Johann Georg Eichinger: Unterschied zwischen den Versionen

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Als Geselle arbeitete er über 20 Jahre, davon ununterbrochen 15 Jahre beim Pflasterermeister Johann Christoph Sommer. Am 19. November 1851 wurde Eichinger, der keinen formalen Nachweis für eine absolvierte Wanderschaft besaß, beim Stadtmagistrat mit dem Antrag auf Befreiung von der Wanderpflicht vorstellig, um für die Prüfung für das Pflasterergewerbe zugelassen werden zu können. Der daraufhin vor Amt gerufenen Meister Christoph Blutharsch bestätigte zwar, dass Eichinger seit 1830 ordentlich gearbeitet habe, bat aber das Gesuch abzuweisen, da er selbst zur Meisterwerdung einen Wanderschaftsnachweis liefern musste.
Als Geselle arbeitete er über 20 Jahre, davon ununterbrochen 15 Jahre beim Pflasterermeister Johann Christoph Sommer. Am 19. November 1851 wurde Eichinger, der keinen formalen Nachweis für eine absolvierte Wanderschaft besaß, beim Stadtmagistrat mit dem Antrag auf Befreiung von der Wanderpflicht vorstellig, um für die Prüfung für das Pflasterergewerbe zugelassen werden zu können. Der daraufhin vor Amt gerufenen Meister Christoph Blutharsch bestätigte zwar, dass Eichinger seit 1830 ordentlich gearbeitet habe, bat aber das Gesuch abzuweisen, da er selbst zur Meisterwerdung einen Wanderschaftsnachweis liefern musste.
Da das Pflasterergewerbe aber nicht zu den Sparten gehörte, deren Betrieb nur mit einem Nachweis einer auswärtigen „Servierzeit“ berechtigt ist, so beschloss der Stadtmagistrat am 24. des Monats, Eichinger zur Meisterprüfung zuzulassen und ihm den nötigen Zulassschein auszufertigen. Die Prüfung für den Betrieb des Pflasterergewerbes in Städten 1. Klasse fand am 9. /10. Dezember 1851 in Bamberg statt, die Eichinger mit der Note „vorzüglich“ bestand.<ref name="E-73">„Acten des Magistrats der Kgl. Bayr. Stadt Fürth betreffend das Ansaessigmachungsgesuch des Pflasterergesellen Johann Georg Eichinger von hier. 1851/52“; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 18 a/E 73</ref>   
Da das Pflasterergewerbe aber nicht zu den Sparten gehörte, dessen Betrieb nur mit einem Nachweis einer auswärtigen „Servierzeit“ berechtigt ist, so beschloss der Stadtmagistrat am 24. des Monats, Eichinger zur Meisterprüfung zuzulassen und ihm den nötigen Zulassschein auszufertigen. Die Prüfung für den Betrieb des Pflasterergewerbes in Städten 1. Klasse fand am 9. /10. Dezember 1851 in Bamberg statt, die Eichinger mit der Note „vorzüglich“ bestand.<ref name="E-73">„Acten des Magistrats der Kgl. Bayr. Stadt Fürth betreffend das Ansaessigmachungsgesuch des Pflasterergesellen Johann Georg Eichinger von hier. 1851/52“; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 18 a/E 73</ref>   


Zusammen mit der Witwe seines langjährigen Meisters Sommer ging Johann Georg Eichinger am 17. Januar 1852 zum Amt, übergab sein Bamberger Prüfungsattest und teilte mit, dass die Meisterwitwe Sophia Sommer bereit sei, zu seinen Gunsten auf die Gewerbekonzession zu verzichten und er sich mit ihr verehelichen wolle, um sich hier als Bürger und Pflasterermeister niederzulassen. Damit würde auch kein neuer Gewerbebetrieb entstehen und der Nahrungsstand gesichert, insbesondere da schon seit unvordenklicher Zeit zwei Pflasterermeister in hiesiger Stadt bestanden. Zum Vermögen gab er an, dass er 100 Gulden (fl.) in bar besitze und seine Braut neben einer wohleingerichteten Haushaltung 1700 fl. in die Ehe bringe, von denen sie 200 fl. In Händen habe und die übrigen 1500 fl. laut vorgelegter stadtgerichtlicher Urkunde als Hypothek auf das vom Bäckermeister Friedrich Meier erkaufte Haus Nr. 134 a/123.II<ref>Vorgängerbau von [[Obere Fischerstraße 4]]</ref> in der Fischergasse eingetragen sind. Die kinderlose Witwe Sommer erklärte ihre Absicht, den Gesellen Georg Eichinger zu heiraten und zu seinen Gunsten auf ihre Gewerbekonzession zu verzichten.
Zusammen mit der Witwe seines langjährigen Meisters Sommer ging Johann Georg Eichinger am 17. Januar 1852 zum Amt, übergab sein Bamberger Prüfungsattest und teilte mit, dass die Meisterwitwe Sophia Sommer bereit sei, zu seinen Gunsten auf die Gewerbekonzession zu verzichten und er sich mit ihr verehelichen wolle, um sich hier als Bürger und Pflasterermeister niederzulassen. Damit würde auch kein neuer Gewerbebetrieb entstehen und der Nahrungsstand gesichert, insbesondere da schon seit unvordenklicher Zeit zwei Pflasterermeister in hiesiger Stadt bestanden. Zum Vermögen gab er an, dass er 100 Gulden (fl.) in bar besitze und seine Braut neben einer wohleingerichteten Haushaltung 1700 fl. in die Ehe bringe, von denen sie 200 fl. In Händen habe und die übrigen 1500 fl. laut vorgelegter stadtgerichtlicher Urkunde als Hypothek auf das vom Bäckermeister Friedrich Meier erkaufte Haus Nr. 134 a/123.II<ref>Vorgängerbau von [[Obere Fischerstraße 4]]</ref> in der Fischergasse eingetragen sind. Die kinderlose Witwe Sommer erklärte ihre Absicht, den Gesellen Georg Eichinger zu heiraten und zu seinen Gunsten auf ihre Gewerbekonzession zu verzichten.

