakt an der Jakobinenstraße, 9. Juli 1979, im Bild Kurt Scherzer.
Baubeginn U-Bahn Fürth, Festakt an der Jakobinenstraße, 9. Juli 1979, im Bild Kurt Scherzer.
Baubeginn U-Bahn Fürth, Festakt an der Jakobinenstraße, 9. Juli 1979, im Bild Kurt Scherzer, ganz links daneben der Fürther Stadtbaurat Wolfgang Schneider
Baubeginn U-Bahn Fürth, Festakt an der Jakobinenstraße, 9. Juli 1979, im Bild Kurt Scherzer, links daneben der Fürther Stadtbaurat Wolfgang Schneider
Baubeginn U-Bahn Fürth, Festakt an der Jakobinenstraße, 9. Juli 1979, links der Fürther Stadtbaurat Wolfgang Schneider, in der Mitte Willy Prölß, rechts OB Kurt Scherzer
Baubeginn U-Bahn Fürth, Festakt an der Jakobinenstraße, 9. Juli 1979, im Bild Kurt Scherzer.
Baubeginn U-Bahn Fürth, Festakt an der Jakobinenstraße, 9. Juli 1979, im Bild Kurt Scherzer
Baubeginn U-Bahn Fürth, Festakt an der Jakobinenstraße, 9. Juli 1979. Links der Fürther Stadtbaurat Wolfgang Schneider, danach Willy Prölß, dahinter Kurt Scherzer
Feierstunde im Waisenhaus 1975 anlässlich Bundesverdienstkreuzehrung;
v.l.n.r.: Georgine Kittler (Schneiderin im Waisenhaus), Karl Will (Kirchenrat), Schwester Marie Stumpf, Karl Meyer (Stadtrat), Kurt Scherzer (Oberbürgermeister), Helmut Mulzer (Verwaltungschef)Feierstunde im Waisenhaus 1975 anlässlich Bundesverdienstkreuzehrung;
v.l.n.r.: Georgine Kittler (Schneiderin im Waisenhaus), Karl Will (Kirchenrat), Schwester Marie Stumpf, Kurt Scherzer (Oberbürgermeister), Helmut Mulzer (Verwaltungschef)Stimmzettel der Oberbürgermeister Wahl vom 11.6.1972 zwischen Kurt Scherzer und Werner Riedel
Tribüne am Entedankumzug zur Michaelis-Kirchweih 1972 mit Heinrich Stranka, OB Kurt Scherzer, Werner Dollinger und Repräsentanten der U.S. Army
Tribüne am Entedankumzug zur Michaelis-Kirchweih 1972 mit OB Kurt Scherzer und Werner Dollinger, 1972
Oberbürgermeister Kurt Scherzer mit Werner Dollinger (MdB) im Rathaus vor einem Zwetschgenmännla der Brauerei Humbser, 1966
Richtfest der AOK in der Königswarterstraße, bei der Person mit Hut (links) handelt es sich um den späteren OB Kurt Scherzer
Empfang 1958 anlässlich der Verleihung der Goldenen Bürgermedaille; die drei in der Mitte vlnr: Pfarrer Karl Will, Bgm. Kurt Scherzer, Vizekanzler und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard