Die Kronleuchter in St. Peter und Paul
In der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul hängen zwei Kronleuchter, die auch heute noch bei festlichen Anlässen verwendet werden. Beide gehören zu den typischen Nürnberger Gelbgusswaren.
Der Kronleuchter von 1666
Der im vorderen Teil des Mittelgangs hängende Kronleuchter wurde 1666 in die Kirche gestiftet. Sein Mittelteil besteht aus einem reich gegliederten Baluster, der unten mit einer großen Kugel, oben mit einer kleinen abgeschlossen wird. Der größere Messingballon unten hat die Aufgabe das Licht von acht eingehängten Kerzenhaltern zu reflektieren.
Bemerkenswert an dem Leuchter ist die Bekrönungsfigur. Ein bärtiger Mann mit Schwert in der Hand reitet nackt, bzw. nur mit Lendenschutz bekleidet, auf einem Adler. Der Leuchter dürfte wegen dieser Motivik ursprünglich nicht für eine Kirche konzipiert gewesen sein. Vermutlich nimmt die Figur Anleihen bei sogenannten Jupitergigantensäulen und ist als ein Jupiter zu deuten. Der römische Gott thront auf dem Reichsadler und aus den Blitzen, die ihm üblicherweise als Insignien der Macht beigefügt werden, wurde im Leuchterfall ein Schwert. Damit ist erst einmal kein originär kirchlicher Bezug hergestellt.
Hans Harscher, der Stifter, mag den Kronleuchter über Beziehungen erworben haben. Vielleicht war er auch durch die Kriegseinwirkungen des zurückliegenden Dreißigjährigen Krieges an seinem ursprünglichen Standort überflüssig geworden. Zu denken wäre da an ein Herrenhaus patrizischer Herkunft, das in der Kriegsepoche zerstört wurde.
Das Jupitermotiv ist auch von anderen Messingkronen Nürnberger Provenienz bekannt. Ein bekanntes Exemplar hängt in der katholischen Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena Herzogenaurachs, ein weiteres in der Pfarrkirche Gunzenhausen. Angeblich besaß auch die Nürnberger Kirche St. Leonhard bis zum Zweiten Weltkrieg einen vergleichbaren Leuchter mit Jupiter Bekrönungsfigur.
Dieser Leuchter trägt auf einer kleinen Wappenplatte die Inschrift:
„Dieses stifftet Gott zu Ehren in die Kirchen
zu Poppenreuth der Ehrbar Hannß
Harscher der Jüngere, Schneider undt
Thompröpstischer Wirth in Poppenreuth
im Jahr Christi 1666.“
Hans Harscher stammte aus einer Schneidersfamilie in Wetzendorf, das damals noch zum Kirchsprengel Poppenreuth gehörte. Nach dem Dreißigjährigen Krieg übernahm er das verwaiste Anwesen der Wirtschaft „Zum Güldenen Engel” - heute Poppenreuther Straße 167 - das ein dompröpstliches-bambergisches Lehen war. Erstmalig taucht er 1653 in den Hoflisten auf und „gibt von der Schenkstatt fünf Eier und einen Feuerpfennig” [1].
Zum ersten Mal brannte dieser Kronleuchter zu Pfingsten 1666. Fünf Monate zuvor hatte der Pfarrer Conrad Fronmüller seinen Dienst in Poppenreuth angetreten. Die großherzige Spende gehörte zu den ersten Ausstattungsgegenständen nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges. Anlass dafür war wohl zwei Wochen nach Pfingsten der erste Abendmahlsgang (Heute würde man vermutlich "Konfirmation" dazu sagen) von Margaretha, Hans Harschers Tochter. Damit gab Harscher seiner Dankbarkeit Ausdruck, denn von seinen sieben Kindern waren bereits vier im Säuglingsalter verstorben und seine Frau hatte das letzte Kindbett ebenfalls nicht überlebt [2].
Der Kronleuchter von 1738
In St. Peter und Paul hängt heute im hinteren Bereich des Mittelganges ein zweiter Kronleuchter. Eine Stiftungsplakette weiß hier zu berichten:
„Diesen Leuchter hat gestifftet Gott zu Ehren in die Kirchen zu Poppenreuth, Wolfgang Lebender Dohmpröbstischer Bauersmann daselbst A 1738“ Dazu wird ein Wappen mit Spaten und Rebmesser gezeigt. 2016 gab es noch Nachfahren des Stifters, die von der Schenkung in die Poppenreuther Kirche wussten.
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ siehe Werner Sprung „Poppenreuther Hofbesitzerlisten” zu "alte Hausnummer 16"
- ↑ siehe Christian Schmidt-Scheer, Nota Bene (NB) , Seite 90 ff