Version vom 23. November 2024, 18:06 Uhr

Johann Georg Eichinger (geb. 6. Februar 1811 in Fürth[1]; gest. 13. Mai 1879 ebenda[2]) war ein Fürther Pflasterergeselle und ab 1852 Pflasterermeister. Ab Mai 1855 war er für 6 Jahre auch Pächter der Gastwirtschaft Zum roten Ross.

Leben

Er kam als erstes Kind des Pflasterergesellen und späteren Meisters Johann Michael Eichinger und seiner Ehefrau Anna, geborene Kolb im Haus Nr. 308 (ab 1890 Königstraße 44) zur Welt. Taufpate war sein Onkel, der gleichnamige „Musikus“ Johann Georg Eichinger, jüngster Sohn des Bäckermeisters Michael Eichinger.[1]

Johann Georg Eichinger besuchte 7 Jahre die Volksschule, die er mit Zeugnis vom 23. Juni 1824 verließ, das ihm „gute Sittlichkeit, mittelmäßige Fähigkeiten, lobenswerten Fleiß und gute Kenntnisse“ attestierte. Nach vierjährigem Besuch der Sonntagsschule wurde er im Juli 1828 aus dieser entlassen. Die Lehre des Pflastererhandwerks beim Meister Christoph Blutharsch trat er Anfang Mai 1826 an, die er bei ihm ordnungsgemäß absolvierte. Nach erfolgreich abgelieferter Probearbeit wurde Eichinger zum 3. April 1830 von der Lehre freigesprochen. Zum Militärdienst wurde der 5 Fuß, 9 Zoll und 1 Faden (1,68 m) große Eichinger nicht herangezogen; die Entlassung aus der Armeepflichtigkeit wurde ihm mit Entlassungsschein der Kgl. Regierung des Rezatkreises vom 4. November 1834 – wegen nachgewiesener Vermögenslosigkeit – unentgeltlich bescheinigt.

Als Geselle arbeitete er über 20 Jahre, davon ununterbrochen 15 Jahre beim Pflasterermeister Johann Christoph Sommer. Am 19. November 1851 wurde Eichinger, der keinen formalen Nachweis für eine absolvierte Wanderschaft besaß, beim Stadtmagistrat mit dem Antrag auf Befreiung von der Wanderpflicht vorstellig, um für die Prüfung für das Pflasterergewerbe zugelassen werden zu können. Der daraufhin vor Amt gerufenen Meister Christoph Blutharsch bestätigte zwar, dass Eichinger seit 1830 ordentlich gearbeitet habe, bat aber das Gesuch abzuweisen, da er selbst zur Meisterwerdung einen Wanderschaftsnachweis liefern musste. Da das Pflasterergewerbe aber nicht zu den Sparten gehörte, dessen Betrieb nur mit einem Nachweis einer auswärtigen „Servierzeit“ berechtigt ist, so beschloss der Stadtmagistrat am 24. des Monats, Eichinger zur Meisterprüfung zuzulassen und ihm den nötigen Zulassschein auszufertigen. Die Prüfung für den Betrieb des Pflasterergewerbes in Städten 1. Klasse fand am 9. /10. Dezember 1851 in Bamberg statt, die Eichinger mit der Note „vorzüglich“ bestand.[3]

