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nehmen. Um diesen Baum nun wird am Michaelistage von den Planmeistern und Planjungfern, die auf das schönste hergeputzt und aufgesetzt find, und dazu sich die vornehmste Bürgerstochter
 
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in Fürth gebrauchen zu lassen nicht schämt, herum getanzt. Von hier an ist nun bis auf den künftigen Sonntag, wenn auch Michaelis am Montag fallen sollte, Ruh und Friede. Den künf­tigen Sonntag aber darauf, so wie die Früh-Kirche aus ist, geht der Lerm an, in allen Straßen hört man Musik, Trom­peten und Waldhörner schmettern, und dies währt bis in die andere Woche gegen Mittwochen oder Donnerstag hin. Nach dieser Kirchweih strömet nun von den benachbarten Städten
nehmen. Um diesen Baum nun wird am Michaelistage von den
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Nürnberg und Erlangen, zum Teil auch von Bamberg und Ansbach, dann von dem flachen Lande alles, was fahren, reiten oder gehen kann, Hausenweiße zu. In allen Gasthöfen, Wirthshäußern und Wirthshäußchen, sie mögen so klein seyn, als sie wollen, deren es sehr viel gibt, hört man Lermen, Musik und den lautesten Ausbruch der Freude. Allenthalben ist alles gepropft
Planmeistern und Planjungfern, die auf das schönste hergeputzt
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voll bis in die späteste Nacht, bey Tanz und Schwelgen. Man hat schon oft die Musikanten auf 4—500 angeben wollen, das ich aber dahin gestellt seyn lassen will. Mit, und auf dieser
und aufgesetzt find, und dazu sich die vornehmste Bürgerstochter
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Kirchweih wird außerordentlich Luxus getrieben. Das heißt denn doch wohl Luxus, wenn man wie es vielfältig geschieht, und wovon ich Augenzeuge gewesen bin, von einer Gesellschaft Müller oder Wirthe aus der Nachbarschaft ihrer Frauen und Dulcineen, worunter es aber oft zum Trotz und Spott der Honoratioren, vornehmlich gewisser, sehr hübsche Gesichter giebt, auch oft sehr reich und niedlich gekleidet sind, zwey bis dreyerley Weine trinken, fünf bis sechserley Gebratenes und Gebackenes essen, und eine Zeche von 80, 90, auch 100 fl. bezahlen siehet; und daß dieses wahr ist, berufe ich mich auf alle, die je den Fürther Kirchweih-Luxus mit angesehen haben. Ich war vor drei Jahren da zur Zeit der Kirchweih in dem Gasthofe zum Prinzen von Preußen*) oder dem Humbser'schen, unter welchem Namen er bekannt ist, welcher mit dem Brandenburgischen Hause**) einer der vornehmsten Gasthöfe ist, eine schöne Lage, inen prächtigen Saal, und was das vorzüglichste ist, einen
in Fürth gebrauchen zu lassen nicht schämt, herum getanzt. Von
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hier an ist nun bis auf den künftigen Sonntag, wenn auch
 
Michaelis am Montag fallen sollte, Ruh und Friede. Den künf­
 
tigen Sonntag aber darauf, so wie die Früh-Kirche aus ist,
 
geht der Lerm an, in allen Straßen hört man Musik, Trom­
 
peten und Waldhörner schmettern, und dies währt bis in die
 
andere Woche gegen Mittwochen oder Donnerstag hin. Nach
 
dieser Kirchweih strömet nun von den benachbarten Städten
 
Nürnberg und Erlangen, zum Teil auch von Bamberg und
 
Ansbach, dann von dem flachen Lande alles, was fahren, reiten
 
oder gehen kann, Hausenweiße zu. In allen Gasthöfen, Wirthshäußern und Wirthshäußchen, sie mögen so klein seyn, als sie
 
wollen, deren es sehr viel gibt, hört man Lermen, Musik und
 
den lautesten Ausbruch der Freude. Allenthalben ist alles gepropft
 
voll bis in die späteste Nacht, bey Tanz und Schwelgen. Man
 
hat schon oft die Musikanten auf 4—500 angeben wollen, das
 
ich aber dahin gestellt seyn lassen will. Mit, und auf dieser
 
Kirchweih wird außerordentlich Luxus getrieben.
 
Das heißt
 
denn doch wohl Luxus, wenn man wie es vielfältig geschieht,
 
und wovon ich Augenzeuge gewesen bin, von einer Gesellschaft
 
Müller oder Wirthe aus der Nachbarschaft ihrer Frauen und
 
Dulcineen, worunter es aber oft zum Trotz und Spott der
 
Honoratioren, vornehmlich gewisser, sehr hübsche Gesichter giebt,
 
auch oft sehr reich und niedlich gekleidet sind, zwey bis dreyerley
 
Weine trinken, fünf bis sechserley Gebratenes und Gebackenes
 
essen, und eine Zeche von 80, 90, auch 100 fl. bezahlen siehet;
 
und daß dieses wahr ist, berufe ich mich auf alle, die je den
 
Fürther Kirchweih-Luxus mit angesehen haben. Ich war vor
 
drei Jahren da zur Zeit der Kirchweih in dem Gasthofe zum
 
Prinzen von Preußen
 
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oder dem Humbser'schen, unter welchem
 
Namen er bekannt ist, welcher mit dem Brandenburgischen
 
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Hause
 
einer der vornehmsten Gasthöfe ist, eine schöne Lage,
 
inen prächtigen Saal, und was das vorzüglichste ist, einen
 
 
*) Jetzt Beermann'sche Haus am Kohlenmarkt.
 
*) Jetzt Beermann'sche Haus am Kohlenmarkt.
 
**) An der Stelle des jetzigen Rathhauses.
 
**) An der Stelle des jetzigen Rathhauses.

Version vom 9. August 2024, 16:46 Uhr

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Siebente Periode (1791). 187

nehmen. Um diesen Baum nun wird am Michaelistage von den Planmeistern und Planjungfern, die auf das schönste hergeputzt und aufgesetzt find, und dazu sich die vornehmste Bürgerstochter in Fürth gebrauchen zu lassen nicht schämt, herum getanzt. Von hier an ist nun bis auf den künftigen Sonntag, wenn auch Michaelis am Montag fallen sollte, Ruh und Friede. Den künf­tigen Sonntag aber darauf, so wie die Früh-Kirche aus ist, geht der Lerm an, in allen Straßen hört man Musik, Trom­peten und Waldhörner schmettern, und dies währt bis in die andere Woche gegen Mittwochen oder Donnerstag hin. Nach dieser Kirchweih strömet nun von den benachbarten Städten Nürnberg und Erlangen, zum Teil auch von Bamberg und Ansbach, dann von dem flachen Lande alles, was fahren, reiten oder gehen kann, Hausenweiße zu. In allen Gasthöfen, Wirthshäußern und Wirthshäußchen, sie mögen so klein seyn, als sie wollen, deren es sehr viel gibt, hört man Lermen, Musik und den lautesten Ausbruch der Freude. Allenthalben ist alles gepropft voll bis in die späteste Nacht, bey Tanz und Schwelgen. Man hat schon oft die Musikanten auf 4—500 angeben wollen, das ich aber dahin gestellt seyn lassen will. Mit, und auf dieser Kirchweih wird außerordentlich Luxus getrieben. Das heißt denn doch wohl Luxus, wenn man wie es vielfältig geschieht, und wovon ich Augenzeuge gewesen bin, von einer Gesellschaft Müller oder Wirthe aus der Nachbarschaft ihrer Frauen und Dulcineen, worunter es aber oft zum Trotz und Spott der Honoratioren, vornehmlich gewisser, sehr hübsche Gesichter giebt, auch oft sehr reich und niedlich gekleidet sind, zwey bis dreyerley Weine trinken, fünf bis sechserley Gebratenes und Gebackenes essen, und eine Zeche von 80, 90, auch 100 fl. bezahlen siehet; und daß dieses wahr ist, berufe ich mich auf alle, die je den Fürther Kirchweih-Luxus mit angesehen haben. Ich war vor drei Jahren da zur Zeit der Kirchweih in dem Gasthofe zum Prinzen von Preußen*) oder dem Humbser'schen, unter welchem Namen er bekannt ist, welcher mit dem Brandenburgischen Hause**) einer der vornehmsten Gasthöfe ist, eine schöne Lage, inen prächtigen Saal, und was das vorzüglichste ist, einen


  • ) Jetzt Beermann'sche Haus am Kohlenmarkt.
    • ) An der Stelle des jetzigen Rathhauses.