Die Orgel in St. Peter und Paul

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Erste Orgelnotizen

Die allererste Nachricht über eine Orgel in der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul taucht in den Kirchenstiftungsrechnungen auf.[1] Bereits im Jahr 1606 wird da ein klein Werklein, welches man hin und her tragen konnte erwähnt. Damit gehört das Poppenreuther Instrument mit zu den ersten Orgeln in Markt- und Dorfkirchen des Nürnberger Einflussbereiches. Diese Instrumente waren üblicherweise einmanualige, mit wenigen Registern ausgestattete, oft genug auch noch gebrauchte Hausorgeln der Nürnberger Patrizier. Die Gemeinden konnten diese in der Regel günstig erwerben.
Im Jahr 1631, während des Dreißigjährigen Krieges, wurde diese Orgel von Poppenreuthern nach Nürnberg hinter die schützenden Mauern gebracht. Allerdings kam sie von dort nie wieder zurück.

1654, als der Dreißigjährige Krieg gerade einmal sechs Jahre beendet war, kümmerte sich Pfarrer Christian Kettwig um die Kirchenmusik. Er beschaffte ein tragbares Orgelein, wie es in den Kirchenbüchern heißt.

Die Eltersdorfer Orgel; eventuell das von der Fronmüller-Witwe angeschaffte alte Poppenreuther Instrument

Die barocke Fronmüller-Orgel

Die nächste Notiz zur Orgel findet sich 1681 - also 27 Jahre später. Conrad Fronmüller, Pfarrer in Poppenreuth, war gerade gestorben. Seine Witwe[2] hatte in Poppenreuth für eine neue – sozusagen „richtige“ – Orgel gesammelt. Dieses Orgelinstrument kostete laut Angaben 288 Gulden und spielte erstmalig zum Amtsantritt des Nachfolgers ihres verstorbenen Mannes: Pfarrer Georg Christoph Lang, also im Jahr 1681.

Wie wichtig geeignete Personen zum Orgelspielen sind, wird z. B. auch durch eine Notiz im Poppenreuther Sterbebuch aus dem Jahr 1698 deutlich. Dort heißt es bei einem Eintrag für den 29. Juni (Festtag Peter und Paul), in dem von einem Bauersmann namens Georg Baumann aus Schniegling anlässlich seiner Bestattung die Rede ist, neben all den persönlichen Angaben zum Leben und Sterben, dass:
dabey die Orgel zum ersten Male geschlagen wurde, welches nämlich die allererste Leiche des Schulmeisters Wolffen, der der Music vom Orgelschlagen fähig war, welches nun künfftig hin bey allen Leichenpredigten, gleich anderen angrenzenden Orten und Pfarren, wie es einmal so angefangen und eingeführt ist, daselbst gehalten werden soll.

Die Reichard-Orgel von 1701 mit Rückpositiv

Die Reichard-Orgel

1700 wurde die von der Fronmüller-Witwe angeschaffte Orgel nach Eltersdorf verkauft und durch eine neue Orgel, hergestellt vom Nürnberger Orgelbauer Adam Ernst Reichard, ersetzt. Es ist nicht völlig auszuschließen, dass es sich bei der heutigen Eltersdorfer Orgel noch um das alte Poppenreuther Instrument handelt - zumindest der Aufbau des Orgelkastens und damit des Prospektes.
Reichard genoss als Nürnberger Stadtorgelmacher einen guten Ruf. Auf ihn gehen beispielsweise auch die Orgeln von St. Michael in Fürth 1699, Eschenau 1704, Nürnberg St. Egidien 1709, Heroldsberg 1710, Wilhermsdorf 1711, Engeltal 1714 und Altdorf 1727 zurück. Die Poppenreuther Reichard-Orgel taucht wiederum in den Einträgen des Sterbebuches auf. So wird bei der Bestattung einer 62-jährigen Mannes am 23. Februar 1701 vermerkt:
Bey dieser Leichen schlug man das neue Orgelwerk am 1sten, als es kaum 3 Wochen zuvor war eingeweiht worden.

Erwähnenswert ist für diese Reichard-Orgel noch der Tatbestand, dass der berühmte St. Sebald-Organist Johann Pachelbel (1653 - 1706) die Orgel in Poppenreuth abnahm. Diese Reichard-Orgel tat ihren Dienst in der Poppenreuther Kirche bis zu der großen historistischen Kirchenumgestaltung von 1859/1860. Durch die Plan- und Bestandszeichnungen für dieses große Vorhaben aus diesem Jahr erhält man noch eine Vorstellung vom Aussehen jener Orgel. Schließlich befindet man sich hier noch in der vorfotografischen Periode. So war der fünfgliedrige Prospektaufbau (Prospekt = Ansicht der Orgel mit den Pfeifen; Gehäuse) vergleichbar der „Fronmüller-Orgel“. An der Emporenbrüstung war sogar noch ein Rückpositiv eingebaut.

Die historistische Orgel von 1859/60

Als die Poppenreuther Kirche dann 1859/60 völlig umgestaltet wurde, bekam der Nürnberger Orgelbauer Augustin Bittner den Auftrag, eine neue Orgel in St. Peter und Paul einzubauen. Das Gehäuse, also der sogenannte Prospekt, wurde im neugotischen Stil erstellt. Seitdem ist das Äußere der Poppenreuther Orgel unverändert geblieben.

Eine weitere Renovierung war anscheinend 1909 vonnöten. Holzpfeifen, auf denen man dieses Datum mit Bleistift geschrieben fand, gaben davon Kenntnis. Die nächste größere Erneuerung des Innenlebens der historistischen Orgel ist für das Jahr 1930 belegt. Georg Holländer aus Feuchtwangen baute ein neues Werk in das Gehäuse, verwendete aber auch neun Register der alten Bittner-Orgel und den Magazinbalg. Charakteristisch für den Umbau des Jahres 1930 war ein zusätzlicher Kasten, in dem die Pfeifen für das zweite Manual und das Schwellwerk untergebracht waren.

Die Simon-Orgel im historistischen Prospekt

Die Simon-Orgel von 1984

Bereits 1972 fertigte der Orgelsachverständige das erste Gutachten. Im Jahr 1977 wurden - sage und schreibe - neun verschiedene Angebote eingeholt, darunter gar eines vom VEB Orgelbau Dresden.

Als der Orgelbauer Ekkehard Simon 1984 das neue Instrument aufstellte, hatte er den alten, historistischen Prospektkasten beibehalten und nur das gesamte Innenleben erneuert. Damit war auch das Ende der pneumatischen Orgel gekommen. Bis zu diesem Zeitpunkt hörte sich das Poppenreuther Instrument immer etwas breiig an. Der musikalische Eindruck blieb so ständig etwas verschwommenen und nicht selten war der Gemeindegesang sogar etwas eher fertig als die Orgelklänge. Das neue Instrument erhielt nun eine barocke Intonation. Das Ergebnis war ein wesentlich präziserer Klang, der aber keine Fehler des Organisten verzeiht. Bei den Registertrakturen setzte man 1984 ganz und gar auf die neu angepriesene Technik der Elektro-Pneumatik. Diese erwies sich im Verlauf der folgenden Jahre als störanfällig und unausgereift, sodass 2003 die Registerzüge noch einmal umgestellt wurden, diesmal auf elektromagnetische Trakturen.

Die Poppenreuther Chororgel

Chororgel oder Friedhofsorgel - einmal hin und zurück

Ehe die Simonorgel nach der Kirchenrenovierung von 1983 aufgestellt werden konnte, begleitete ein kurz zuvor angeschafftes Orgelpositiv den Gemeindegesang. Als die Hauptorgel auf der Empore eingebaut war, brachte man diese kleine Orgel in die Poppenreuther Friedhofskapelle. Allerdings war die Klangkrone des Pfeifeninstrumentes in dem kleineren Raum der Friedhofskapelle immer viel zu grell, sodass nur wenige Register nutzbar waren.
Als sich 2001 die Möglichkeit ergab, eine Sakristeiorgel von der Fürther Gemeinde St. Michael zu erwerben, die für die Friedhofskapelle besser geeignet war, kam jenes Instrument als Chororgel wieder in die Kirche St. Peter und Paul zurück.

Einzelnachweise

  1. Zitiert in der Pfarrchronik 1911 - 1932
  2. Damit war sie die erste Fronmüller, die sich in Poppenreuth um die Kirchenmusik verdient gemacht hat. Eine Fronmüller-Nachfahrin, die Kirchenmusikdirektorin Frieda Fronmüller, hat dann später im 20. Jahrhundert längere Zeit den Posaunenchor in Poppenreuth geleitet und Ende der 60er Jahre auch oft genug auf der Orgel in Poppenreuth zu Gottesdiensten und Konzerten gespielt.

Siehe auch