Zusammen mit der Witwe seines langjährigen Meisters Sommer ging Johann Georg Eichinger am 17. Januar 1852 zum Amt, übergab sein Bamberger Prüfungsattest und teilte mit, dass die Meisterwitwe Sophia Sommer bereit sei, zu seinen Gunsten auf die Gewerbekonzession zu verzichten und er sich mit ihr verehelichen wolle, um sich hier als Bürger und Pflasterermeister niederzulassen. Damit würde auch kein neuer Gewerbebetrieb entstehen und der Nahrungsstand gesichert, insbesondere da schon seit unvordenklicher Zeit zwei Pflasterermeister in hiesiger Stadt bestanden. Zum Vermögen gab er an, dass er 100 Gulden (fl.) in bar besitze und seine Braut neben einer wohleingerichteten Haushaltung 1700 fl. in die Ehe bringe, von denen sie 200 fl. In Händen habe und die übrigen 1500 fl. laut vorgelegter stadtgerichtlicher Urkunde als Hypothek auf das vom Bäckermeister Friedrich Meier erkaufte Haus Nr. 134 a/123.II[4] in der Fischergasse eingetragen sind. Die kinderlose Witwe Sommer erklärte ihre Absicht, den Gesellen Georg Eichinger zu heiraten und zu seinen Gunsten auf ihre Gewerbekonzession zu verzichten.

Die danach zu Leumund und Vermögensangaben befragten Distriktvorsteher Joseph Anton Morneburg, zuständig für Eichinger, und Nepomuk Baur, maßgebend für Sommer, hatten nichts zu beanstanden. Die anschließend konsultierten beiden gemeindlichen Gremien, der Armenpflegschaftsrat und die Gemeindebevollmächtigten, gaben ihre Zustimmung zum Niederlassungsgesuch. So beschloss der Stadtmagistrat am 19. Februar 1852 auf Grundlage der von Witwe Sommer verzichteten Konzession, die Ansässigmachung von Johann Georg Eichinger als Bürger gegen eine Aufnahmegebühr von 6 fl. zu genehmigen und die Erlaubnis zur Verehelichung mit der Witwe Sophia Sommer zu erteilen. Bereits am 24. Februar bezeugte das k. b. Landwehr-Regiments-Kommando Fürth (Unterschrift Foerster) dem neuangehenden Bürger und Pflasterermeister, dass er als Hautboist bei der Regimentsmusik eingereiht ist.

Nach Ablauf der 14-Tage-Frist für die öffentliche Bekanntmachung des Aufnahmebeschlusses erteilte der Magistrat am 12. März 1852 die Konzessionsurkunde und das Bürgerdekret sowie das Kopulationsattest. Neben der Aufnahmegebühr zahlte Eichinger 1 fl. als Geschenk zum Spital und 1 fl. als Aversum (= Abfindung, Ablösung) für die Straßenbeleuchtung, des Weiteren verpflichtete er sich jährlich 48 Kreuzer (x.) für die Straßenbeleuchtung und wöchentlich 6 x. als Almosen zu zahlen. Einen Tag später erfolgte in Gegenwart der Vorgeher des Maurer-, Zimmerer- und Pflasterergewerbes, der Meister Johann Gran und Melchior Kiesel, die Meistersprechung von Eichinger, der dazu das herkömmliche Ladengeld von 4 fl. entrichtete.[3]

Eichinger heiratete am 5. April 1852 in Fürth Sophia Sommer, geborene Giesberger (geb. 15. März 1806 in Markt Erlbach), die Witwe des Pflasterermeisters Johann Christoph Sommer. Zugleich eröffnete er als Pflasterermeister sein Baugeschäft. Zeitweise arbeitete er mit Christoph Blutharsch zusammen, so im Jahr 1858 bei der Verlegung der Gasleitungen im Stadtgebiet.[5] 1865 wurden dessen Sohn Johann Blutharsch und ihm allgemeine städtische Pflasterarbeiten übertragen.[6]

Johann Georg Eichinger starb kinderlos als Privatier im Alter von 68 Jahren in der Gustavstraße 27 (ab 1890 Gustavstraße 2). Seine Witwe wurde 87 Jahre alt, sie verschied am 13. Juli 1893.[7]

Adressen

  • 1855: Haus-Nr. 238, II. Bezirk[8] (ab 1890 Waagstraße 1)
  • 1868: Obere Fischergasse 7 (ab 1890 Obere Fischerstraße 4, Nachfolgegebäude )
  • …: Gustavstraße 27 (ab 1890 Gustavstraße 2 – Anfang der 1970er Jahre abgerissen)

Adressen der Witwe[7]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Kirchenbücher St. Michael, Taufen 1805–1813, S. 543
  2. Kirchenbücher St. Michael, Bestattungen 1876–1883, S. 217
  3. 3,0 3,1 „Acten des Magistrats der Kgl. Bayr. Stadt Fürth betreffend das Ansaessigmachungsgesuch des Pflasterergesellen Johann Georg Eichinger von hier. 1851/52“; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 18 a/E 73
  4. Vorgängerbau von Obere Fischerstraße 4
  5. Fürther Tagblatt vom 9. Oktober 1865
  6. Fürther Tagblatt vom 14. März 1865
  7. 7,0 7,1 Familienbogen Eichinger, Sofia; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5 (FB 348)
  8. Adressbuch von 1859
  9. Adressbücher von 1884, 1886, 1889
  10. Adressbücher von 1891, 1893


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